Page images
PDF
EPUB

Hierauf besann der Gott sich kurz,

Und bliste nach dem Knaben:

Nun gute Nacht! Mit schnellem Sturz
Flog er in einen Graben.

Hieraus erkennt, wie schwer es sey

Geißler.. F.19 Graf zu Stolberg.

Den Vater auszuspåhen:

Wer uns gezeugt,

ist einerley;

Wohl uns! es ist geschehen.

F. L. Graf zu Stolberg.

Der Mangel des Raums schränkt mich auf die kürzeste feiner Romanzen ein, die zwar nicht ohne Schönheiten, aber im Ganzen doch durch die übrigen långern Balladen dieses Dichters übertroffen ift.

Roman e.

In der Båter Hallen ruhte

Ritter Rudolfs Heldenarm,
Rudolfs, den die Schlacht erfreute,
Rudolfs, welchen Frankreich scheute
Und der Sarazenen Schwarm.

Er, der letzte seines Stammes,
Weinte seiner Söhne Fall;
Zwischen moosbewachs'nen Mauern
Tönte seiner Klage Trauern

In der Zellen Wiederhall.

Agnes mit den goldnen Locken »

War des Greises Trost und Stab; Sanft wie Tauben, weiß wie Schwäne,

Küsste sie des Vaters Thräne

Bon den grauen Wimpern

ab.

[blocks in formation]

F. L. Graf zu Ach! sie weinte selbst im Stillen,

Stolberg.

Wenn der Mond ins Fenster schien.
Albrecht mit der offnen Surne
Brannte für die edle Dirne;
Und die Dirne liebte ihn!

Aber Horst, der hundert Krieger
Unterhielt in eignem Sold,
Rühmte seines Stammes Ahnen,
Prangte mit erfochtnen Fahnen,
Und der Vater war ihm hold.

Einst beim freien Mahle küsste
Albrecht ihre weiche Hand;
Ihre sanften Augen strebten
Ihn zu strafen; ach! da bebren
Thränen auf das Busenband.

Horst entbrannte, blickte seitwärts
Auf sein schweres Mordgewehr:
Auf des Ritters Wange glühte
Zorn und Liebe; Feuer sprühte
Aus den Augen wild umher.

Drohend warf er seinen Handschuh
In der Agnes keuschen Schooß;
Albrecht, nimm! Zu dieser Stunde
Harr' ich dein im Mühlengrunde!"
Kaum gesagt, schon flog sein Roß.

[ocr errors]

Albrecht nahm das Fehdezeichen
Ruhig, und bestieg sein Roß;
Freute sich des Mädchens Zähre,
Die, der Lieb' und ihm zur Ehre,
Aus dem blauen Auge floß.

Röthlich schimmerte die Rüstung
In der Abendsonne Strahl;
Von den Hufen ihrer Pferde
Tonte weit umher die Erde,
Und die Hirsche flohn ins Thal.

Auf

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Bürger.

Bürger.

Ohne Zweifel gebührt ihm unter allen deutschen Bal ladendichtern der vorzüglichste Rang; denn keiner übertrifft ihn an lebendiger Darstellungsgabe, an Wahrheit und Natur der Gemåhlde, an Stärke und Eindringlichkeit aller, `auch noch so kleinen Züge, und an Schicklichkeit und Po pularitåt des Vortrages. Seine Lenore ist in aller Munde und Gedächtniß; jedermann kennt und liebt seinen Raubgrafen, die Weiber von Weinsberg, Lenardo und Blandine, das Lied vom braven Manne und die Ent führung, welche lettere Hr. Engel in seinen Anfangsgründen so schön und lehrreich kommentirt hat. Hier gebe ich nur sein neuestes Stück dieser Art, das Lied von Treue, aus dem dießiährigen Göttingischen Musenalmanach.

[ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Und Hof mit gar mancherley Sorgen.

Der Marschall von Holm, den das Necken verdroß,
Hielt flüglich deswegen auf ländlichem Schloß

Settweges sein Liebchen verborgen.

[blocks in formation]

Bei Nacht und bei Nebel zu jagen.

Er ritt, wann die Hähne das Morgenlied kråhn,

Um wieder am Dienste des Hofes zu stehn,

Zur Stunde des lungernden Magen.

Der Marschall jagte voll Liebesdrang

Das Feld entlang,

Bom Hauche der Schatten befeuchtet.

„Huy, tummle dich, Senner! Versäume kein Nu!

[ocr errors]

Und bring mich zum Nesichen der Wollust und Ruh, Bürger. Eh heller der Morgen uns leuchter!“

Er sah sein Schlößchen bald nicht mehr fern
Und wie den Stern

Des Morgens das Fensterglas flimmern.
„Gedult noch, o Sonne, du weckendes Licht,
Erwecke mein schlummerndes Liebchen noch nicht!
Hdr' auf, ihr ins Fenster zu schimmern!

Er kam zum schattenden Park am Schloß
Und band sein Roß

An eine der duftenden Linden.

Er schlich zu dem heimlichen Pförtchen hinein,
Und wähnt im dåminernden Kåmmerlein
Süßträumend sein Liebchen zu finden.

Doch als er leise vors Bettchen fam,
O weh! da nahm

Das Schrecken ihm alle fünf Sinnen.
Die Kammer war dde, das Bette war kalt.
"Owehe! Wer stahl mir mit Rauber: Gewalt
So schändlich mein Kleinod von hinnen ?“

Der Marschall stürmte mit raschem Lauf
Treppab, Treppauf,

Und stårmte von Zimmer zu Zimmer.
Er rufte; tein Seelchen erwiederte darauf
Doch endlich ertönte tief unten herauf
Vom Kellergewölb ein Gewimmer.

Das war des ehrlichen Schloßvogts Ton.
Aus Schuld entflohn

War alle sein falsches Gesinde.

» Henne, wer hat dich herunter gezerrt? Wer hat so vermessen hierein dich gesperrt? Wer? sag mir geschwinde, geschwinde!“

"Herr die schändlichste Frevelthas
Ist durch Verrath

[ocr errors]
[blocks in formation]
« PreviousContinue »