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dicei in Giove. Ib. 1665. Lettere astron. al Sign. O. Falconieri sopra la varietà delle macchie osservate in Giove e loro diurne revoluzioni. Ib. 1665. Lettre à Mr. Petit, Intendant des fortifications, touchant la découverte du mouvement de la planète Venus autour de son axe (Journal des sav. 1667). Découverte de deux nouvelles planètes autour de Saturne. Paris 1673. La Meridiana del Tempio di S. Petronio, tirata e preparata per le osservazioni astronomiche l'anno 1655, rivista e ristaurata l'anno 1695. Bologna 1695. Die von Cassini entdeckten vier Saturnsatelliten nannte er zu Ehren des Königs Ludwig XIV: „Sidera Ludovicea". Er beobachtete am Jupiter, dass die Drehungsaxe des Planeten wahrnehmbar kürzer sei, als der Aequatorialdurchmesser. Schliesslich haben wir noch von Cassini die ersten genaueren Beobachtungen des zuerst von Childrey (1661) beschriebenen Zodiacallichtes zu erwähnen, ferner die Theilnahme an der französischen Gradmessung vom Jahre 1680.

Ole Römer (auch Olof oder Olaus) wurde am 25. September 1644 zu Aarhuus geboren. Er war der Schüler des Erasmus Bartholinus und zeigte ein bedeutendes Talent für Mathematik und Astronomie, so dass ihn Bartholinus als seinen Gehülfen bei verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten benützen konnte. Durch den letzteren wurde er Picard vorgestellt, mit dem er sich nach Paris begab, wo er von 1671 bis 1681 Lehrer des Dauphins war. Während dieser Zeit wurde er zum Mitgliede der Akademie gewählt, an deren Arbeiten er sich betheiligte. Als das Edikt von Nantes aufgehoben wurde, kehrte auch Römer, gleich Huygens in die Heimat zurück, wo er die Professur für Mathematik an der Universität zu Kopenhagen antrat. Nachdem er einige Zeit hindurch Polizei- und Bürgermeister von Kopenhagen gewesen und hohe Aemter bekleidet hatte, starb er am 19. September 1710 zu Kopenhagen.

Während seines Pariser Aufenthaltes hatte Römer mit Cassini (1672-1676) die Jupitersatelliten beobachtet, besonders die Verfinsterungen des ersten Mondes durch Eintritt in den Schatten des Hauptplaneten. Die beiden Gelehrten nahmen wahr, dass der Zeitraum zwischen zwei Eintritten in den Schatten oder zwei Austritten aus demselben einer periodischen Veränderung unterliege. Römer fand ausserdem, dass eine Verringerung dieser Periode stattfinde, wenn die Erde sich gegen den Jupiter zu bewege, eine Vergrösserung hingegen, wenn sie sich davon entferne. Cassini erklärte diesen Wechsel anfänglich auch dadurch, dass er annahm, das Licht brauche zu seiner Fortpflanzung Zeit. Später gab er jedoch diesen Gedanken wieder auf. Nicht so Römer, der an der Idee einer zeitlichen Fortpflanzung des Lichtstrahles festhielt. Als er am 9. November 1676 den Austritt des Trabanten um 10 Minuten später erfolgen sah, als die auf Beobachtungen vom August des Jahres gegründete Berechnung dies erforderte, hielt er es für ausgemacht, dass das Licht sich mit grosser Geschwindigkeit, jedoch nicht instantan

verbreite. Da die Erde innerhalb einer Jupitermond-Revolution von 422 Stunden in ihrer Bahn 590,000 Meilen zurücklegt, sich daher innerhalb jener Zeit um eben so viel vom Jupiter entfernen kann und die Verspätung im letzten Falle 14 Sekunden beträgt, so war es ein leichtes, hieraus den Weg des Lichtes für eine Sekunde zu rechnen. Derselbe ergab sich zu ca. 42 000 Meilen für die Sekunde.

