Page images
PDF
EPUB

Octaviani Augusti.

Convivae, tetricas hodie secludite curas:

ne maculent niveum nubila corda diem! omnia sollicitae vertantur murmura mentis,

ut vacet indomitum pectus amicitiae.

Non semper gaudere licet. fugit hora: iocemur!
difficile est fatis subripuisse diem 2).

Ferner giebt Hagen S. 12 Bemerkungen über das Gedicht AL 901, welche Referent sodann im Rhein. Mus. 36 (1881) S. 473 erweitert hat, und S. 15 aus cod. 109 das Gedicht 689 a, wo es ziemlich übereinstimmend mit Hümer's Handschrift von St. Gallen überliefert ist.

H. Hagen, Ueber ein neues Epigramm mit der Aufschrift: Octaviani Augusti. Rhein. Mus. 35 (1880) S. 569-577.

Hier giebt Hagen zunächst über jenen codex Bern. 109 saec. X Genaueres, teilt dann das Epigramm im Facsimile und die Deutung der tironianischen Noten (letztere mit Berufung auf die neueste tachygraphische Arbeit von W. Schmitz) mit, giebt dann die Gründe an, welche das Gedicht der »guten römischen Zeit« zu überweisen geeignet seien, und die, wonach es speciell zu den Suet. Aug. 85 und Mart. 11, 21 erwähnten Epigrammen des Augustus gehören könne; endlich bespricht er die einzelnen Worte und Wendungen und bringt für dieselben aus klassischer Zeit Analogieen bei. Albert Jahn hatte kurz zuvor in einem losen Blatte mit mehr Eifer als Beweiskraft3) zu zeigen gesucht, dass die Verse das Machwerk eines nicht unbelesenen mittelalterlichen Versificators seien; auch die Redaktion des Rheinischen Museums erinnert an die karolingischen Literaten«. Die Frage ist schwer zu entscheiden. Formell spricht nichts entschieden gegen die klassische Zeit, auch im Inhalt steht dieser Annahme nichts ernstlich und positiv entgegen; anderseits bietet weder Form noch Inhalt des allgemein an die convivae (wie Horaz epod. 13 wohl an die amici) gerichteten Gedichtes individuelle oder sonst charakterisierende Eigentümlichkeiten, und Augustus würde damit nur ein ziemlich triviales Epigramm geliefert haben. Aber warum kann er dies nicht gethan haben? Man wird also am Sichersten gehen, bis zur Beibringung sicherer Gegengründe das Gedicht mit der Ueberlieferung übereinstimmend dem Augustus (dessen Name doch auch nicht wie der des Vergil und Ovid in Handschriften fälschlich gebraucht wurde) zu belassen.

2) Vgl. hierzu Αὐγούστου τοῦ αὐτοκράτορος ἐπίγραμμα μεταφρασθέν ind 'A. P. Parraßñs. 'Eoría 1880, No. 232, S. 367.

3) z. B. fällt Jahn der Titel 'Octaviani Augusti' auf. Aber AL 672 hat der Bembinus: Octaviani Caesaris Augusti. Er beanstandet murmura mentis (vgl. incendia mentis Catull 64, 226). Aber wenigstens murmuratio wird von dem Grollen der Unzufriedenheit gebraucht.

Ich gehe zu den handschriftlichen und kritischen Einzelarbeiten über, die diesmal namentlich in Oesterreich recht zahlreich und nützlich sind.

