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tionen auf Kunstobjekten; am häufigsten vertreten ist die Situation des grasenden Steinbocks auf archaischen (braunfigurigen, gelbgrundierten) Vasen: die Muster und die Vasen grossentheils selbst werden aus phōnicischen Fabriken stammen. Den sibirischen Steinbock haben wir auf einem skythischen Diadem, den sinaitischen auf den ägyptischen Denkmälern.

Gemse heisst αξ ἄγριος, αἴγαγρος, αίγαγρίων, χίμαιρα, ἄζα, ἴρξ, rupicapra, damma, capra und caprea. Im alten Lacedämon häufig; in Nordgriechenland durch eine Münze von Ismene in Boeotien bezeugt; in Euböa der alten Sage nach; am Iris in Kleinasien (nach Basilius); in Sicilien für die älteste Zeit gleichfalls wahrscheinlich (Münze von Agyrium; Homer's Schilderung der Cyclopeninsel d. i. Siciliens).

In Italien existierte sie auf dem Soracte und Fiscellus (Appennin) und auf verschiedenen »Ziegeninseln«. In den Alpen (Plinius), in Spanien (Inschrift von Leon).

Dagegen sind die Thiere auf den Reliefs von Kuyundschik Antilopen, nicht Gemsen.

Beide Thiere, Antilope und Gemse, wurden von den gewöhnlichen Römern unter dem Namen damma zusammengeworfen.

K. Haberland, Biene und Honig im Volksglauben. Globus XXXIX No. 14. 15 (1881).

Die Verborgenheit ihres geschlechtlichen Lebens liess die Biene als besonders reines Thier erscheinen, als ein Liebling der Götter, als ein Symbol der unbefleckten Seele. Sie war der Demeter, dem Apoll, dem Pan, der Mellonia, der ephesischen Artemis heilig. [Als Grund für letzteres wird angegeben, dass sie den Seeweg von Attika nach Ionien gezeigt habe; es war aber vielmehr ein Wortspiel zwischen μétta und Motta, was zu Grunde lag. Damit stimmt, dass nach Porphyrios der Mond auch μéhoσa genannt wurde.]

Neuplatonisch galt die Biene, die, obgleich ausfliegend, doch der Heimat nicht vergisst, als Symbol der sich im Leben rein erhaltenden, auf ihre Rückkehr in höhere Sphären denkenden Seele.

Für die griechische Anschauung von der Geburt der Bienen aus dem Stierleibe sind die ältesten Zeugen griechische Dichter aus dem Zeitalter der Ptolemäer. Aelter ist die hebräische Simsonsage, wo ein Bienenschwarm in dem zerrissenen Löwen nistet. Auch in den dionysischen Mysterien erscheint die Bienenentstehung aus dem Stierleibe, sofern der Gott selbst, nachdem er in Gestalt eines Stiers zerrissen worden, als Biene wiedergeboren worden sein sollte.

Alte und moderne Völker schreiben den Bienen grosse Vorliebe für Musik zu. Auch allerlei Antipathien des Thieres (nach Plinius, Varro u. a.) werden besprochen.

Als besonders reine Thiere greifen sie nach Plutarch und Aelius

Personen an, die von einem unkeuschen Umgang kommen u. dgl. Bei unfreundlicher Behandlung sterben die Stöcke aus (Plinius).

Für das ausserordentlich hohe Ansehen der Biene liefert Vergil georg. IV den besten Beweis, indem er Wahres und Falsches untereinander erzählt.

Grosse Bedeutung hatte der Bienenschwarm als vorbedeutendes Zeichen. Es werden Beispiele sowohl für günstige als für ungünstige Vorbedeutung angeführt, und zwar ist die letztere häufiger, gerade wie im deutschen Aberglauben.

