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Gu. Wolff die Vorstellung des sich weiter verbreitenden Feuers als in der Mitte liegend angenommen wird). Ausführlich handelt Lueck über ypevòs oloßáras Ai. 614; er fasst es ähnlich, wie ich es bereits nach dem Scholion erklärt habe; nur denkt er speciell an die Drehkrankheit der Schafe, bei welcher die Thiere sich von der Heerde sondern und im Kreise drehen und von den Landleuten als toll bezeichnet werden. Weiter werden die von Gewerben, von der Heilkunde, vom Markte und Verkehre entlehnten Metaphern besprochen. Für unónxas Ai. 978 wird ἐμπέπληκας (scil. τὴν σαυτοῦ μοῖραν) vermuthet; βίον στάντα Ant. 1156 wird erklärt: vitam adhuc in trutina consistentem i. e. cuius pon nondum facta sive quae nondum finita est: Der Zusammenhang fordert die Erklärung, welche ich in meiner Ausgabe gegeben habe. O. K. 1584 soll Tòv alxy Biotov das Richtige sein. Zum Schluss wird Sophokles gerühmt, qui non modo interiorum reconditarumque sententiarum copia et subtilitate excellat, verum etiam omnes res quae in sensus cadunt quaeque ad communem huius vitae usum pertinent intentis oculis observaverit et poesis lumine illustraverit, qua in re cum uno comparari potest Goethio. Diese Energie der Auffassung und Anschauung kann man, glaube ich, vielmehr dem Aeschylus nachrühmen.

III Ep.

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Exod

Oeri sucht nachzuweisen, dass die Symmetrie der Verszahlen den Bau der Elektra, des Königs Oedipus, der Trachinierinnen, des Philoktet und des Oedipus in Kolonos, sowie den der Herakliden und des Kyklops des Euripides in seinen wesentlichsten Theilen beherrsche. Nebenbei werden auch noch die Choephoren und der Aias berührt. Beigegebene Tabellen veranschaulichen die Symmetrie. Ich führe nur die Hauptzahlen des Oed. Kol. an, dessen Symmetrie am vollkommensten erscheint: 254 (56198) 115 296 (1464 +146) 115 254 (198+56) Prolog I Epeisodion II Ep. IV Ep. V Ep. Gezählt werden die Trimeter und Tetrameter und einige allöometrische Verse, welche El. 1161 f., Trach. 1081. 1085 f. dem Dialog eingefügt sind; Interjektionen und unvollständige Verse wie vor werden nicht gezählt. Die wichtigsten Responsionspartien sind durch musikalische Partien abgegrenzt. Die Responsionen zweiter und dritter Ordnung werden nach scenischen Veränderungen und anderen Kriterien bestimmt. Für Herstellung der Responsion werden nicht, wie man es bei anderen Abhandlungen der Art gewöhnlich findet, willkürlich Interpolationen angenommen oder Lücken angesetzt; im Ganzen werden fünf Verse des O. T. (529. 827. 845. 1163 f.), vier des Phil. (1364 a u. b, 1443 f.), 13 des O. K. (95. 614f. 640 f., 980-987) als unächt erklärt und der Ausfall je eines Verses in der El. (bei 1007), den Trach. (nach 80) und im Phil. (nach 1251), dreier Verse im O. K. (bei 866, 1018, 1436) angenommen. Von den Interpolationen ist O. T. 529 der einzige Vers, den Oeri zuerst als unächt bezeichnet hat; O. K. 980-987 tilgt er nach einer Vermuthung

