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(d-dur.)

Und über mir ziehen die Vögel,
Sie ziehen in luftigen Reih'n,

Sie zwitschern und trillern und flöten,
Als ging's in den Himmel hinein.

Der Wanderer geht alleine,
Geht schweigend seinen Gang,
Das Bündel will ihm drücken,
Der Weg wird ihm zu lang.

Ja, wenn wir all' zusammen
So zögen in's Land hinein;
Und wenn auch das nicht wäre,
Könnt' Eine nur mit mir sein!

Wilhelm Müller.

Gedichtet von E. Geibel. 1834.

68. Der Mat ist gekommen, die Bäume schlagen aus, Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Faus.

Wie die Wolken wandern am himmlischen Belt,
So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter, das Gott euch behüt'; Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht? Es giebt so manche Straße, die nimmer ich marschirt; Es giebt so manchen Wein, den nimmer ich probirt.

D'rum frisch auf, frisch auf in hellem Sonnenstrahl,
Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Thal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all';
Mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

Und Abends im Städtlein, da kehr' ich durstig ein :
"Herr Wirth, Herr Wirth, eine Kaune blanken Wein!
Ergreife die Fidel, du luftiger Spielmann du,
Con meinem Schäß das Liedel, das singe ich dazu!"

Und find' ich keine Herberg', so liege ich zu Nacht
Wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht.
Im Winde der Linde, die rauscht mich ein gemach;
Es küffet in der Früh das Morgenroth mich wach.

O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust,
Da finget und jauchzet das Herz im Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

(b-dur.)

(b-dur.)

69. Der Mensch soll nicht stolz sein
Auf Glück und auf Geld,
Es lenkt ja verschieden
Das Schicksal die Welt.
Dem Einen hat's die Gaben,

Die gold'nen bescheert.

:: Der Andre muß graben
Tief unter der Erd'. :,:

Der Mensch soll nicht denken
Ein Andrer sei schlecht,
Im Himmel hat Jeder
Das namliche Recht.

Der Himmel läßt wandern
Den Einen hochgeehrt
Und führt auch den Andern
Tief unter die Erd'.

Der Mensch soll nicht hassen,
So kurz ist dies Leben,

Er soll, wenn er gekränkt wird,

Von Herzen vergeben.

Wie viel hab'n auf Erden

Den Krieg sich erklärt
Und machen erst Frieden
Lief unter der Erd'.

70. Der Papst lebt herrlich in der Welt,
Es fehlt ihm nie an Ablaßgeld,
Dafür trinkt er den besten Wein;
Ich möchte doch der Papst wohl sein!

Doch nein! er ist ein armer Wicht!
Ein hübsches Mädchen küßt ihn nicht,
Er schläft in seinem Bett allein;
Ich möchte doch der Papst nicht sein!

(a-dur.)

Der Sultan lebt in Saus und Braus,
Er wohnt in einem großen Haus,
Boll wunderschöner Mägdelein;
Ich möchte doch der Sultan sein!

Doch nein! er ist ein armer Mann
Denn, folgt er seinem Alkoran,
So trinkt er keinen Tropfen Wein;
Ich möchte doch nicht Sültan sein!

Getrennt veracht' ich beider Glüc
Und kehr' in meinen Stand zurück;
Doch das geh' ich mit Freuden ein,
Bald Papst, bald Sultanus zu sein!

D'rum, Mädel, gieb mir einen Kuß,
Denn jest bin ich der Sultanus;
Jhr trauten Brüder, schenket ein,
Ich will sogleich der Papst auch sein.

Melodie der französischen Romanze „La Sentinelle“ von

Guiliani.

71. Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus, Für Freiheit, Recht und Vaterland zu streiten.

Da zieht er noch vor seines Liebchens Faus,

Nicht ohne Abschied will er von ihr scheiden:
,,, weine nicht die Acuglein roth,
Als ob nicht Trost, nicht Hoffnung bliebe;
Bleib' ich doch treu bis in den Tod
Dem Vaterland und meiner Liebe!"

Und als er ihr das Lebewohl gebracht,
Sprengt er zurück zum Haufen der Getreuen,
Er sammelt sie zu seines Kaisers Macht,
Und muthig blidt er auf der Feinde Reihen:
„Mich schreckt es nicht, was uns bedroht,
Und wenn ich auf der Wahlstatt bliebe;
Denn freudig geh' ich in den Tod
Für's Vaterland und meine Liebe!"

