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zumuntern die Güte gehabt haben. Aber wenn ich auch diesen Gewinn gewiss sehr hoch achte, so mag ich doch nicht läugnen, dass lediglich die Hingebung und Liebe zur Sache, welcher der Anz, als Organ dienen soll, die vorzüglichsten Gründe gewesen sind, die mich dazu bestimmt haben, das von mir in's Leben gerufene Organ so viele Jahre hindurch weiter fortzuführen. Eine solche langbewährte Hingebung und Liebe wäre nun, so hätte ich denken sollen, wohl werth gewesen, durch eine von Seiten der Fachleute dem Anz., zumal als der gegenwärtig einzigen Fachzeitschrift, geschenkten allgemeinen Theilnahme billige Anerkennung zu finden. Diese Theilnahme ist jedoch eine verhältnissmässig beschränkte geblieben, sie hat sich mehr im Kreise der Bibliographen und Buchhändler, weniger von Seiten der Bibliothekare gezeigt. Und gleichwohl wäre mir eine lebhaftere Betheiligung der Letzteren gerade sehr wünschenswerth gewesen. Ich hätte insbesondere gewünscht, dass mir von den Bibliotheksvorständen über bedeutendere Vorkommnisse und namentlich Veränderungen der betreffenden Bibliotheken, wenn auch nur mit einigen Worten, doch überhaupt und womöglich rechtzeitig Auskunft ertheilt worden wäre, um diese zum Nutzen und Frommen der sich dafür interessirenden Leser des Anzeigers veröffentlichen zu können. Denn dass die Leser eine solche Auskunft, zumal über die für den Bibliotheksverkehr gar nicht so unwichtigen Personalveränderungen, von einem den Bibliotheksinteressen speciell gewidmeten Blatte und von mir als dem Herausgeber desselben erwarten zu dürfen sich berechtigt glauben, davon habe ich genug Beweise in den Händen: Anfragen über etwa vorgekommene Personalveränderungen erhalte ich sehr oft. Und gerade in Rücksicht hierauf richte ich an die Bibliotheksvorstände hiermit die ebenso freundliche wie angelegentliche Bitte, mir künftig durch gefällige Anzeige der jedesmaligen Personalveränderungen in den ständigen Bibliothekstellen die Mittel gewähren zu wollen, durch den Anz. den Wünschen der Anfragenden entsprechen und entgegenkommen zu können. Eine solche Anzeige verursacht doch nur eine sehr geringe Mühwaltung, der man sich, so hoffe und wünsche ich, bei dem Hinweis darauf, dass dadurch dem Anz. und seinen Lesern ein wesentlicher Dienst geleistet werde, gewiss gern und willig überall da unterziehen wird, wo guter Wille und das richtige Verständniss für diesen den Bibliotheks-Verkehrsinteressen so nützlichen Gegenstand vorhanden sind. J. Petzholdt.

[2] Die sogenannten Corvinischen Handschriften der k. k. Hofbibliothek aus der k. k. Bibliothek zu Olmütz. Herr Dr. A. Müller hat im Anz. J. 1875. Nr. 522, 609 u. 677 in dem Artikel,,Zur Geschichte der Corvinischen Bibliothek".

nicht nur nichts zur Geschichte dieser wie eine Seeschlange immer wieder auftauchenden Corvina beigetragen, sondern damit nur eine Verwirrung in der Geschichte anderer Bibliotheken angerichtet, dass es dringend geboten erscheint, sofort Einsprache dagegen zu erheben, damit nicht auf das Ansehen des Anz.'s hin der Irrthum verjähre und allgemeine Geitung gewinne. Wir lassen, wie billig, alles, was Dr. A. Müller aus den Actenstücken beibringt, zur Seite und halten uns blos an die beiden Verzeichnisse, die derselbe in Nr. 609 u. 677 mitgetheilt hat.

