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Mercator fuchte das Kartenbild der Terra Australis einigermassen zu beleben durch Namen und Citate aus den Reiseschilderungen des Marco Polo, Lodovico de Varthema u. A. So fchon auf dem Globus von 1541, und noch mehr auf der grofsen Weltkarte von 15691), in die er z. B. auch die oben erwähnte Stelle aus D'Enciso's,,Suma de Geografia" eintrug. Die Namen Beach", „Locach”, Maletur" find fämmtlich dem lateinischen Texte des Marco Polo im Novus Orbis" von Grynaeus entnommen. Speciell der Name Beach auf beiden Karten verdankt nur einer falschen Schreibung für Locach bei Grynaeus feinen Ursprung, wie R. H. Major in fcharffichtiger Untersuchung gezeigt hat 2) Später wurde dann nach anderen Ausgaben des M. Polo die richtige Lefeart als neuer Name neben Beach aufgenommen. Wahrscheinlich hat Mercator felbft diefen Irrthum verfchuldet: auf dem Globus von 1541 findet sich nur die Bezeichnung Beach, auf der Weltkarte von 1569 aber erscheinen bereits beide Namen.

Durch die fortschreitenden Entdeckungen während der zweiten Hälfte des XVI. und der ersten des XVII. Jahrhunderts schien die Vermuthung von der Existenz eines grofsen Süd-Continentes erwünschte Bestätigung zu erhalten 3). Namentlich behauptete Pedro Fernandez de Quirós beharrlich, das auftralische Feftland gefunden zu

Bemerkungen. Sep.-Abdruck aus d.,,Bulletin de la Société Impériale de Naturalistes de Moscou", Dresden 1873, p. 27 f.

1) S. das schöne Facfimile in Jomard, Monuments de la géographie, Nr. XXI.

2),,Supplementary Facts in the history of the Discovery of Australia". Archaeologia, Bd. 44, p. 254. Vergl. auch H. Yule, The book of Ser Marco Polo the Venetian, second edition II. p. 261.

9) R. H. Major; Early voyages to Terra Australis, now called Australia etc. London 1859. (Publications of the Hakluyt Society Nr. 25.) Em. Wisotzki,,Die Vertheilung von Waffer und Land an der Erdoberfläche". Königsberg 1879, p. 13 ff.

haben, und machte dem fpanifchen Hofe Vorschläge zur Colonisierung deffelben 1). Einsichtige und aufrichtige Geographen konnten fich allerdings nicht verhehlen, dass man von der Terra Australis oder Magellanica fo gut wie gar keine zuverlässige Kunde habe2). Nichtsdeftoweniger erhielt fich doch der oben charakterisierte Typus für das Südland mehr oder weniger getreu noch durch lange Zeit, befonders in den Arbeiten deutscher, niederländifcher und italienischer Kartographen. So findet er fich mutatis mutandis auf dem grofsen Erdglobus des Philipp Apian vom J. 1576 (im Befitze der Hof-Bibliothek zu München), und auf den Weltkarten des A. Ortelius, Jod. Hondius, Corn. Wytfliet, des J. Gaftaldi, Th. Porcacchi, RuscelliRosaccio etc. etc. 3).

1) Al. Dalrymple: An historical Collection of the several voyages and discoveries in the South Pacific Ocean. Vol. I. p. 95 ff. Don Justo Zaragoza: Historia del descubrimiento de las regiones Austriales, hecho por el general Pedro Fernandez de Quirós. Madrid 1876-80.

2) So bemerkt u. A. Jod. Hondius: „Magellanica is tot noch toe by naer gansch onbekent gebleven, soo dat men weynich daer van spreecken can". (Tractaet etc. 1612 p. 28.) Vergl. auch „Welt- oder Erd- und Waffer-Kugel, sampt denen Land-Charten", Leipzig 1671, p. 29.

3) In eine ganz andere Kategorie gehören mehrere französische Weltkarten des XVI. Jahrh., die den Austral-Continent gegenüber von Sumatra in eine riesige Halbinsel „Jave la grande“ enden lassen, und in derfelben zahlreiche Namen für Buchten, Vorgebirge, Flüsse etc. verzeichnen. Diesen Typus repräsentiert u. A. die grofse Weltkarte, welche auf Befehl K. Heinrichs II. von Frankreich angefertiget wurde (Jomard, Mon. de la Géogr. Nr. XIX.); dann die Karte von P. Desceliers vom J. 1553 (Malte-Brun, „Un Géographe Français du XVIe. siècle retrouvé." Bulletin de la Soc. de Géogr. 1876) etc. Es ist namentlich ein Verdienst R. H. Major's, auf die grofse historische Bedeutung dieser Karten aufmerksam gemacht zu haben. Vergl. fein bereits erwähntes Werk,,Early voyages to Terra Australis, now called Australia", dann,,The life of Prince Henry of Portugal, surnamed the

Die Spuckgestalt des antarktischen Circumpolar-Continentes verfchwand auch dann noch nicht, als die InfelNatur Neu-Guinea's, des Feuerlandes, ja Neuhollands längst conftatiert war. Mit trügerifcher Bestimmtheit tauchte das Phantom von Zeit zu Zeit wieder auf bis tief herein in unfer Jahrhundert.

VIII.

Spaetere Globen des Joh. Schöner.

