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centris gravitatis hyperbolae, partium ejusdem, atque nonnullorum solidorum de quibus nunquam geometria locuta est. . . . . Venet. 1659. 4°. -Miscellaneum geometricum in quatuor partes divisum. Venet. 1660. (Inhalt: von Schwerpunkten und grössten eingeschriebenen ebenen Figu ren u. a.) De infinitorum spiralium spatiorum mensura. Ven. 1660. Accessiones ad Stereometriam et Mechanicam. Pars prima 1662. (Ausmessungen und Schwerpunkte von Körpern.) De infinitis para

bolis liber quintus (1663).

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Wir haben schliesslich noch einiges über den oben erwähnten Deschales nachzuholen. Vor allem haben wir von seinen Fallversuchen zu sprechen. Er nahm kleine Kieselsteine und liess sie von vorher gemessenen Höhen herabfallen. Die Zeit mass er mit einem die halben Sekunden markirenden Pendel. Die Mittelwerthe aus mehr als 1000 mal wiederholten Versuchen waren die folgenden:

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Vermöge der galileischen Gesetze müsste nun allerdings die Fallhöhe für eine Sekunde 17, für 12 Sekunden 3814, in 2 Sekunden 68, in 22 Sekunden 106, in 3 Sekunden 153 Fuss betragen. Deschales erklärt diese bedeutende Differenz ganz richtig durch den Widerstand der Luft.

Die Fallversuche Deschales' sind in dem oben angeführten Werke des Verfassers: Cursus seu mundus mathematicus" (Lugd. 1674) beschrieben. Er bestimmte zum Erstaunen seiner Ordensgenossen durch Fallversuche im Jahre 1670 die Tiefe eines im Jesuitencollegium zu Lyon befindlichen 123 Fuss tiefen Brunnens. Die Fallzeit mass er wieder durch seine Pendelvorrichtung. Ferner berücksichtigte er die Zeit, während welcher der Schall aus der Tiefe des Brunnens herauftönt. Auch diese Versuche gaben bloss annähernd richtige Resultate, was Deschales auch hier dem Luftwiderstande zuschreibt.

Die Brechung des Lichtes behandelt Deschales in seinem „Cursus seu mundus mathematicus" (Tom. III, dioptrica lib. I, pag. 648), wobei er die angeblich von P. Maignan (Emanuel, geb. 1601, gest. 1676) stammende Vorstellung der Brechung des Strahles annimmt. Dieser Vorstellung zufolge hätte man den Lichtstrahl als aus länglichen, parallelopipedischen, unter sich zusammenhängenden Theilchen bestehend

vorauszusetzen, welcher beim schiefen Anprall an die Grenzfläche des stärker brechenden Mittels, gleich dem auf die Scheide zweier Bodengattungen gelangenden vierräderigen Wagen, aus seiner Richtung abgelenkt und in einem convexen Bogen näher zum Einfallslothe abgelenkt wird, während beim Uebergange aus einem dichteren in ein dünneres Mittel die Ablenkung in einem concaven Bogen nach entgegengesetzter Richtung erfolgt. Es liegt auf der Hand, dass derlei Vorstellungen höchstens dazu dienen können, als Gleichniss zu gelten, nimmermehr jedoch Anspruch darauf haben, den Vorgang in der That zu erklären oder auch nur dem Verständnisse näher zu führen. Das von Deschales benützte Gleichniss entspricht jedoch dem wirklichen Vorgange noch ausserdem in sehr unvollkommenem Masse. Vor allem dürfen wir uns die Lichtbrechung nicht als eine in allmäliger Krümmung erfolgende vorstellen; ferner würde aus dieser Annahme folgen, dass der Lichtstrahl in dichteren Körpern stärker gebrochen werde, als in weniger dichten, was jedoch in voller Allgemeinheit nicht behauptet werden kann.

Unabhängig von Grimaldi hat Deschales Inflexionsfarben beobachtet, als er auf eine feingeritzte Metallplatte in dunklem Zimmer Sonnenstrahlen fallen liess und dieselben nach ihrer Reflexion auf einem weissen Schirme auffing. Er schloss aus der hiebei zu Stande kommenden Erscheinung, dass farbiges Licht nicht bloss durch Brechung entstehe.

Deschales war einer der Gegner des Descartes'schen naturphilosophischen Systems, das er mit vielen Gründen angriff. So z. B. widerlegt er die Ansicht jenes Philosophen über die Aggregationsformen, nach welcher das Wesen der festen und flüssigen Körper in der Ruhe oder Bewegung ihrer Theilchen bestände. Deschales sucht das Wesen der Flüssigkeit vielmehr in der überaus feinen Vertheilung des Stoffes und dem geringen Zusammenhange der Flüssigkeitstheilchen unter einander.

René Descartes.

