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deren Zustand und handschriftliche Grundlage. Die von ihm bis jetzt untersuchten circa 25 Handschriften enthalten acht verschiedene Sammlungen mit etwa 850 Versen. Von den 850 Versen werden bei Stobaeus, Plutarch und anderen Schriftstellern dem Menander 47, dem Euripides 34, dem Sophokles 7, dem Aeschylus 5, dem Philemon 7 und etwa zehn verschiedenen Dichtern 24 Verse zugeschrieben. Darnach ist der richtige Titel: Spruchverse griechischer Dramatiker besonders des Menander und des Euripides. Diese Sammlungen führt Meyer zurück auf eine alte umfangreiche Sammlung, aus welcher auch die Sammlungen des Stobaeus geflossen sind. Weiter giebt Meyer aus der wichtigsten der von ihm untersuchten Handschriften, einer Handschrift der bibl. Urbinas im Vatikan (nr. 95 chart. saec. 15, 333 fol. in 4.), eine Sammlung von 202 Versen bekannt, welche 53 neue Verse und manche richtigere Fassung schon bekannter Sprüche bietet (z. Β. τύχην ἔχεις· κάθευδε· μὴ λίαν πόνει· εἰ δ ̓ οὐκ ἔχεις, κάθευδε· μὴ μάτην πόνει für das bisherige τύχην ἔχεις, ἀνθρωπε, μὴ μάτην τρέχῃς· εἰ δ ̓ οὐκ ἔχεις, κάθευδε· μὴ κενῶς πόνει). In Betreff des Werthes der neuen Verse möchte ich besonders auf

Αγει τὸ θεῖον τοὺς κακοὺς πρὸς τὴν δίκην.
ἀλλ' ηλλάγη τὸ λεχθὲν ἐν τῷ νῦν βίῳ·

ἄγει τὸ θεῖον τοὺς κακοὺς πρὸς τἀγαθά.

aufmerksam machen, wovon 2 und 3 neu sind. Man könnte glauben, dass diese neuen Verse der antiken Auffassung in V. 1 eine christliche gegenüberstellen, wie auch der neue Vers Πατὴρ ἁπάντων καὶ τροφὸς deòs méhe christliche Färbung trägt. Aber augenscheinlich haben wir das Fragment einer Komödie vor uns und V. 3 giebt eine sarkastische Umbildung des alten Spruches ἄγει . . δίκην.

Die sorfältige Untersuchung der Finalsätze bei Euripides von Tachau bringt zwar keine neuen Ergebnisse, stellt aber einige Punkte genauer fest und giebt in mehreren Fällen, wo die Ueberlieferung unsicher ist. oder angezweifelt wird, eine Entscheidung. Davon ausgehend, dass der Konjunktiv die Erwartung der Verwirklichung, der Optativ die blosse Vorstellung bezeichne, worin die Begründung des canon Dawesianus liegt, sucht der Verfasser unter anderem für den Gebrauch des Konjunktivs nach historischen Tempora drei Gründe festzustellen, erstens die Fortdauer der Absicht in der Gegenwart, zweitens die lebhafte Schilderung der Vergangenheit, so dass sie als Gegenwart vor uns steht, drittens. nach Analogie des Uebergangs aus der oratio obliqua in die oratio recta Festhaltung des ursprünglichen modus finalis mit besonderer Hervorhebung. In der That tritt uns die Absicht des Handelnden nachdrücklicher vor Augen, wenn sie nicht bloss berichtet, sondern gleichsam aus seiner Seele heraus mit dem Wunsche der Verwirklichung gegeben wird. Dazu ge hört auch Bacch. 1116, wenn xτávy richtig ist, während en Hek. 27 mit Beziehung auf die Gegenwart gebraucht erscheint. Tachau nimmt für

