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Uebersetzung... Die Art, wie Ricci sich seiner Aufgabe erledigt, verräth eine gründliche Kenntniss der griechischen Sprache und des Schriftstellers, dem er sich widmet... Alles dies (nämlich die stilistischen Vorzüge des Autors) erscheint, wenn nicht in perfekter Wiedergabe, welches in unserer modernen Sprache unmöglich wäre, so doch in einer höchst gelungenen Nachahmung«. Ein bescheidenes Mass von Anerken nung gebührte immerhin einer Arbeit, die zwar überall den ungeübten Interpreten verrieth, aber zugleich den begeisterten Eifer des Liebhabers bezeugte. Aber das unbedachte Uebermass hat ihr eine Kritik zuwege gebracht, die mit der Gründlichkeit des Kenners die unbarmherzige Strenge des Richters verbindet. Zahlreiche Missverständnisse, Versehen und Flüchtigkeiten, welche besonders den ersten Band der Uebersetzung (B. I-III) verunzieren, werden von Ambrosini aufgedeckt und gegeisselt, selbst der Sprache des Uebersetzers werden nicht wenige Verstösse gegen Gebrauch und Geschmack vorgeworfen, und vom Stile wird behauptet che risenta della maniera di serivere propria a' gazzetieri.

Die mit einer Biographie und kurzen Sacherklärung verbundene rumänische Uebersetzung des 4. Buches:

Alexandru Gr. Sutu, Istoria lui Herodot tradussa si adnotata. Cartea IV. Jasi 1879. 279 pp. 8.

entzieht sich meiner Beurtheilung.

Erwähnt sei endlich:

Stein's summary of the dialect of Herodotus. (By John William White). Boston 1880. 15 pp. 8.

Nur dem Titel nach sind mir bis jetzt bekannt geworden:
Rawlinson, Herodotus. Encyclopädia Britann. Vol. XI.

A. W. Cooke, Herodotus second Persian war. London 1879. A. J. Church, Stories of the east, from Herodotus. With illustrations from ancient frescoes and sculptures. London.

Hérodote. Traduction de Larcher, revue et augmentée des notes des principaux commentateurs et d'un index par L. Humbert. T. 1. 2. J. Karassek, Ueber die zusammengesetzten Nomina bei Herodot. (Programm) Saatz. 1880.

Jahresbericht über die griechischen Lyriker

für 1879, 1880, 1881.

Von

Professor Dr. E. Hiller

in Halle.

Ich werde mich in dem folgenden Jahresberichte an die im zweiten und dritten Bande von Bergk's Poetae lyrici getroffene Reihenfolge anschliessen; der Bericht über Pindar wird später nachfolgen. Bei den mir zu Gesicht gekommenen Schriften, welche auf selbständige wissenschaftliche Bedeutung keinen Anspruch erheben und deren Inhalt sich aus dem Titel in hinreichender Weise ergibt, begnüge ich mich mit einfacher Nennung.

Selections from the Greek lyric poets; with an historical introduction and explanatory notes by Henry M. Tyler, professor of Greek and Latin in Smith college, Northampton, Mass. Boston: Ginn and Heath. 1880. IV, 184 S. 8. (Für den Schulgebrauch bestimmt.)

Anthologie aus den Lyrikern der Griechen. Für den Schul- und Privatgebrauch erklärt und mit litterarhistorischen Einleitungen versehen von E. Buchholz. Erstes Bändchen: die Elegiker und Iambographen enthaltend. Dritte vielfach umgearbeitete Auflage. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1880. VIII, 150 S. 8.

Erich Wilisch, Spuren altkorinthischer Dichtung ausser Eumelos. Neue Jahrb. f. Philol. u. Pädag. 123. Bd. 1881. S. 161-176. Wilisch giebt hier eine Sammlung und Besprechung der dürf tigen Notizen, welche man mit mehr oder weniger Recht für die Existenz dichterischer Thätigkeit in Korinth vom achten bis zum sechsten Jahrhundert (abgesehen von Eumelos) geltend machen kann. sammenstellung ist dankenswert und die Mühe, die der Verfasser auf seine Arbeit verwendet hat, anzuerkennen; mit den Hypothesen aber, welche er an jene Notizen knüpft, habe ich mich nicht befreunden können. Dass auf dunkelen Gebieten der Forschung auch unsichere Vermuthungen

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...adeu, wird niemand bestreiten. Die meisten Combigerungen Wilisch's aber erscheinen mir nicht nur, was , unsicher, sondern so völlig unbegründet und haltlos, wissenschaftlichen Nutzen und Wert darin nicht zu erSoweit sie sich auf lyrische Poesie beziehen, werden A der Besprechung der einzelnen Dichter erwähnt werden.

