Page images
PDF
EPUB

Und kommt der Tod einft mit Verlaub,
Spricht: „Lieber Bruter, komm',"
So stell' ich mich ein wenig taub,
Und schau' mich gar nicht um;
Und spricht er: „Lieber Lalentin,
Mach' keine Umständ', geh'!“
Dann leg' ich gleich den Hobel hin
Und sag' der Welt Adieu.

Ein Tischler, dem sein Werk gefällt,
Fat manche frohe Stund'.

Das Glück ist ja nicht in der Welt
Mit Reichthum blos im Bund.
Seh' ich wie viel zufrieden sind,
So flieht mir alles Weh,

Dann leg' ich nicht den Hobel hiu,
Sag' nicht der Welt Adieu.

Es klopft ein fremder Tischler an,
Es hat ihn nicht gereut
Es legte flugs der Hobelmann
Den Wanderstab bei Seit';
Er hobelt frisch, er hobelt kühn,
Wird weder müd' noch matt,
Denn seine Werkstatt ist Berlin,
Die schöne Königsstadt.

In meiner Jugend hat man mir
Schon längst einmal erzählt
Von meiner Werkstatt in Berlin,
Der schönen Königsstadt.

Da sollten stets von edler Kunst

Die schönsten Reiser blüh'n,

Sie beißen Kunst und Wissenschaft;

Die Werkstatt heißt Berlin.

Aus „Der Verschwender“ von F. Raimund.

(d-dur.)

Componirt von F. Schubert, Op. 25, Nr. 1; auch von C. Zöllner.

58. Das Wandern ist des Müllers Luft!

Das Wandern!

Das muß kein rechter Müller sein,

Dem niemals fiel das Wandern ein, das Wandern!

Vom Wasser haben wir's gelernt, vom Wasser!
Das hat richt Ruh' bet Tag und Nacht,
Ist stets auf Wanderschaft betacht, das Wasser!

Das seh'n wir auch den Rädern ab, den Rädern!
Die gar nicht gerne stille steh'n

Und sich mein Tag nicht müde geh'n, die Räder!

Die Steine selbst, so schwer sie sind, die Steine! Sie tanzen mit den muntern Reih'n

Und wollen gar noch schneller sein, die Steine!

O Wandern, Wandern! Meine Lust! O Wandern! Herr Meister und Frau Meisterin,

Laßt mich in Frieden weiter zieh'n und wandern!

Wilhelm Müller.

Componirt von Gruwe; auch von A. Hennes. 59. Das war der Zwerg Perkéo

Im Heidelberger Schloß,

An Wuchse klein und winzig,
An Durste riesengroß.

Man schallt ihn einen Narren,
Er bachte: Liebe Leut',
Wär't thr, wie ich, doch Alle
Feuchtfröhlich und gescheut!"

Und als das Faß, das große,
Mit Wein bestellet war,

Da ward sein künftiger Standpunk:
Dem Zwergen völlig klar.

"Fahr wohl," sprach er, „o Welt, Du Razenjammerthal, Was sie auf dir hantiren Ist Wurst mir und egal!

Um lederne Ideen rauft
Man manchen heißen Kampf,
Es ist im Grund doch Alles
Nur Nebel, Rauch und Dampf!

Die Wahrheit liegt im Weine,
Beim Weinschlurf sönder End'
Erklär' ich alter Narre
Fortan mich permanent."

Perkéo stieg zum Keller, Er kam nicht mehr herfür Und fog bei fünfzehn Jahre Am rheinischen Malsaster.

War's drunten auch stichdunkel,
Ihm strahlte inneres Licht,
Und wankten auch die Beine,
Er trank und murrte nicht.

Als er zum Faß gestiegen Stand's wohlgefüllt und schwer; Doch, als er kam zu sterben, Klang's ausgesaugt und leer.

Da sprach er fromm: „Nun preiset,

Ihr Leute, des Herren Macht,
Die in mir schwächem Knirpse
So starkes hat vollbracht.

Wie es dem kleinen Lavid
Gegen Goliath einst gelang,
Also ich arm' Gezwerge
Den Riesen Durst bezwang.

Nun singt ein de profundis,
Daß das Gewölb' erdröhnt,
Das Faß steht auf der Neige,
Ich falle steggetrönt!"

*

*

Perkéo ward begraben. →
Um seine Kellergruft
Beim leeren Riesenfasse
Weht heut noch feuchte Luft.

Und wer als frommer Pilger
Frühmorgens ihr genaht:
Web ihm! Als Weinvertilger
Durchtøbt er Nachts die Stadt!

Aus dem Allgemeinen deutschen Commersbuche".

(as-dur.)

"

Componirt von Hurka (Geb. 1762, +1806).
60. Das waren mir selige Tage!
Bewimpeltes Schiffchen, o trage
Noch einmal mein Liebchen und mich;
D, wieg' uns noch einmal behende
Von hinnen bis an der Welt Ende,
Zur Wiege begehren wir dich.

Wir fuhren und fuhren auf Wellen,
Da sprangen im Waffer die hellen,
Lie silbernen Fische herauf!

Wir fuhren und fuhren durch Auen,
Do ließen die Blumen sich schauen,
Da liefen die Lämmer zu Hauf'.

Wir spielten im treibenden Nachen,
Wir gaben uns Manches zu lachen
Und hatten des Spielens nicht Rast,
Wir ließen die Flöte erklingen,
Wir alle begannen zu singen,
Und ich hielt mein Liebchen umfaßt.

Das waren mir felige Tage!
Mein liebliches Mädchen, o sage:
Sie waren so felig auch mir."
Dann such ich das Schiffchen mir wieder,
Dann seg' ich mich neben dir nieder
Und fahre durch's Leben mit dir.

Und find' ich das Schiffchen nicht wieder,
So wandeln wir liebend und bieder
Durch Fluren und Auen dahin;
Und unter dem Dache vom Moose
Der Lieb' und der Ruhe im Schooße
Führt leicht uns Freund Amor dahin.

C. A. Overbed.

Componirt von Fr. Schubert; auch von Edmund Bartholomä u s.

61. Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,

Ein Fischer faß daran,

Sah nach der Angel ruhevoll,

Kühl bis an's Herz hinan.

Und wie er sist und wie er lauscht.

Theilt sich die Fluth empor;

Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, ste sprach zu ihm:
„Was locft bu meine Brut
Mit Menschenwiß und Menschenlist
Hinauf in Todesgluth?

Ach! wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenathmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?

« PreviousContinue »