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Inhalts-Verzeichnis.
Dezember 1891.

I. Aus dem Leben des Grafen Albrecht von Roon XXXI.

II. Wilhelm Jensen: Die Schatzsucher. Eine Begebenheit aus dem
Jahre 1848. III.

III. Otfried Nippold: Sommerferien in Japan I.

.

Seite

257

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278

312

IV. Theodor Wiedemann: Sechzehn Jahre in der Werkstatt Leopold von Rante's. II.

322

V. J. Schwabe: Goethe's Entel

339

VI. J. Frohschammer: „Tu es Petrus"! II. (Schluß.)

347

VII. Berichte aus allen Wissenschaften

263

1. Unterrichtswesen: P. W. Forchhammer, Das höhere Unterrichts-
wesen.

2. Kriegswissenschaft: Rogalla von Bieberstein, v. Verdy's Studien
über den Krieg auf Grund des deutsch-französischen Krieges 1870/71.

VIII. Litterarische Berichte...

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Die deutsche Nationallitteratur des neunzehnten Jahrhunderts von Rudolf
von Gottschall. K. F. Becker's Weltgeschichte von Prof. Wilhelm Müller.
L'ordinamento giudiziario militare von Ugo Conti.
dem Leben Leopold von Gerlach's.

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Denkwürdigkeiten aus
Die Berliner Dezemberkonferenz und

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die Schulreform von F. Hornemann. Ein Streifzug durch Indien von
Emil Selenka. Geschichte Deutschlands von Berthold Volz.
Marine von C. W. Allers. Das goldene ABC der Philosophie von Adolf
Steudel. Geschichte der preußischen Garde von Oskar Häring. Schul.
staub und Sonnenschein von Franz Dittmar. Die Hauswirtschaftliche
Unterweisung armer Mädchen in Deutschland und im Auslande. Die Tier-
schule von Fedor Flinzer und Viktor Blüthgen.

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Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift ist verboten.
Übersetzungsrecht vorbehalten.

374

380

Im Dezember erscheint die Kunstbeigabe zum 2. Halbjahr 1891 der Deutschen Revue. Dieselbe enthält eine photographische Nachbildung des Genrebildes von Benjamin Vautier, Hinterlist". Da das Kaiserliche Postzeitungsamt dieses im größten Format erscheinende Heft nicht befördert, so ist die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung gern bereit, das selbe den geehrten Postabonnenten gegen Einsendung des Post-Abonnementsscheines sowie der Portogebühr von 50 Pf. kostenfrei zuzustellen.

Breslau, Ende November 1891.

Eduard Trewendt.

1831

STURARY

Aus dem Leben des Grafen Albrecht von Roon.

XXXI.

it den in der Heimat verbliebenen Angehörigen und einigen näheren Freunden unterhielt Roon - sowohl während der italienischen Reise wie nachher einen ziemlich lebhaften Briefwechsel; derselbe betraf wohl meistens seine Familie sowie die Erledigung schriftlicher Dinge, befaßte sich aber auch noch häufig mit den öffentlichen Angelegenheiten, da diese für den großen Patrioten auch „im Zuschauerraume“ von hoher Wichtigkeit blieben.

„Da sind wir glücklich über die Alpen!" — schrieb er am 9. Dezember 1873 aus Bozen- „und Gott sei Dank! was mich betrifft mit dem Gefühl wachsender Genesung. Die ganze Gesellschaft ist wohlauf und guter Dinge. An Heiterkeit niemals Mangel. Überschwängliche Freude am Naturgenuß, zumal bei dem weiblichen und jüngeren Theile meiner Begleitung; am meisten entzückt das „Opperlein“ 1) . . . ich lasse mich pflegen und verziehen. . . Oft gedenke ich in Wehmuth der Heimath, meiner letzten Tage in Berlin, meines lieben und theuren Königs und aller der Meinen"

