Page images
PDF
EPUB

Aoristi infinitivi, qui post verba quí, oloμa similia occurrunt, numquam opinor, nisi summa necessitate cogente, de futuro tempore interpretandi sunt, neque causa esse videtur, cur illis locis, ubi futurum levi mutatione restitui possit, contextum librorum mutare dubitemus. Hiernach ist für (3 171 καὶ γὰρ κείνῳ φημὶ τελευτηθῆναι die von einigen Grammatikern angenommene fnturische Bedeutung zu verwerfen, ebenso für εugova (P 28) und für μυθήσασθαι (σ 342 φὰν γάρ ἀληθέα μυθήσασθαι). In Bezug auf den Aor. φθίσθαι Ν 666 πολλάκι γάρ οἱ ἔειπε γέρων ... νούσῳ in' doyalén dioda bemerkt der Verfasser richtig S. 16: »Certe in verbo Eεne hoc loco adeo inest futuri temporis significatio, ut vel idem esse quod ἔφη θέσφατον εἶναι existimari possit vel infinitivi illi φθίσθαι, δαμῆναι in vim substantivorum (= θάνατος, ὄλεθρος) paene abisse putari possint. In χ 35 οὗ μ' ἔτ ̓ ἐφάσκεθ ̓ ὑπότροπον οἴκαδ ̓ ἱκέσθαι erscheint dem Referenten die von dem Verfasser gebilligte Aenderung oixade vetoda unzulässig, weil ebenso wie in dem vorangehenden Beispiel nicht eine futurische Handlung, sondern eine Handlung überhaupt ausgesagt werden soll. Im Folgenden handelt der Verfasser über die verschiedenen Konstruktionen der verba des Hoffens, Versprechens, Schwörens. So findet sich nach Eropa meistens der Inf. fut., daneben auch Inf. Praes., Perf., Aor. II 199. Für den Inf. apέoda in M 407 èñɛi oi dupòs ἐέλπετο κῦδος ἀρέσθαι giebt der Verfasser die richtige Erklärung S. 23: >>Infinitivum his locis, ubi futurum respici satis apparet, abjecta temporis significatione ad vim substantivi propius accessisse«. Dagegen lässt er es unentschieden, ob Γ 112 ἐλπόμενοι παύσασθαι διζυροῦ πολέμοιο zu übersetzen sei: sperantes se bellum molestum ad finem perduxisse, oder ob παύσασθαι in παύσεσθαι zu ändern sei. Nach der üblichen Aufassung bezeichnet der Aorist in solchen Fällen die Gewissheit, mit welcher das Eintreten der Handlung erwartet wird. Referent ist der Ansicht, dass hier nicht die Gewissheit des Eintretens der Handlung, sondern die reine, absolute Handlung zum Ausdruck gebracht wird, welche nicht als zukünftige, sondern als überhaupt eintretende gedacht werden soll, denn wenn wir vergleichen 4 346 οππότε δή ῥ ̓ Οδυσῖα ἐέλπετο ὃν κατὰ θυμὸν ¦ εὐνῆς ἧς ἀλόχου ταρπήμεναι = Ulixem delectatum esse mit — ἐέλπετο xuôos àpéodα, so müssen wir die Ueberzeugung gewinnen, dass der Aor. Inf. wegen seiner in beiden Beispielen hervortretenden diametral entgegengesetzten Bedeutung an sich weder die Vergangenheit noch auch die Zukunft, sondern nur allein die reine, absolute Handlung bezeichnen kann, welche der jedesmaligen Situation entsprechend entweder auf die Vergangenheit oder auf die Zukunft zu beziehen ist.

W. Goecke, Zur Konstruktion der verba dicendi et sentiendi bei Homer und Herodot. Programm des Progymnasiums zu Malmedy 1880.

Der erste Teil der Abhandlung enthält eine Darstellung des homerischen Sprachgebrauches hinsichtlich der Verba dicendi et sentiendi mit

ausschliesslicher Berücksichtigung derjenigen Konstruktion, in denen das Objekt jener Verba durch ein Satzgefüge gegeben ist. Danach findet sich bei den verbis dicendi sowohl der Infinitiv, als auch ötti, ws, oũVexa, vereinzelt das Participium ( 1; 7, 477). Im Folgenden sind die verschiedenen Konstruktionen einzelner verba wie ἀπειλέω, εὔχομαι, ὄμvoje, overdien ohne Berücksichtigung der verschiedenen Lesarten angegeben. In derselben Weise sind die verba sentiendi behandelt. Bemerkenswertes irgend welcher Art ist in dem Aufsatze nicht hervorzuheben.

