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Wir lichten den Urwald mit rüstiger Hand,
Wir pflanzen die Reben am sonnigen Strand,
Wir, Söhne vom Neckar, wir, Männer vom Rhein,
Am Missouri reift uns der duftende Wein,
Wir füllen das Glas am Ohio zum Rand'
Für's Vaterland!

Für's neue, für's alte giebt's guten Klang!
Deutsch' Liebchen, hoch! und deutscher Gesang
Durch alle Zeiten und Lande!

Und wenn dann einmal der deutsche Soldat
Zu der einzigen Fahne geschworen hat,
Die Kronen und Scepter zu Falle bringt,
Wenn für Bürgerrechte sein Schwertschlag klingt,
Dann taucht aus des Oceans heiliger Fluch
In entzückender Gluth

Der Tag, dem die Sterne der westlichen Welt
Zum Grüße sich neigen, im Bunde gesellt
Dem Aar, der zu ihnen sich aufschwingt.

Dann auf zu den Schiffen, hinaus in das Meer,
Wir ziehen entgegen dem siegreichen Heer,
Der Flotte, die stolz auf den Wogen sich wiegt
Ha, steh', wie Germanien's Banner fliegt
Hoch oben vom Mast in den Morgenwind!
Voll Liebe und Kraft über's leuchtende Meer
Tönt deutscher Gesang nach dem Westen her,
Das Lied von der Völkererlösung.

St. Louis, 1865.

C. A. Zuendt. (Vorstehendes Gedicht wurde im Oktober 1865 vom NewYorker Sängerbund mit dem ersten Preise ($100) gekrönt.)

(e-dur.)

Componirt von Lindpainter.

146. Es war eine Natt' im Kellernest.

Lebte nur von Fett und Butter,

Hatte sich ein Ränzlein angemäßt't,

A18 wie der Doctor Luther.
Die Köchin hatt' ihr Gift gestellt,
Da ward so eng ihr in der Welt,
:,: Als hätt' sie Lieb' im Leibe. :,:

(a-moll.)

Sie fuhr herum, ste fuhr heraus,
Sie soff aus allen füßen,
Zernagt, zerkragt das ganze Haus,
Wollt nichts dem Jammer nüßen;
Sie that gar manchen Aengstesörung,
Bald hat das arme Thier genung,
Als hätt' es Lieb' im Leibe.

Sie kam vor Angst am hellen Tag
Der Küche zugelaufen,

Fiel an den Herd und zuckt' und lag
und that erbärmlich schnaufen,
Da lachte die Vergift'rin noch:
Fa! sie pfeift auf dem lezten Loch,
Als hätt' sie Lieb' im Leibe."

Goethe.

Melodie von J. F. Reichard; auch von Karl Fr. Belter (geb. 1785, † 1832).

147. Es war ein König in Thule

Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle'
Einen gold'nen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeben Schmaus,
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt er seine Städt' im Reich,
Gönnt' Alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er faß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Im hohen Väterfaale

Dort auf dem Schloß am Meer.

(d-dur.)

Dort stand der alte Zecher,
Trank lezte Lebensgluth
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Fluth.

Er fah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief in's Meer,
Die Augen thäten ihm sinken,
Trant nie einen Tropfen mehr.

Goethe. 1774.

Componirt von Lindpainter.
148. Es war einmal ein König,
Der hatt' ein'n großen Floh,
Er liebt ihn gar nicht wenig,
Is wie sein'n eignen Sohn;
Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran:
:,:,,Da miß dem Junker Kleider
Und miß ihm Fosen an!" :,:

In Sammet und in Seide
War er nun angethan,
Hatt' Bänder auf dem Kleide,
Hatt' auch ein Kreuz daran
Und war sogleich Minister
Und hatt' einen großen Stern,
Da wurden seine Geschwister
Bet Hof auch große Herr❜n.

Und Herr'n und Frau'n am Fofe,
Die waren sehr geplagt,
Die Kön'gin und die Zofe
Gestochen und genagt,
Und durften sie nicht knicken
Und weg te jucen nicht.
Wir knicken und ersticken
Doch gleich, wenn einer sticht.

Goethe.

Componirt von R. Reinid; auch von H. Marschner.
149. Es waren einmal drei Käferknaben,
Die thäten mit Gebrumm, brumm, brumm,
In 'n Thau ibr' Schnäblein tunken,

Und wurden so betrunken,

Als wär's ein Faß mit Rum.

Da haben sie getroffen an,

Eine wunderschöne Blum', Blum', Blum',
Da wurden die jungen Käfer
Alle drei verliebte Schäfer

Und flogen um sie herum.

Die Blume, die sie kommen sah,

War g'rade auch nicht dumm, dumm, dumm,
Sie war von schlauem Sinne

Und rief die Base Spinne:

,,Spinn' mir ein Neßlein um!"

Die Base Spinne kroch herum

Und macht die Beine frumm, krumm, frumm,
Sie spann ein Net so feine

Und seßte sich dareine

Und saß da mäuschenstumm.

Und als die Käfer kamen an

Mit zärtlichem Gebrumm, brumm, brumm,

Sind sie hinein geflogen

Und wurden ausgesogen,

Half ihnen kein Gebrumm.

Das Blümlein aber lachend sprach

Und kümmert sich nicht drum, drum, drum:
So geht's, ihr lieben Käfer,

So geht's, thr lieben Schäfer,

Troß allem Summ und Brumm!"

N. Reinic.

(d-dur.)

Aus,Die Stumme von Portici“ von Auber (geb. 1784).
150. Es wehen frische Morgenlüfte,
Schickt, Brüder, euch zum Fischfang an !
Verlaßt die öden Felsenklüfte,

Wind und Wellen trost euer Kahn;
Doch Vorsicht braucht gewohnter Wetse,
Ihr Fischer, habt Acht!

Werft aus das Nez fein still und leise,
Verfahrt mit Bedacht,

:: Dem Meertyrannen gilt die kühne Jagd, :,:
Ihr Fischer, habt Acht!

Werft aus das Nes fein stia und leise,

Verfahrt mit Bedacht,

:,: Dem Meertyrannen gilt die kühne Jagd!:,:

Bald wird der Freiheit Stunde schlagen,

Nicht soll sie unbenußt entflieh'n ·

Der Muth heißt uns ja Alles wagen,

Doch die Vorsicht zügele iha,

Drum brauchet sie gewohnter Weise 2c.

(h-dur.)

E. Scribe.

Componirt von G. Löwe; auch von F. L. Schubert. 151. Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein, Bei einer Frau Wirthin da kehrten sie ein.

Frau Wirthin, hat ste gut' Bier und Weln?

Wo hat sie ihr schönes Töchterlein ?"

Mein Bier und Wein ist frisch und klar;

Mein Töchterlein liegt auf der Todtenbahr!"
Und als sie traten zur Kammer hinein,
Da lag fie in einem schwarzen Schrein.
Der erste, der schlug den Schleier zurück
Und schaute sie an mit traurigem Blick:

Ach, lebtest du noch, du schöne Maid!
Ich würde dich lieben zu jeder Zeit."

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