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war im Winter 1763-64, als der Professor der Physik John Anderson unsern Watt aufforderte, ein kleines Modell einer Newcomen'schen Dampfmaschine, das in der Apparatensammlung vorhanden war, zu repariren und zu Vortragsversuchen tauglich zu machen. Watt löste diese Aufgabe zur Zufriedenheit des Auftraggebers, begnügte sich jedoch hiemit nicht, sondern verlegte sich auf die Vervollkommnung der sehr primitiven Maschine. Er untersuchte die Wirksamkeit derselben, indem er das Verhältniss der Menge des verbrauchten Dampfes zur Menge des Brennmateriales, ferner die Menge des zu einem Kolbenhube verbrauchten. Dampfes, sowie ähnliche auf die Wirkung der Maschine bezügliche Grössenangaben bestimmte. Die bedeutendste Verbesserung der Newcomen'schen Maschine, welche Watt an derselben anbrachte, war die Anwendung des Condensators als eines gesonderten Gefässes, in welchem die Abkühlung des Dampfes durch eingespritztes Wasser bewerkstelligt wurde. Diese so einfache Verbesserung der Dampfmaschine, welche Watt 1765 machte, steigerte deren Werth in beträchtlichem Masse. Vordem wurde das Kühlwasser unmittelbar in den Dampfcylinder eingespritzt und hiedurch die Wände desselben übermässig abgekühlt, was einen grossen Verlust an aufgewendeter Wärme bedeutete. Watt verlegte nun den Kühlraum in ein eigenes Gefäss und umgab ausserdem den Dampfcylinder mit einem schlechten Wärmeleiter, der die Abkühlung desselben erschwert. Die Newcomen'sche Maschine war eine atmosphärische Maschine, d. h. eine solche, bei welcher der Luftdruck den gehobenen Stempel abwärts trieb. Watt führte die doppelte Zuleitung des Dampfes in den beiderseitig verschlossenen Dampfcylinder ein, wodurch die Wirkung der Maschine eine ausgiebigere und gleichmässige wurde.

Watt hatte im Jahre 1763 sein Asyl im Gebäude der Universität verlassen und sich ein kleines Local gemiethet. Dieser Wechsel mochte wohl mit seiner Heirath in einigem Zusammenhange stehen; er heirathete um diese Zeit seine Cousine Margaret Miller, die Tochter eines Glasgower Meisters. Watt war damals mit einigen Kanalprojekten und andern Vermessungsarbeiten beschäftigt, liess jedoch die Dampfmaschine deshalb nicht ausser Augen und kehrte stets wieder zur Idee der vervollkommneten Maschine zurück. Im Jahre 1768 verband er sich mit Dr. John Roebuck, einem Manne von ungewöhnlichen Kenntnissen, der sich als glücklicher Unternehmer erwiesen hatte, nachdem Watt nicht über die Mittel verfügte, welche zu seinen Versuchen erforderlich. waren. Im Winter des genannten Jahres begann er das dritte Modell seiner Maschine zu bauen, wobei er, theils der Unkenntniss der richtigen Grössenverhältnisse wegen, theils wegen des damaligen primitiven Zu. standes des Maschinenbaues, mit sehr grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Vorzüglich waren es die verschiedenen Kolben- und anderen Dichtungen, deren dampfdichte Herstellung bedeutende Schwierigkeiten verursachte. Endlich nach achtmonatlicher Arbeit hatte Watt die Befrie

digung, seine Maschine zu seiner und seines Verbündeten Zufriedenheit wirken zu sehen. Am 5. Januar 1769 erhielt er sein Patent für die neuen Erfindungen zur Verbesserung der Dampfmaschine. Dieselben werden in der Patentschrift in folgenden Punkten angedeutet: Ausschliessung der Luft aus dem Dampfcylinder; Erhalten der Temperatur des Cylinders auf jener des Dampfes; Verdichten des Dampfes in einem besondern Behälter; Auspumpen der Luft aus dem Condensator; Bewegung des Kolbens durch den Dampfdruck; ein Dampfrad (rotirende Maschine); theilweise Condensation des Dampfes; Benützung von Oel und Wachs als Dichtungsmittel anstatt des Wassers.

Im Sommer des künftigen Jahres liess sich Roebuck in anderweitige Spekulationen ein und löste das Verhältniss zu Watt, der nun wieder seine Beschäftigung als Ingenieur und Wasserbauer aufnahm. Dieses dauerte bis zum Jahre 1773, um welche Zeit er in Verhandlung mit Matthew Boulton, dem Begründer von Soho bei Birmingham trat, der in viel grösserem Masse als Roebuck die Eignung besass, die Verfertigung und Verbreitung der Dampfmaschine im grossen Stile zu inauguriren. Die Verbindung Watt's mit Boulton dauerte von 1774 bis 1800, als der erstere von den Geschäften definitiv zurücktrat, die Freundschaft jedoch dauerte bis zu Boulton's Tode. Um jene Zeit, als Watt nach Soho übersiedelte, starb seine erste Frau.

