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Unternehmens, entfernten. Es blieb bey der ersten Ausgabe der beyden ersten Bånde eines Werks, worüber man sich häufig sehr unrichtige Vorstellungen gemacht hat. Gegenwärtige Darstellung zeigt, was es ist, und was es hätte werden sollen; was man darin suchen und finden könne. Es bleibt indessen, so wie es ist, doch immer ein achtungswerthes Geschenk, welches die grosse Monarchin dem wißbegierigen gelehrten Publikum mitgetheilt hat; eine reiche Grundlage, worauf sich, mit den vorhandenen Materialien, unter den Hånden eines sachkundigen Mannes, nun leicht ein sehr interessantes Gebäude würde aufführen lassen.

Nun noch ein Paar Worte über die Schrift, die hier dem Publikum übergeben wird. Der Verfasser derselben, war nicht nur kein gelehrter Sprachkundiger, sondern hatte auch nie zu diesem Studium weder Gelegenheit, noch besondere Neigung gehabt. Er nüßte das damals neu erscheinende russische allgemeine vergleichende Wörterbuch *), nebst verschiedenen zu dessen Behuf gesammelten Aufsägen und Schriften, ohngefähr so, wie Jemand der eben kein grosser Geschichtsorscher wäre, neuentdeckte Memorialien und Dokumente benußen könnte. Er sah und dachte selbst, und schrieb seine Gedanken unbefangen nieder, ohne auf die Worte und Meynungen irgend eines Meisters zu schwören. Ob er daran recht gethan, oder ob es nicht überhaupt besser gewesen wäre, wenn er diese seine Gedanken bloß für sich behalten hätte, mögen eben so unbefangen denkende Månner entscheiden. Er glaubte wenigstens, einige alte herr

*) Der Herr Verfasser erwähnt höchst wahrscheinlich in der Absicht, dem Vers dienste seines verewigten Freundes Pallas keinen Eintrag zu thun — nicht feines eigenen bedeutenden Antheils an diesem Werk, besonders an dem zweiten Theil desselben. Hr. Staatsrath Fried. Adelung, in dem in voriger Note angeführten Werk S. 69, gedenkt dieses Antheils zwar ausdrücklich, scheint aber von dessen Gröffe nicht gehörig unterrichtet gewesen zu seyn. Anmerk. des Herausgebers.

schende Vorurtheile ausgerottet, einige falsche Ansichten bes, richtiget, und einige der öffentlichen Bekanntmachung nicht ganz unwürdige neue Bemerkungen über Sprachen und Völ ker gemacht zu haben, die gründlicher gelehrte Schriftsteller nach ihm benutzen könnten. Die Mängel seiner Schrift, so wie sie in Nebenstunden, zwischen Geschäften sehr verschiedener Art, entstanden war, entgingen ihm späterhin eben nicht; er meynte aber, daß den mehresten derselben, ohne eine völlige Umschmelzung des Ganzen, nicht abzuhelfen wäre, und diese erlaubten ihm sein Alter und seine

Kräfte nicht.

Er sieht übrigens gar wohl ein, daß diese seine, vor einem Viertheil Jahrhundert, auf gelegentliche Veranlas sung hingeschriebene Gedanken und Untersuchungen, den gegenwärtigen eigentlichen gelehrten Sprachforschern, weiter zu nichts dienen können, läßt sich aber gern überreden, daß sie der ungleich grössern Zahl von blossen Dilettanten, und unter diesen selbst manchen sehr gelehrten Männern, einigen Nußen und Vergnügen gewähren dürften. Wenn indessen auch dieses nicht der Fall seyn sollte, so mögen es einige seiner Freunde, deren anderweitige Kenntnisse und Verdienste er hoch verehrt, beym Publikum verantworten *).

Beurtheilungen die zugleich Belehrungen wären, fón: nen nunmehr zwar nicht ihm, aber wohl seinen Lesern nußen.

In dem allgemeinen vergleichenden Wörterbuche, sind alle Wörter nach der Aussprache geschrieben; welches im Deutschen nachzuahmen, nicht überall thunlich schien. Da die mehresten europäischen Nationen, unbedingt das römische Alphabet angenommen, und solches nach und nach

*) In der That haben auch sie allein die Erscheinung dieses Werkes bei dem Publikum zu verantworten, da fie solche dem Verfasser im eigentlichen Sinn abgenöthigt haben. Anmerk. des Herausgebers.

ihren Sprachen auf verschiedene Art angepaßt haben, so ist daraus erfolgt, daß gegenwärtig oft dieselben Buchstaben in verschiedenen Sprachen ganz verschiedene Laute bes zeichnen. Man ist indessen unter diesen Nationen, die ein gemeinschaftliches Alphabet haben, stillschweigend übereingekommen, die Wörter so zu schreiben, wie sie in ihrer Heimath geschrieben werden; welches zwar, besonders in Rücksicht der Namen von Personen und Oertern, mehrere Vortheile vereinigt, aber auch vorausseßt, daß jeder, der diese Wörter recht aussprechen will, einige Kenntniß aller dieser Sprachen besißen muß. Denn wie könnte man sonst einem übrigens wohl unterrichteten Manne, der nicht zugleich französisch, englisch, italienisch und polnisch gelernt hat, zumuthen, daß er Bordeaux Bordo, Cambridge Kambritsch, Civita vecchia Tschiwita weckia, und Pac Paz lesen soll, u. d. gl.