Dr. Kohlmann, Ueber das Verhältnis der Tempora des lateinischen Verbums zu denen des griechischen. (1. Theil: die Tempora des griechischen Verbums). Programm des Gymnasiums zu Eisleben 1881.

In der vorliegenden wertvollen Schrift ist der Versuch gemacht worden, ein wichtiges Kapitel der Syntax, die Lehre von der Bedeutung der Tempora, innerhalb der griechischen und lateinischen Sprache einer vergleichenden Betrachtung zu unterziehen. Der erste Teil der Abhandlung enthält eine Untersuchung über die Tempora des griechischen Verbums. Folgendes ist etwa das Ergebnis derselben: Die griechische Sprache bediente sich verschiedener Mittel zur Differenzierung des Aoristund Praesensstammes, so z. B. der Praesens erweiterung, des Umlautes (τρέπω, ἔτραπον), der Synkope (πέτομαι und ἐπτόμην), der Reduplicierung des Stammes (redupl. Aor.) u. s. w. In einzelnen Fällen dagegen ist der Aorist- und Praesensstamm überhaupt nicht unterschieden (ypáçw, έypá9). Die griechische Sprache hat also mit voller Klarheit und nur geringer Inkonsequenz die beiden Stämme von einander geschieden. Ueber den Aorist sind viele Definitionen in neuerer Zeit versucht worden, besonders zu erwähnen ist die von Curtius aufgestellte, wonach der Aorist die eintretende, das Praesens die dauernde Handlung bezeichnet. Selbst wenn wir den Begriff der eintretenden Handlung in seinem weitern Sinne nehmen, so dass sie sowohl den Eintritt des durch das Praesens bezeichneten Zustandes, als auch die Erreichung des Zieles, auf welches die Handlung gerichtet ist, bezeichnet, ist dennoch diese Definition als zu eng gefasst zurückzuweisen. Dies geht aus folgendem von Curtius selbst citierten Beispiel hervor: Κύκλωπες λέγονται ἐν Σικελίᾳ οἰκῆσαι; ebenso wenig würde seine Definition für folgenden Satz passen: zalɛnòv τὸ ποιεῖν, τὸ δὲ κελεῦσαι ῥᾴδιον und auch beim Gebrauch des Part. Aor., sowie bei dem des Indikativs an Stelle des Plusquamperfekts kommt es nicht sowohl darauf an, den Eintritt zu bezeichnen als vielmehr deren Vollendung. Das Verhältnis des Aorist zu seinem Praesens ist ein doppeltes; entweder bezeichnet der Aorist den natürlichen Abschluss der im Praesens noch dauernden Thätigkeit (resp. Zustandes), vgl. výσxɛ und daveiv, oder den Anfang, das Eintreten des im Praesens als dauernd

vorgestellten Zustandes (resp. Thätigkeit) vgl. Baotleñoa regem fieri, βασιλεύειν regem esse. Es kann danach also der Aorist in demselben verbum sowohl den Beginn, das Unternehmen einer aufs Ziel gerichteten Handlung, als auch die Erreichung dieses Zieles bezeichnen. Entsprechend der doppelten Bedeutung des Aorists ergiebt sich auch eine solche des Praesens; so kann euyen entweder die Bedeutung von fugam parare haben oder auch von in fuga esse. Wie nun ferner durch den Aorist sowohl der Eintritt einer Handlung als auch ihr Resultat bezeichnet werden kann, so kann auch beides vereint im Aorist enthalten sein, also Bale bedeuten er warf und traf.« [Nach der Meinung des Referenten kann ßale die beiden Bedeutungen nur in dem Falle vereinen, wenn sich dabei ein Accusativ des Zieles befindet. An sich kann Bale nur heissen »er liess fallen« vgl. dáxpu ßálɛ Od. 4, 114, oder »er warf. Die Stelle / 350 προίει δολιχόσκιον ἔγχος καὶ βάλεν οὐδ ̓ ἀφάμaptɛ ist danach zu übersetzen er setzte nach vorwärts (mit dem Arm) in Bewegung, (liess fallen) warf und verfehlte nicht. Ebenso zu erklären ist H 242.] Während also die Präsens - Handlung als noch nicht abgeschlossene des Anfanges und Endes entbehrt, bezeichnet die aoristische den Anfang der Handlung und das Ende zugleich. Auch das Part. Aor. steht nur in scheinbarem Widerspruche zu dieser Definition, insofern es eine Handlung als von einem dahinter liegenden Standpunkte aus vergangene zu bezeichnen scheint, z. B. taõta einòv dлédavɛ haec locutus, denn der Begriff der Vergangenheit liegt nicht in der Form das Participiums, sondern wird lediglich durch den Zusammenhang hinzugebracht; denn an sich enthält das Part. Aor. den Begriff einer absoluten, zu Ende zu denkenden Handlung; wird diese in der Erzählung gesetzt und nach ihr eine andere aufgeführt, so ergiebt sich von selbst, dass von der Zeitstufe der letzteren aus jene vorvergangen ist. [Dem Referenten erscheint die letzte Schlussfolgerung der nötigen Klarheit zu entbehren, vielmehr dürfte nach seiner Ansicht der Begriff der Vorvergangenheit daraus herzuleiten sein, dass das Particip, seinem Ursprunge nach ein Adjektiv, eine dem Subjekt schon inhaerierende Eigenschaft angiebt, welche als solche natürlich früher sein muss, als die von dem Subject erst ausgesagte neue Handlung.] Finden sich nun Imperfecta, wo man nach der vom Verfasser gegebenen Definition Aoriste erwarten sollte, so ist hierin ein Kunstmittel der Erzählung, eine Art Malerei zu finden, wo das einfache Faktum nicht bloss einfach konstatiert wird, sondern wo wir es gleichsam sich erst vor unsern Augen vollziehen sehen. Ferner sind auch Beispiele wie ἀλλ' ὑμᾶς οὐ πείθω ich kann nicht überzeugen nicht geeignet, den zwischen Aorist und Praesens statuierten Unterschied umzustossen, da ja an sich dem Aorist neioa die Bedeutung »überzeugen«, dem Praesens die Bedeutung »zureden, zu überzeugen suchen« zukommen würde. [Referent ist von der im folgenden gegebenen Erklärung nicht befriedigt und glaubt für où nɛidw die Bedeutung » ich bin