Es folgte nun in Soho eine Periode der fruchtbarsten Erfindungsthätigkeit Watt's, während welcher er das Problem der Parallelführung löste, wodurch die hin- und hergehende Bewegung der Kolbenstange in eine drehende umgewandelt wird. Diese Erfindung, die er sich besonders patentiren liess, hat die Anwendung der Dampfmaschine in mächti ger Weise gefördert und verallgemeinert. Erst seit jener Zeit konnte die Frage über die Anwendbarkeit der Expansion des Wasserdampfes als Triebkraft für unsere Beförderungsmittel (Wagen und Schiffe) in ernsterer Weise erörtert werden. Watt erhielt das Patent für die Parallelführung im Jahre 1784. Im Ganzen hat er sechs Mal den Patentschutz angesucht: 1) im Jahre 1769 für den Condensator u. s. w.; 2) im Jahre 1780 für seine Briefcopirmaschine; 3) für seine Rotationsmaschine; 4) im Jahre 1782 für das Prinzip seiner doppeltwirkenden Maschine; 5) im Jahre 1784 für die Parallelführung und verschiedene Maschinen; endlich 6) für die Erfindung einer Methode der Rauchverzehrung und für die der Ersparniss von Brennmaterial.

Watt heirathete zum zweiten Male eine der Töchter des wohlhabenden Glasgower Bürgers Macgregor, der auf seinen Rath sich als erster in England mit der von Berthollet erfundenen Methode des Bleichens mit Chlor beschäftigte. Diese zweite Frau, Anne Macgregor, überlebte ihren Mann, sie starb im Jahre 1832.

Im März 1783 theilte Priestley Watt mit, dass er durch den elektrischen Funken ein im abgeschlossenen Raume befindliches Gemisch

von trockener dephlogistisirter und trockener brennbarer Luft zum Verschwinden gebracht, an Stelle desselben jedoch ein gleich schweres Quantum Wasser erhalten habe. Watt schloss aus diesen Resultaten, dass die brennbare Luft das Phlogiston selbst sei, das Wasser hingegen eine aus Phlogiston und dephlogisirter Luft unter Verlust eines Theiles der latenten Wärme bestehende Verbindung. Diese Theorie ist in Briefen ausgesprochen, welche an Priestley gerichtet waren. Es ist dies das erste Mal, dass in diesen Briefen das Wasser als ein zusammengesetzter Körper betrachtet wird. Diese Briefe sollten der Royal Society" vorgelegt werden, was jedoch später auf Watt's Wunsch unterblieb.

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Im Jahre 1775 wurde Watt von der russischen Regierung mit einem bedeutenden Gehalte berufen, welchen Antrag er jedoch ablehnte. Im Jahre 1786 folgte er einem Rufe der französischen Regierung in Angelegenheit der grossen Wasserhebemaschine zu Marly und reiste mit Boulton nach Frankreich, wo er von Seite der bedeutendsten Forscher: Lavoisier, Laplace, Monge, Berthollet, de Prony, Fourcroy und andern mit der grössten Auszeichnung behandelt wurde. Im folgenden Jahre wurde ihm die Ehre zu Theil, dem König und der königlichen Familie eine seiner Maschinen vorzeigen zu können. Eine Umgehung seines Patentes veranlasste Watt und Boulton, einen Prozess anzustrengen, den sie auch gewannen. Am Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts, im Jahre 1800 zog sich Watt von den Geschäften ganz zurück, desgleichen Boulton; sie überliessen ihren Söhnen die Sorge für die grossen Fabriken. Watt hatte noch den Schmerz zu erleben, einen seiner Söhne, Gregory, durch den Tod zu verlieren. Langsam starben alle seine Freunde dahin, bis er selbst am 19. August 1819 zu Heathfield bei Birmingham im hohen Alter von 83 Jahren und 7 Monaten verschied. Er wurde in der Pfarrkirche von Handsworth in der Nähe seines früher verstorbenen Genossen Boulton beigesetzt. Sein Sohn errichtete ihm ein würdiges gothisches Denkmal mit seiner Statue an der Kirche, wo er begraben liegt. Ausser diesem Denkmale wurden ihm Statuen an verschiedenen Orten errichtet, so z. B. in seinem Geburtsorte Greenock; eine grosse Statue errichtete ferner die Stadt Glasgow. Im englischen Pantheon, der Westminsterabtei, wurde ihm ebenfalls eine Statue errichtet mit einer schönen Aufschrift von Lord Brougham*).

*) Dieselbe lautet folgendermassen:

Not to perpetuate a name

Which must endure while the peaceful arts flourish
But to shew

That mankind have learnt to honour those

Wo best deserve their gratitude

The king

His ministers and many of the nobles

Watt

war Mitglied der Royal Society" von Edinburgh und London, des Pariser Institutes u. s. w.

Von Schriften ist nicht viel zu erwähnen: Considerations on the medical use of factitious airs etc. 5 Bände mit Th. Beddoes, 8o, 1794 bis 1796. Description of a pneumatic apparatus, with directions for procuring the factitious air, 1795. Thoughts on the constituent parts of water and of dephlogisticated air, with an account of some experiments on that subject (Phil. Trans. 1784) u. a. Im South Kensington Museum zu London befinden sich 33 verschiedene Modelle von Wattschen Erfindungen.

