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Jahre 1880 S. 356 359 mit Tafel X und XI, die vom Prof. Patricolo gezeichnet sind. Diese Gräber sind zwischen Capaci und Carini entdeckt worden, als man den Boden, in welchem sie angelegt waren, als Steinbruch benutzte. Prof. Patricolo hat drei von ihnen gemessen und auf Tafel X abgebildet, sowie auf Tafel XI einige der dort gefundenen Thongefässe. Auch diese Grotten bestehen aus zwei Räumen, einem Vorraum und dem eigentlichen Grabe. Sie haben jedoch nicht dieselbe Form wie die von Magnisi, und sind auch nicht so gross. Beide Räume haben sphärische Gestalt, und gleichen rundlichen Gefässen, bauchigen Töpfen, besonders der erste. Die Verbindungsöffnung ist auch hier nahe dem Boden des ersten Raumes, aber der zweite Raum geht verhältnissmässig viel tiefer als bei den Gräbern von Magnisi. Die Räume sind sehr klein: jeder nur ca. 1 m tief und der Grabraum höchstens 2 m lang; die Verbindungsöffnung kaum 1/2 m hoch und breit. Durch diese musste. also ein Arbeiter, der wohl nur ein Knabe sein konnte, sich in den Felsen hineinarbeiten, um den zweiten Raum auszuhöhlen, und es ist wunderbar, mit welcher Sauberkeit in dem festen Gestein und mit jedenfalls höchst unzureichenden Werkzeugen diese Höhlung gemacht ist. In den Grabkammern wurden menschliche Knochen und sehr rohe, mit wenigen Linien gezierte Gefässe gefunden, welche mit denjenigen übereinstimmen, die in der natürlichen Grotte von Chiaristella bei Villafrati gefunden worden sind; vgl. v. Andrian, Prähistor. Stud. aus Sicilien Taf. IV. Seitdem sind näher bei Palermo in der Colli genannten Gegend ähnliche Gräber entdeckt worden, über die wir Nachrichten von Salinas zu erwarten haben.

Wir notiren andere Funde ähnlicher Art, besonders aus den Notizie degli Scavi. In diesen, 1879 S. 231-234, wird über Funde von Vasen ältester Art berichtet aus der Gegend zwischen Campobello und Licata, wo man bei Gelegenheit des Baues der Eisenbahn die Entdeckungen machte. Die Vasen fanden sich theilweise in natürlichen Grotten; aber S. 233 wird eine Grotte beschrieben, die von Menschenhand gearbeitet ist ein pozzo centrale mit zwei cavità laterali. Auf S. 234 werden Bruchstücke von Gefässen mit langem Fusse abgebildet die ähnlich sind mit dem von v. Andrian Taf. IV no. 1 abgebildeten, welche vom Monte Toro bei Girgenti stammen. Wir haben hier eine vorgerücktere Kunstübung als die von Villafrati und Carini. Gräber die in ihrer Anlage den in die Felswände gehöhlten von Ispica und Pantalica ähnlich sein müssen, sind gefunden worden in der Nähe von Caltanissetta auf dem Berge Gibil-Gabib, nach Notiz. d. Sc. 1880 S. 502. Vgl. N. d. Sc. 1881 S. 69; und über ähnliche in der contrada Tauro bei S. Cataldo: N. d. Sc. 1881 S. 174. Einen Schlussbericht des Ingenieurs Pappalardo über Gibil-Gabib haben wir dann N. d. Sc. 1881 S. 250. 251. Dagegen meldet der Inspector der Alterthümer Sac. Ant. Castiglione aus Mazara von Funden aus der Gegend nordwestlich von dieser Stadt, die

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Aehnlichkeit mit den Anlagen von Magnisi und Carini zu haben scheinen. Er spricht dort nämlich (N. d. Sc. 1880 S. 104) von einer buca fatta a ferro di cavallo, profonda circa met. 1, 25, welche mette in un forno per mezzo di una bocca arcuata, alta e larga un metro circa; dieser forno ist quasi perfettamente circolare e nell' interno presenta la forma di un esatto emisfero. Hierin wurden menschliche Gebeine gefunden und es sollen die Skelette a guisa di raggi co'piedi al centro gelegen haben. Castiglione sagt es nicht deutlich, aber offenbar ist der forno seitwärts von der buca; dann entspräche die Anlage denen von Carini und Magnisi. Im forno ward ein vasetto a righe gefunden. Bei Mussumeli scheinen ähnliche Anlagen gefunden zu sein (Salinas in den N. d. Sc. 1881 S. 68); wogegen die umfassende Nekropole Le Grotte bei Mussumeli in ihrem Charakter noch nicht bestimmt worden ist.