Römer legte seine Arbeit über diesen Gegenstand der Akademie am 22. November 1675 vor, wo ihm aber Cassini, sowie auch der Astronom Maraldi widersprachen. Da jedoch sowohl Huygens, als auch Newton sich seiner Ansicht anschlossen, so wurde sie überall angenommen. Der Bericht über Römer's Arbeit, die Geschwindigkeit des Lichtes betreffend, findet sich in Du Hamel's Regiae scientiarum academiae historia", Paris 1698 (pag. 156), ferner: Demonstration touchant le mouvement de la lumière" (Anc. Mém., Paris, Tom. I et X).

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Von den übrigen Schriften Römer's führen wir noch die folgenden an: Règle universelle pour juger de la bonté des machines qui servent à éléver l'eau par le moyen d'une machine (Anc. Mém. Tom. I). Construction d'une roue propre à exprimer par son mouvement l'inégalité des revolutions des planètes, inventée par lui. (Ib. id.). — Experimenta circa altitudines et amplitudines projectionis corporum gravium, instituta cum argento vivo. (Ib. Tom. VI.) - Descriptio luminis borealis, quod nocte inter 1 et 2 Febr. 1707 Hafniae visum est. (Misc. Berolin. I. 1710.) Vieles von den Schriften Römer's ist durch den Brand von 1728 in Kopenhagen vernichtet worden. In der Basis astronomiae" (Hafniae 1735) beschreibt Horrebow die astronomischen Instrumente Römer's. Römer war ein sehr tüchtiger Beobachter und nimmt unter den Erfindern astronomischer Instrumente eine hervorragende Stelle ein. Er construirte und gebrauchte das erste Mittagsrohr, ferner den Meridiankreis, den Höhen- und Azimuthkreis. Im Jahre 1674 entdeckte er die Epicycloide und entwickelte zugleich die zweckmässige Anwendung derselben bei der Construction von Zahnrädern, deren Zähne nach Epicycloiden geschnitten sein sollen.

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John Locke.

Wenn wir uns an dieser Stelle mit dem Philosophen Locke beschäftigen, der kein einziges physikalisches Gesetz festgestellt oder aufgefunden hat, der sich wohl nie mit physikalischen Untersuchungen im eigentlichen Sinne des Wortes beschäftigt hat*), so ist es die Bedeutung dieses Denkers für die Lehre von der Erkenntniss im Allgemeinen, welche

*) In Boyle's Werken finden sich mehrjährige meteorologische Aufzeichnungen von Locke ausgeführt.

uns veranlasst ihm und seiner Lehre einen selbstständigen Abschnitt zu widmen.

John Locke, wurde am 29. August 1632 zu Wrington bei Bristol als der Sohn des Rechtsgelehrten John Locke geboren. Auf den Rath des Obersten Popham, unter welchem Locke's Vater gedient hatte, wurde John in die, Westminster School" gegeben, von wo er nach der Universität Oxford übersiedelte. Er beschäftigte sich mit grossem Eifer mit dem Studium der classischen Literatur, las jedoch mit noch grösserem Eifer die Werke von Bacon und Descartes, welche ihm viel mehr zusagten, als alles andere, was er je über Philosophie gelesen hatte. Die Universität Oxford war damals noch tief im Scholasticismus befangen. Die trockene Kost dieser philosophischen Richtung, die ihre Zeit schon lange überdauert hatte, wollte dem geradehin denkenden Feuergeiste, der sich nicht mit Verbaldefinitionen abspeisen liess und den Dingen auf den Grund zu gehen liebte, nicht genügen. Er schied mit tiefem Widerwillen gegen diese Denkrichtung, sowie gegen die Schulerziehung im Allgemeinen von der Universität. Er fiel in das andere Extrem und behauptete, jeder müsse sich selber unterrichten und jeder müsse sich selber erziehen. Eine Zeitlang hatte er auch medizinische Studien

getrieben.

