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Der Nachweis der völligen Uebereinstimmung liefse fich leicht noch weiter durchführen. Allein ich glaube, dafs nach dem Gefagten kaum mehr ein Zweifel darüber obwalten kann, dafs uns in den Globen zu Frankfurt und Weimar zwei Exemplare der von Schöner im J. 1515 veröffentlichten Erdkugel vorliegen.

Dies Resultat unferer Untersuchung ift in mehrfacher Beziehung von nicht geringem Interesse.

Wie bereits bemerkt, hat man bis vor Kurzem ganz allgemein angenommen, der Nürnberger Globus Schöner's von 1520, und die Karte des P. Apianus, welche der Ausgabe des Solinus von Camers, Wien 1520, und der Bafeler Edition des Pomponius Mela von 1522 beigegeben ift 1), feien die älteften Beispiele einer kartographifchen Verwendung des Namens America. Erft in neuester Zeit find einige noch ältere kartographische Arbeiten mit dem Namen America ans Licht gezogen worden. Zunächst eine handschriftliche Weltkarte des Lionardo da Vinci, deren Entstehungszeit der Herausgeber

venetianischen Botschafters Pietro Pasqualigo über die Reifen der Cortereal aufmerksam geworden, welcher in der oben citierten italienischen Raccolta, resp. in der deutschen Uebersetzung Ruchamer's cap. 126 abgedruckt ift.

Auf der Karte des Bernard de Sylva in der Venetianer-Ausgabe des Ptolemaeus von 1511 ift das Land durch ein komisches Missverständnis in eine ,,regalis domus" umgedeutet, ebenso auf der Weltkarte der Strafsburger-Ausgabe von 1513. Siehe Lelewel, Atlas, Planche 43. und 45.

1) Diese feltene Karte (fie ift lange nicht in allen Exemplaren der im Texte genannten Ausgaben des Solinus und Pomponius Mela vorhan len) trägt folgenden Ttitel: „Tipus orbis universalis juxta Ptolomei Cosmographi traditionem et Americi Vespucii aliorumque lustrationes a Petro Apiano Leysnico elucubratus. A. D. 1520". Copieen derfelben find publiciert in dem Atlas des Vicomte de Santarem Nr. 75, und in den „Bibliographical Notices etc." von J. Ruffel Bartlett p. 69. Auf der Rückfeite der oben (p. 12.) erwähnten Handzeich

R. H. Major in die Jahre 1513-1514 verlegt 1), ein Datum, das durch unsere nachfolgende Untersuchung um ca. 2 Jahre heraufgerückt wird 2). Dann die beiden oben p. 15 bereits berührten, ebenfalls undatierten Globen in der Sammlung des Feldzeugmeisters Fr. R. v. Hauslab in Wien. F. A. de Varnhagen gibt in feiner Schrift: «Schöner e Apiano" etc.) eine kurze Beschreibung diefer letzteren, und fucht fie auch chronologisch zu fixieren. Nach feiner Vermuthung ist der kleinere gedruckte Globus ein Werk des Hylacomylus aus dem Jahre 1509, und der andere, eine handschriftliche Arbeit, foll ca. 1513 angefertiget fein. Eine eingehende Unterfuchung und kritische Würdi gung der beiden wichtigen Erdkugeln fteht noch aus. Ich muss gestehen, dass mir die Datierungen Varnhagen's vorderhand etwas problematisch erscheinen.

An diefe drei Denkmäler schliefst fich nun unmittelbar der Globus des Joh. Schöner aus dem J. 1515 an. Derfelbe ist (neben dem keineren in der Sammlung des General v. Hauslab) unftreitig das ältefte gedruckte Kartenwerk, auf dem der neu entstandene atlantifche Continent den Namen America trägt.

nung von H. Lor. Glareanus nach Stobnicza's Weft-Hemisphäre (in einem Exemplare der „,Cosmographiae Introductio" von M. Hylocomylus auf der Münchener Univerfitäts-Bibliothek) findet fich ebenfalls von der Hand Glarean's eine etwas überarbeitete Nachbildung der Weltkarte des P. Apianus, mit einzelnen Nachträgen.

1),,Memoir on a mappemonde by Leonardo da Vinci, being the earliest map hitherto known containing the name of America: now in the Royal Collection at Windsor. Communicated to the Society of Antiquaries by Richard Henry Major Esqu. F. S. A. London 1865. (Aus dem 40. Bde. der,,Archaeologia" befonders abgedruckt). 2) Vergl. unten Cap. VI. p. 54 f.

3) p. 47 ff.

Für unsere Frage aber ift es gewifs nicht ohne Bedeutung, nachgewiefen zu haben, dafs Schöner bereits im J. 1515 die füdamericanische Durchfahrt auf einem Globus verzeichnete, und in dem beigegebenen Commentare ausdrücklich bemerkt, die Portugiesen hätten diese Strasse entdeckt und befahren, und man könne durch diefelbe nach Malacca gelangen.

