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nicht seinem System zuliebe vorgenommen wird, aber man merkt die Absicht und wird verstimmt. Und gesetzt nun, wir würden uns wirklich dazu verstehen den Meissner'schen Text für unsere Ueberlieferung einzutauschen, würden wir dann gewinnen? Im Gegentheil, nicht vorhandene metrische Fehler würden wir erst hineintragen. Man vergleiche z. B. nur folgende, erst durch Meissner's Aenderungen oder Eintheilung so gewordene Verse:

Adelph. 957 Germánu's pariter ánimo et corpore Mício.

Hec.

Eun.

D 613 Animús timore obstípuit pectore níl consistere cónsili. 523 Pérgam, ibi plurumúmst. Reuocemus hóminem. sta ilicō, Gěta. Hēm.

620 E medio aequom excédere est, postrémo nos iam fábulá

sumus.

619 Negáre audere, Tháis porro instáre ut inuitét hominem. Das Princip der Dreitheilung hat nicht, wie Meissner am Schluss seiner Abhandlung meint, bei der Analyse der 36 Cantica sich glänzend bewährt und Ordnung und Licht in ein Chaos gebracht«, sondern thatsächlich nur den Ausspruch Ritschl's (Opuscula III S. 43) bestätigt: »Ich kenne kein einziges Canticum weder bei Plautus noch Terenz, in dem einer schlichten und unbefangenen, von Künsteleien absehenden Betrachtung eine dreifache Gliederung entgegenträte«.

Ausgaben einzelner Komödien.

1) Die Komödien des Terentius erklärt von A. Spengel. II. Bändchen, Adelphoe. Berlin, Weidmann, 1879. XVI, 131 S. 8.

[Recensirt von B. Dombart, Blätter f. d. bayer. Gymnasialschulw. XVI (1880) S. 38-41. Litterar. Centralbl. 1880 No. 2 Sp. 48f.].

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Aus Dombart's Recension sind hervorzuheben dessen Parallelstellen zu der pleonastischen Wendung (293) nunquam unum intermittit diem quin semper ueniat, seine neue Erklärung der Formel si dis placet (si = sic), der ich jedoch nicht beistimme, ferner die Annahme, dass nam und namque versichernde Kraft hatten wie enim, sowie mehrfacher Hinweis auf das Fortleben archaischer Wortbedeutungen im späteren Latein.

2) Ausgewählte Komödien des P. Terentius Afer zur Einführung in die Lektüre des altlateinischen Lustspiels erklärt von Carl Dziatzko. II Bändchen. Adelphoe. Leipzig, Teubner, 1881. 114 S. 8. [Recens. von P. Langen Philol. Rundschau I (1881) No. 35 Sp. 1119 F. Schlee Philol. Wochenschrift II (1882) No. 4 S. 99 B. Dombart Blätter f. d. bayer. Gymn. XVIII (1882) P. Thomas Revue de l'instruct. publ. en Belgique XXIV, 5 (1881) S. 333-336].

1123.

- 101.

S. 354-358.

-

Dziatzko's Ausgabe ist eine selbständige verdienstvolle Leistung, nach denselben Grundsätzen behandelt wie der früher von ihm edirte

Phormio. Im allgemeinen kann man sagen, dass des Referenten und Dziatzko's Bearbeitung sich gegenseitig ergänzen. Auf verschiedene Auffassung hinsichtlich der Erklärung oder Textgestaltung einzelner Stellen näher einzugehen, dürfte hier nicht der Platz sein. Einzelne Beiträge sind auch in obigen Recensionen enthalten, aus denen ich hervorhebe Langen's Besprechung der Worte des Donatus apud Menandrum senex de nuptiis non grauatur zu V. 938, Schlee's Auffassung, dass 940 promisi ego illis nur scherzhafte Lüge des Aeschinus sei, die sich bei Menander nicht vorfand (ähnlich Langen), und dessen Vermuthung ludos fecere statt modos (resp. quos) fecere in der Didaskalie.

Von englischen und französischen Ausgaben sind zu verzeichnen:

1) The Hauton timorumenos of Terence with introduction and notes by E. S. Shuckburgh. London 1878. XXVIII, 71 S. 12.

Nach einer kurzen Uebersicht über das lateinische Drama giebt der Verfasser eine englische Uebersetzung der Vita Terentii des Suetonius, dann den lateinischen Text des Stückes, hinter demselben erklärende Anmerkungen, zuletzt eine englische Uebersetzung der ganzen Komödie. Die Textrevision enthält fast nichts selbständiges; wo der Fleckeisen'sche Text verlassen wird, ist die handschriftliche Lesart zurückgeführt. Nur Madvig's Vermuthungen fanden unbedingte Aufnahme. Eine eigene Conjektur giebt der Verfasser V. 53, nehmlich Quamquam haec inter nos núpera notitia ádmodumst (statt nuper), die nicht nur ganz überflüssig ist, sondern auch durch den Daktylus das Metrum fehlerhaft macht. Sehr seltsam ist die Bemerkung in der Vorrede, dass dem Herausgeber leider keine vollständige Vergleichung des cod. Bembinus zu Gebote stand. Er kennt also offenbar nicht einmal Umpfenbach's Ausgabe des Terentius, die er auch nirgends erwähnt.