Vom 10. Dezember an waren die Reisenden einige Tage in Venedig. Am 16. Dezember schrieb Roon (an Blanckenburg) aus Florenz: . „ich fühle es fast wie eine Schuld, daß ich Berlin und das Kriegsministerium, den Schauplah so mancher traulichen Plauderstunde, verlassen habe, ohne Dir förmlich Adieu gesagt zu haben vor meiner Wanderung in die Fremde. Aber glaube mir, es war mir physisch unmöglich. Vom 15. November bis zum 29. glaubte ich jeden Tag zehnmal zu ersticken, und bin wohl zehn Nächte hindurch nicht ins Bett gekommen. Dann nahmen mich die letzten Amputations-Maßregeln ganz in Anspruch, soweit ich Kräfte hatte. Am 2. Dezember Deiner geliebten Mutter Geburtstag-war die schwere Stunde der Trennung von meinem kranken Könige; ich habe auch diese ausgehalten, und konnte mich endlich am 4. auf die

1) Fräulein M. Oppermann, langjährige Freundin und Stüße der Roon'schen Familie, welche sie auch durch hingebend treue Pflege des Feldmarschalls in seinen Krankheiten zu innigstem Dank verpflichtet hat. D. H.

Deutsche Revue. XVI. Dezember-Heft.

17

Eisenbahn sehen und die Reise nach Wälschland versuchen. In sehr kleinen Tagereisen gelangte ich am 10. glücklich nach Venedig, aber Frost und Schnee fehlten uns bis heute auch hier in Florenz! - nicht ganz, und sie drängen mich unaufhaltsam weiter nach dem Süden, um der Gefahr neuer Erkältung zu entgehen, so daß ich ohne die Erkrankung meiner Enkelin A.-M. schon morgen von hier weiter geeilt sein würde und mir die Herrlichkeiten von Florenz und Rom bis zur Heimreise im Frühjahr aufspare... Es geht mir zwar momentan unglaublich gut, denn ich bin seit dem 5. d. fast ganz frei von Beklemmungen, selbst von Husten, aber ich war sehr hinfällig und abgespannt und bin es in gewissem Grade noch immer; doch habe ich wieder etwas Lebensmuth gewonnen und hoffe wieder im Vaterlande zu sterben.

Sorrent oder Palermo? das ist jetzt die Frage! Palermo ist zwar das ärztlich gesteckte Ziel, aber meine Damen fürchten die Überfahrt. .

Eigentlich habe ich das Reisen satt, sehne mich nach dem gesegneten Einerlei einer idyllischen und sonnigen Eristenz. Wenn man alt ist und sich recht alt fühlt wie ich, so ist bei dem steten Wechsel der Eindrücke, wären sie auch noch so interessant, keine rechte Freude: die Sehnsucht nach Ruhe überwiegt alles Andere. Am liebsten wäre ich daher sofort nach meiner Verabschiedung aufs Land gegangen, wären die klimatischen Nöthigungen für meine Gesundheit nicht in Betracht zu ziehen gewesen

Gott ist so gnädig gegen mich gewesen, daß ich auch hoffen darf, wir werden uns im nächsten Frühjahr in Neuhof oder im Spätherbst in Krobniß wiedersehen. Am ersteren Ort hoffe ich gegen den 1. Juni einzutreffen. Am 1. Juli muß ich wegen der Pacht-Uebergabe an Wißmann1) nach Krobniß. . . Das kann sehr erfreulich werden für meine alten Tage.

Wenn ich von meinen patriotischen Sorgen heute schweige, so fehlen sie mir leider doch nicht! — Bismarck's Antwort auf meine herzlichen Abschiedsworte war geschrieben nach der gnädigen Königs-Ordre vom 9. d. Mts. Sie bespricht aber hauptsächlich seine eigene Lage . . . und läßt mich Manches vermiffen... Sehr lebhaft verklagt er Dich bei mir wegen Deiner Ablehnung des Ministerpostens.

Willst Du mich durch einige Zeilen Antwort erfreuen, so richte sie nach Neapel (Hotel Gran Bretagna), später nach Palermo (Adresse des deutschen Confuls G. Kopp).

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Rom, 22. 12. 73.

