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sprache genåhert. Zu den ersten gehören z. B. Statue, Station, Stabilité; zu der leßtern aber Estat jest, Etat (Eta); Estable jest Etable; estaller (vom deutschen stellen), jest etaler u. d. gl.

III.

Die griechische Sprach e.

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Je mehr eine Sprache ausgebildet, bereichert und vers feinert wird; jemehr sie sich dadurch von ihrer angebornen Rohheit und Armuth entfernt, je weniger kann sie ihrem ersten Urbilde gleichen. Aus anfänglich nachahmenden Lauten entstehen nach und nach viele und mancherley conventionelle Wörter, um die, sich von Zeit zu Zeit mehrenden, theils sinnlichen theils abstrakten Begriffe zu bezeichnen. Die zu dies sem Behuf zusammengeseßten umförmlichen Wörter werden hierauf umgebildet; die zu langen werden verkürzt, die zu rauhen und harten werden gemildert, die zu kurzen und undeutlichen werden verstärkt oder verlängert, um dadurch mehr Würde und Nachdruck zu erhalten u. s. w. Kriege, Bündnisse, Handel, und anderweitige Verbindungen mit fremden Völkern geben mancherley neue Wörter, die entweder so wie fie sind angenommen, oder mit den alten vermischt, oder nach dem Charakter der alten Sprache des Volkes das sie aufgenommen hat, umgeformt werden. - Die Dichter, die Ges lehrten, die Herren im Volke, haschen auf verschiedene Weise nach neugebildeten oder umgebildeten Wörtern, um sich dadurch über die Sprache des Pöbels zu erheben, der von seiner Seite, immer in einiger Entfernung, die Sprache, so wie die Sitten und Gebräuche der Vornehmen nachäfft.

Nach dieser Ansicht der Sache könnte man also wohl die alte griechische Sprache, die allen jeßigen gebildeten Sprachen unseres Welttheils, theils unmittelbar, theils mittelbar,

zum Muster gedient hat, in Vergleichung mit solchen Idiomen, die von uralten Zeiten her, bis jeßt, in ihrem rohen Zustande geblieben sind, eine junge und neue Sprache nennen; so wie man dagegen diese leßteren in einem andern Sinne, als sehr junge Sprachen betrachten kann. - Die alte griechische Sprache nehmlich erscheint in den Schriften der griechischen Dichter, Redner, Geschichtschreiber und Philosophen als ein schöner, stattlicher Mann; die jeßige samojedische Sprache ist und bleibt, so wie viele andere dergleichen Idiome, ein altes, lallendes Kind.

Wenn man den Verwandtschaften der alten griechischen Sprache nachspürt, so zeigt sich es, daß fast alle Sprachen unseres Continent's einige Wörter mit ihr gemein haben. Hieraus folgt nun freilich nicht, daß die griechische Sprache, als griechische Sprache, alle diese Wörter aus jenen verschiedenen Sprachen entlehnt habe; es folgt aber auch eben so wenig daraus, daß jene Sprachen alle ihre den griechischen ähnliche Wörter aus der griechischen Sprache erhalten haben (Anmerk. Nr. 37.). Wir sprechen hier nicht von solchen Wörtern, welche Gegenstände der Künste und Wissenschaften betreffen; denn wer weiß nicht, wie viel in diesem Fache die ganze gebildete Welt dem griechischen Alterthume schuldig ist; es ist nur die Rede von solchen Wörtern, welche die Griechen sowohl, als andere verfeinerte Völker, von ihren noch rohen und wilden Urvåtern geerbt haben müssen.

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Vielleicht dürfte man, nicht ohne allen Grund der Wahrscheinlichkeit, annehmen: 1) daß die ersten Idiome der Hellenen ein Zweig des alten keltischen oder alteuropäischen Sprachstammes waren, der mit den Sprachen des nordöstlichen Asiens verwandt gewesen zu seyn scheint. 2) Daß die Pelasger (die Graï, oder eigentlich sogenannten Griechen) ein mit den Stammeltern der Germanen, Römer und Slawen verwandtes Volk waren, deren Sprachen aus dem südöstlichen Asien stammen. 3) Daß die phönizischen und ägyptischen Kolonien, der griechischen Sprache diejenigen Wörter mitgetheilt haben, deren Verwandtschaft mit Wörtern der hebräischen,

arabischen und andern zu diesem Stamme gehörigen Sprachen nicht zu verkennen ist. 4) daß die gelehrten Griechen aus diesem Chaos verschiedenartiger Bestandtheile, jene reichhaltige, biegsame und wohltönende Sprache gebildet haben, die den gelehrten Römern zum Muster diente, und in der jeßigen gelehrten Welt allgemein verehrt und bewundert wird.

Da die Verwandtschaft der griechischen Sprache mit den drey übrigen Hauptsprachen Europens, und folglich auch mit verschiedenen Sprachen des südöstlichen Asiens, keinem Zweifel unterworfen ist (s. die lateinische, die slawischen und germanischen Sprachen); ihre Verwandtschaft aber mit den Sprachen vom arabischen Stamme (den gewöhnlich sogenannten orientalischen Sprachen) sich schon zum Voraus aus der Geschichte der Griechen vermuthen lässt: so wollen wir hier nur einige derjenigen Wörter auszeichnen, die mit gleichbedeutenden Wörtern der nordöstlichen Sprachen unseres Continent's verwandt zu seyn scheinen. 3. B.