Die Erforscher dieser Gräber haben sich auch mit der Frage beschäftigen müssen, welchem Volke sie wohl angehört haben. Für die von Magnisi denkt Cavallari, wie natürlich, an die Sikeler; bei denen von Carini erinnert Salinas passend daran, dass Carini nahe bei dem sikanischen Hykkara liegt, ohne damit sagen zu wollen, dass jene Gräber gerade den Bewohnern der Stadt Hykkara gehörten. Man kann wohl im Allgemeinen annehmen, dass die im östlichen Sicilien gefundenen den Sikelern, die des westlichen den Sikanern gehörten; wo aber die Grenze war, ist noch nicht zu entscheiden. Auf der älteren Stufe steht offenbar die Bevölkerung von Carini und Villafrati, in der Gegend von Syrakus, bei Ragusa, Modica (vgl. unseren letzten Jahresbericht, in Betreff v. Andrian's S. 335) und Girgenti war man in der Cultur schon vorgerückter. Gewiss werden neue Funde und Untersuchungen uns allmählich auch hierüber mehr Aufklärung bringen.

Von mir zu Gesicht gekommenen Arbeiten über einzelne prähistorische Objecte aus Sicilien kann ich eine Abhandlung

Sulle armi di pietra e di bronzo rinvenute in varii siti dell' Etna, von Dr. A. Somma, 14 p. in 4. und 1 Tafel

erwähnen, enthalten in den Atti dell' Acc. Gioenia in Catania, Ser. 3, vol. XV.

Wir empfangen soeben durch die Güte des Verfassers folgende Abhandlung:

Sulle tombe e stazioni di famiglie Iberiche esistenti in Italia. Nota di L. Pigorini. (R. Accad. dei Lincei. Vol. VI. Ser. 3. Trasunti). 2 S. in 4.

woraus hervorgeht, dass mit einem in einer Grotte bei Villafrati in Sicilien gefundenen, bei v. Andrian, Präh. Stud. aus Sic. IV, 7 abgebildeten Gefässe identische in der iberischen Halbinsel, in der Provence und in der Bretagne gefunden sind. Das bestätigt, nach Pigorini, die Nach

richt der Alten, dass Iberer in Sicilien wohnten; die erwähnten Grotten gehören der neolithischen Periode an.

Mit der griechischen Zeit dagegen beschäftigt sich:

Sulla topografia di Salune città greche di Sicilia e dei loro monumenti per Fr. Sav. Cavallari. Arch. Stor. Siciliano. N. S. anno V. S. 315345.