Das erste dieser Verzeichnisse ist das amtliche, das bei der Uebergabe dieser Hss. an die k. k. Hofbibliothek ausgefertigt wurde, und umfasst 17 Nummern. Genau in derselben Reihenfolge hat Jos. Ritter von Eichenfeld diese Hss. noch im Jahre 1837 beschrieben, deren Herkunft aus Olmütz unten am Rande der Zettel vermerkt und auch beigefügt, in wessen Besitze die einzelnen Hss. waren, bevor sie nach Olmütz kamen. Sie sind von ihm als Suppl. 1-17 bezeichnet. Ausführlich verzeichnet ist der Inhalt dieser 17 Hss. im Vol. VII. der Tabulae codd. Ich gebe hier die Concordanz zwischen dem amtlichen Verzeichnisse, das Dr. A. Müller hat abdrucken lassen, der Nummer in den Tabulae und der Nummer in der Beschreibung Eichenfelds. Was sich in einzelnen Nummern zur Geschichte der Hss. dienliches findet, wird angefügt *).

1=12880 Suppl. 1. Diese Hss. ist zu Oywin 225 a nämlich Oybin in der Oberlausitz geschrieben, und zwar nach dem Jahre 1483, in welchem Simon von Alexandrien seinen Brief über den Fall Constantinopels schrieb, der das letzte Stück der Hss. ist. 2 = 12878 Suppl. 2. Am Ende des ersten Tractates Speculum animae 1a-24 a heisst es:,,Explicit speculum anime Anno Dni MCCCCLIIII° in Oy win collectum et conscriptum". Am Ende des 11. Stückes,,Tractatus de septem donis spiritus sancti" steht: Explicit tractatus . . . A. MoCCCCoLII in Oy win. 3 12532 Suppl. 3. Gregor's des Grossen Dialogi deutsch. Das Ende und damit vielleicht die Subscription fehlt. Eine Vergleichung mit dem Drucke von 1473 (Hain* 7970) zeigt, dass die Hss. nur eine Abschrift dieser Incunabel ist und erst nach dem Jahre 1473 gefertigt sein kann.

4 12530 Suppl. 4. Auf dem hintern Deckel schrieb ,,Jo Lonardo da castion in viena" nebst anderen Notizen ein. Auch der Inhalt spricht für den Ursprung in Wien.

*) Ueber die an der Spitze dieses Verzeichnisses genannte Incunabel bemerke ich, dass dieselbe ebenfalls in der k. k. Hofbibliothek annoch verwahrt wird. Sie ist in zwei Holzdeckel gebunden und auf dem Rücken mit einem Streifen aus rothem Schafleder versehen, worauf ich unten zurückkommen werde.

5

=

12568 Suppl. 5. Der letzte Tractat nämlich des Bruders Steffan Spiegel für Klosterleute, die kein Latein verstehen, ist datirt vom Jahre 1474.

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6 12531 Suppl. 6. Wenceslaus de Iglavia notarius Olomucensis war nur der erste Besitzer, vielleicht auch Sammler und Schreiber, was schon aus dem Inhalte Jedem ersichtlich ist: Novus Cato (ed. Zarncke 1866), Hippocrates, Cyrillus episc. Hierosol., Nigellus Wircker, Nicolaus von Bibra oder Occultus u. s. w. Zum Einbande ist eine Olmützer Urkunde von 1427 verwendet, gewiss nicht gleichzeitig, sondern doch nur, als sie keinen Werth mehr hatte. Suppl. 7. Das Ende der Hss., somit die wahrscheinlich einst vorhandene Subscription fehlt. Der Schreiber war, nach der fetten Schrift zu urtheilen, wohl aus Mähren oder Böhmen.

7

=

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12529

=

8 12503 Suppl. 8. Hierin finden sich Notizen zur Geschichte Böhmens 132 b zu den Jahren 1404-1422, und auf den Deckeln zu den Jahren 1347, 1399, 1411 u. s. w. eingetragen, und zwar von verschiedenen Händen.

