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war, wird wenigstens nicht durch Poll. 1, 131 bestätigt. Vgl. Lorentz, Civ. Tar. p. 53. S. 63 sagt Lenormant bei Gelegenheit der Eroberung von Tarent durch Fabius, dass dieser »ordonna à ses soldats de ne toucher à aucune des images sculpturales qui représentaient les Olympiens dans une attitude menaçante«. Wenn dies sich auf die Worte des Livius (XXVII, 16) stützen soll: di sunt suo quisque habitu in modum pugnantium formati, so sind wir der Ansicht, dass Livius selbst das Wort des Fabius, der deos iratos Tarentinis relinqui iussit, falsch verstanden hat. Dii irati sind sie nicht, weil sie in drohenden Stellungen stehen, sondern weil sie Tarent nicht gerettet haben. Interessant erzählt ist die Geschichte Tarent's im Mittelalter. Von S. 85 an haben wir eine Beschreibung der Ueberreste des alten Tarents und eine Charakterisirung dessen was noch von seiner alten Kunst vorhanden ist, wobei bemerkenswerth ist, dass Lenormant den Bronzekopf des sogenannten Platon (oder Bacchus) des Neapeler Museums für einen tarentinischen Poseidon erklärt. Eine gewisse Klasse von schwarzfigurigen Vasen, die in Etrurien gefunden werden, ist nach Lenormant tarentinischer Herkunft, und ebenso sind die sogenannten apulischen Vasen tarentinisch (S. 93). Der »Führer durch die königlichen Museen, herausgegeben von der Generalverwaltung«, Berlin 1881, spricht ebenfalls S. 217 aus: »in Tarent, von wo ganz Apulien mit Vasen versorgt worden zu sein scheint und zustimmend äussert sich auch Helbig, Bull. d. Inst. 1881 S. 201. S. 97-103 haben wir einen interessanten Excurs über das Vorkommen der Katze auf den antiken Kunstwerken. S. 104 ff. Topographie des alten Tarent. S. 108 sagt Lenormant, man nehme gewöhnlich an, dass das alte Tarent südöstlich von der Citadelle (an der Hafenmündung) gelegen habe; das könne wahr sein nur für die römische Stadt, die »même de ce côté n'occupait plus qu'une partie du site de la ville grecque« denn Strabo bemerke, dass » de son temps, il y avait un vaste espace désert entre les quartiers habités et la ligne des anciens remparts«. Nach Lenormant gab es auch im Westen der Mündung einen Stadttheil. Nun sagt Str. VI, 278: Mor' ἐπὶ χερρονήσῳ κεῖσθαι τὴν πόλιν -- - τὸ μὲν οὖν παλαιὸν τεῖχος κύκλον ἔχει μέγαν, νυνὶ δ ̓ ἐκλέλειπται τὸ πλέον τὸ πρὸς τῷ ἰσθμῷ, τὸ δὲ πρὸς τῷ στόματι τοῦ λιμένος, καθ ̓ ὃ καὶ ἡ ἀκρόπολις, συμμένει μέγεθος ἀξιο λόγου πόλεως ἐκπληροῦν. Danach setzt wenigstens Strabo die alte Stadt nur östlich von der Mündung des Hafens, denn nur da ist die Cherronesos. S. 108-114. Abhandlung über die Folgen des Bisses der Tarantel. Wir hätten gewünscht, dass Lenormant sich etwas mehr auf die Bedeutung des tarentinischen Handels eingelassen hätte, nach Massgabe von Lorentz, Civ. Tar. S. 14. - Chap. II behandelt Metapont (S. 115 -160). Es beginnt mit der Geschichte, gegen deren ersten Theil wir viel einzuwenden haben. Der ursprüngliche Name der Stadt war Alybas >>mentionné dans l'Odyssée«. Wir können nicht zugeben, dass dies eine Thatsache ist. Dann wurde nach Lenormant der Name Alybas umgeän

an.