Diese Abhandlung ist die Fortsetzung der in in unserem letzten Jahresbericht (Abth. III S. 338) besprochenen. Cavallari behandelt zunächst Syrakus und seine Umgegend, wobei er sich aber deswegen ganz kurz fasst, weil die Veröffentlichung des grossen Planes von Syrakus, der auf Anordnung des K. Ital. Unterrichtsministeriums eben vom Prof. Cavallari ausgearbeitet ist und von einem Texte theils von Cavallari, theils von dem Referenten begleitet sein wird, bevorsteht. Er bespricht kurz Akrae und nimmt (S. 320) an, dass auf dem Berge Pinnita bei Akrae, wo viele Grabkammern vorhanden sind, eine uralte Stadt gelegen hat. S. 322 geht er an die Beschreibung des Lato meridionale della Sicilia, und beginnt mit allgemeinen Bemerkungen über die natürlichen Verhältnisse. Er stellt S. 328 die eigenthümliche Ansicht auf, dass die Verehrung Apollo's in Selinus zu betrachten sei come un atto di condiscendenza dei Selinuntini verso i loro nuovi amici di razza elima. S. 331 beginnt der erste Abschnitt: dal Pachino all' Imera meridionale. Er erwähnt S. 331 die Ungewissheit der Lage von Kasmenae (vielleicht bei Scicli), erklärt, warum die Ecke Sicilien's um den Pachynus nicht von Griechen besetzt wurde, und bespricht S. 334 die Ueberreste von Kamarina, worauf er zu Gela (Terranova) übergeht. Er macht bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass sich bei Kamarina zwei Nekropolen finden, und ebenso bei Gela und bei Selinus. Die beiden Nekropolen von Kamarina haben nach Cavallari Vasen verschiedenen Charakters geliefert; und dasselbe ist der Fall in Selinus. Bei Gela ist dies Factum in Folge mangelhafter Fundnotizen (S. 338 oben) nicht mehr zu constatiren. Cavallari ist nun der Ansicht, dass immer eine der beiden Nekropolen, diejenige, welche nur Vasen mit Thierfiguren enthält, einer an derselben Stelle, wie die griechische, gelegenen vorhellenischen Stadt angehöre. S. 341 geht er zum zweiten Theil über: dall' Imera meridionale al capo S. Marco. Er bespricht die natürlichen Verhältnisse und bemerkt die durch Vasen und andere Ueberreste erwiesene Existenz einer griechischen Stadt des fünften und vierten Jahrhunderts v. Chr. auf einem Hügel fünf Kilometer von Naro an der Strasse nach Palma; verzeichnet Grabkammern ähnlich denen von Sperlinga und Nicosia bei Ragamè, zwei Kilometer von Naro an derselben Strasse, und christliche Katakomben in Naro, das somit in den ersten Jahrhunderten n. Chr. schon als Stadt existirte.

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Specielle Punkte behandeln:

P. Cipolla, Sulle probabili origini di Caltavuturo e Sclafani. Arch. stor. Sic. N. S. V, 67-120.

Der Verfasser zeigt in dieser Abhandlung zunächst, dass Caltavuturo nicht, wie man gewöhnlich annimmt, nach einem Abu-thur, der dort 882 besiegt wurde, benannt worden ist, da es unter demselben Namen schon 851 vorkommt (S. 83); er nimmt mit Wahrscheinlichkeit an, dass es schon im Alterthum existirte und sucht nun seinen alten Namen. Er findet ihn im Tópytov (so Cluver. für l'opytov der codd.) bei Diod. XX, 89; und der ebendas. erwähnte Ort "Außixes ist nach seiner Ansicht Sclafani. Vgl. hierüber G. Sic. II, 260 und 479. Der Verf. legt (S. 91) Gewicht darauf, dass Torgion und Ambikes in der Nähe der von Diod. XX, 77 erwähnten Städte Thermae und Kephaloidion liegen müssten, was dann für Caltavuturo und Sclafani sprechen würde. Das ist doch nicht sicher. Bei Diod. XX, 77 sind wir im Jahre 306 v. Chr.; XX, 89 im Jahre 305: Agathokles hat inzwischen mit den Karthagern Frieden geschlossen, hat also wieder sich in Syrakus aufhalten können, und wenn er von da gegen Deinokrates auszog, braucht der Ort der Schlacht nicht in der Nähe von Termini und Cefalù zu liegen. Was den Namen Sclafani betrifft, ist Cipolla der Ansicht, er sei aus Aesculapii fanum entstanden, mit Rücksicht auf die kräftigen warmen Quellen bei Sclafani. Das könnte ja sein; wenn er aber sagt, Pausanias bezeichne auch Aluntium als Aesculapii fanum, so ist das ein Irrthum; Pausanias spricht überhaupt garnicht von Aluntium. Nicht Diodor nennt Torgion einen Berg, wie Cipolla S. 110 angiebt, Diodor sagt nur: rò xaloúμevov Tópуtov. Der bekannte Sarkophag von Sclafani kann nicht, wie der Verfasser (S. 110) zugeben möchte, ein »avanzo della distrutta Imera« sein; denn Sarkophage dieser Art gehören der Zeit der römischen Kaiser an, und Himera wurde 409 v. Chr. zerstört. Der Verfasser hat viel Scharfsinn und Gelehrsamkeit gezeigt, und ist in den mittelalterlichen Dingen sehr gut bewandert.

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Vinc. Gallo Pontani, Collesano prima del dominio Normanno. Pal. 1881. 28 S. in 8.