9

=

12459 Suppl. 9.

F. 445 a,,Iste liber est mona

sterii aule sancte Marie in antiqua Brunna ordinis Cisterciensis Olomucensis dioecesis."

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Gehörte der Carthause zu Dolein (Dolanum) und enthält ein Kalendarium und ein Breviarium ausschliesslich für Carthäuser.

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11 = 12824 Nach des Joh. de Myza Speculum animae steht mit rothen Buchstaben: Explicit speculum anime Finitum anno domini Milesimo Tercentesimo Nonagesimo primo." Hierauf folgt ebenfalls roth:,,Hic liber scriptus est A. 1391 sub Jaroslao abbate Xmo Canoniae Zabrdovicensis (in Moravia prope Brunam) Canonicorum regularium Praemonstratensium, qui praefuit 40 annis. Hanc notam inscripsit P. Fridericus Lilienthal dictae Canoniae Professus et p.(ro) t.(unc) Prior, die 26. Julii S. Annae sacra A. 1784, quo anno 24. Julii haec Canonia extincta est."

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12539 Suppl. 12. 1 a.,,Iste liber est domus S. Trinitatis prope Brunam in Campo Regio Ordinis Carthusiensium." Die Hs. wurde auch in dieser Carthause geschrieben: 265 a,,Finitus 3 a die Junii per W. S. A. D. 1447 circa meridiem in Künigsfeld et exemplar fuit incorrectum, ideo si per me non corrigatur, corrigat iste, in cuius erit potestate.“

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13 12989 Suppl. 13. 1a Oben ,,Ad bweld, pertinet" unten,,Cart. Brun." d. i. Carthusiam Brunensem.

14 = 12825

Suppl. 14. Ist in Italien ziemlich nach

lässig geschrieben. Auf dem hinteren Deckel hat ein Italiener noch im 17. Jahrhundert seine Feder versucht.

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15 12822 Suppl. 15.

Woher diese Hs. stammt, ist in ihr nicht zu ersehen, sie wurde aber in deutschen Landen geschrieben, wie schon die Schlussworte des Schreibers ausweisen: ,,Deo gracias an end ymmer."

=

16 12823 Suppl. 16.

=

Auch diese Hs. ist in deutschen

Landen geschrieben, sie ist mit der vorigen gleich gebunden und Cerroni wird wohl Recht haben, beide der Olmützer Carthause zuzusprechen.

1712893 Suppl. 17.

Gehörte 1781 den Augustiner Barfüssern zu Fratting in Mähren und kann schon desshalb nicht aus der Corvina sein, da in derselben der Fr. Angelus von Krems im Jahre 1529 seine Pilgerfahrt ins hl. Land beschreibt, die er in den Jahren 1526-1528 gemacht hat.

Von diesen Hss. gehörten die Nummern 1, 2, 4, 5, 7, 9, 14 dem Collegium der Jesuiten zu Brünn (4 schon seit 1650, 14 seit 1670). Die Nummern 11 und 12 blieben im Besitze der Klöster, in denen sie geschrieben worden waren, bis zu deren Aufhebung. Bei dieser Gelegenheit kamen dann beide, sowie auch die anderen Nummern 3, 9, 10, 13, 15, 16 und 17 offenbar in die k. k. Bibliothek zu Olmütz, wohin die Nummern aus dem Collegium der Jesuiten zu Brünn schon früher müssen gebracht worden sein. Die Hss. erfreuen sich noch alle der alten Einbände, die aus den Carthausen im rothen Schafleder, und weder an diesen Einbänden noch auch an den einzelnen Blättern ist die geringste Spur zu entdecken, dass sie jemals in die Corvina gehört haben. Offenbar wurde Richter durch das rothe Schafleder auf den Gedanken gebracht, sie der Corvina zuzuschreiben; wie hätte er sonst unter mehren Incunabeln der k. k. Olmützer Bibliothek gerade nur die einzige für Corvinisch halten können, die ebenfalls am Rücken mit einem Streifen aus rothem Schafleder verziert ist? Rothes Schafleder war der amtliche Einband der Carthäuserischen Hss. nicht nur in Mähren, wie mit denen aus Gamming u. s. w. bewiesen werden kann.