die beiden Fälle den zweiten Grund an. Uns scheint dieser zweite Grund ganz wegfallen zu können. Für Iph. T. 445 wird dávy nach einem Optativ des Wunsches vertheidigt: »o käme doch Helena von Troia her; dann soll ihr ein blutiger Tod bereitet werden« (dávŋ), nicht »o käme doch Helena und würde ihr dann bereitet« (dávo). Ebenso wird davys Androm. 845 vertheidigt und dazu eine Conjectur von Sauppe dλ' oй o' ἀφείην εὖ φρονοῦσ ̓ ἄν, ὡς θάνῃς mitgetheilt. Der umgekehrte Fall, Optativ nach einer Hauptzeit, welcher Iph. T. 1211 vorliegt, wird mit den Worten Bäumlein's »um aus der Seele eines anderen eine Absicht anzuführen in Schutz genommen; wir glauben im Commentar eine richtigere Begründung gegeben zu haben. Bei der Behandlung von is av mit Conjunctiv wird bemerkt, dass dies in Prosa nicht gerade häufig sei. Es ist ausser Acht gelassen, dass gerade in den attischen Inschriften s åv oft vorkommt. Die häufige Erscheinung von ús av bei Euripides kann also auf die Annäherung an die Volkssprache und auf den Einfluss des Versmasses zurückgeführt werden; dann aber hatte av gewiss seine ursprüngliche Bedeutung abgeschwächt und braucht man nicht subtile Unterscheidungen, wie dass av dem Ausdruck Bescheidenheit gebe, zu suchen. Eine Tabelle am Schlusse zeigt, dass die Absichtssätze um so häufiger werden, je jünger die Stücke sind, wie bei Aeschylus die Absichtssätze seltener vorkommen als bei Sophokles. Wenig Werth haben die vorgebrachten Conjecturen. El. 57-59 sollen nicht, wie Kirchhoff gesehen hat, sämmtlich unecht sein, sondern nur die beiden letzten, während 57 νῦν δῆτα χρείας geschrieben wird. Phoen. 93 f. εἴ τις πολιτῶν – μὴ ἐμοὶ μὲν, Ion 686 σὰ γὰρ δέδοικα θέσφατα (!), Tro. 703 - 705 ἵν ̓ αὖ ποτε και τοιχίσειε mit Tilgung von 704, fragm. 890, 5 f. τεκμηρίῳ δὲ . . ἔργῳ τε.

Die italienische Uebersetzung von De Spuches, gewidmet dem Gedächtniss jener edlen Syrakusaner, welche den gefangenen Athenern, die zum Trost im Unglück die Dramen des Euripides vortrugen, Leben und Freiheit schenkten, enthält acht Stücke (Iph. in Aul., Heraklid., Med., Hipp., Phoen., Hek., Rhesus, Kykl.). Sie zeigt Verständniss des Dichters und Gewandtheit der Sprache. Die gereimten Chorgesänge lesen sich besonders gefällig. Die Uebersetzung des Kyklops von demselben Verfasser Palermo 1852 wird gefeiert von Girolamo Ardizzone in den studj letterarii e critici Palermo 1880 p. 297-301.

Alkestis.

Gelegentlich der Besprechung der Ausgabe von Prinz theilt Alfred Jacob Revue critique 1880 nr. 35 p. 161 167 die Ergebnisse kritischer Uebungen an der École pratique des hautes études, die Tournier leitete und deren Gegenstand die Alkestis bildete, mit. Es sind folgende: 36 τόθ', 55 - 59 tilgt Jacob, 99 ἣ νομίζεται, 101 ἐνὶ προθύροις,

148. 149 sind nach 143 zu setzen, 304 δεσπότας ὄντας δόμων, 353 οἶδα für οἶμαι, 474 ή μάλ ̓ ἂν, 537 ὑπορρίπτεις, 662 - 65, 687 f. tilgt Jacob, 723 ἐν ἄρσεσιν derselbe, 807 πῶς ζῶσιν; 814 ὄζει λόγος, 817 ἐν πρέποντι, 838 παϊδά μ' (für σ'), 879 τίνος ἀνδρὶ, 890 τιθεῖσ' (Lebègue), 901 ἅμ ̓ ἂν ἔσχεν, 1079 ἢ θέλεις, 1081 ἄγει μακράν, 1119 νῦν σῷζέ νιν oder vielmehr v · ἔχεις; Ναί. Σῷζέ νυν, 1125 κερτόμου μ' ἐκ θεοῦ Jacob.

450 μήνης (Responsion ?!) ἀειρομένους παννύχους κατ' αἴγλας, 1045 μή με μιμνήσκεις; (als Frage) L. Schmidt Philol. Anz. Χ (1880) S. 317 - 326 (Besprechung der Ausgabe von Prinz).

647 verlangt der Sinn καὶ πατέρ ̓ ἂν ἡγοίμην ἂν ἐνδικώτατα, 785 οἱ αποβήσεται, 798 »von deinem finstern Sinn wird fort dich fahren die Ruderbewegung einfallend - die des Bechers«, 931 πολλῶν ἤδη παρέλυσεν . . δάμαρτας Wecklein Philol. Anz. X S. 290 f.

762 οικέται i. e. οἱ οἰκέται Blaydes Ausg. der Lysistr. 1880.

827 κουράν τε δυσπρόσωπον Her werden Mnemos. N. S. VIII p. 110.