von Nauck, stellt aber ausserdem 978. 979. 988-90 vor 969, indem er in 978 tpos où für μyepòs dè setzt. Die Stelle O. K. 303 f. wird mit den Aenderungen μικρὰ κέλευθος πολλά τ' ἐμπόρων ποσὶν φιλεῖ πατεῖσθαι, τῶν ἐκεῖνος ἐκμαθών, θάρσει, παρέσται in Schutz genommen. Von den sechs Lücken ist nur die nach Phil. 1251 bereits von anderen angenommen; die übrigen fünf hat Oeri zuerst angesetzt, wir glauben nicht glücklich. Weiter wird bemerkt, dass die Antigone solcher Symmetrie entbehre, während der Aias in dem Theile, welcher den Tod des Helden und die Todtenklage zum Gegenstande hat, einen interessanten Anfang dieser Erscheinung zeige. Bei Aeschylus finde sich nur ein einziges Beispiel, im ersten Epeisodion der Choephoren (84305): 22. 94. 94. Dabei wird 143f. δίκην φανῆναί σου . . ἀντικατθανεῖν λέγω, 145 ἐν μέσῳ τίθημι τοῦ κατεύγματος, 209 πτέρναιν μὲν οὖν τοῖνδ ̓ ὑπογραφαί vermuthet. Bei Euripides sollen die scenischen Responsionen ziemlich zahlreich sein, doch sich sehr ungleich auf die einzelnen Stücke vertheilen. Ein künstliches System von Haupt- und Nebenresponsionen wird für die Herakliden aufgestellt (ausser sechzehn Versen, welche andere getilgt haben, streicht Oeri 213. 232. 745-747). Den Grund dieser Zahlensymmetrie findet Oeri einerseits in dem Bestreben, denjenigen Motiven, die sich an Bedeutung für das Ganze gleichkommen, auch eine gleichmässige Ausführung und zwar nach Massgabe dieser ihrer Bedeutung zu Theil werden zu lassen, andererseits nach Arist. Poet. c. 7 und Demosth. лaрапр. § 120 in der beschränkten Zeit für die theatralischen Aufführungen. Um dieser willen musste, meint er, der Dichter, wenn er den Plan für ein Stück machte, zunächst eine bestimmte Zeit für die musikalischen Partien ausscheiden und dann gemäss der vorhandenen Liebhaberei für symmetrische Anordnung den einzelnen Theilen der Tragödie ihr Zeitmass bestimmen. Dies konnte er am besten, wenn er ihnen bestimmte Verszahlen zuwies. War er, wie das gewöhnlich der Fall sein mochte, über die Maximalzahlen hinausgekommen, so musste er kürzen und bis zu den Maximalzahlen reducieren. An einer anderen Stelle werde ich darthun, dass die streng mathematische Zahlengleichheit einer unbefangenen Textkritik gegenüber nicht bestehen kann, dass also mit den Tabellen von Oeri nur eine annähernde Responsion der beiden Theile nachgewiesen ist; dass aber Zweck und Bedeutung dieser annähernden Responsion als zweifelhaft erscheint.

Die Uebersetzung von Csiky ist nach der eingehenden Besprechung von W. Pecz im Egyetemes Philologiai Közlöny IV (1880) S. 257–268 die erste vollständige ungarische Sophoklesübersetzung; der Uebersetzer, einer der vorzüglichsten neueren Dramatiker und Novellisten Ungarns, habe die schwierige Aufgabe auf das Vortrefflichste gelöst.

Aias.

Edmund Reichard, De interpolatione fabulae Sophocleae quae inscribitur Aiax. Dissertation von Jena. 42 S. 8.

Der Verfasser führt aus, warum der zweite Theil nöthig sei, und tilgt dann 68-70, 923 f. mit 966-968 und 972f., 1071-1086, wovon er sich nicht dadurch abschrecken lässt, dass er nunmehr auch 1091f. tilgen muss, dann 1111-1117, 1121-1124, 1257-1263, 1283-1287, 1313-1315, 1346-1349, 1356f. Für diese Interpolationen wird Jophon verantwortlich gemacht. Zuletzt werden einige weitergehende Athetesen Schöll's zurückgewiesen.

Bei der Besprechung meiner Ausgabe in den Blättern f. d. bayer. Gymn.- und Realschulw. XVI S. 73-75 vermuthet Metzger 40 ypέva, 338 φρονῶν für παρών, 411 φωνεῖν, φρονῶν ἃ πρόσθεν οὐκ ἔτλη, 799 ἐλπὶς ἐκφέρειν, 890 ὅπου für τόπος. Ausserdem tilgt er 546, 812, 839 f., 1268 -1271, dann ausser 966-968 auch 969 und stellt 971-973 hinter 965.

Franz Kern, Bemerkungen zu Sophokles' Aias und Antigone. Programm des Stadtgymnasiums zu Stettin 1880. 7 S. 4.

Kern will Ai. 1185 τίς ἄρα νέατος εἴ ποτε λήξει, 1402 ἀλλ ̓ ἤδη γὰρ κτέ., Ant. 1074 λωβητήρ' ἐσυστεροφθόροι (oder ἔθ ̓ ὑστεροφθόροι) schreiben und Ant. 1096 in folgender Weise erklären: »nachgeben ist schrecklich; widerstehe ich aber dem Verderben (dem von Tiresias geweissagten), so ist mein nahes Schicksal, dass ich mein Herz schrecklich treffe«.