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I. Elegiker.

Extracts from the Greek elegiac poets, from Callinus to Callimachus; to which are added a few epigrams. Selected and edited for the use of schools, by Herbert Kynaston, M. A., principal of Cheltenham College and late fellow of St. John's College, Cambridge. London, Macmillan and Co. 1880. XII, 100 S. 8.

Jacob Sitzler, Zu Kallinos und Tyrtaios. Neue Jahrb. f. Philol. u. Pädag. 121. Bd. 1880. S. 358 f. (S. u.)

Kallinos.

Jacob Sitzler, Kallinos oder Tyrtaios? Neue Jahrb. f. Philol. u. Pädag. 119. Bd. 1879. S. 351 f.

Sitzler will nachweisen, dass Kall. fr. 1, 5 ff. aus inneren Gründen nicht dem Tyrtäos zugeschrieben werden könne. Gut und treffend ist die Bemerkung, dass die Worte καί τις ἀποθνήσκων ὕστατ ̓ ἀκοντισάτω zu der Art, wie uns Tyrtäos wiederholt den spartanischen Krieger schildert, nicht recht passen. Was ausserdem vorgebracht wird, ist ohne Bedeutung. Wichtig wäre es zu wissen, ob V. 13 xws oder лs die gute Ueberlieferung ist: ersteres würde gleichfalls gegen Tyrtäos und für Kallinos sprechen: vgl. V. 1. Uebrigens ist es nicht ganz gerechtfertigt, wenn Sitzler sagt, die Verse gehörten dem Kallinos »nach der Ueberlieferung« an; nach V. 4 sind jedenfalls Verse ausgefallen: ist nun die Annahme, dass mit diesen auch ein Autorname verloren gegangen, so sehr viel unwahrscheinlicher als die entgegengesetzte? — V. 15 hält Sitzler oleva statt des überlieferten pyeta für das ursprüngliche.

Fr. 5. Wie Sitzler Jahrb. 121 (1880) S. 358 f. meint, soll nach Kallinos der Zug der Kimmerier ἐπὶ τοὺς Ἰηονιῆας ! statt Ἠσιονῆας) gerichtet gewesen sein; es müsste also bereits Demetrios von Skepsis eine corrupte Lesart vor sich gehabt haben. Ich gestehe, dass mir die Argumentation, durch welche Sitzler zu dieser schönen Nebenform für die 'lάoves gelangt, vollkommen unverständlich ist. Der Zug der Kimmerier war, wie er sagt, »nach des Kallinos Darstellung (welche er demnach mit beneidenswerter Genauigkeit kennt) nicht sowohl gegen Sardes als vielmehr gegen Ephesos und die Ionier gerichtet«. Soll man dergleichen widerlegen?

Tyrtäos.

Felice Cavallotti, Canti e frammenti di Tirteo. Versione letterale e poetica con testo e note preceduta da un' ode a Giosuè Carducci. Milano. Tipografia dei fratelli Rechiedei. 1878. 112 S. 8.

Auf S. 29 46 befindet sich ein Aufsatz »della patria di Tirteo«. Dass Tyrtãos aus Attika nach Sparta gekommen sei, war im vierten. Jahrhundert v. Chr. die herrschende Tradition. Platon erwähnt sie ohne Kundgebung irgend welcher Unsicherheit, und Lykurg spricht von ihr mit den Worten τίς γὰρ οὐκ οἶδε τῶν Ἑλλήνων κτλ. Die Richtigkeit dieser Tradition finden wir bereits bei Strabo aus einem bestimmten Grunde angezweifelt; wiederholt hat man sie in der Neuzeit bestritten und den Tyrtäos für einen geborenen Lakedämonier erklärt. Mit Recht hebt der Verfasser hervor, wie auffallend es wäre, wenn in Bezug auf die Heimat eines Dichters, dessen Poesieen zu Sparta in hohen Ehren standen und auch bei den übrigen Griechen wohlbekannt waren, eine solche Entstellung der Wahrheit so frühe und so durchgreifend sich Geltung verschafft hätte. Eine betrügerische oder irrtümliche Verwechselung des lakonischen Aphidna mit dem attischen, welches nach Philochoros die Heimat des Tyrtäos war, konnte in jenen Zeiten und bei einem Dichter von solchem Ansehen unmöglich eine derartige Wirkung haben. Von den für die lakonische Herkunft vorgebrachten Argumenten kann, wie der Verfasser ebenso richtig bemerkt, nur ein einziges Anspruch auf Beachtung erheben, nämlich eben dasjenige, welches wir bereits bei Strabo finden. Dasselbe beruht bekanntlich auf der Thatsache, dass Tyrtäos an einigen uns erhaltenen Stellen so redet, als wäre er von lakedämonischer Herkunft. Um diese Schwierigkeit zu beseitigen, nimmt der Verfasser einen Gedanken Otfried Müller's zu Hülfe. Nach Philochoros nämlich war Tyrtäos, wie bereits bemerkt, aus dem attischen Orte Aphidna. Dieser sowie das benachbarte Dekelea aber waren mit Sparta durch eine Legende verknüpft, welche im siebenten Jahrhundert jedenfalls schon existiert hat (vgl. O. Müller, Die Dorier I 2 442 f. Wilamowitz, Aus Kydathen S. 101). Sicher ist, dass noch zur Zeit Herodot's die Bewohner von Dekelea in einem bestimmten freundschaftlichen Verhältniss zu Sparta standen, und dass in den ersten Jahren des peloponnesischen Krieges bei den Einfällen der Spartaner mit Rücksicht hierauf Dekelea von ihnen verschont blieb. Auf diese Thatsachen gestützt hatte O. Müller die Meinung geäussert, es sei »nicht ohne Grund gewesen, dass Sparta einen Kriegssänger gerade von Aphidna holte (a. a. O. S. 151 und 443). Dies führt nun Cavallotti weiter aus. Er nimmt in Aphidna eine antica colonia peloponnesiaca« an und meint, mit Rücksicht hierauf habe sich der aus Aphidna stammende Tyrtãos mit zu den Lakedämoniern gerechnet. Dass diese Auffassung verfehlt ist, zeigt ein Blick auf die in Betracht kommenden Stellen des Tyrtäos (z. B. natépwv