Und furchtbar stürzt er in des Kampfes Gluth,
Und Tausend fallen unter seinen Streichen;
Den Sieg verdankt man seinem Heldenmuth,
Doch auch den Sieger zählt man zu den Leichen.
Ström' hin, mein Blut, so purpurroth,
Dich rächten meines Schwertes Hiebe;
Ich hielt den Schwur, treu bis zum Tob
Dem Vaterland und meiner Liebe."

Theodor Körner. 1813.

Und dies Gedicht, das Ahnung eingeflößt,
Schuf das Geschick zur schmerzensvollen Wahrheit.
Des Dichters Geist, vom Erdenband gelöst,
Hob sich empor zur ew'gen Lieb' und Klarheit.
Er fang und starb, wie edler Sinn gebot,
Das Lied und That unsterblich bliebe;

Denn er blieb treu bis in den Tod
Dem Vaterland und seiner Liebe!

(b-dur.)

C. Schall.

Componirt von P. J. Lindpainter, Kapellmeister Stuttgart. (Geb. 1791, +1856.)

72. Der Sänger hält im Feld die Fahnenwacht, In seinen Armen ruht das Schwert, das scharfe, Er grüßt mit hellem Lied die stille Nacht

Und spielt dazu mit blut'ger Hand die Harfe:
„Die Dame, die ich liebe nenn' ich nicht,
Doch hab' ich ihre Farben mir erkøren ;
Ich strette gern für Freiheit, Recht und Licht,
:,: Getreu der Dame, der ich zugeschworen." :,:

Die Nacht verrinnt, Kampf bringt der junge Tag,
Der Sänger will nicht von der Fahne weichen,
Es blist sein Schwert, doch ist's ein Bliß und Schlag
Und singend schlägt er Lebende zu Leichen:
„Die Dame, die ich liebe, nenn' ich nicht,

Komm' nur heran, die Brust mir zu durchbohren;
Ich streite gern für Freiheit, Recht und Licht,
Getreu der Fahne, der ich zugeschworen."

Der Tod ist satt; gewonnen ist die Schlacht;
Aus tiefen Wunden strömt des Sängers Leben,
Auf seiner Fahne, die er treu bewacht,

Fört man ihn sterbend noch sein Lied erheben:
"Die Dame, die ich liebte, nannt' ich nicht,
Mein Leben ist, die Ehre nicht, verloren,

Ich stritt und fiel für Freiheit, Recht und Licht,
Getreu der Fahne, der ich zugeschworen." F. Löwe.

(b-dur.) Aus Johann von Paris“ von Boildien.
73. Der Troubadour, stolz auf der Liebe Bande,
Folgt einer Spur, eilend von Land zu Lande;
Durch Hain und Flur erschallen Klagetöne:
:,: Gieb, holde Schöne, dir winkt Natur,
Ein Küßchen nur dem Troubadour! :,:

Der Troubadour, seufzend vom Liebesgrame, Weint auf der Flur, fingend das Lob der Dame: Gieb, o Natur, daß ihr Herz sein Wünschen kröne, Gieb, holde Schöne, dir winkt Natur,

Ein Küßchen nur dem Troubadour!

Wenn Castagnetten klingen, muß Alles tanzen, springen,
, singt die Weise mit! froh ist unser Tanz, wie unser Lied,
Singet mit, flappert mit, denn froh ist unser Lied,
Ist unser Lied, ist unser Lied.

Freund Troubadour, wiffe, was ich begehre,
Du liebest nur den Frohsinn und die Ehre,
Doch sage mir, ob man auf Treue rechnen könne.
Dann folgt die Schöne auch der Natur,

Hält Liebesschwur dem Troubadour.

(g-dur.) Aus Die Zauberflöte“ von Mozart.

74. Der Bogelfänger bin ich ja,
Stets lustig, heisa hopsasa!
Der Vogelfänger ist bekannt
Bei Alt und Jung im ganzen Land;
Weiß mit dem Locken umzugeh'n
Und mich auf's Pfeifen zu versteh'n;
D'rum kann ich froh und lustig sein,
Denn alle Vögel sind ja mein.

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