Elektra.

Sophokles. Für den Schulgebrauch erklärt von Gustav Wolff. Zweiter Theil. Elektra. Dritte Auflage. Bearbeitet von Ludwig Bellermann. Leipzig, Teubner, 1880. 152 S. 8.

Bellermann hat den Commentar von G. Wolff vielfach geändert und berichtigt, freilich auch manche unrichtige Zusätze gemacht (z. B. zu 1281-7). 726 möchte er, weil ihm selbst seine Erklärung Bedenken erweckt, zwischen netta d' und Aiviavos 724 einfügen; aber auch so ist das σχήμα καθ ̓ ὅλον καὶ μέρος unmöglich, da das Ganze Menschen (die Fahrenden), der Theil Thiere (not) sind. Vielleicht ist TeλouvTOS (scil. Alviavos avôpós) zu schreiben. Beachtenswerth ist die Bemerkung von Rud. Schneider zu 743 enerтa λówv, welche Bellermann mittheilt: »Der Zügel des linken Rosses, der während des Umbiegens straff angezogen war, musste losgelassen werden, sobald die Biegung vollendet war. Indem dies geschieht und das freiwerdende Pferd dem natürlichen Antriebe folgend, die Deichsel nach rechts reisst, muss der Wagen selbst folgerichtig einen starken Ruck nach links machen, besonders wenn die

Deichsel unbeweglich befestigt ist, wie stets bei den zweirädrigen Wagen der Alten; ist daher das Rad noch nicht an der Stele vorbei, so prallt es nothwendig dagegen. Orest löst also den Zügel einen Augenblick zu früh«. Die zu 780 mitgetheilte Conjectur von Gustav Jacob out' ἔθ' ἡμέρας ist kaum brauchbar.

453 νέρθεν εὐμενη, 708 τέλος Βοιωτός, δέκατον vermuthet A. Nauck (s. oben S. 4).

528 ἡ γὰρ Δίκη ξυνεῖλεν, οὐκ ἐγὼ μόνη Gustav Krüger Jahrb. f. class. Philol. 1880 S. 671.

Elektra. Drama von Sophokles. Aus dem Griechischen im antiken Versmass übertragen von H. A. Feldmann, Dr., Hamburg 1880. 96 S. 12.

Diese Uebersetzung zeigt grössere Gewandtheit als die von dem Verfasser vorher verfertigte des Oed. Tyr. (s. unten). Ausdrücke wie »unverschämtes Weibsbild«, »kaum noch aus den Kinderschuhen, scheinen auch im Munde der Klytämnestra für die griechische Tragödie zu niedrig zu sein.

Οιδίπους Τύραννος.

Sophoclis tragoediae. Recensuit et explanavit Eduardus Wunderus. Vol. I. sect. II. continens Oedipum Regem. Editio quinta, quam curavit N. Wecklein. Lipsiae, Teubn. 1880. 136 S. 8.

Die Einleitung wurde umgestaltet und die Entwickelung der Oedipussage bis auf Sophokles, soweit sie aus den spärlichen Notizen nachgewiesen werden kann, gegeben. In der metrischen Hypothesis wurde πρός του πολιτῶν oder πρὸς συμποτῶν του für πρὸς τῶν ἁπάντων vermuthet. Ausserdem erwähne ich die Erklärung zu 78: pertinet és xalov non ad ipsa priora ou 'einas, sed ad totam complexionem, ut sensus sit: »verbis tuis convenienter denuntiant mihi pueri«, zu 572 ràs ¿μás: articulus eadem ratione qua καλεῖν, ἀποκαλεῖν τινα τὸν προδότην dicitur, positus esse videtur, ex recta oratione ai oai diay dopal explicandus, dann die textkritischen Bemerkungen zu 128 xaxòv tò nočov, zu 246 -- 51, gegen welche der Verdacht der Interpolation ausgesprochen wird, zu 422 τὸν ὑμέναιον, ὅρμον ὃν ἄνορμον εἰσέπλευσας, Schol. 673 τὰ ἄδικα für ἄδικα, 852 τόν γε Λαΐου φανεί χρησμόν δικαίως ὀρθόν κτέ., 896 τί δεῖ με θυυσκεῖν (vgl. N. Rhein. Mus. 1881 S. 139), 953 ξυνηυνάθησαν.

Clemens Schnitzel, Kritischer Commentar zu S. Oedipus Rex v. 532-603. Programm des kaiserl. königl. zweiten Ober-Gymnasiums in Lemberg 1880. 8. S. 29-49.