Wir sind seit dem 19. hier. H's Erkrankung nöthigte zum längeren Verbleiben in der ewigen Stadt", was dem Zweck meiner Reise insofern nicht ganz entspricht, als selbige Stadt, ungeachtet ihres unermeßlich historischen Interesses, medizinisch betrachtet wegen ihrer schlechten Luft und wechselnden Temperatur keineswegs ein passender Stations-Ort für mich ist.

Wir sind hier durch Kendell's auf das Liebenswürdigste behandelt worden, haben vorgestern dort dinirt, gestern gefrühstückt, und der Hauptmann

1) Dieser, Roon's jüngerer Schwiegersohn, übernahm die Verwaltung des Gutes.

v. P. (Militär-Attaché) widmete sich als wohl unterrichteter Cicerone all' die Tage. Er hat uns überall herumgeführt und wir haben in den zwei Tagen eine Menge von neuen Bildern gegen alte Namen eingetauscht. Von Weiterem konnte natürlich nicht die Rede sein. Als Dessert empfingen wir gestern auf dem Kapitol1) die schöne Aussicht auf die Stadt und das Albaner-Gebirge. Aber ich werde mich wohl aller Beschreibungen enthalten; das wäre ein mer à boire!

Gestern sind wir hier sehr beunruhigt worden durch ein von den Zeitungen mitgetheiltes Telegramm, wonach im Befinden des Königs und Kaisers ein Rückgang eingetreten fein soll. Gott schüße und erhalte Ihn! ich habe Ihm gestern geschrieben. . .

Hier und in Florenz fand ich bei allen Personen, mit denen ich in Berührung gekommen, die größte Bereitwilligkeit, mir nüßlich zu sein, auch mir Nachrichten über Palermo zu verschaffen. Es ist doch eine gar schöne Sache um einen guten Namen. General Menabrea, der mich gestern hier aufsuchte, bot mir die Dienste seines in P. wohnenden Schwiegersohns, Duca di Gela, dem er schreiben wollte, aufs freundlichste an; ich habe Dienstfertigkeiten immer abzuwehren, statt sie nachzusuchen. . .

Die Schwarzseherei hinsichtlich der Dauer des jeßigen Ministeriums kann ich nicht theilen, und wenn Gott uns den König erhält, werden alle wesentlichen Bestimmungen des Militär-Gesezes vom Reichstage genehmigt werden.

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Am 24. Dezember trafen die Reisenden in Sorrent ein, wo sie „entzückt und doch wehmütig" das Weihnachtsfest feierten und einige Wochen blieben. Von dort schrieb Roon (am 31. Dezember) u. a.: „Meine Gesundheit verursacht 3. 3. keine Bedenken, der Husten incommodirt mich sehr wenig, die Athem-Noth ist fast verschwunden und zeigt sich in gewissem Grade nur bei'm Steigen. An der durch meine Vergangenheit und meine 71 Jahre begründeten Zerrüttung meines Nervenlebens, verbunden mit einer gewissen Mattigkeit wird freilich auch hier nicht mehr viel zu ändern sein; dennoch darf ich jest nicht heimkehren, das nordische Klima würde meine organischen Beschwerden erneuern. Uebrigens haben wir auch keineswegs unangenehme Reise-Erfahrungen gemacht; einige unbescheidene Bereicherungs-Versuche, die gelegentlich vorkamen, sind in der That das einzige, worüber zu klagen wäre; sonst sind und waren wir bisher aufs beste und zuvorkommendste behandelt. Die Eisenbahn-Verwaltung in Florenz gab uns bis Neapel einen Salonwagen, die Militär- und Civilbehörden bemühen sich um mich aufs höflichste, die Bevölkerung wirft mir einen „grand uomo“ nach dem andern an den Kopf, und hier in Sorrent brachten uns einheimische Sänger am Tage der Ankunft ein Ständchen, das die Wacht am Rhein" in deutscher Sprache sang. Ich denke viel an meinen lieben kranken König, dem ich schon zweimal geschrieben, aber glücklicherweise wenig an die politischen Probleme der Gegenwart, zu deren Lösung ich Gottlob nicht mehr mit berufen

1) Auf welchem bekanntlich der Palast Cafarelli

das Botschafts-Palais

liegt.

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