K. Schenkl, Zur lateinischen Anthologie. Wiener Studien I 59-74.

Der codex lat. 9041 der Wiener Hofbibliothek enthält, von Sannazar's Hand geschrieben, die meisten carmina des Thuaneus 8071, ist aber, da er viele Varianten mit dem Salmasianus gemein hat, nicht aus jenem abgeschrieben. Schenkl teilt seine Lesarten mit; die angeblichen Inedita (S. 61) sind in AL 30 und aus Ennodius schon lange bekannt, wie der Verfasser Band II 70 teilweise berichtigt. Sannazarius vermutete 133, 1 stadio (gut), 156, 6 ferae, 216, 1 Sic tibi, 268, 3 bona est; Schenkl schlägt vor 111, 5 graia beizubehalten; 129, 1 numine; 182, 4 quod legeris nomen sei Fragesatz; 177, 3 und öfter ändert er die Interpunktion; 240, 9 exaltis undis (?), 236, 6 cum ecferus. Aus dem Urbinas 290 saec. X (der Verfasser teilt übrigens die Nummer nicht mit!) giebt Schenkl die Lesarten von c. 395, 639, 394, Meyer 1028, c. 679, 640, 488; aus einem codex des 11. Jahrhunderts in Melk Angaben über viele jener Gedichte der Anthologie, die mit Vergil in Verbindung gebracht wurden. Weiter folgen Varianten mehrerer Handschriften zu den Räthseln AL 481; der schwer zugängliche Text Mone's ist dabei zu Grunde gelegt. Dann einige erklärende Bemerkungen zu dem christlichen Gedichte c. 4; 173, 1 wird vinctus, 176, 6 multaque »bei leiser Berührung« (= mulctaque), 234, 17 saepe] lege, 238 nach 4 eine Lücke, 253, 32 durus quo vorgeschlagen; 403 und 404 sollen zusammengehören, u. a.

J. Hümer, Analekten zur lateinischen Anthologie. Wiener Studien II 71-80.

Ist eine besonders aus St. Galler Handschriften entnommene Nachlese. Zunächst aus cod. 878 saec. XI das Gedicht 689 a. Vier Verse stehen voran, die ihm als Einleitung dienen können: Omnipotens vis trina deus pater optime rerum, Quo generante satus sine tempore semine matre Ortus sine (so!) loco vel membris, post caro natus, Permittens cerni, multo quoque nomine dictus. Im Gedicht steht v. 1 statt lumen: mens mons, 4 emmanuhel lux, 6 fons hedus p. a. v. leo Jesus, 7 lapis dominus deus omnia Christus. Aus derselben Handschrift zwei christliche Hexasticha: In flavello, und: In velo super feretrum; aus cod. 397 saec. IX AL 1 nebst den sechs Versen Primus habet pelagi minas terraeque secundus; aus cod. 254 saec. IX ein christliches Gedicht (über den Septenar?) in schlechten Septenaren (5 sed: lies si). Weiter folgen ausser leoninischen Gedichten deren eines schon im cod. Sangall. 855 saec. IX steht Besprechungen des Gedichtes Dulcis amica veni (AL 763) und Bezeichnung einiger frühmittelalterlichen Parodieen des

[ocr errors]

selben; auch werden dazu die Lesarten des cod. Vindob. 952 saec. XI mitgeteilt, sowie sechs Verse zum Lobe des Dichters Arator, und die Varianten des cod. Monacensis 14693 zu AL 677.

K. Schenkl, Handschriftliches zur lateinischen Anthologie. Wiener Studien II 296-300.

Auf eine kurze Beschreibung des codex Angelicanus 5, 3, 22 in Rom (mit Collationen von AL 658 und 687) folgt eine Collation zweier Palatini saec. IX aus Lorsch, des cod. 1719 und des besseren 1753, zu den Räthseln des Symphosius. Gewinn für die Textkritik bringen diese zur Klasse D gehörenden Handschriften nicht. Der codex 111 (saec. XII) des Stiftes Vorau in Steiermark ist sodann für die Monosticha AL 716, die er Uersus Platonis translati de greco' betitelt, ausgebeutet; er enthält auch die vier letzten Verse der Bährens'schen Ausgabe. Derselbe codex enthält Excerpte aus den Elegien des Maximianus (Collation ist mitgeteilt), aus Tullius de amicicia' und De officiis.

De carmine christiano codicis Parisini 8084. Diss. Scr. Gregorius Dobbelstein, presbyter. Löwen 1879.