Von 1664 an befand sich Locke durch längere Zeit auf Reisen in Holland, Deutschland und Frankreich und knüpfte überall interessante Bekanntschaften an. Von grosser Bedeutung wurde für ihn seine Bekanntschaft mit Lord Ashley, den nachmaligen Earl of Shaftesbury. Derselbe litt an einem Geschwüre, das sich an seiner Brust befand. Locke rieth ihm, sich einer Operation zu unterziehen, was denn der Lord auch befolgte und hiedurch sein Leben rettete. Von jener Zeit an entspann sich ein inniges Freundschaftsbündniss zwischen beiden Männern. Locke nahm die Einladung des Lords nach London an und wohnte zeitweise in dessen Hause. Durch seinen Freund wurde er mit einigen hervorragenden Persönlichkeiten des damaligen England bekannt, so unter anderen mit dem Earl of Northumberland, den er 1668 auf einer Reise nach Frankreich begleitete. Nach dem Tode des letzteren heimgekehrt, lebte er wieder bei seinem Freunde, der inzwischen Kanzler der Schatzkammer geworden war. Durch ihn wurde Locke mit der Ausarbeitung einer Verfassung für das Gouvernement von Carolina. betraut.

Vom Jahre 1670 an begann Locke seine Untersuchungen über die Natur und die Grenzen des menschlichen Verstandes, welche er jedoch erst 1687 zum Abschluss brachte. Locke erhielt durch den Einfluss seines Freundes Staatsanstellungen, als derselbe jedoch in Ungnade fiel und verbannt wurde, musste auch Locke seinem Vaterland den Rücken wenden. Er begab sich in den Haag und als die englische Regierung auch von dort noch seine Auslieferung verlangte, begab er sich in das

Innere von Holland und lebte in Cleve, Utrecht und Amsterdam. Unter diesen Verhältnissen schrieb er seinen: Letter on toleration."

Nach England kehrte er erst nach der Beendigung der Revolution von 1688 zurück, mit der Flotte, welche die Prinzessin von Oranien auf ihrer Reise dahin begleitete. Durch die Vermittlung des Lord Mordaunt erhielt er wieder ein Staatsamt mit einer jährlichen Besoldung von 200 Pfund Sterling.

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Locke hatte sein Hauptwerk: Essay concerning Human Understanding" schon 1687 beendet, im folgenden Jahre erschien ein Auszug desselben in französischer Sprache von Leclerc in seiner „Bibliothèque universelle". Das Originalwerk selbst erschien erst 1690. Dasselbe hatte einen ungeheuern Erfolg. Innerhalb 14 Jahren erschienen 6 Ausgaben zu einer Zeit, da die Bücher einen viel geringeren Absatz hatten, als dies gegenwärtig der Fall ist. Ausserdem wurde das Werk in die lateinische und französische Sprache übersetzt*). Locke verfasste im selben Jahre noch einen zweiten Letter on toleration", um den Angriffen, die sein erster erfahren hatte, zu begegnen und verfasste sein „Treatise on Government". Um diese Zeit wurde er auch mit Newton bekannt, mit dem er einen interessanten Briefwechsel unterhielt, den ein Abkömmling der Locke'schen Familie, Lord King theilweise seiner Schrift „Life of Locke einverleibte.

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Locke war in der späteren Zeit seines Lebens stets kränklich, erreichte jedoch das 72. Lebensjahr. Er starb in den Armen seiner Freundin der Lady Masham am 28. Oktober 1704.

Von seinen Schriften erwähnen wir hier bloss die: „Thoughts on education" Lond. 1693. Den dritten Brief über Toleranz**) und „On the Reasonableness of Christianity". Lond. 1695. Ferner erschienen: ,Posthumous works". Lond. 1706; Oeuvres diverses de Locke". Rott. 1710. Die sämmtlichen Werke sind Lond. 1714, 1722 und später erschienen, eine Ergänzung unter dem Titel: Collection of several pieces of J. Locke“ Lond. 1720, ferner erschien London 1801, 1812 eine sehr vollständige Ausgabe in 10 Bänden, neuerdings sämmtliche Werke in 9 Bänden, Lond. 1853, die philos. Werke durch St. John, Lond. 1854 in 2 Bänden. Ueber Locke's Leben handelt dessen Freund Jean Leclerc in seinem Eloge historique im 6. Bande der Bibl. choisie", ferner die schon erwähnte Biographie von Lord King: Life of Locke". Lond. 1829. Locke war fast ganz und gar Autodidact, er las sehr wenig, wie dies aus der Unkenntniss der Schriften seiner Zeitgenossen ersichtlich

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*) Später auch in die anderen Hauptsprachen Europas. Die folgenden Uebersetzungen sind uns bekannt: französische von Coste, Amst. 1700; lateinische von Burridge, Lond. 1701; von Thiele, Lips. 1731; holländische Amst. 1736; deutsche von Poley, Altenburg 1757; Tennemann, Leipz. 1795-1797; v. Kirchmann in der „phil. Bibl." 1872-1873.