IV.

Die Quelle Schöner's für seine Darstellung der südlichen Durchfahrt.

Es erhebt fich die Frage, woher hat Schöner die auf den füdwestlichen Seeweg nach Indien bezügliche Nachricht geschöpft, jene Nachricht auf welche er sich in der angezogenen Stelle feiner Lucul. q. terrae t. descriptio" stützt, und die ihn dazu veranlasste, eine antarktische Strafse auf feinen Weltbildern einzuzeichnen. Weder der Globus von 1515, welcher überhaupt viel weniger redselig ist, als fein jüngerer Bruder, noch das dazu gehörige geographische Compendium gibt eine Antwort auf diese Frage, und auch in den späteren Publicationen Schöner's finden fich keinerlei Anhaltspunkte.

Ein gücklicher Zufall liefs mich die bisher vergeblich gefuchte Quelle auffinden. Schöner ftützte fich bei feiner Darstellung der füdamericanischen Enge auf eine - Zeitungs-Nachricht. Die Erzählung in der Lucul. q. terrae t. descriptio" von einer Fahrt der Portugiesen durch eine Strafse im Süden des neuen Continentes ift Nichts Anderes, als ein ziemlich wortgetreuer Auszug aus der undatierten und anonymen Flugfchrift: Copia der

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Newen Zeytung aufs Presillg Landt" 1). Es ist das zufällig das ältefte uns erhaltene Flugblatt, welches den nun so geläufig gewordenen Ausdruck «Zeitung” an seiner Stirne trägt.

Das Quellen-Verhältnis ergibt fich am deutlichsten aus einer Nebeneinanderstellung beider Texte. Ich theile aus der Schrift Schöner's die ganze hieher gehörige Stelle mit, und fetze die correspondierenden Partieen aus der Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt" 2) daneben.

Joh. Schöner: Luculentissima quaedam terrae totius descriptio", Tract. II. cap. II. fol. 61.

Brasiliae regio. [«Presilgen landt" in dem am Schluffe des Buches angeführten Verzeichniffe deutscher u. lateinischer Ortsnamen.]

A capite bonae spei (quod Itali Capo de bona speranza vocitant) parum distat.

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1) Die vorliegende Arbeit war bereits völlig abgefchloffen, als mir erst die intereffante Abhandlung von S. Ruge über die „Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt" zugänglich wurde (abgedruckt im „IV. und V. Jahresberichte des Vereins für Erdkunde in Dresden" p. 13-27), worin derfelbe bereits auf die Benützung der fraglichen Flugschrift durch Schöner in deffen „Lucul. q. ter. t. descr.“ hinweist, ohne fich indeffen näher auf diefe Frage einzulaffen. Die ganze Unterfuchung Ruge's zielt dahin, nachzuweifen:,,dafs wir in der,Copia' einen apokryphischen Reisebericht vor uns haben"; eine Anficht, der ich mich freilich nicht anschliefsen kann. (Vergl. unten Beilage I.)

2) Ueber diefes in mehrfacher Beziehung höchst intereffante Flugblatt vergl. die Beilage I.

Circumnavigaverunt itaque Portugalienses eam regionem, et comperierunt illum transitum fere conformem nostrae Europae (quam nos incolimus) et lateraliter infra orientem et occidentem situm. Ex altero insuper latere etiam terra visa est, et penes caput hujus regionis circa miliaria 60, eo videlicet modo: ac si quis navigaret orientem versus, et transitum sive strictum Gibel terrae aut Sibiliae navigaret, et Barbariam, hoc est Mauretaniam in Aphrica intueretur: ut ostendet Globus noster versus polum antarcticum.

Insuper modica est distantia ab hoc Brasiliae regione ad Mallaquam, ubi Sanctus Thomas apostolus martyrio coronatus.

mit ainem Capo, das ist die spitz oder ein ort, so in das mer get, funden. Vnd haben den selbigen Capo vmbseylet oder vmbfaren, vnd gefunden, das der selb Calfo gleich ist gangen wie Europa leyt mit dem Syt ponente levante, das ist gelegenheyt zwischen dem auffgangk oder Ost, vnd nyderganngk, Dann sie haben auf der andern seyten auch die landt gesehen, Als sie bey Sechtzig meyllen vmb den Capo kommen sein, zu geleicher weyfs als wen ainer in Levanten fert vnd die stritta de gibilterra, passiert das ist furfert, oder hyndurch einfarn, vnd das landt Barbaria sicht. . . .

vermayndt, das von sollichem Cabo dye Presill, das ist ein anfangk des Presill landt, vber Sechs hundert meyl gen Malaqua nit sey Es ist wol zu glauben, das sie gedechtnüfs von sant Thoma haben, dann wissnlich ist, das sant Thomas hyndter Malaqua leibhafftig leyt auf der Cost Siramatl, jm Golffo de Celon.

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