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Krystalle; sie besafs einen bittern Geschmack, wurde durch Alkalien gefällt, die gallus - und sauerkleesauren alkalischen Salze erzeugten darin durch Alkohol auflösbare Niederschläge u. s. w. Die Cinchonin- Auflösung behandelten wir nun bei gelinder Wärme mit reiner Bittererde, wuschen den Niederschlag mit Wasser vollkommen aus, trockneten ihn und übergossen ihn dreimal mit 04° Alkohol, Nach dem Verdunsten der bitteren, gelblichen, geistigen Auszüge, blieben nadelförmige, schmutzigweisse Krystalle, welche durch nochmalige Anflösung in Alkohol und Krystallisation ganz weifs und glänzend wurden, was man auch durch Waschen mit Schwefeläther erreichen kann. Diese Krystalle sind nun das reine Cinchonin.

V. Von dem Cinchonin.

Das durch langsame Verdunstung aus seiner Auflösung in Alkohol erhaltene Cinchonin erscheint in dünnen prismatischen Nadeln; bei schnellerer Verdanstung in weifsen durchscheinenden krystallinischen Blättchen, welche das Licht stark brechen. Zu seiner Auflösung erfordert es 5500 Theile kochendes und noch mehr kaltes Wasser. Es besitzt einen eigenthümlichen bitteren Geschmack, welcher sich erst nach einiger Zeit entwickelt, und wegen der Unauflöslichkeit dieser Substanz auch wenig intensiv ist, in Verbindung mit Säuren jedoch kräftiger hervortritt, WO er dann dem eines starken Chinade kokts gleicht; nur dass er weniger zusammenziehend ist, da diefe von einer anderen Materie abhängt. An der Luft verändert es sich nicht, mit der Zeit zieht es jedoch Kohlenstoffsäure an.

In verschlossenen Gefäfsen der Wärme ausgesetzt, zersetzt das Cinchonin sich, ohne vorher zu schmelzen; über freiem Feuer giebt es eben solche Produkte, wie die nicht Stickstoff haltenden Pflanzenstoffe. Mit Kupferoxyd behandelt, liefert es Wasser und Kohlenstoff. Durch salpetersaures Ammoniak verbrannt, hinterlässt es keinen Rückstand. Es ist sehr auflöslich in Alkohol, und krystallisirt aus einer kochenden geistigen Auflösung beim Erkalten derselben; im Aether ist es, zumal in der Kälte, viel weniger auflöslich, eben so auch nur in sehr geringer Menge in den fetten und flüchtigen Oelen. Aus der in der Wärme mit Terpen. tinöl bereiteten gesättigten Auflösung scheidet es sich beim Erkalten krystallinisch aus; nicht so aus den fetten Oelen.

Das Cinchonin macht durch Säuren geröthetes Lackmuspapier wieder blau; es verbindet sich mit den Säuren, und bildet vorzüglich mit der mächtigeren neutrale Verbindungen nach constanten Verhältnissen; verbindet sich aber weder mit den brennbaren Körpern, noch mit den Sauerstoffverbindungen derselben, welche nicht den Charakter der Säuren haben. Behandelt man das Cinchonin mit Jodin und Wasser, so entsteht Jodinsäure und Jodinwasserstoffsäure, welche sich mit ihm zu neutralen Salzen verbinden und beim Erkalten der warmen Flüssigkeiten als weifses Pulver ausscheiden.

VI. Die Cinchoninsalze,

Die Schwefelsäure bildet mit dem Cinchonin ein neutrales sehr auflösliches Salz, welches in vierseitigen Säulen mit zwei breiten Seitenflächen und schie

fen Endflächen krystallisirt. Die oft sehr dünnen, glänzenden, biegsamen, sehr bitteren Krystalle vereinigen sich gewöhnlich in Bündel, und lösen sich in Alkohol, nicht aber in Aether auf; bei einer etwas über den Siedpunct steigenden Warme schmelzen sie wie Wachs, in einer höheren zersetzen sie sich. Die Analyse dieses Salzes gab uns folgendes Resultat,

Cinchonin 100 oder Schwefelsäure

100.

Schwefelsäure 13,0210 Cinchonin 768,0646.

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Berechnet man hiernach das Gewicht eines Atoms Ginchonin, das den Sauerstoff als Einheit angenommen, so findet man es 38,488. Thomson fand die Verbindungsverhältnisse der bekannten Pflanzenalkalien, wie folgt:

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woraus hervorgeht, dafs unter diesen das Cinchonin die gröfste Sättigungscapacität besitzt.