**) Der vierte blieb unvollendet.

ist. Als Aufgabe seiner Philosophie stellt er die folgenden Zielpunkte auf: Untersuchung des Ursprunges, der Sicherheit und Ausdehnung der menschlichen Erkenntniss. Er verneint die Existenz angeborner Vorstellungen. Der menschliche Geist ist eine leere Tafel („tabula rasa), welcher Ausspruch ja schon Aristoteles zugeschrieben wird. Nichts kann im Geiste sein, was nicht früher schon in den Sinnen war. Diesen Ausspruch des Hobbes und Gassendi nahm auch Locke an: „Nihil est in intellectu, quod non prius fuerit in sensu.* Jedoch Locke betrachtete nicht bloss die Empfindung (Sensation) als einzige Quelle der Erkenntniss, er nahm noch eine zweite an, die innere Wahrnehmung (Reflection). D. h. das Nachdenken über die sinnlich. wahrgenommenen Gegenstände. Leibniz nahm den Grundsatz der Locke'schen Philosophie an, ergänzte ihn jedoch auf folgende Weise: ,Nihil est in intellectu, quod non prius fuerit in sensu, nisi intellectus ipse" (ausgenommen den Verstand selbst). Dieser Satz ist einigermassen widerspruchsvoll, da seine zweite Hälfte aussagt, dass der Intellect sich Bei Locke finden wir schon eine ursprünglich im Intellect befinde. höchst wichtige Wahrheit, wenn auch noch in sehr unvollkommener Form ausgedrückt. Die verschiedenen Elemente der sinnlichen Wahrnehmung befinden sich in verschiedenen Verhältnissen zum eigentlichen Wesen der Dinge. Ausdehnung, Figur und Bewegung kommen auch den Dingen an sich selbst zu, Farbe und Ton hingegen sind nur Zeichen, nicht Abbilder der räumlichen Vorgänge in den Dingen. Unser Denken und Wollen erkennen wir durch die Reflection", durch die Sinne erhalten wir Ideen, wie: Kraft, Einheit u. s. w. Aus den einfachen Ideen bildet der Verstand complexe Ideen. Diese letzteren sind Ideen von Modis, oder von Substanzen oder von Relationen. Die abstracten Ideen werden durch Worte fixirt und diese willkürlich zu Gedanken verbunden. Dies ist nun die schiefe Ebene, welche zu Irrthum und Täuschung führt, deren wichtigste Verbreiterin eben die Sprache ist. Sobald die Worte als den Dingen adäquate Bilder aufgefasst oder mit den wirklichen Dingen verwechselt werden, da sie doch nur willkürliche Zeichen für die Ideen sind, beginnt das Reich des Irrthums. An diesem Punkte wird Locke's Kritik der Vernunft zu einer Kritik der Sprache.

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Das Essay concerning Human Understanding" besteht aus 4 Theilen. Im ersten Buche wird darzuthun gesucht, dass es keine angebornen Erkenntnisse gebe, im zweiten Buche wird die Erfahrung als zweifache dargestellt: äussere und innere: Sensation und Reflection. Hierauf spricht er von den Vorstellungen, von den ursprünglichen und sekundären Eigenschaften, die ersteren sind den Objekten an sich eigenthümlich, die letzteren sind bloss Zeichen derselben, sie sind eben so wenig Copien von gleichartigen Eigenschaften in den Dingen, als die Bewegung eines Stückes Stahl durch den thierischen Körper Aehnlichkeit mit dem Gefühle des verursachten Schmerzes besitzt. Das dritte Buch des „Essay"

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