F. A. de Varnhagen bemerkt in feiner Abhandlung „Jo. Schöner e P. Apianus“ etc. (Vienna 1872) p. 53 Folgendes:

,,Não nos consta, que Schöner fizesse outro globo, [als den,,que leva a data de 1520"]; pelo que é mui provavel, que fosse esse mesmo, que hoje se vê na bibliotheca pública de Nuremberg, o que o proprio Schöner em 1523 offerecia ao pai do bispo de Bamberg, por meio de uma carta, que deu á luz, com o seguinte titulo:

De nuper sub Castiliae ac Portugaliae Regibus Serenissimis repertis Insulis ac Regionibus, Joannis Schöner Charolipolitani epistola et Globus Geographicus, seriem navigationum annotantibus. Clarissimo atque disertissimo viro Dno. Reymero de Streytpergk, ecclesiae Babenber

Navigator" London 1868 p. 440 ff., endlich,,Further facts in the history of early discovery of Australia" (Archaeologia Bd. 44, p. 233 ff). Nach den Resultaten der Unterfuchungen Major's, welche fich hauptfächlich auf diese Karten stützen, wurde Australien fchon in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts entdeckt, und zwar wahrscheinlich von franzöfifchen (speciell provençalifchen) Seeleuten.

gensis Canonico dicatae"1).

Die hier citierte Schrift Schöner's trägt das Datum: „Timiripae, Anno Incarnat. Dni. 1523".

Dafs die von Varnhagen in dem erften Satze ausgesprochene Ansicht auf einem Irrthume beruht, ergibt sich aus unferen Auseinanderfetzungen über den Globus von 1515 (oben Cap. III.). Aus dem Wortlaute des Schöner'schen Briefes von 15232) geht aber auch klar hervor, dass der in diefem Jahre dem Bamberger Canonicus R. v. Streitberg überreichte Globus keineswegs identisch ift mit dem vom J. 1520, fondern dafs es fich hier um eine neue kartographische Arbeit unferes Kosmographen handelt.

Schon die im Eingange des Briefes gebrauchte Phrase von der „,rerum novitas" pafst fchlecht auf eine Arbeit, die bereits vor Jahren entstanden war. Auch dürfte die Dedication eines veralteten Globus nicht fonderlich geeignet gewesen sein, Schönern die Gunst seines Patrons wieder zu gewinnen, was er doch eingeftandenermassen damit beabsichtigte.

Nachdem Schöner im Verlaufe feiner Epistel einen kurzen Ueberblick über die grofsartigen Entdeckungen der Spanier und Portugiesen gegeben, die Fahrten eines Vasco de Gama, eines Christ. Colón, eines Fern. Cortez, und schliesslich die erft jüngst vollbrachte Erdumfegelung

1) Aehnlich äufsert fich Varnhagen auch in feinen ,,Nouvelles Recherches" etc. p. 20:,,Igualmente em 1520 foi inscripto o dito nome [America] no globo do proprio Schöner (que cremos ser o mesmo, que hoje se encontra em Nuremberg, e cujo hemispherio occidental se acha reproduzido pelo Sr. Ghillany) por elle offerecido em 1523 ao conego de Bamberg, Reymer de Streytpergk por meio de uma carta datada de Timiripa“.

2) Wir geben die intereffante und feltene Flugfchrift in der Beilage III. vollinhaltlich wieder. Dort finden fich auch die darauf bezüglichen bibliographischen Notizen.

durch Magalhães gebührend gewürdigt hat, schliefst er folgendermafsen:

,,Ego tam mirifice orbis pervagationi nonnihil volens adjicere, ut quae lectu videantur mirabilia, aspectu credantur probabiliora, Globum hunc in orbis. modum effingere studui, exemplar haud fallibile aemulatus, quod Hispaniarum solertia cuidam viro honore conspicuo transmisit. Nec ob id quem antea glomeraveram abolitum iri volens, quippe qui eo tempore, quantum phas erat homini abdita mundi penetrare, abunde expressit, modo sese consona admissione patientur, quod invenienda inventis non obstent. Accipe igitur hunc a me formatum globum ea animi benignitate, qua eum laborem ad tui nominis honorem lubens aggressus sum".

Darnach kann es wol es keinem Zweifel unterliegen, dafs auf diesem neuen Globus die Entdeckungen des F. Cortez und die Ergebniffe der Magalhães'fchen Expedition 1) bereits verzeichnet waren. Schöner stellt denfelben offenbar feiner (zweimal ausgeführten) früheren Globus-Redaction gegenüber, auf der diefe neueften Errungenschaften noch nicht berücksichtiget waren. Unfer Kosmograph thut fich übrigens dabei nicht wenig darauf zu Gute, dafs er fchon damals verhältnismässig

1) Schöner benützte über diefelben neben dem von ihm selbst citierten Briefe des Max. Transilvanus noch eine andere Flugschrift, die kurz vorher im Drucke erschienen war, und die, wie es fcheint, zuerft die fenfationelle Kunde von der erften Erdumfegelung nach Deutschland gebracht hatte. Sie führt den Titel: ,,Ein Schöne Newe zeytung so kaiferlich Mayestet aufs India yetz nemlich zukommen seind. Gar hüpsch von den Newen ynfeln, vnd von yrem sytten gar kurtzweylig züleesen". Einen diplomatisch genauen Abdruck des feltenen Flugblattes gibt E. Weller ,,Die erften deutschen Zeitungen" (Bibliothek d. lit. Vereins Bd. 111, p. 38 ff.). Vergl. auch H. Harriffe, B. A. V. p. 195 f.

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