Die Dampfmaschine, wie wir sie heute noch benützen, ist im Wesentlichen die Watt'sche Maschine. Die Newcomen'sche Feuermaschine war keine Dampfmaschine in des Wortes heutiger Bedeutung. Sie wurde abwechselnd durch Dampfdruck und den Druck der Atmosphäre getrieben. Watt ist der Erfinder der ausschliesslich durch Dampf getriebenen Maschine. Die Haupterfindungen Watt's an der Dampfmaschine sind, kurz zusammengefasst, die folgenden: der Condensator, die doppelt wirkende Dampfeinströmung, die Expansion, das Parallelogramm, der Regulator u. s. w. Ausserdem stammt eine ganze Reihe von Erfindungen minderer Wichtigkeit von Watt: Erfindung der Dampfheizung, der Copirpresse, eines Mikrometers, eines perspektivischen Apparates u. s. f. Seiner chemischen Arbeiten und seiner Theorie über die Constitution des Wassers wurde schon weiter oben Erwähnung gethan.

Ueber Watt haben wir die folgenden Schriften anzuführen: Muirhead. The life of James Watt, with selections from his correspondence. 2. ed. 8°. London 1859. Muirhead. The origin and progress of the mechanical inventions of J. Watt etc. 3 vol. 8°. London 1854. Arago. James Watt. Biographie. Oeuvres. Paris, Leipzig 1854, I, pag. 371. Im Anschlusse an Watt erwähnen wir noch eines Gelehrten, der sich um die Verbesserung der Newcomen'schen Dampfmaschine ver

And commoners of the realm

Raised this monument

JAMES WATT

Who directing the force of an original genius

Early exercised in philosophic research

To the improvement of

The steam engine

Enlarged the resources of his country

Increased the power of man

And rose to an eminent place

Among the most illustrious followers of science

And the real benefactors of the world

Born at Greenock MDCCXXXVI

Died at Heathfield in Staffordshire MDCCCXIX.

dient gemacht hat. John Smeaton, geboren 1724 zu Austhorpe bei Leeds, gestorben 1792 ebendaselbst, war Mechaniker, später Ingenieur zu London. Er erbaute 1756-59 den Leuchtthurm von Eddystone. Seine Untersuchungen, betreffs der Dampfmaschine, bezogen sich hauptsächlich auf die Festsetzung der richtigen Verhältnisse der einzelnen Theile der Maschine. Doch wurden seine Resultate auf diesem Gebiete durch die Erfindungen Watt's verdunkelt. Von seinen anderen Arbeiten sind. zu erwähnen: Die Verbesserung der Luftpumpen construction, ein Compass, ein Apparat, um den Lauf der Schiffe zu bestimmen, er erfand ferner mehrere Flaschenzüge, ein Pyrometer und ein Hygrometer. Auf Dr. Bevis Aufforderung stellte er Versuche über die elektrische Entladung im luftverdünnten Raume an.

Sir Benjamin Thompson, Graf von Rumford.

Benjamin Thompson, geboren zu Rumford, jetzt Concord (NewHampshire) in Nordamerika *) den 26. März 1753, gestorben am 21. August 1814 zu Auteuil bei Paris, wurde in England zum Sir erhoben, in Deutschland erhielt er den Titel eines Grafen von Rumford. Benjamin Thompson lebte ein höchst wechsel volles, ereignissreiches Leben. Sein Vater stammte aus einer englischen Familie und hatte einigen Grundbesitz. Da er jedoch sehr früh starb, seine Mutter bald wieder heirathete und sein Grossvater mütterlicher Seite sein Wohlwollen und seine Unterstützung bloss einem später geborenen Sohne zuwendete, so befand sich Thompson sehr bald in einer höchst aussichtslosen, bedrängten Lage. Er hatte in der öffentlichen Schule seines Geburtsortes ausser den Elementen etwas Latein gelernt, hierauf schloss er sich an einen Geistlichen an, der ihm einige Kenntnisse aus Mathematik und Astronomie beibrachte. Im Alter von dreizehn Jahren kam er als Lehrling in ein Handelshaus nach Salem, wo er jedoch bloss bis zum Ausbruch der Unruhen im Jahre 1769, welche dem amerikanischen Befreiungskriege vorausgingen, blieb. Um jene Zeit ging er zuerst nach Woburn, später nach Rumford, wo er eine Schule hielt. In letzterem Orte heirathete er eine reiche Wittwe, eine Frau Rolfe, später nahm er Dienst in der amerikanischen Armee und schloss sich derselben bei Boston

an.

Allein seine Verbindung mit englischen Offizieren und seine aristokratischen Gesinnungen erweckten Verdacht unter den Patrioten; er wurde gefangen genommen und musste quittiren. Als er auf solche Weise seine Carrière unterbrochen sah, flüchtete er auf ein englisches Schiff und nahm seit jener Zeit am Kriege gegen sein Vaterland Theil.

*) Nach einer andern Version ist er in Woburn (Massachusetts) geboren.

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