Ich gehe nun zum zweiten Verzeichnisse über.

Die Worte, mit denen Dr. A. Müller in Nr. 677 dieses Verzeichniss einleitet, verstehe ich nicht, noch weniger, was er mit diesem Verzeichnisse eigentlich wollte. Wenn man beide Verzeichnisse, das amtliche und dieses vergleicht, so findet man in dem einen Werke genannt, die in dem anderen fehlen, und auch umgekehrt. Glaubt Dr. A. Müller etwa mit diesen,,Werken" auch noch anderen Olmützer Hss. aus der Corvina auf der Spur zu sein?

Alle die Werke, die er verzeichnet, sind in den oben genannten 17 Hss. enthalten, und noch einige mehr, wie er sich aus dem Vol. VII. der Tabulae codd. unter den treffenden Nummern leicht überzeugen kann. Wenn ich im Folgenden sein Verzeichniss

auf diese Nummern zurückführe, so geschieht es nur, um auch solchen Lesern des Anzeigers, die nicht im Besitze der Tabulae codd. sind, vollständig klar zu machen, wie unstichhaltig die Behauptungen Dr. A. Müller's sind.

Abhandlung von der Beicht und Busse 12530. Das Stück,,Es hub sich in der Tugend schul" ist das letzte in dieser Hs. Bernhardus, S.,*) Auctoritates vnd sermones (excerpti) = 12529, 1a-40 b.

De honestate vitae =

12880, 261 b-264 b. (Innocentius III. papa), Liber de vilitate humanae conditionis 12529, 41a-76 b.

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Bonaventura, S.,*) De profectu vitae religiosae = 12878, 78a-97b. De profectu vitae spiritualis = 12878, 98 a-111 a. De zelo improbo 12878, 24 b-26 b.

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Chorale

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De septem donis spiritus sancti=12878, 163 a-202 b. De septem (eigentlich duodecim) fructibus spiritus sancti 12878, 203a-209 b.

=

=

Tractatus de corpore Christi = 12880, 130b-138 b. Breviarium Carthusianorum in Dolano 13389. Explicatio super sanctorum dogmata etc. 12530, 83a-101 b. Geographia universalis 12825 (Aethicus, Antoninus imp., P. Victor, Dicuilus, etc.)

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Gregorius Magnus papa, Dialogi deutsch 12532.

(Simon Alexandrinus) Historia . . super devastatione. . Constantinopolis 12880, 265 a-272 b.

=

Hugo de Palma (nämlich de S. Victore), De novem beneficiis religionis 12878, 38a-48h.

=

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=

(Joh. Balbi Januensis) Liber de orthographia etc. Catholicon pars

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=

Meditationes de passione domini = 12880, 1a-60 b; 256b-261 a.
Meditatio de quattuor novissimis Cordiale
Nicolaus de Lyra, Dicta de sacr. Euch.
Paulus Venetus, Marcus, De conditionibus
onum 12823, 1a-101 b.

12880, 6a-130 a. 12880, 217b-224 b. etc. orientalium regi

Petrus Blesensis, Epistolae 12503, 1a-132b.
Raymondus de Pennaforti, Summa de casibus = 12459, 1a-405 a.

*) Wenn hier wie auch unten bei Hugo de S. Victore die Namen der Autoren nicht immer zusammenstimmen mit denen in den Tabulae, oder die Werke auch gar nicht getauft sind, so muss man sich erinnern, dass für diese Werke mehr als ein Verfasser genannt wird, und alles noch sub iudice steht.

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