Die Schwefelsäure scheint mit dieser Base kein saures Salz zu bilden, denn aus einer sauren Auflösuug schiefst das neutrale Salz an.

Die Salzsäure verbindet sich ebenfalls mit dem Cinchonin zu einem neutralen in Wasser und Alkohol, aber nur sehr gering in Schwefeläther, auflöslichen Salze, welches in zusammengehäuften Nadeln krystalli sirt, und schon unter + 80° K schmelzt,

Nach mehreren Zerlegungen fanden wir es zusammengesetzt aus

Cinchonin

100

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Berechnet man dasselbe nach der angegebenen Aequivalentenzahl, so findet man

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ein Resultat, welches sehr genau mit dem der Zerlegung übereinstimmt, und uns der Wahrheit am nächsten zu kommen scheint.

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Nach oft wiederholtem Auskochen und Filtriren hielten wir eine ziegelrothe, geschmacklose, in kochendem Wasser schwer auflösliche, weder die Leimauflösung noch Galläpfeltinktur, wohl aber die Brechweinsteinauflösung fällende Substanz. Wir betrachten sie als den Farbestoff der China,

Die Flüssigkeiten, welche den auflöslichen Theil der harzigen Materie enthielten, trübten sich, als sie bis auf zwei Drittheile behutsam abgeraucht wurden, und liefsen beim Erkalten einen Antheil des oben r wähnten rothen Farbestoffes fallen. Von diesem getrennt, gaben sie ein schönes Chinaextract, welches sich bis auf einige Flocken Farbestoff in kaltem Wasser auflöste Diese Auflösung kochten wir nun ungefähr 15 Minuten mit überschüssiger Bittererde, liefsen sie erkalten, und trennten die helle, gelbe, schwach bittere Flüssigkeit durch ein Filter. Prüft man diese jetzt mit Leim, Brechweinstein und Galläpfelauflösung, so findet man, dafs sie in ersteren beiden gar keinen, in letzterer einen sehr geringen Niederschlag erzeugt, woraus folgt dafs die Bittererde sich mit den Substanzen verbunden habe, welche diese Niederschläge bewirken. Die bis zur Saftconsistenz abgerauchte Flüssigkeit verwandelt sich nach einigen Tagen in eine körnige Masse, welche, mit starkem Alkohol behandelt, ein weifsliches nicht bitteres Salz hinterlässt.

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Zieht man den nach dem Abrauchen der erhaltenen geistigen Tinktur gebliebenen Rückstand mit Aether aus, so schlägt sich bei langsamer Verdunstung desselben der gröfste Theil Cinchonin nieder, während der noch nicht verdampfte Aether einen gelhen Farbestoff aufgelöst enthält.

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Das weifsliche Salz ist sehr auflöslich in Wasser, schwer krystallisirbar, besitzt einen kühlenden, wenig bitteren Geschmack, schwärzt sich über der Flamme, verbreitet dabei einen Geruch nach gebranntem Zucker, hinterlässt Bittererde, fället weder die salzsauren noch schwefelsauren Metallsalze, und wird durch Kali zersetzt, welches die Bittererde niederschlägt. Diese Eigenschaften liefsen uns vermuthen, dafs das Salz eine Verbindung der von Vauquelin entdeckten Chinasäure mit Bittererde sey, was sich auch durch Darstellung der Säure selbst bestätigte. Zur Trennung derselben zersetzten wir das aufgelöste Salz durch Kalk, schlugen erst den überschüssig zugesetzten Kalk aus der filtrirten Flüssigkeit mit Kohlensäure nieder, dann durch eine hinreichende Menge Sauerkleesäure den an die Säure gebundenen Kalk, und erhielten nun eine Säure, welche alle Eigenschaften der Chinasäure besafs. Beim Auflösen derselben in Alkohol setzten sich einige Flocken ab, welche sich wie Gummi verhielten.

Den oben erhaltenen, von der oben geprüften Flüssigkeit getrennten Bittererdeniederschlag behandelten wir nun wiederholt mit starkem Alkohol, wodurch er vollkommen seinen bitteren Geschmack verlor, verdunsteten die geistigen Tinkturen langsam und erhielten eine krystallinische grünliche Materie, welche mit etwas Aether gewaschen weifs wurde, und alle

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