Bey etymologischen Untersuchungen, scheinen jedoch die Vortheile und Nachtheile jener stillschweigenden Uebereinkunft, sich`auf gewisse Art auszugleichen. Denn, so zeugt z. B. die Schreibart der Wörter, daß das französische est, mit dem lateinischen est, dem griechischen esti, dem deutschen ist, dem platdeutschen és, dem slawischen est u. f. w. aus einer und derselben ursprünglichen Quelle ent sproffen sey, welches nicht so leicht auffallen würde, wenn man das französische Wort, nach der Aussprache à, und das slawische jest schreiben würde. Dagegen würde man ben manchem englischen Wort, kaum seinen germanischen Ursprung errathen, wenn man es bloß nach der englischen Rechtschreibung, und nicht zugleich nach der Aussprache beurtheilen könnte. - Es verstünde sich indessen wohl von selbst, daß Wörter aussereuropäischer, oder anderer wenig bekannter Sprachen, die auf dem Wege neuer Reisebes schreibungen, oder anderer ausländischen Schriften zu uns

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gelangen, von deutschen Uebersegern, nicht, wie es oft geschieht, bald nach französischer, bald nach englischer oder spanischer, sondern regelmäßig nach deutscher Rechtschrei bung geschrieben werden sollten.

Die russische Sprache unterscheidet sich dadurch von allen übrigen neuern kultivirten Sprachen Europens, daß sie sich des alten slawischen Alphabets bedient, welches zwar nach dem griechischen (dem Vorbilde des römischen) gebildet, aber mit einigen Buchstaben vermehrt worden war. Das russische Alphabet hat daher den Vortheil vor dem unsrigen, daß es vollständiger und bestimmter ist; weil es mehrere einzelne Buchstaben enthält, deren Laute theils in unserer, theils in andern europäischen Sprachen, entweder gar nicht üblich sind, oder auf verschiedene Art, durch Zusammenfügung mehrerer Buchstaben bezeichnet werden. Es hat z. B. einen eigenen Buchstaben für das. deutsche ch; einen eigenen für das französische g vor e und i; einen eigenen für unser sch (das französische ch); einen eigenen für unser tsch (das italienische c vor e und i); einen eigenen Buchstaben für einen Laut, den wir durch schtsch (nach franzósischer Schreibart chtch) bezeichnen, u. s. w. Indessen entstand daher, schon vor mehr als hundert Jahren, die Fras ge: wie schreibt man russische Wörter (besonders Namen von Personen und Oertern) mit römischen Buchstaben? Die Antwort schien leicht zu seyn; man schreibe sie so, wie sie im Russischen ausgesprochen werden. Hieraus aber würde dann folgen, daß mancher russische Reisende seinen Namen in jedem andern europäischen Lande, auf andere Art schreiben müßte, und was dergleichen Ünbequemlichkeiten mehr sind. Die Nachbarschaft, und die seit uralten Zeiten bestehenden vielfältigen Verbindungen der Russen und Deutschen, hatten in solchen Fällen von jeher die deutsche Rechtschreibung begünstiget, welche auch die russische kaiser,

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liche Akademie der Wissenschaften, in ihrer neuerdings ans genommenen und bekannt gemachten Norm für die Schreibart russischer Wörter mit römischen Buchstaben, auf meh rern guten Gründen, größtentheils beobachtet hat.

Da die mehresten der in dem allgemeinen vergleichens den Wörterbuche aufgeführten Sprachen, bey uns nicht viel mehr als nur dem Namen nach bekannt sind, so hat man sich hier bey solchen unbedingt an die Aussprache gehalten, so wie sie mit russischen Buchstaben bezeichnet war, und durch deutsche ausgedrückt werden konnte. Bey russischen und andern slawischen Wörtern, ist zwar hauptsächlich die Aussprache, zuweilen aber auch die Schreibart, bey solchen Sprachen aber die unter uns allgemein bekannt find, und mit uns ein gemeinschaftliches Alphabet haben, hauptsächlich die Schreibart, zuweilen aber auch die Aussprache berücksichtiget worden. Den russischen Buchstaben, der den Laut des französischen g vor e und i ausdrückt, hat man, nach dem Beyspiel verschiedener berühmten deutschen Schriftsteller, durch sh, einen andern russischen Buchstaben, dessen Laut zwischen unserm i und ü das Mittel hält, gewöhnlich mit y, zuweilen auch mit ü, das russische e aber, obgleich es im Anfange der Wörter und Sylben mit einem Vorschlag, ohngefähr so wie das deutsche je ausgesprochen wird, gewöhnlich nur mit e bezeichnet.

Uebrigens versichert der Verfasser und Ueberseßer dieser Schrift, daß darin kein einziges Wort, zu Gunsten irgend einer vorgefaßten Meynung, verstellt oder gemodelt worden ist. Wer wollte aber wohl für alle Mißgriffe und Fehler seiner selbst, und aller seiner Autoritäten stehen?

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