dert in Metabos »dont les Grecs ont fait Metapontos«. S. 368 sagt er: Metaponton. Beides falsch: die Stadt hiess Metapontion. Der Heros Alybas gehört nach Lenormant der ältesten Mythologie dieser Gegenden Er erscheint nach ihm in den Sagen von Temesa. Es ist aber doch sehr zweifelhaft, ob bei Paus. VI, 6, 11 nicht Lykas zu lesen ist. Derselbe Name, Alybas, sagt Lenormant »est quelquefois donné comme celui d'un fleuve des enfers«. Das ist nicht ganz richtig; nicht λúßas, sondern das kommt in dieser Bedeutung vor. Lenormant spricht weiter über die Sagen von den Helden des troianischen Krieges, die nach Italien kamen (S. 120. 121) und zieht in interessanter Weise die Legenden von der Ankunft von Verkündigern und von Feinden des Christenthums im südlichen Gallien zur Vergleichung herbei. S. 122. Fortsetzung der Geschichte von Metapont: Zerstörung der Stadt durch Barbaren; Neugründung durch eine achäische (sybaritische) Colonie unter Leukippos. Lenormant (S. 123) sagt, dass damals Siris »récemment fondée« war. Wir nehmen nach Strab. 264 an, dass damnls die Siritis noch frei war. Nun erobern Sybariten, Krotoniaten und Metapontiner zusammen Siris. Pythagoras kommt nach Metapont. Die metapontinische Gegend war durch ihren Kornreichthum berühmt, wie auch die Kornähre auf den Münzen der Stadt beweist. Wenn auf der Aehre bisweilen eine Heuschrecke sitzt, so kommt dies nach Lenormant daher, dass das auch die Bedeutung Heuschrecke hat. S. 133 schildert Lenormant den gegenwärtigen Zustand der Gegend von Metapont; er beschreibt die Ruinen der Masseria di Sansone, die ein Ueberrest des Tempels des Apollon Lykeios sind (S. 323), und die sogenannte Tavola dei Paladini, von der Lenormant vermuthet, dass sie ein Tempel der Demeter war. S. 142 stellt Lenormant die Vermuthung auf, dass die sogenannte Basilica von Paestum ein Doppeltempel war, gewidmet der Demeter und der Persephone. Sodann spricht Lenormant von dem Cult der Demeter als Göttin der Erde und der Unterwelt. Er giebt S. 157 die Lage der Nekropolis von Metapont an, die auf der Karte des Herzogs von Luynes nicht verzeichnet ist, und vermuthet (S. 158) die Existenz eines runden Kriegshafens, der durch einen Kanal, welcher von langen Mauern geschützt war, mit der Stadt in Verbindung stand.

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Chap. III behandelt Heraklea und Siris (S. 163–209). S. 163 nimmt Lenormant an, dass zwei Flüsse im Alterthum den Namen Acalandrus führten, von denen der eine der Acalandrus des Plinius, der heutige Salandrella ist, der andere, den Strabo 280 nennt, der jetzige Raganello. Heraklea lag unweit des heutigen Policoro. Lenormant bespricht die herakleischen Tafeln, wobei er interessante Bemerkungen über die Wappen. der Beamten macht. Geschichte von Heraklea, das unter Archytas Sitz der Bundesregierung wird. Unter den Römern befand sich Heraklea in günstigen Verhältnissen. Ob der berühmte Zeuxis aus diesem Heraklea war? Die ganze Gegend gehört jetzt dem Fürsten von Gerace, bei wel

cher Gelegenheit Lenormant (S. 172-185) treffliche Bemerkungen über die Schädlichkeit der modernen Latifundien macht. S. 185 ff. bespricht Lenormant die Schlacht bei Heraklea und die Anwendung der Elefanten in den Heeren der Alten. Das lucanische Pandosia wird, in Uebereinstimmung mit den modernen Geographen, von Lenormant (195) nach S. Maria d'Anglona gesetzt. S. 201 geht Lenormant zu Siris über, dessen Lage feststeht, und das im 7. Jahrhundert (etwas nach Metapont, nach Ref.) gegründet worden ist. Der Luxus der Sybariten war berüchtigt; Lenormant geht bei dieser Gelegenheit auf die Tracht der Griechen jener Zeit, im Anschluss an die Helbig'schen Forschungen, ein (S. 203-205). Siris ward von den Sybariten kurz vor der Schlacht am Flusse Sagra unterworfen (S. 206); doch existirte es fort, wie Münzen beweisen. 432 v. Chr. wurden die Siriten von den Tarentinern weiter in's Innere, nach Heraklea geschafft; doch blieb Siris der Hafen der neuen Stadt.

