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-dur.)

Als sie auf die Mitt' gekommen,
Kam ein' große Nir geschwommen,
Nahm das Fräulein Kunigund,
Fuhr mit ihr in des Strudels Grund.
Schwäbisches Volkslied.

Componirt von L. Schubert.
22. An der Quelle saß der Knabe,
Blumen wand er sich zum Kranz,
Und er sah sie fortgerissen,
Treiben in der Wellen Tanz.
Und so fliehen meine Tage,
Wie die Quelle, rastlos hin!
Und so bleichet meine Jugend,
Wie die Kränze schnell verblüh'n!
Fraget nicht, warum ich trau're
In des Lebens Blüthenzeit!
Alles freuet sich und hoffet,
Wenn der Frühling sich erneut.
Aber diese tausend Stimmen
Der erwachenden Natur
Wecken in dem tiefen Busen
Mir den schweren Kummer nur.

Was soll mir die Freude frommen,
Die der junge Lenz mir beut?
Eine nur ist's, die ich suche,
Sie ist nah' und ewig weit.
Sehnend breit' ich meine Arme
Nach dem theuren Schattenbild,
Ach, ich kann es nicht erreichen,
Und das Herz bleibt ungestillt!

Komm herab, bu schöne Holde,
Und verlas dein stolzes Schloß!
Blumen, die der Lenz geboren,
Streu' ich dir in deinen Schooß.
Horch! der Hain erschallt von Liebern,
Und die Quelle rieselt klar!
Raum ist in der kleinsten Hütte
Für ein glücklich liebend Paar.

Friedrich von Schiller.

(f-dur.)

Melodie: Heute scheid' ich, heute wandr' ich zc.
23. An der Saale grünem Strande
Stehen Burgen stolz und fühn,

(d-dur.)

Ihre Mauern sind zerfallen,

Und der Wind streicht durch die Hallen,
Wollen ziehen drüber hin.

Zwar die Ritter sind verschwunden,
Nimmer tönet Speer und Schild,
Doch dem Wanderer erscheinen
Aus bemoos'ten alten Steinen
Nachtgestalten, zart und mild.

Drüben winken schöne Augen,
Freundlich lacht manch' rother Mund,
Und der Wand'rer steht von ferne,
Schaut in blauer Aeuglein Sterne,
Herz ist heiter und gesund.

Doch der Wand'rer muß von dannen,
Weil die Abschiedsstunde ruft,
Und er finget Abschiedslieder,
Lebewohl tönt nimmer wieder,
Lücher wehen durch die Luft.

F. Kugler (Maler). 1826.

24. An jedem Abend geh' ich aus,
Hinauf den Wiesenstegs

Sie schaut aus ihrem Gartenhaus,
Es stehet hart am Weg.

:,: Wir haben uns noch nie bestellt,
Es ist nur so der Lauf der Welt. :,:

Ich weiß nicht, wie mir so geschah,
Seit lange füff' ich fle.

Ich bitte nicht, sie sagt nicht: Ja!"
Doch sagt sie: Nein!" auch nie!
Wenn Lippe gern auf Lippe ruht,
Wir hindern's nicht, es dünkt uns gut.

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(b-dur.)

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Componirt von F. Silcher.

25. Aennchen von Tharau ist's, die mir gefällt! Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld; Aennchen von Tharau hat wieder ihr Herz

Auf mich gerichtet in Liebe und Schmerz.

Aennchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut!
Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
Wir sind gesinnt bei einander ju stahn!
Krankheit, Verfolgung, Betrübniß und Pein,
Soll uns'rer Liebe Vereinigung sein.
Aennchen von Tharau, mein Reichthum 2c.

Grad' wie ein Palmbaum zur Höhe ersteigt,
Hat ihn erst Regen und Sturmwind gebeugt;
So wird die Lieb' in uns mächtig und groß
Nach manchen Leiden und traurigem Loos.
Mennchen von Tharau ic.

Würdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest da, wo man die Sonne nicht kennt; Ich will bir folgen burch Wälder und Meer, Eisen und Kerker und feindliches Heer. Aenuchen von Tharau ic.

(a-dur.)

S. Dach, 1644, geb. 1605, +1659; Ebertragen von J. G. . Herder, 1778.

26. An Schlosser hat an G'sellon g'hot,
Der hot gar langsam g'feilt;

Doch wenn's zum Frese gange ischt,
Da hot er grausam g'eilt.

(d-dur.)

Der Erschte in der Schüffel drin,*
Der Leßte wieder draus:

Da ischt ka Mensch so fleißig g’weft,
Als er im ganzen Faus.

Alle: Da ischt ka Mensch 2c.

„G'sell,“ hot amal der Meister g'sogt,
"58r', das begreif' i net!

Es ischt boch all' mei' Lebtag g'west,
So lang' i dent', die Red':

So wie man frißt, so schafft man a,

Bei dir ischt's nöt à su;

So langsam het noch Kaner g'feilt,
Und g'fresse su wie du."

"Ho," fogt der G'sell, „das begreif' i scho,

Sch hot all's fei gute Grund;

Das Freffe währt halt gar nit lang,

Und d' Arbeit vierzeh' Stund',

Wenn aner fullt' den ganzen Tag

In an Stuck fresse fort,

S wird a bald g'rad su langsam gahn,
Als wie beim Feile' dort."

J. C. Grübel,

(In Nürnberger Mundart.)

Aus: „Der Waffenschmied" von A. Lorking. 27. Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar An Muth, wie an Hoffnungen reich;

Beim Ambos von jeher ein Meister fürwahr,

Im Fleiße kam Keiner mir gleich.

Ich liebte den Frohsinn, den Tanz, den Gesang,
Ich füßte mandh' Dirnlein mit rosiger Wang',
:,: Ihr Herz hat mir Manche geweiht, :,:
:,: Das war eine köstliche Zeit. :,:

Vor älteren Zeiten sich Vieles ergab,
Was heut' uns noch würde erfreun;
Es regnete Manna vom Himmel herab,
Und unverfälscht trank màn den Wein."

Zu Kanaan füllten im Hochzeitssaal
Die Krüge von selber sich allzumal,
Für durstige Kehlen bereit,

Das war eine köstliche Zeit.

Wenn ehedem irgend ein Mitter gewagt,
Das Volk gar hart zu bedroh'n,

Da wurde nicht lang prozessirt und geklagt,

Man sprach aus 'nem anderen Ton;

Denn wurde der Kummer und Jammer zu laut,

So wehrte man sich mit dem Schwert seiner Haut;
Es wurde barbarisch gebläut,

Das war eine köstliche Zeit!

Wenn Jeder erglühte für Wahrheit und Recht,
Wenn Hader und Zwietracht nicht wär',

Wenn treu alle Frauen, der Wein immer echt,
Wenn Herzen und Beutel nie leer,

Wenn Jeder bereit wär' mit tapferer Hand

Zu fechten in Noth für das Vaterland,
In Sachen des Glaubens kein Streit,
Das wär' eine köstliche Zeit.

(g-dur.)

Gedichtet und componirt von Jos. Rouget de Lisle.
28. Auf, auf! zum Kampfe, Frankreichs Söhne!
Die Freiheit ruft zur heißen Schlacht,
Auf daß nicht länger uns verhöhne
Mit frecher Stirn Tyrannenmacht.
Hört, Brüder, hört! In allen Gauen
Wüthet Mord, blinde Wuth, Rachelust!
Man kämpft verzweifelt, Brust an Brust!

Man würgt die Kinder, würgt die Frauen!
Zum Kampfe seid bereit!

Schaart euch mit Helbenmuth!

Wohlan, wohlan!

Tränkt Feld und Flur mit schwarzem Feindesblut!

Was will die Schaar der Söldnerknechte,

Die Frankreichs Untergang sich weiht?

Für uns're alten Volkesrechte

Sind wir zum Heldentod bereit!

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