Der Verfasser behandelt c. 4 der Anthologie; er giebt den Text und eine französische Uebersetzung, bespricht die Zeit der Abfassung (394 auf 395) und den von dem Dichter bekämpften Flavianus, sowie den Charakter des Gedichts, giebt eine Disposition und endlich (S. 26--47) einen fortlaufenden Commentar. Der Verfasser weiss ohne tief eindringenden Scharfsinn oder grosse Gelehrsamkeit doch durch verständige Benutzung seiner Vorgänger seinen Gegenstand im Ganzen zweckmässig zu behandeln. In dem etwas elementar gehaltenen Commentar sind passende Citate aus Prudentius eingeschaltet, wie zu v. 2: contr. Symm. 1, 632 (capitolia = templa); zu 121: perist. 2, 239 (hydrops superbus); auch die Vergilstellen etc. sind S. 21 ff. zusammengestellt. Zu den Wiederholungen ist zuzufügen: Megalensibus actis v. 77 und 107. Seinem im allgemeinen nach Mommsen's Ausgabe construierten Text solche Aenderungen einzuschalten wie v. 25 »io vis« (in zwei Worten) hätte der Verfasser unterlassen sollen! Zu den Vergilianis füge ich hinzu: v. 23 sperare salutem = Aen. 2, 354; v. 2 Capitolia celsa ist wie ich notirt finde Aen. 8, 653.

=

Ich gehe zu den die Gedichte des Salmasianus und später zu den die anderen ganz oder vorzugsweise behandelnden Arbeiten über.

A. Riese, Zur lateinischen Anthologie (Jahrb. f. Philol. 1880 S. 259-263).

Die freundliche Unterstützung Max Bonnet's setzte Referenten in den Stand, eine Reihe von Lesarten, Rasuren und Korrekturen des Salmasianus und einige wenige des Parisinus 8071, auf welche er durch eine

Jahresbericht für Alterthumswissenschaft XXVII. (1881. II.)

7

von Studemund erhaltene Collation aufmerksam gemacht war, nochmals zu controllieren und was sich von Berichtigungen ergab, zusammenzustellen. Das wenige, was sich für anderweitige Textgestaltung daraus ergiebt (am wichtigsten ist es zu 83, 71), findet sich auf S. 262 vereinigt.

R. Bitschofsky (Jahrb. f. Philol. 1881, 208)

sucht AL 21, 255 die handschriftliche Lesart 'pelagus litora frangit' (vgl. Jahresbericht V 32) mit Recht durch Stellen wie Statius Ach. 1, 390. 2, 104 f. zu stützen.

H. St. Sedlmayer, Schedae criticae. Wiener Studien II

149-154

liest AL 123, 4 haec reddi poterunt calda vapore tuo, und v. 1 Infundis nostris, Titan, tua; 126, 1 devota statt dicata; 200, 90: quando muta fit chelidon, ut tacere desinam (nicht wahrscheinlich); 253, 32 vielleicht dum nodas; 463, 5 nosse: ferox dum; 645, 11 lata statt laeta recht plausibel; lata heisst dann aber »sich weit verbreitend«; 794, 56 valet statt nequit, wo Bährens im selben Sinne queat vorgeschlagen hatte.

[ocr errors]

Aug. Grabow, Ein gothisches Epigramm. (Gratulationsschrift der Philomathia Oppoliensis an Aug. Stinner; Oppeln, Raabe, 1880. S. 21-33).

