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Braunäugig und braunlodig,
Leicht schreitend, wie ein Reh,
Und ihre Stimme reiner,
Wie Glock' auf Bergeshöh!"

Da trafen sich die Gläser Und gaben guten Klang, Es mochte fernhin tönen, Wie grüßender Gesang.

Da rief der Zweit' in Freuden:
Dies Klingen ist mir werth,
Sie singt iest wohl das Licdchen,
Das scheidend ich sie gelehrt."

„Auch ich," sprach leis' der Dritte, "Ich weiß wohl eine Maid, Wir lieben uns so treulich In alle Ewigkeit.

Blauäugig und blondlodig, Mild, wie der Sonne Licht, Ich kann es nicht beschreiben, Dies Engelsangesicht."

Da trafen sich die Gläser, Des Dritten Glas zersprang! Ein Schmerzensruf, lang zitternd Und gellend war der Klang.

Die beiden Ersten schauten
Ernst schweigend vor sich hin,
Der Dritte aber weinte
Viel Thränen bitterlich.

Und zu derselben Stunde
Im fernen Heimathsthal,
Da tönten, wie Himmelsgrüße,
Die Gloden im Choral.

(e-dur.)

Nur eine Einz'ge hörte
Die frommen Klange nicht,
Die fchlummert still und friedlich,
Ein Engelsangesicht.

Die milden blauen Augen,
Die waren ohne Glanz,
Und in den blonden Locken,
Da lag ein Todtenkranz.

H. Hoffmann.

94. Drei Wochen vor Ostern, da geht der Schnee weg,
Da heirath't mein Schäßchen, dann hab' ich 'nen Dred.
Treu hab' ich geliebet, was hab' ich davon?
Mein Schäßchen betrübet, das hab' ich zum Lohn!

Was hilft mir mein Grafen, wenn d'Sichel nicht schneid't, Was hilft mir mein Schäßchen, wenn's bei mir nicht bleibt.

Bald gras ich am Neckar, bald gras' ich am Rhein, Bald hab' ich ein Schäßchen, bald hab' ich auch kein’.

Dret Rofen im Garten, drei Vöglein im Wald, Den Sommer ist's lieblich, den Winter ist's kalt.

Ein altes Paar Ochsen, ein' schwarzbraune Kuh,
Das giebt mir mein Vater, wenn ich heirathen thu'.

Giebt er sie mir nicht, so heirath' ich nicht,
So bleib' ich beim Schäßchen und sag' es ihm nicht.

Hab' Hafer gebroschen, hab' Linsen gefä't,
Hab' manches schön' Mädel im Tanze gedreht.

Im Wirthshause drüben, da stehet ein Tisch, Da rappeln die Gläser, da trinken wir frisch.

In Ungarn, in Polen, da geht's luftig zu, Da tanzen die Mädel, da klappern die Schuh'.

Aus: Des Knaben Wunderhorn."

(fis-moll.) Componirt von C. Kreuzer.
95. Droben stehet die Kapelle,
Schauet still ins Thal hinab,
Drunten singt bei Wies' und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab'.

Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor!
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.

Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Thal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe!
Dir auch singt man dort einmal,

L. Uhland.

Componirt von Ch. Voß, aus Op. 87; Fr. Commer; Rob. Schumann, aus Op. 25, Heft 4; von Marié Hinrichs, aus Op. 1; W. Brauer; von Haslinger, aus Op. 5; Bechtel, aus Op. 92; W. `Pranz, E. A. Barry, Op. 2.

(d dur.)

96. Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein —
Ich schau' dich an und Wehmuth
Schleicht mir in's Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände
Auf's Haupt Dir legen sollt',
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.

H. Heine.

Componirt von C. Par.
97. Du, bu liegst mir im Herzen,

Du, bu liegst mir im Sinn;

Du, bu machst mir viel Schmerzen,

Weißt nicht, wie gut ich dir bin,

Nein, nein, nein, nein,

Weißt nicht, wie gut ich dir bin.

(d-dur.)

So, so wie ich dich liebe,
So, so liebe auch mich,
Die, die zärtlichsten Triebe,
Fühle ich einzig für dich.
Ja, ja, ja, ja,

Fühle ich einzig für dich.

Doch, doch darf ich dir trauen,
Dir, bir mit leichtem Sinn?
Du, du darfst auf mich bauen,
Weißt ja, wie gut ich dir bin!
Ja, ja, ja, ja,

Weißt ja, wie gut ich dir bin.

Und, und wenn in der Ferne,
Dir, dir mein Bild erscheint,
Dann, dann wünscht' ich auch gerne,
Daß uns die Liebe vereint!

Ja, ja, ja, ja,

Daß uns die Liebe vereint!

Nereres Volkslied um 1820.

Componirt von Stigelli; auch von Hölzel.
98. Du hast Diamanten und Perlen,

Hast Alles, was Menschen Begehr,
:,: Und hast die schönsten Augen,

Mein Liebchen, was willst du noch mehr? :,:

Auf deine schönen Augen

Fab' ich ein ganzes Heer

Von ewigen Liedern gedichtet,

Mein Liebchen, was willst du noch mehr?

Mit deinen schönen Augen

Hast du mich gequälet so sehr

Und haft mich zu Grunde gerichtet,

Mein Liebchen, was willst du noch mehr?

H. Heine.

Der Ständchenfänger und der Nachtwächter.

(c-dur.)

Melodie: Komm, fein Liebchen sc. 99. S. Dunkel ist schon jedes Fenster,

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Alles still und stumm;

Nur Verliebte und Gespenster
Schleichen noch herum.

Horch, der zwölfte Schlag erschallet
Dumpf in meinem Ohr,

Und das Heer der Geister wallet
Aus dem Grab hervor.

He! wat fliekt da vor de Döhren?

Jd möt näher gahn;

Denn id kann dat fronsche Köhren
Hier nich half verstahn.

Kalte Luft der Nacht umweht mich,
Zieht durch Bein und Arm.

Ach, zu Haus im Stübchen wär' ich
Sicher und auch warm.

Ne! He mag nahn Dübel reisen,
Warst du erst so old,

Sallst wohrhaftig of noch freisen,
Denn des Nachts is told.

Ach, ihr Leute, kommt an's Fenster,

Helft mir aus der Noth;

Hülfe, Hülfe! Die Gespenster

Machen mich sonst todt.

He! wat köhrt he vun Gespenstern,
Mat mi teenen Queef!

Wat fliekt he da unner Fenstern?
Ne, he is een Deef.

Ach, ich Armer irr' im Dunkeln,
Hör' und sehe nicht;

Doch dort scheint ein Licht zu funkeln;
Richtig, es ist Licht!

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