Der Verfasser ist mit Anderen der Ansicht, dass neben dem heutigen Collesano die im Alterthum selten erwähnte Stadt Paropos lag (vgl. G. Sic. I, 366), er bespricht die wenigen von ihr erhaltenen Münzen, und findet auf denselben die Religion und die Tugenden der Paropiner ausgedrückt; S. 20 spricht er von der »corona di luminose virtù, che abbiam posto sul capo dei Paropini«. Er ist so begeistert für Paropos, dass er S. 21 ausruft: »oh, dolcezza a pronunziarne il nome«. Es sind dort noch Spuren »di natura pelasgica« »enormi massi posti l'un su l'altro senza cemento di sorta alcuna«. Vgl. G. S. I, 379 nach F. di Giovanni, sui lavori intrapresi etc., der allein die Ueberreste bei Collesano mit dem uralten Gebäude oberhalb Cefalù zu vergleichen weiss.

Studii di storia Palermitana, epoca antica, per A. Holm. (Arch. stor. Sicil. N. S. IV). Palermo 1880. 22 S. in 4.

Es hat dem Referenten passend geschienen, die Geschichte Palermo's im Alterthum einer Revision zu unterwerfen. Das Beste was in neuerer Zeit ausserhalb Palermo's darüber geschrieben ist, ist die Abhandlung Schubring's, die auch in Palermo selbst gebührende Anerkennung gefunden hat. Aber einerseits ist Schubring nicht sehr lange in Palermo gewesen, weswegen er auf einzelne immerhin wichtige Terrainverhältnisse nicht hat Rücksicht nehmen können, und andererseits sind seitdem einige Beiträge zur alten Geschichte der Stadt erschienen, von denen auch in unseren Jahresberichten gesprochen worden ist. So hatten wir uns vorgenommen die hauptsächlichsten, noch controversen Fragen der Geschichte und Topographie Palermo's im Alterthum einer neuen Erörterung zu unterziehen, und in der oben bezeichneten Abhandlung ist damit der Anfang gemacht worden. Es soll keine eigentliche Geschichte Palermo's im Alterthum werden; dazu ist es aus zwei Gründen noch zu früh. Einmal, weil gerade jetzt noch manche Entdeckungen erwartet werden können, welche über die ältesten Zustände dieser Gegenden Licht verbreiten werden (s. oben das über die prähistorischen Funde Gesagte) und zweitens, weil noch immer ein genauer Plan von Palermo mit Angabe der Höhen der einzelnen Punkte über dem Meere fehlt, ohne einen solchen aber die Formation einer Stadt, die, wie Palermo, seit 2500 Jahren sich beständig verändert hat, garnicht genügend festzustellen ist. Es schien uns wichtig, zunächst die Frage von der Gestalt der Altstadt neu zu erwägen und vor allen Dingen die von der Gestalt des Hafens einer Entscheidung näher zu bringen, und das haben wir im ersten Abschnitte versucht. Es hat hier der wenig benutzte Plan von Palermo vom March. von Villa bianca Pal. 1777 gute Dienste leisten können. Der zweite Abschnitt bespricht die Frage, wer eigentlich zuerst Panormos bewohnt hat, und entscheidet sich für griechische Ansiedler, denen erst später die Phönicier gefolgt sind. Er erwägt sodann die Frage nach dem Namen, den die Stadt bei den Phöniciern trug und spricht sich für das auf Panormitanischen Münzen vorkommende Z J Z aus, eine Ansicht, die auch Ugdulena zuletzt getheilt zu haben scheint und die ursprünglich von De Saulcy aufgestellt worden ist. Wir hoffen diese Beiträge zur Geschichte von Panormos fortsetzen zu können. Einige der von uns behandelten Fragen sind auch Gegenstand der Erwägung geworden in folgendem Aufsatz:

Sopra alcune porte antiche di Palermo e sull' assedio del 1325 von Vinc. Di Giovanni, im Arch. stor. Sicil. N. S. VI p. 21–98.

Diese sehr gelehrte Abhandlung beschäftigt sich vorzugsweise mit dem mittelalterlichen Palermo, behandelt jedoch auch das Alterthum und verdient sorgfältige Erwägung.

Jahresbericht für Alterthumswissenschaft XXVIII. (1881. III.)

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