ihre Berechtigung haben, wird niemand bestreiten. Die meisten Comb nationen und Folgerungen Wilisch's aber erscheinen mir nicht nur, w er selbst einräumt, unsicher, sondern so völlig unbegründet und haltl dass ich einen wissenschaftlichen Nutzen und Wert darin nicht zu e kennen vermag. Soweit sie sich auf lyrische Poesie beziehen, werd sie bei der Besprechung der einzelnen Dichter erwähnt werden.

I. Elegiker.

Extracts from the Greek elegiac poets, from Callinus to Callimach to which are added a few epigrams. Selected and edited for the of schools, by Herbert Kynaston, M. A., principal of Cheltenha College and late fellow of St. John's College, Cambridge. Lond Macmillan and Co. 1880. XII, 100 S. 8.

Jacob Sitzler, Zu Kallinos und Tyrtaios. Neue Jahrb. f. Phil u. Pädag. 121. Bd. 1880. S. 358 f. (S. u.)

Kallinos.

Jacob Sitzler, Kallinos oder Tyrtaios? Neue Jahrb. f. Phil u. Pädag. 119. Bd. 1879. S. 351 f.

Sitzler will nachweisen, dass Kall. fr. 1, 5 ff. aus inneren Gründ nicht dem Tyrtäos zugeschrieben werden könne. Gut und treffend die Bemerkung, dass die Worte καί τις ἀποθνήσκων ὕστατ ̓ ἀκοντισά zu der Art, wie uns Tyrtãos wiederholt den spartanischen Krieger sch dert, nicht recht passen. Was ausserdem vorgebracht wird, ist oh Bedeutung. Wichtig wäre es zu wissen, ob V. 13 xws oder лws gute Ueberlieferung ist: ersteres würde gleichfalls gegen Tyrtäos u für Kallinos sprechen: vgl. V. 1. Uebrigens ist es nicht ganz gerec fertigt, wenn Sitzler sagt, die Verse gehörten dem Kallinos >>nach Ueberlieferung« an; nach V. 4 sind jedenfalls Verse ausgefallen: nun die Annahme, dass mit diesen auch ein Autorname verloren g gangen, so sehr viel unwahrscheinlicher als die entgegengesetzte? hält Sitzler olxeta statt des überlieferten pyeta für das ursprünglich

V.

Fr. 5. Wie Sitzler Jahrb. 121 (1880) S. 358 f. meint, soll na Kallinos der Zug der Kimmerier ἐπὶ τοὺς Ἰηονιας ! statt Παιονίας) richtet gewesen sein; es müsste also bereits Demetrios von Skepsis ei corrupte Lesart vor sich gehabt haben. Ich gestehe, dass mir die A gumentation, durch welche Sitzler zu dieser schönen Nebenform für d 'lάoves gelangt, vollkommen unverständlich ist. Der Zug der Kimmeri war, wie er sagt, »nach des Kallinos Darstellung (welche er demna mit beneidenswerter Genauigkeit kennt) nicht sowohl gegen Sard als vielmehr gegen Ephesos und die Ionier gerichtet«. Soll m dergleichen widerlegen?

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