Andromache.

195 τύχῃ θ ̓ ὑπείκει A. Baar Miscellanea critica. Progr. des StaatsGymn. in Görz 1880 S. 11.

350 ἕλοι ̓ ἂν εὑρεῖν Wecklein Philol. Anz. X S. 161.

Bacchen.

The Bacchae of Euripides with Critical and Explanatory Notes and with numerous Illustrations from works of Ancient Art by John Edwin Sandys. Cambridge: University Press 1880. CXLVIII, 264 S. 8. Besprochen von Paley in Academy 1880 nr. 445 S. 348-350 und Wecklein im Philol. Anz. XI S. 13-18.

Die elegante und trefflich ausgestattete Ausgabe zeichnet sich besonders durch die zahlreichen Illustrationen von alten Kunstwerken, welche Bezug zu dem Stücke haben, aus. Die umfangreiche Einleitung und der ausführliche Commentar berührt alle Fragen, welche die Behandlung des Stückes bieten kann. Von den Bemerkungen, welche für die Kritik und Erklärung des Stückes Bedeutung haben, erwähnen wir folgende: 126 ἀνὰ δ ̓ ἀράγματα τυμπάνων, 147 ἐκ δὲ νάρθηκας αίσσει, 209 παραλιπών δ ̓ οὐδέν' αὔξεσθαι θέλει, 327 οὔτ ̓ ἀνιάτως νοσεῖς, 396 τό τε μὴ θνητὰ φρονεῖν βραχὺς αἰών ist s. v. a. τό . . φρονεῖν βραχὺν ποιεῖ τὸν αἰῶνα cl. Iph. Τ. 1122 und Hom. Il. 5, 407. 466 εἰσέβησε scil. εἰς τὰς τελετάς, initiavit, 469 ἠνάγκασεν, zwang dich zu seinem Dienste, 550 ἐφορᾷς, 678 βόσκων für μόσχων, 790 οὗ σ ̓ ἀνέξεται, 1008 ποτὲ für ἐπὶ, 1157 προῦπτον für πιστόν nach Soph. Ο. Κ. 1440, 1207 κατ' ἀκοντίζειν, 1365 πτεροῖς ὅπως .. πολύχρων κύκνος. Neu sind auch die

in den kritischen Noten oder im Commentar mitgetheilten Conjecturen von W. H. Thompson und J. S. Reid, welche ihre Notizen dem Verfasser zur Verfügung gestellt haben. Thompson vermuthet 135 áðú y' ἐν ὄρεσιν ὃς ἂν, 286 ἐνερράφθη, 406 γαῖαν θ ̓ ἂν, 981 ἐπὶ κατάσκοπον, 982 πρώτα, 1001 σὰν . . βίαν, 1002 γνώμα σώφρων ἃ θνατοῖς ἀποφάσι στὸς εἰς τὰ θεῶν ἔφυ βροτείῳ γ ̓ ἔχειν ἄλυπος βίος, 1007 φανέρ ̓, ἰόντ ̓ λεί. Reid schlägt vor 663 ποιάν . . λόγῳ, 816 καθημένας, 965 σωτηρίας cl. 1047, 1157 пoτòv "Ada (pignus mortis).

Paley a. O. hält 1108 die Worte und'.. xpupalous für interpoliert als nicht übereinstimmend mit der Vorstellung, dass Agaue ihren Sohn für ein wildes Thier ansehe. 457 erklärt er eis napaoxɛvýν »bis zu einem Grade, der Sorgfalt zeigt«<.

In meiner Besprechung habe ich 558 ἢν κορυφαῖς, 678 νέμων für μόσχων, 1056 αἳ δ ̓ ἐκλιπόντες vermuthet.

998 περὶ τὰ Βάκχι ἱερὰ ἱερὰ Mekler) ματρός τε θεᾶς Wecklein Philol. Anz. X S. 162.

Bei der Besprechung meiner Ausgabe in den Bl. f. d. bayer. Gymnasial- und Realschulw. XVI S. 71-73 vermuthet Metzger 238 пρоtéλεια τάσσων, 314 μὴ φρονεῖν, 814 λίχνως, 1060 ποθεινὸς ὤν. Ausserdem will er 319-321 hinter 313, 836-839 hinter 823 setzen.

Johannes Daehn, De rebus scaenicis in Euripidis »Bacchis«. Part. I. Diss. von Halle 1880. 56 S. 8.