Wir haben in der Abhandlung nichts Bemerkenswerthes gefunden. V. 601 will der Verfasser op too' lesen, xwpis 608 erklärt er »in meiner Abwesenheit«.

Παναγιωτόπουλος, ἑρμηνευτικὰ καὶ κριτικὰ εἰς τὸν Οἰδίποδα τύ ραννον τοῦ Σοφοκλέους. Αθήναιον Τομ. θ' τεῦχ. Ε' S. 115.

Panagiotopulos vermuthet 227-230 únɛželeй (mit Halm) doTòs κατ ̓ ἀστοῦ (mit Nauck) . . εἰ δ ̓ αὖ τις ἄλλος οἶδεν ἐξ ἄλλης χθονός, 287 ἐν ἀργοῖς οὐδὲ τόδ ̓ ἐποιησάμην, 329 ιταμῶς τάδ ̓ εἴπω, 478f. ὡς ταύρους . . θηρεύων (diese Conjectur beruht auf einem Missverständniss des Schol.), 485 οὔτε γ ̓ ἀρέσκονθ', 487 ὁρᾶν (scil. τὸν μάντιν), 567 ἆρ ̓ ἔσχομεν; πῶς δ ̓ οὐχέ; 572 ξυνῆλθε φθάς, ἐμὰς (fehlerhaft!), 640 δρᾶσαι δικαιοῖ, τοῖνδ ̓ ἀποκρίνας κακοῖν, 644 μὴ μὴν ἀναίμην, 741 τίνα κόμην βέ βηκ ̓ ἔχων.

336 xȧnapaitytos pavei Blaydes Ausg. d. Thesm. 1880.

691 ἄπορον ἐπὶ πόριμα, 760 δεξιᾶς ἐμῆς θιγών (oder θιγὼν ἐμῆς) vermuthet A. Nauck (s. oben S. 4).

1342f. vermuthet ἀπάγετ ̓· ὠφελεῖτ ̓ ὀλέθριόν με γᾷ Richard Horton Smith Journal of Philology vol. IX no. 17 S. 71-74.

L. Drewes, Die symmetrische Composition der Sophokleischen Tragödie »König Oedipus «. Wissenschaftliche Beilage zu dem Osterprogramm des Herzoglichen Gymnasiums zu Helmstedt 1880. 26 S. 4.

Der Verfasser gliedert die Theile des ganzen Stückes nach bestimmten Grundzahlen. So erhält der Prolog die Grundzahl 9; er besteht aus 72 + 72 = = 8X9+8X9= 144 16 X 9 8 X 18 Versen. Die neu auftretende Grundzahl erscheint jedesmal vorher als der eine Faktor, mit dem die frühere Grundzahl sich multipliciert. So ist im Prolog die Grundzahl 9 resp. 18, der dazu gehörige Faktor 16 resp. 8 und dies wird die neue Grundzahl des ersten Aktes, welcher in 80 +160 10 X 8 + 20 X 8 = 240 = 3 X 80 15 X 16 Verse zerfällt. Diese Grundzahlen werden gewonnen mit verschiedenen Streichungen (unter anderen werden 11-13, 141, 235, 239 f., 419, 421, 430f., 525 -527, 540-542, 559, 623 f., 637f., 672, 701, 723 725, 795, 997-999, 1002-1004, 1406 f., 1444 f., 1493-95 getilgt, 227f. in den einen Vers καὶ μὴ φοβείσθω· πείσεται γὰρ ἄλλο μέν, 640f in den einen fehlerhaften Vers δρᾶσαι δικαιοῖ, γῆς μὲ ἀπῶσαι πατρίδος verwandelt), Annahmen von Lücken (wie nach 18, 1109, 1412) und Umstellungen (600 hinter 612, 1492 in der Form ónŋvíx' av dǹ.. axpás hinter 1500). Im Einzelnen finden sich gute Bemerkungen, aber dem Ganzen können wir keinen Werth beilegen. Vgl. die Besprechung von J. Oeri in der Philol. Rundschau I no. 10 S. 301-304.

König Oedipus. Drama von Sophokles. Aus dem Griechischen im antiken Versmass übertragen von H. A. Feldmann, Dr., Hamburg 1879. 80 S. 12.

Die Uebersetzung ist weder fehlerfrei (vgl. z. B. 5 » und übertönt die Todtenklagen Weihgesang?, 54 »mehr Ehre bringt Dir, wenn wie

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