Besseres ist zu sagen von:

2) The Phormio of Terence, a revised text with notes and an introduction by John Bond and Arthur Sumner Walpole. London 1879. Macmillan. XXXII, 156 p. 12.

Die Ausgabe fusst auf guter, wenn auch keineswegs vollständiger Kenntniss der einschlägigen deutschen Litteratur. Nach kurzer allgemeiner Einleitung über die Komödien des Terentius und den Phormio im Besonderen, sowie über die wichtigsten früheren Ausgaben des Stückes folgt der Text und unter demselben eine sehr knapp gehaltene Angabe der Conjekturen Bentley's u. a. nebst den Lesarten des Bembinus, soweit sie dem Verfasser bemerkenswerth erschienen, am Schluss ein ziemlich reichhaltiger exegetisch-kritischer Commentar. Die Textrevision lehnt sich besonders an Dziatzko und die neueren Kritiker an, doch ohne denselben sklavisch zu folgen. Nach einem Exemplar der Dziatzko'

schen Ausgabe wurde jedenfalls auch der Druck besorgt, in welchen. einige Druckfehler übergingen, am auffallendsten folgende Betonung des trochäischen Oktonars 154: Phaédria patrem ut éxtimescam ubi in mentem eíus aduenti uéniat. Unhaltbar ist die Kürzung uerěbámini (902), die Messung bóna malā tolerábimus statt mală tõler. (556), entbehrlich die Dehnung itā (542): 'Itane? Itā. Sane hércle, wo die Herausgeber nach Dziatzko's u. a. Vorgang und nach ihren eigenen sonst befolgten Grundsätzen Hiatus beim Personenwechsel annehmen konnten, und ähnliches.

3) Térence, Les Adelphes par J. Psichari. Paris, Hachette, 1881. 96 p. 16. (sous la direction de M. E. Benoist).

Die Ausgabe enthält eine Einleitung, den lateinischen Text mit französischen Noten, die sich auf das nöthigste beschränken, ferner im Anhang eine Zusammenstellung der Fragmente der 'Adeλyoć des Menander, die Bemerkungen des Donatus zu den Stellen, an denen Terentius mit dem griechischen Original Veränderungen vornahm, die Gedanken, welche Molière aus Terentius in seine Komödie 'Ecole des Maris herübernahm und endlich eine Scene aus der französischen Nachahmung des Stückes durch P. de Larivey (1550-1612) in seiner Komödie Les Esprits. Der Text schliesst sich, wie der Herausgeber in der Vorrede. selbst bemerkt, besonders an des Referenten Ausgabe der Adelphoe an. Bezüglich der Entwicklung des Dramas ist Psichari, wohl durch Benoist's Auffassung beeinflusst, der Ansicht, dass Terentius seiner Aufgabe nicht vollkommen gerecht geworden, dass die innere Einheit fehle, indem im fünften Akt gewissermassen eine neue Komödie beginne, während die vier ersten Akte eine andere Lösung erwarten liessen.

Hauptsächlich englische oder französische Uebersetzungen (und neue Auflagen) enthalten:

4) Terentii Andria et Eunuchus. Edit. by T. L. Papillon. New ed. 1878. Oxford, Rivingtons.

5) Phormio, Litterally translated with notes by Aubrey Stewart. Cambridge, Hall, 1879. 56 p.

6) Adelphi, Édition classique, publiée avec un argument et des notes en français par V. Betolaud. 1880. Paris, Hachette. 91 p. 7) Les Comédies de Térence. Traduction nouvelle par V. Betolaud. Paris, Garnier, 1880. XII, 707 p.

8) Terentius Andria, Hauton-Timorumenos, Phormio. Literal translations prepared from the text of Wagner and arranged for interleaving (if desired) with the Cambridge larger and smaller editions of Terence's comedies. 1880. Oxford, Shrimpton. 38, 48, 46 p.

9) Les Adelphes, expliqués, littéralment traduits en français et annotés par A. Materne. 1881. Paris, Hachette. 200 p.

Ferner gehört hierher:

Enrico Mestica, Esame critico degli Adelphi di Terenzio con cenni preliminari su la poesia drammatica latina. Foligno, 1880. 47 p. Die Schrift behandelt nach einer kurzen Einleitung den bekannten Unterschied zwischen der Poesie des Plautus und des Terentius, dann Inhalt und Tendenz der Adelphi und die Charaktere der Hauptpersonen des Stückes. Von den italienischen Uebersetzern des Terentius werden Antonio Cesari und Temistocle Gradi als die besten bezeichnet, namentlich letzterer wisse das lebendigste Bild des Originals wiederzugeben. Ein seltsamer Irrthum ist es, wenn aus dem Umstand, dass Terentius eine Scene aus den Zuvaпodvýσxovτes des Diphilus in die Adelphoe herübergenommen hat, geschlossen wird, alles übrige scheine Erfindung und Eigenthum des Terentius zu sein. Schon ein Einblick in den Commentar des Donatus hätte den Verfasser eines Besseren belehren können.