=

nicht auf dem Wege zu überreden«, welche sich ja aus der Vorstellung der nicht abgeschlossenen Handlung ergiebt, zu Grunde legen zu müssen d. i. = ich kann nicht überreden]. In einem Satze ferner, wie v oi dεoi φιλοῦσιν ἀποθνήσκει νέος liegt der Begriff eines nicht begrenzten Zeitraumes vor, in dem sich eine Handlung wiederholt, denn jene Sentenz soll eine allgemeingültige, noch dauernde Geltung haben, so dass also das Praesens nicht bloss eine einzelne Handlung in ihrem Verlauf bezeichnet, sondern auch einen noch dauernden, nicht abgeschlossen vorgestellten Zustand des Subjektes, einen unbegrenzten Zeitraum, in welchem die (an sich im Aorist ausgedrückte) Handlung sich wiederholt. Man muss sich aber vor der Vorstellung hüten, als ob das Praesens an sich zum Ausdruck der Wiederholung fähig sei. Wenn ich mich nicht inmitten eines solchen Zeitraumes, innerhalb dessen die Handlung sich wiederholt, hineinversetze, sondern denselben als abgegrenzt vorstelle, so stellt sich mir derselbe trotz der Wiederholung als Aorist dar. [Referent möchte hierzu bemerken, dass der Begriff der Wiederholung, welcher allerdings dem Praesens an sich nicht zukommt, aus dem Begriff der unterbrochenen Dauer abzuleiten ist oder auch dadurch in dasselbe hineingetragen wird, dass die in demselben enthaltene dauernde Handlung mit einer andern unterbrochen fortdauernden d. i. wiederholten Handlung korrespondiert z. Β. ἢν ἐγγὺς ἔλθῃ ὁ θάνατος, οὐδεὶς βούλεται bvýσzɛ‹ = jedesmal wenn]. Der Aorist bezeichnet also 1) die Erreichung des Zieles, auf welches die Handlung des Praesens hinzielt, das Perfectum dagegen enthält den Zustand nach Erreichung dieses Zieles; 2) den Eintritt eines Zustandes, auch hier giebt das betreffende Perfectum den Zustand wieder, welcher diesem Aorist folgt; 3) eine Handlung in ihrem ganzen Umfange, d. h. Anfang, Verlauf und Ende in eins zusammengefasst. Die verschiedenen Bedeutungen des Aorist setzen sich demgemäss auch im Perfectum fort. Wie ferner das Perfectum den Zustand eines Subjektes mit Beziehung auf ein vorhergegangenes Faktum bezeichnet, so enthält das Futurum den Zustand eines Subjektes mit Hinsicht auf ein in der Zukunft liegendes Ereignis. Praesens, Perfektum und Futurum haben also das gemeinsam, dass sie alle drei einen Zustand des Subjektes bezeichnen. Im Praesens steht das Subjekt inmitten der Handlung, im Perfektum hinter demselben, im Futurum vor demselben. Der letzte Teil dieses Abschnittes enthält interessante Erörterungen über Zeitstufe, Augment, Futurum exactum u. s. w., auf welche hier näher einzugehen der Raum nicht mehr gestattet.