Der menschliche Geist hatte in seinem Drange nach dem Erkennen der Wahrheit kein Mittel unversucht gelassen, um sein Ziel zu erreichen. Er hatte das Weltproblem als Erkenntnissproblem gefasst, er hatte sich mit Berufung auf den autoritativen Standpunkt einer höhern Offenbarung über die unnahbaren Schwierigkeiten der Erkenntniss hinüberzuheben versucht und hatte dabei allerdings nicht das gewünschte Resultat erreicht, nicht die Höhe errungen, von welcher sich der freie Ausblick auf das innere Wesen der Dinge erschliesst, er hatte jedoch trotz alledem seinen Bemühungen eine wichtige Errungenschaft zu verdanken: nämlich die successive bessere Formulirung der zu stellenden Fragen, ferner die Kenntniss der Grenzen des erreichbaren Wissens und der Bedingungen desselben.

Die neuere Philosophie hat es mit zwei Richtungen versucht: die empirische des Bacon und die dogmatische oder rationalistische des Descartes. Die moderne Naturwissenschaft beruft sich gewöhnlich auf Bacon als den Entdecker jener Art wissenschaftlich zu forschen, der durch seine Philosophie die Methode der Induction festgestellt hätte. Wir haben gesehen, dass Keppler lange bevor die Methode der Induction mit Erfolg angewendet habe, während Bacon in der praktischen Anwendung seiner eigenen Sätze keineswegs glücklich war. Der französische Begründer der neueren Philosophie René Descartes war jedenfalls ein strengerer Denker als der Lordkanzler König Jakob's I. von England. Während Francis Bacon als höchstes für die Wissenschaft zu erreichendes Ziel die Erweiterung der Macht des Menschen vermittelst des Wissens hinstellt und von der Kenntniss über die Wirkungsweise der Naturkräfte Erfindungen erwartet, welche die Macht des Menschen über die Natur erhöhen, beginnt Descartes in streng philosophischer Weise mit der Untersuchung der Vertrauenswürdigkeit der philosophischen Sätze und meditirt über den weiten Abstand zwischen denselben und der Gewissheit der mathematischen Sätze. Bis hieher ist das Vorgehen Descartes' eigentlich kriticistisch. Er sucht nach einem unverdächtigen Fundamente für seinen Bau und findet ihn in der Unbezweifelbarkeit des Zweifels und des Denkens im Allgemeinen. Von hier an ist er dann im Aufbau des Systems rein rationalistisch oder dogmatisch. Der grosse Unterschied in der Schulung des Denkens zeigt sich auch in den Resultaten desselben. Bacon gibt in Aphorismen und sehr mangelhaften Experimenten Andeutung über sein Gebäude der Wissenschaft. Descartes kann zwar die Physik nicht immer von der Metaphysik abtrennen, jedoch ist seine Physik, d. i. Mechanik und Optik wissenschaftlich gefügt. Seine Wirbeltheorie ist eine Theorie über die Constitution und die Grundbewegungen der Materie, welche an sich eben so gut ist, als eine der vielen andern ähnlichen Hypothesen.

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Wir übergehen nun zu den Lebensverhältnissen des merkwürdigen Mannes.

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René Descartes stammt aus einem altfranzösischen, vornehmen Geschlechte, dessen Familienname ursprünglich Des Quartes" geheissen hatte, wie man aus der latinisirten Form derselben: „De Quartis ersieht, welche aus dem 14. Jahrhundert stammt. Die Glieder vornehmer Familien fanden einen angemessenen Wirkungskreis als Militärs, Priester und Parlamentsräthe. So finden wir denn einen Descartes als Erzbischof von Tours, der Grossvater unseres Philosophen kämpfte gegen die Hugenotten, sein Vater Joachim Descartes war Parlamentsrath in Rennes. Die Güter der Familie lagen in der Südtouraine und in Poitou, wo die Ortschaften La Haye zum Theil und auch Perron im Besitz der Familie waren. In La Haye erblickte René Descartes als drittes Kind erster Ehe das Licht der Welt am 31. März des

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Jahres 1596. René war ein schwaches, kränkliches Kind, das nur durch die Sorgfalt seiner Amme am Leben erhalten wurde. Seine Mutter starb einige Tage nach der Geburt des Kindes an einem Lungenleiden, welches sich, wenn auch nicht als solches, so doch als allgemeine Schwäche auf das Kind vererbt hatte. Um ihn von seinem Bruder zu unterscheiden, wurde er in der Familie mit seinem vollständigen Namen René Descartes Seigneur du Perron" oder aber kurz Perron" genannt. Sein Gelehrtenname war Renatus Cartesius". Als Descartes das achte Lebensjahr vollendet hatte, wurde er in die Jesuitenschule zu La Flèche gegeben. Diese Anstalt war durch Heinrich IV. gegründet worden, der, nachdem er durch das Edict von Nantes den Hugenotten die freie Religionsübung gesichert hatte, sich auch als allerchristlichster König" durch besondere Begünstigung der Jesuiten zeigen wollte. Er beschloss die Errichtung eines von Jesuiten geleiteten Collegiums, das mit fürstlicher Freigebigkeit ausgestattet, eine Bildungsstätte des französischen Adels werden sollte, aus dessen Jugend sich die ständige Schaar von hundert Zöglingen recrutiren sollte. Dasselbe wurde zu La Flèche in Anjou errichtet. Als besondere Auszeichnung für dieses Institut ordnete er an, dass in demselben dereinst sein Herz bestattet werden sollte. Der Tod des Königs durch Mörderhand unterbrach nur zu bald die Aussichten auf die glänzende Entwicklung der Anstalt, immerhin blieb sie das angesehenste Jesuitencollegium des Landes.