Erde; griechisch Gi, Gä, (oder Yi, Yä,) auch Di; - in verschiedenen samojedischen Dialekten Yä, Ya, Dja, Dsha.

Wasser; griechisch Jdor; samojedisch Jd, Jt, Jtu etc. (im Ersischen Jsge, Uisge, albanisch Ui, gallisch Dur, Dour). im Samojedischen, Ostäkischen Wellen; griechisch Kimata; und andern nordöstlichen Sprachen Kimba, Komba etc, (im Samojedischen Kim, Küm, Kem, Fluss.

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Meer; griechiscy Thalasfa; - im Mongolischen und Samojedisch-Kamaschischen Thalai, Dalai.

Wurm; griechisch Skoleks; samojedisch Skolef, Chalef,

Chalro etc.

Sohn; griechisch Ios oder Hios;

samojedisch I, Ia, N'io, Niu, (griechisch Nipion, ein Kind), s. das Baskische. Licht; griechisch Fos; im Mandshurischen Foson; im Wogulischen Pos.

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Nacht; griechisch Niks, Nikta. Es ist eine sonderbare Er

scheinung, daß dieses fast allen europäischen Sprachen,

unter verschiedenen abweichenden Formen, gemeinschaftliche Wort, sich der griechischen Form am nächsten an der äußersten nordöstlichen Spiße Asiens im Tschuktschischen und Koråkischen findet; als Nikita, Nikinik etc. Wolken; griechisch Niphi; gallisch Nef, Nefi; lateinisch Nubes; im Slawischen Nebo, Njebo der Himmel, f. die genannten Sprachen.

Himmel; griechisch Uranos; im Samojedisch-Kamaschischen Urach. u. d. gl. (Anmerk. Nr. 38.)

Die griechische Sprache musste durch Aleranders Eroberungen und ihre Folgen, an Reinheit und Schönheit verlieren, was sie an äußerer Ausbreitung und Herrschaft gewann. — Sie gerieth nachher selbst unter die Herrschaft fremder Sprachen, verfiel mit den schönen Künsten und Wissenschaften, ward mit vielen Wörtern aus fremden Sprachen und aus den Mundarten des Pöbels vermischt, und lebt seit Jahrhunderten unter dem Drucke eines bisher aller Aufklärung widerstrebenden Volkes, das sie mit Verachtung behandelt.

Dieses mag die kurze Geschichte der sogenannten neugriechischen Sprache seyn, deren verschiedene Mundarten theils mehr theils weniger ihrer berühmten Stammmutter ähnlich sind. És könnte wohl seyn, daß die Bewohner mancher Gegenden Griechenlands sich bis jezt weit weniger von der Sprache ihrer Altvordern entfernen, als man gewöhnlich glaubt; weil man die verschiedenen Dialekte des Neugriechischen nicht mit der alten Volkssprache, sondern nur mit der Büchersprache jener blühenden Zeiten vergleichen kann. Indessen ist und bleibt diese in den Schriften großer Månner lebende veredelte altgriechische Sprache bis jezt das allgemeine Muster, oder der Vereinigungspunkt, der jeßigen geringen Zahl griechischer Gelehrten, die sich mit Glück den schönen Künsten und Wissenschaften gewidmet haben, welche in ihrem Vaterlande so sehr vernachlässiget und unterdrückt, als sie in den mehresten andern europäischen Staaten geehrt und begünstiget werden.

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Diese Betrachtungen, nebst einigen andern, die nicht hieher gehören, geben die nicht ungegründete Erwartung, daß die ge

genwärtige griechische Sprache sich wiederum immer mehr und mehr der schönen Sprache des Plato und Xenophon nähern, sich durch die, seit jenen unsterblichen Meistern erschienenen MusterWerke der Litteratur anderer Nationen bereichern, und so noch einmal eine ehrenvolle Rolle in der gelehrten Welt spielen wird.

IV.

Die slawischen Sprachen, oder Dialekte der slawischen Sprache.

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Die Sprachen vom slawischen Stamme verbreiten sich gegenwärtig über einen ungeheueren Landstrich, vom adriatischen Meere an, bis ans kaspische Meer, und bis an die Grenzen von Schina. Sie fangen in Westen mit der dalmatischen oder illyrischen Sprache an, wenden sich hierauf von einer Seite durch Bosnien, Serwien u. s. w. bis an die Küsten des schwarzen Meeres; von der andern Seite durch Slawonien, Kroatien, Kärnten, Krain, Ungarn (wo die Slawen, oder die sogenannten Slawaken, ohngefähr den dritten Theil der Einwohner ausmachen sollen), Böhmen, Måhren und Polen, bis nach Russland; und endigen also in Osten mit der russischen Sprache; welche jeßt, in jeder Rücksicht, als der wichtigste Zweig dieses Stammes zu betrachten ist. Kleine abgerissene Zweige des slawischen Sprachstammes sind, das Serbisch-Wendische in der Lausniz, und das Kaschubisch-Wendische in Pommern; anderer größtentheils ausgestorbenen Mundarten, als des Polabischen und Sorabischen an der Niederelbe, u. d. gl. nicht zu erwähnen. Einer der wichtigsten Vereinigungspunkte der slawischen Sprachen war und ist die slawische oder flowånische (slowånskoy) Übersetzung der Bibel, welche ohne Zweifel viel dazu beygetragen hat, verschiedene getrennte Sprachen oder Dialekte dieses Stammes in einer gewissen Annäherung zu erhalten,

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