Die höchst lehrreiche, mit grosser Klarheit geschriebene Abhandlung zeugt nicht nur von grammatischem Verständnis, sondern auch überhaupt von reichen Kenntnissen und selbständiger Auffassung. Noch dankenswertere Resultate würde der Verfasser zu verzeichnen haben, wenn er sein System auf dem Grunde der historischen Untersuchung aufgebaut und von Homer ausgehend unter Feststellung der Bedeutungsverschieden

heit in den einzelnen Aorist- und Praesensstämmen vorerst einen Abriss der homerischen Tempuslehre zu geben versucht hätte, da wir nur auf diesem Wege zu vollständig befriedigenden Resultaten gelangen können.

A. Grumme. Homerische Miscellen. Zur homerischen Parataxis. Programm des Gymnasiums zu Gera 1879.

Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, ein bestimmtes Gebiet der homerischen Parataxis an einer Anzahl angemessener Beispiele zu untersuchen. Er beschränkt sich hierbei auf diejenigen Sätze, welche dem Gedankenverhältnisse nach den nachfolgenden Hauptsätzen als Nebensätze untergeordnet sein sollten, denselben aber in Wirklichkeit selbstständig, d. i. ebenfalls in Form von Hauptsätzen, vorangehen und nennt dieses Verhältnis »parataktische Vorausstellung«. So wird durch parataktische Gegenüberstellung ein Hauptgedanke mit einem Nebengedanken

A) in vergleichende Beziehung gebracht durch kopulative Partikeln (korrespondierende, Vergleichssätze z. Β. Ξ 234 ἢ μὲν δή ποτ' ἐμὸν ἔπος ἔκλυες, ἠδ ̓ ἔτι καὶ νῦν | πείθει. Α 453 ἡμὲν δή ποτ' ἐμεῦ πάρος ἔκλυες ευξαμένοιο . . . . ἠδ ̓ ἔτι καὶ νῦν μου τόδ' ἐπικρήηνον ἐέλδωρ = » wie Du früher mein Flehen erhört hast, so erfülle mir auch dieses Verlangen«. Die Minderwichtigkeit des ersten Gliedes erhellt aus folgendem Beispiele mit adversativer Gegenüberstellung: Φ 190 τῷ κρείσσων μὲν Ζεὺς ποταμῶν ἁλιμυρηέντων· κρείσσων αὔτε Διὸς γενεὴ ποταμοῖο τέτυκται = »darum ist, wie Zeus mächtiger ist als die meerwärtsströmenden Flüsse, auch das Geschlecht des Zeus stärker als das der Flüsse«. Weil nun @ an der Spitze der vergleichenden Gegenüberstellung über das erste Glied hinweg sich auf das zweite erstreckt, so muss das erste Glied als das minder wichtige und minder betonte erscheinen und der Dichter sich bewusst gewesen sein, dass der parataktisch vorangestellte Satz den Wert eines vorausgehenden Nebensatzes hat. Weniger glücklich gewählt und wohl nicht hierher gehörig erscheint dem Referenten das folgende Beispiel 9 63 τὸν (ἀοιδὸν) περὶ μοῦσα φίλησε, δίδου δ ̓ ἀγαθόν τε κακόν τε ὀφθαλμῶν μὲν ἄμερσε, δίδου δ ̓ ἡδεῖαν αοιδήν (wo der Verfasser übersetzt: Wie sie ihm das Augenlicht nahm, so...). Vielmehr ist hier eine rhetorische Parataxis anzunehmen, wo zwei Sätze in gleicher Konstruktion durch uèv-o in der Absicht entgegengestellt werden, durch den mit uv vorausgeschickten Satz einen Kontrast hervorzubringen, da ja dieser Satz eigentlich nicht in den Zusammenhang passt und durch einen Nebensatz mit »nachdem (während)« hätte ausgedrückt werden können (vgl. Kühner Gr. Gr. II2 pag. 783).«

B) Ferner finden sich Sätze, welche eine Zeitangabe enthalten, in parataktischer Form dem Hauptgedanken vorangestellt als Vertreter temporaler Vordersätze z. Β. ζ 32 δύσετο τὸ ἠέλιος καὶ τοί κλυτὸν ἄλσος ἴκοντο ipòv Adyvais. Dieser Vers enthält, was den Fortgang der Erzählung anbetrifft, kein selbständiges Moment, sondern steht zu der folgenden

« PreviousContinue »