Der Verfasser bespricht die bekannten Worte AL 285, 1: Inter eils goticum scapia matzia ia drincan. Das zweimalige ia (= jah — jah, et - et) verwandelt er durch Assimilation in jam jad, wie sie bei Ulfilas vorkommt, und erklärt scap, abweichend von Massmann, als skapei (geschrieben scapi), also als den Imperativ schaffe«. Dies ist darum wenig wahrscheinlich, weil der Dichter den in den deutschen Worten fast ausschliesslich beobachteten Wortaccent durch skapeí ignorieren würde. Die aus der jüngern Handschrift gezogenen Folgerungen sind unrichtig, weil diese »Handschrift nur eine moderne Abschrift des alten Salmasianus ist. Die Abhandlung ist ausführlich und gegen das Ende hin mit viel Phantasie geschrieben: das nervenschwache Dichterlein hat nach v. 4 bei einem früheren gotischen Zechgelage traurige Erfahrungen gemacht, und leistet jetzt nur mit banger Sorge den ferneren Einladungen Folge! Beiläufig bemerkt, es kommt noch ein germanisches Wort in der Anthologie vor, welches meines Wissens bisher unbemerkt geblieben ist. Luxorius sagt von einem kühnen Jäger 307, 4f.: »Esse inter iuvenes cupit, vocari baudus«. Baudus scheint mir gebietend, kräftig zu bedeuten (vgl. v. 6: dum nil provaleat), und mit gothischem biudan (bieten), anabiudan (entbieten, befehlen) zusammenzuhängen; man denke an Merobaudes, Maroboduus, Teutobodus.

K. Schenkl, Zur Textesgeschichte des Symphosius. Wiener Studien III 143-147.

Giebt die Collation einer Petersburger Handschrift cod. lat. F omd. XIV. N. 1 saec. VIII, welche der Klasse D angehört, in einigen Fällen (wie v. 81, 130, 212) aber auch mit dem Salmasianus, ja v. 55, 92, 113, 173 sogar mit der Klasse B übereinstimmt. 103 hat der cod. completos, 236 Et nunc mihi, 304 tenes. Schenkl liest 58 nec eram dum, 149 quia non habeo, 242 (nicht 292) Ardeo de lymphis mediisque, 251 per nos nitantur. Der Titel lautet: Incipiunt in enigmate Simphosi vel Lucani', worüber der Verfasser seine Meinung ausspricht, und wodurch Lit. Centralbl. 1882, 89f. berichtigt wird.

Zu Anth. Lat. 394, 10 scheint P. Thewrewk anzugeben, dass sich 'lacis' durch Tac. Germ. 16 und Isidor or. 13, 19, 5 verteidigen lasse. Scheint, sage ich; denn es steht in der Zeitschrift Egyetemes philologiai közlöny (Budapest 1879). Da nun Referent der magyarischen Sprache unkundig ist, so muss er sich darauf beschränken, anzugeben, dass derselbe P. Thewrewk auch zu dem Augustus epigramm und zu Ovid. fast. 2,859. 3, 519 in derselben Zeitschrift Bd. 3 und 5 magyarische Beiträge, vielleicht wertvolle Beiträge, geliefert haben soll, die leider im Verborgenen blühen müssen.

K. Schenkl, Zur lat. Anthologie. Wiener Studien III 305, giebt eine Collation zu c. 394 aus dem Palatinus 487 saec. X.

Symbolae ad emendandos scriptores Latinos part. II. Scr. H. J. Mueller. 1881. 24 S.

Müller giebt S. 5 - 7 eine Reihe von Nachträgen zu den in meiner Ausgabe notierten handschriftlichen Lesarten der beiden codd. Vossiani fol. 111 und quart. 86.

E. Bährens, Zu lateinischen Dichtern. (Jahrb. f. Philol. 1880, 401 ff.)

liest S. 415 f. in AL 424, 3 cernite semotos; 430, 3 puerilis virginis (!); 794, 11 natura vel usus; 479, 4 vincunt] fingunt.

J. Humer), Zur lateinischen Anthologie. Wiener Studien III 304f.

Im Parisinus 13026 sind AL 507-518, 555-557 enthalten; 718, 2 ist vielleicht omnia gyro, und v. 5 te temptant zu lesen; 641, 12 extractus. Auch 645, 392 und 393 stehen in der Handschrift, zu beiden letzteren wird eine Collation mitgeteilt.

4) Dessen » Untersuchungen über die ältesten lateinisch - christlichen Hymnen, Wien, Hölder 1879, ausser dem Gebiet dieses Jahresberichtes

liegen.

« PreviousContinue »