Wir haben in der Abhandlung nichts bemerkenswerthes gefunden. Was sich über die Scenerie bestimmen lässt, ist in meiner Ausgabe angegeben, welche der Verfasser freilich nicht zu kennen scheint. Von der Widerlegung antiquierter Hypothesen brauchen wir keine Notiz zu nehmen. Obwohl Dähn mit Schönborn den Palast des Pentheus mit Triglyphen und dorischen Säulen geschmückt sein lässt, betrachtet er doch 591 xioo als interpoliert, weil es im cod. Pal. fehlt. Dass der Pferdestall, in welchen Dionysos eingesperrt wird, auf der Bühne nicht sichtbar ist, bedarf keiner langen Erörterung mehr. Das Grabmahl der Semele soll nicht bloss gemalt vorhanden gewesen sein wegen der davon aufsteigenden Flamme, während die Trümmer der Wohnung der Semele auf der Fonddekoration angenommen werden; »leicht konnte man machen, dass auch diese rauchten, wenn nur zwischen dem Grabmale und den Trümmern genug Raum gelassen war zu derartigen Machinationen«. Die Einfachheit der antiken Bühne begnügte sich gewiss mit der Andeutung alles dessen auf der Dekoration. Dieselbe Einfachheit erklärt uns auch, warum der Palast, der in Trümmern liegen soll, noch fortsteht. Dähn will mit Nauck 605 f. und auf eigene Faust 633 tilgen: die Ansicht, dass in den Worten αὐτῷ τάδ' ἄλλα Βάκχιος λυμαίνεται πικροτάτους ἰδόντι δεσμοὺς τοὺς ἐμούς die Erklärung von τάδ' ἄλλα in πικροτάτους ἰδόντι (= ὥστε ἰδεῖν)

8. T. ¿. enthalten sei, verräth ein mangelhaftes Verständniss der Stelle. Im Anhang (theses) werden 274-309, 843, 846 (nach 845 wird ein Fragezeichen gesetzt) dem Interpolator zugewiesen und Cycl. 53 oraopoυ für στασίωρον gefordert.

Εκάβη.

297 γόους σοὺς καὶ . . θρήνους, 620 ὦ πλεῖστ ̓ ἔχων ἀγάλματ' εὐτεκvotata, 497 will Talthybios sagen: »als einem Greise kommt mir zwar ein solcher Wunsch nicht zu, doch aber spreche ich ihn aus« Wecklein Jahrb. f. cl. Phil. 1880 S. 392 f.

397 verlangt mit Unrecht πῶς; οὐ γὰρ οἶσθα δεσπότας κεκτημένη; A. Baar (s. oben S. 37). Derselbe erklärt 345 tòv éμòv ixéσtov Alα = μy incoíav cl. Androm. 603. Ausserdem hebt er verschiedene Unebenheiten hervor, wie zwischen 74 f., 695 f. und 702-710. In Betreff des Schauplatzes der Handlung billigt er zwar die Bemerkungen von Hermann und mir (nicht Klotz!), meint aber doch, dass Stellen wie 322 f. (fòe.... 'Iòaía xóvis) den Zuschauer verwirren müssten.

Ἑλένη.

Johann Kvíčala, Zu Euripides Helena Berliner Zeitschrift für das Gymn.-W. XXXIV S. 306-308

vermuthet 238 οἶδε δόλιος, 709 ἢ δὴ ὡς ἀληθῶς (ως mit F. W. Schmidt) and macht darauf aufmerksam, dass die von mir zu 961 gegebene Emendation λέξαι . . ποθῶ bereits von Bothe gemacht worden ist.

Weil nach Wegfall des unechten V. 905 die Rede der Helena 894 -943 die gleiche Verszahl (49) wie die Rede des Menelaos 947-995 hat, nimmt Baar a. O. die Ueberlieferung der Stelle gegen die Annahme von Interpolationen und Lücken in Schutz. 1398 emendiert derselbe où zapovo' oμws oτéves (ebenso Vitelli, s. unten S. 40).

1051 εἰ δὲ κερδανῶ, γελῶν ἕτοιμος κτέ. Gomperz Zeitschr. f. d. Österr. Gymn. 1880 S. 591.

1394 τίσεις τὸν ἄνδρα A. Nauck (s. oben S. 4).

Elektra.

Girolamo Vitelli, Appunti critici sulla Elettra di Euripide. Estratto dalla rivista di filologia ed istruzione classica anno VIII p. 401-516. Torini - Roma, Loescher. 1880. 120 S. 8. Besprochen Von Wecklein in den Jahrb. für class. Philol. 1880 S. 403-407.

Diese Abhandlung bietet eine Reihe trefflicher und scharfsinniger Vermuthungen zur Elektra und anderen Stücken des Euripides (auch zu

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