Chap. IV ist überschrieben: De Siris à Sybaris (S. 211-246). Hier macht Lenormant S. 212 folgende allgemeine Bemerkung. Die Reisehandbücher (Guides du voyageur) sagen: Wenn die modernen Ortschaften der unteritalischen Küste nicht dicht am Ufer, sondern auf etwas entfernten Anhöhen liegen, so haben wir in diesen Punkten die Stätte der alten Akropolen zu erkennen. Das ist, nach Lenormant, falsch. »Malgré la créance dont jouit une telle opinion, elle est radicalement fausse. Aussi la topographie des villes de la Grande Grèce, qui a eu jusqu'ici pour base cette manière de voir, doit-elle être révisée presque sur tous les points«. Dass erregt grosse Erwartungen in Betreff der zu hoffenden Leistungen Lenormant's. Sie werden leider im ersten Bande nicht befriedigt. Wir haben kein Beispiel gefunden, wo Lenormant nachgewiesen hätte, dass eine bisher für die Akropolis einer griechischen Stadt gehaltene Localität es nicht war. Er führt allerdings S. 212 als Beispiel an, dass »tout ce qui restait d'habitants à Copia (originairement Thurioi) se retira a Cassano ou à Tarsia, ceux de Locres à Gerace. De la même façon, sur la côte de la mer Tyrrhénienne la population de Medma émigra à Rosarno, celle de Velia à Vallo et celle de Paestum à Capaccio. Wer dies nach dem Vorhergehenden so verstehen wollte, dass man bisher geglaubt habe, die Akropolis von Thurii sei Cassano oder Tarsia gewesen, die von Locri Gerace u s. w., und Lenormant habe dies als irrig nachgewiesen, der würde sich sehr irren; es ist wenigstens Forschern von Bedeutung nicht eingefallen, die Akropolen der griechischen Städte an jene Punkte zu setzen. Wo sind also die Irrthümer, die vollständig beseitigt werden müssen, und wo beseitigt Lenormant sie? Lenormant scheint bisweilen unbezweifelte Wahrheiten für eigene Entdeckungen zu halten. Wir nehmen natürlich an, dass er wirklich diese Entdeckungen gemacht hat, und dass die von ihm benutzten Guides du voyageur jene Irrthümer enthielten; es ist nur Schade, dass er

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soviel Kraft aufgewandt hat, um zu thun, was die Franzosen »enfoncer des portes ouvertes« nennen. Im Folgenden giebt sich Lenormant Mühe mit der geographischen Bestimmung von Punkten, die nur oder fast nur bei Lykophron vorkommen. So sucht er den Kylistarnos zu bestimmen, den Mannert S. 229 einfach als von unbekannter Lage bezeichnet. (Sonderbar ist, dass Bartels, Reise I, 201 ein Gebirge Cilisterno kennt in der Nähe von Campo Tenese). Die Stadt Lagaria ist nach Len. 219 Trebisacce; nach Mann. 228: Rocca imperiale; möglich ist Beides. S. 220 erwähnt Lenormant, dass Barrio den Ort Cerchiara für das von Diodor erwähnte Arponion nehme. Aber, sagt Lenormant, »rien au monde ne justifie cette identification. Le texte de Diodore semble placer Arponion entre Térina et Thurioi, ce qui induirait à le chercher avec bien plus de vraisemblance dans Aprigliano, au dessus de Cosenza«. Wie schade, dass hier Lenormant bei Diod. XVI, 15 den Handschriften und alten Ausgaben folgt, während er Band II, 127 die längst als richtig anerkannte Verbesserung Hipponion adoptirt. Wenn man den Ausbruch der Entrüstung liest, mit dem Len. I, 450 ein ähnliches Verfahren des armen Barrio verurtheilt, der nicht gemerkt hat, dass Pumentum nur eine faute de copiste war für Grumentum: »il faut en finir avec d'aussi misérables méprises que la science ne devrait plus avoir besoin de réfuter so muss man lächeln, dass Lenormant sich selbst das Urtheil spricht. Und Barrio und die ihm folgten hatten doch weder die Kenntnisse noch die Hülfsmittel, die Lenormant hat! S. 223 finden wir prächtige Schilderungen der Gegend. Wenn Lenormant zur alten Geographie übergeht, kommt wieder bisweilen etwas Bedenkliches zu Tage. S. 228 sagt er: »Castrovillari est l'Abystron des Grecs, l'Aprustum des Romains, dont on faisait remonter l'origine jusqu'aux plus anciennes époques des populations ausoniennes ou oenotriennes«. Wer sind diese »on<«<? Referent kennt den Ort aus Plin. 3, 98 und Ptolemaeos und von alten Zeiten und dem Ursprung steht da nichts. S. 230 spricht Lenormant über die bei Liv. 30, 19 vorkommenden Ortsnamen; darauf kommen wir noch zurück. Er tadelt Barrio's Ansetzung der önotrischen Ortsnamen bei Steph. Byz. und setzt sie selbst anders. Sie kommen in der Geschichte meistens nicht vor; es ist deshalb schwer sie zu fixiren. Wenn Lenormant S. 230 von Malanios sagt: »qui est sûrement Magliano«, so verkennt er die Regeln der Ableitung: Magliano ist Manlianum, weiter nichts. Es sind solche Ansetzungen, wie Lenormant (von anderen) richtig sagt: identifications de fantaisie. Lenormant hat übrigens Recht, wenn er behauptet, dass man den Bezirk, in den die von Steph. Byz. aus Hekataios' Europe citirten Orte gehören, nicht zu eng ziehen muss. Notizen über die Kultur der Mannaesche und über die Albanesen in Unteritalien machen den Schluss.