Einzelne Stellen aus Terentius sind besprochen:

1) Joh. Jos. Schwickert, Commentationis Pindaricae emendationis studiosae atque explanationis liber singularis, adiecta Terentiani loci selecti emendatione. Augustae Trevirorum 1878. 18 p. 4. Die Stelle ist Phorm. 705-710, deren Text S. 17f. in folgender Weise umgestaltet wird:

Ge. Rogas?

Quod, res post illas, monstra euenerunt mihi:

Intro iit in aedis atria plenus canis,

Anguis per inpluuium decidit de tegulis,

Gallina cecinit: interdixit hariolus

Aruspex id uel, ante brumam auctumni noui

Negoti incipere; quae causa est iustissima.

Aber von anderen Gründen abgesehen, legen Prosodie und Metrik gegen diese Herstellung energische Verwahrung ein.

2) R. Sprenger, Zu Terentius Eunuchus prol. 4. Jahrb. f. class. Philol. 119. Bd. (1879) S. 48, nebst einer Anmerkung von A. Fleckeisen.

In den Versen:

Tum siquis est qui dictum in se inclementius
Existumauit esse, sic existumet,

Responsum non dictum esse quia laesit prior.

erklärt Sprenger die Auffassung, dass siquis auf den Dichter Luscius zu beziehen sei, für durchaus sprachwidrig, da aliquis immer indefinit sei, wie dieselbe Formel Phorm. prol. 12 nunc siquis est qui hoc dicat aut sic

cogitet wiederkehre und irgend einen beliebigen aus dem Publikum bezeichne. Er empfiehlt daher in se durch inde (= ab eo) zu ersetzen, wofür Fleckeisen in einer Anmerkung hinc (= ab hoc) vorschlägt. Doch geht Sprenger von falscher Voraussetzung aus. Nicht existumabit, was er als Lesart annimmt, sondern existima uit ist die Ueberlieferung der Handschriften, auch des Bembinus, und eben das Perfekt zeigt, dass nur Luscius gemeint sein kann.

3) Th. Braune, im Hermes XV (1880) S. 612f. unter den Miscellen, »>Ueber SIC«.

Braune gründet seine Ansicht, dass sic urssprünglich locale Bedeutung hatte und eine mittlere Stellung zwischen hic und illic oder istic einnahm, neben Plautinischen Stellen besonders auf Adelph. 169 f.: accede illuc, Parmeno. nimium istuc abisti. hic propter hunc adsiste. em, sic uolo, wo sic mit deiktischer Kraft »dort, gerade dort<< bedeuten soll. Aber weder aus dieser noch aus den Plautinischen Stellen ist dieser Nachweis zu bringen; sic uolo heisst »so ist's recht.. Vergleiche übrigens auch Dombart in den Blättern für das bayerische Gymnasialschulw. XVI (1880) S. 39.

4) K. Dziatzko, Zu Terentius Hecyra. Jahrb. f. class. Philol. 123. Bd. (1881) S. 783 f.

Die Verse 648, 649 werden nach 654 gestellt, damit sich diese Worte, welche Pamphilus (648 f) bei Seite spricht, unmittelbar an die Aufforderung des Laches seine Frau zurückzunehmen anschliessen. Einen äusseren Beleg sieht Dziatzko in der Variante des Bembinus alienus pater für alienus puer. Doch scheint die überlieferte Reihenfolge der Verse bei richtiger Darstellung ebenso passend zu sein und werden wir in der Lesart des Bembinus pater für puer nur eine der vielen Verschreibungen dieser Handschrift sehen dürfen, wie z. B. in nächster Nähe 643 das unmetrische filium für illum. Ueber die Beziehung von hoc und eam aber war nach der ganzen Situation und früheren Aeusserungen des Pamphilus wie 614 für den Zuhörer überhaupt keine Missdeutung möglich.

5) P. Thomas, Revue de l'instruction publ. en Belgique XXIV, 4 (1881) p. 217f. Sur Térence Phormion v. 888.

Der Verfasser ersetzt seine frühere Vermuthung ablatumst durch datumst [mi], um einen Gegensatz zu dem folgenden ingratiis ei datum erit zu gewinnen.

6) R. Y. Tyrell, Vindiciae latinae. Hermathena No. VII (1881). Dublin und London.

Darin S. 1 der Vorschlag zu Andria prol. 11 Ita non sunt dissimili arg. statt Non ita sunt dissimili arg. zu setzen und die Bemerkung, dass Phorm. 342 cena dubia in ganz anderem Sinne gebraucht ist als in der von den Herausgebern beigezogenen Stelle Horat. sat. II, 2, 76;

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