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Descartes war unter den ersten hundert Zöglingen, die im Gründungsjahre 1604 in der Anstalt Aufnahme fanden, und blieb daselbst acht und ein halbes Jahr. Der Rector von La Flèche war damals Pater Charlet, ein Verwandter des Descartes'schen Hauses, der sich des ihm schutzbefohlenen Zöglings mit besonderer Sorgfalt annahm und ihn der speziellen Aufsicht des Pater Dinet anvertraute. Descartes schloss an dieser Schule Freundschaft mit Marin Mersenne, eine Freundschaft, die zwischen den beiden nach Jahren zusammentreffenden Männern erneuert, zu einer Freundschaft für das ganze Leben wurde. Descartes studirte zuerst die alten Sprachen und dann Literatur, hierauf folgten Logik, Moral, Physik und Metaphysik. Den Schluss bildete die Mathematik. Von allen diesen Disciplinen war es allein die Mathematik, die ihn zu befriedigen vermochte, während die übrigen Fächer, besonders die noch tief im Scholasticismus steckende Philosophie seine scharfe Kritik herausforderten und ihn in die Arme des Skepticismus trieben.

Im ersten Capitel seiner berühmten Schrift: „Discours de la méthode pour bien conduire sa raison, et chercher la vérité dans les sciences**) gibt uns Descartes eine lebendige Schilderung seines Bildungs

*) Oeuvres de Descartes, publiées par Victor Cousin. Paris 1824-26. Tome premier, pag. 125-132.

ganges. Von Kindheit an bin ich für die Wissenschaften erzogen worden, ,und da man mich glauben machte, dass durch sie eine klare und ,sichere Erkenntniss alles dessen, was dem Leben frommt, zu erreichen sei, so hatte ich eine ausserordentliche Begierde, sie zu lernen. Doch ,wie ich den ganzen Studiengang beendet hatte, an dessen Ziel man gewöhnlich in die Reihen der Gelehrten aufgenommen wird, änderte ich vollständig meine Ansicht. Denn ich befand mich in einem Gedränge so vieler Zweifel und Irrthümer, dass ich von meiner Lernbegierde keinen andern Nutzen gehabt zu haben schien, als dass ich mehr und mehr meine Unwissenheit entdeckt hatte." Und doch war er wie er sagt auf einer der berühmtesten Schulen Europas und war einer der besten Schüler, aus deren Schaar der Nachwuchs für das Lehramt entnommen werden sollte. Er hatte alles gelernt, was die Uebrigen lernten, und hatte noch dazu alles gelesen, was ihm in die Hände gerathen war. Er hatte die Sprachen des Alterthums gelernt und geübt, hatte mit den Geistern anderer Jahrhunderte in ihren Schriften verkehrt. Denn mit den Geistern anderer Jahrhunderte verkehren ist fast dasselbe als reisen." Ganz besonders gefielen ihm jedoch die mathematischen Wissenschaften, trotzdem er nur ihre Anwendung auf die mechanischen Künste kannte und sich darüber wunderte, dass auf so felsenfester Grundlage nichts Erhabeneres aufgebaut worden sei. Und nun nachdem er erklärt, dass er in sich den Beruf für Theologie nicht entdecken konnte wendet er sich der Philosophie zu, die ihn jedoch durchaus nicht zu befriedigen vermag. Trotz der darauf verwendeten Mühe von Jahrhunderten findet er sie schwankend und keines ihrer Resultate sicher. Ebenso steht es mit den andern Wissenschaften, die ihre Prinzipien von der Philosophie entlehnen. Und da er sich nun in der glücklichen Lage sieht, sein Studium nicht zum Broterwerbe verwenden zu müssen, da er überdies auch nicht die Ambition in sich fühlt, sich durch die Wissenschaft Ruhm zu erwerben, der seiner Ansicht nach doch nur unrechtmässig erworben sein könnte, so beschliesst er, nachdem er in ein reiferes Alter gelangt ist, das Studium der Wissenschaften ganz und gar aufzugeben. Ich wollte keine andere Wissenschaft mehr ,suchen, als die ich in mir selbst oder in dem grossen Buche der Welt ,würde finden können, und so verwendete ich den Rest meiner Jugend ,auf Reisen, Höfe und Heere kennen zu lernen, mit Menschen von , verschiedener Gemüthsart und Lebensstellung zu verkehren, mannig ,faltige Erfahrungen einzusammeln, in den Lagen, in welche das Schick,sal mich brachte, mich selbst zu erproben und Alles, was sich mir dar,bot, SO zu betrachten, dass ich einen Gewinn davon haben könnte.“ So befreite er sich denn von den vielen anerzogenen Irrthümern und begann nun in sich selbst einzukehren und nach der Welt sich selbst zu studiren. „Nachdem ich aber" so schliesst er seine Erzählung ,einige Jahre darauf gewendet hatte, so in dem Buche der Welt zu

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