Chap. V behandelt Sybaris und Thurii (S. 247 - 327). Hier stellt Lenormant über die älteste Geschichte Italiens Betrachtungen an, die

wir nicht billigen können. Lange vor dem troianischen Krieg sei nach traditions indigènes aus der Balkanhalbinsel eine doppelte Strömung pelasgischer Einwanderung gekommen: unter Peuketios und Oinotros. Die Oenotrer gaben dem Lande den wesentlich pelasgischen Namen Argessa. Die Oenotrer dehnten sich bis zum Tiber aus, »car, là encore, nous trouvons aux premières origines le souvenir de la colonie de l'Arcadien Évandre et de sa ville de Pallantée, fondée sur la colline qui fut plus tard le Palatin et nommée d'après la ville de Pallantion en Arcadie« (S. 249). Wir glauben im Gegentheil, dass keine tradition indigène den Historikern solche Thatsachen mittheilte, dass das Wort Argessa bei Lykophron nichts beweist, und dass die Ableitung des Wortes Palatium von Pallantion nicht auf einem souvenir beruht, sondern auf etymologischer Spielerei. Die Oenotrer brachten nach Lenormant den Cult einer chthonischen Gottheit mit, deren Symbol der Stier war, der sich bei der Berührung mit den Griechen mit dem chthonischen stierförmigen Dionysos identificirte. Damit amalgamirte sich die Sage von den von Herakles geholten Stieren; es ist nach Lenormant merkwürdig, dass die Orte, an denen Herakles schlecht aufgenommen sein soll, Lokri und Kroton, den Stier auf ihren Münzen nicht haben. Aber war Herakles nicht der Oikistes von Kroton? Lenormant baut auf den Namen Vitelio nach Heisterbergk geht das wohl nicht mehr an. S. 253 macht Lenormant die Bemerkung, die Sikuler müssten den Umbro-Latinern »plus apparentés« gewesen sein »que ne l'admet l'opinion habituellement répandues. Und nun kommen als Beweis die bekannten Aehnlichkeiten von gela und gelu u. s. w. Für wen schreibt denn Herr Lenormant? Seit Schwegler wenigstens ist das gerade, wie uns scheint, die opinion habituellement répandue. S. 254. 255 hübsche Darstellung der Zustände von Italien im 8. Jahrhundert v. Chr., als die Griechen sich dort niederliessen. Geschichte von Sybaris; Sagen von dem Ungeheuer Sybaris, wobei Lenormant S. 258 sagt: >>Plusieurs écrivains antiques disent formellement, que c'est par des Locriens que ce mythe de la Locride fut importé à Sybaris«. Es ist Schade, dass Lenormant keine Quellen citirt. Man möchte gerne wissen, wer die plusieurs sind, aber wo soll man suchen? Nicht jeder hat eine Bibliothek zur Verfügung, und Zeit, sie zu benutzen. Sollten es dieselben sein, die er S. 228 »on« nannte? S. 259 spricht Lenormant über die Lage der Stadt Laos und beweist, dass sie an der Mündung des gleichnamigen Flusses lag. »On place d'ordinaire, à la suite de Chuvier (soll heissen Cluvier) Laos à Laino superiore« etc. Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie, Berlin 1878, hat schon dieselbe Ansicht, wie Lenormant, und wunderbarer Weise sagt auch Cluver ganz ausdrücklich, dass Laus »ad ostium« des Flusses lag. Freilich hatte schon Corcia, Stor. d. due Sic. III, 69 Cluver falsch verstanden, aber das ist doch kein Grund für Lenormant, denselben Irrthum zu begehen. Lenormant hat auch hier eine garnicht allgemein getheilte irrige Meinung bekämpft, die besseren

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