Nach antiker Anschauung kommt der Honig bei Tagesanbruch oder beim Aufgang der Gestirne oder wenn ein Regenbogen am Himmel steht, aus der Luft, und er wird verschiedenartig bald als ein Ausschwitzen des Himmels, bald als ein Ausspucken der Sterne, bald als eine Reinigung der Luft selbst erklärt; je besser der Blumenkelch, welcher ihn aufbewahrt, je schöner und reiner ist auch der Honig. Nur der Honig fällt aus der Luft, das Wachs müssen die Bienen aus den Blumen, das Vorwachs aus den ausschwitzenden Säften der Bäume bereiten. Kein Wunder, dass diesen himmelentstammten Saft Pindar neben der Milch als die zarteste, als die feinste Speise bezeichnet und ihn den hundertIsten Theil der Unsterblichkeit nennt. Auch Ibykus preisst ihn hoch, und er war eine beliebte Speise der homerischen und persischen Könige, der persischen Priester; selbst die griechischen Götter assen den Extrakt der feinsten Theile des Honigs nach Porphyrios.

Eigenthümlich waren die Verwendung des Honigs zum Einbalsamieren und die von Dioskorides, Plinius und den Pythagoreern empfohlene Verwendung desselben als Medicin bei Augenkrankheiten.

Auch die Wichtigkeit des Honigs bei den Todtenopfern der Griechen und Römer wird erwähnt und eine russische Parallele dafür beigebracht. Ueberhaupt ist es ein Vorzug des fleissigen Aufsatzes, dass aus allen möglichen andern Culturkreisen und -zeiten Analogien für die Anschauungen des Alterthums beigebracht sind. Die Litteratur ist umfassend, wenn auch nicht ganz vollständig, benutzt und die Belegstellen sind angegeben. Man vergleiche namentlich noch Magerstedt, Bilder aus der römischen Landwirthschaft VI. Heft, die Bienenzucht und die Bienenpflanzen der Römer, Sondershausen 1863, 338 S. 8. und Friedreich, Symbolik und Mythologie der Natur S. 631 ff. Des Referenten Artikel Apes in Pauly's Realencyclopädie 12 S. 1230. 1231 hätte den Verfasser auf diese Bücher aufmerksam gemacht.

P. Stengel, Pferdeopfer der Griechen. Philologus XXXIX Heft 1 S. 182 ff.

Die Pferdeopfer, welche die Griechen einzelnen Gottheiten, besonders dem Helios und Poseidon, darbrachten, sind von den Persern oder auch von den Skythen entlehnt. Die einzelnen Stellen werden sorgfältig Jahresbericht für Alterthumswissenschaft XXVIII. (1881. III.)

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aufgezählt. Die Skythen hatten ganz gewöhnlich Pferdeopfer, ebenso opferten die Perser dem Sonnengotte und Stromgöttern Rosse. Die Farbe der Rosse ist weiss, selbst bei entschiedenen Todtenopfern, wie Lucian. Scyth. 2, was sonst durchaus ungriechisch ist.

Theobald Fischer, Die Dattelpalme. Ergänzungsheft No. 64 zu Petermann's Mittheilungen. Gotha 1881. 85 S. gr. 4.

Es war ein sehr zeitgemässer Gedanke, die in vielen Stücken längst überholte Epoche machende Arbeit Karl Ritter's über die Dattelpalme*) durch eine neue Abhandlung zu ersetzen. Dies ist in sehr erfreulicher Weise in obiger Schrift geschehen. Uns interessiert der grösste Theil des ersten Abschnitts über die Geschichte der Dattelkultur: unterstützt wird derselbe durch eine genaue Karte über die geographische Verbreitung des Baumes.

Die Dattelpalme stammt nicht, wie Georg Schweinfurth glaubte, von der wilden Dattelpalme, Phoenix spinosa, des tropischen Afrika; sie ist vielmehr als dem Wüstengebiet ureigenthümlich anzusehen (S. 2). In verschiedenen Gegenden desselben giebt es Bestände von wilden oder verwilderten Dattelpalmen, aber stets sind es ziemlich unansehnliche Gewächse; das Bild des säulenartig schlank emporsteigenden Palmbaums mit seinen schweren rothen oder goldgelben Datteltrauben ist ein Erzeugniss sorgfältiger Pflege, nicht der Natur (S. 3). Der Botaniker E. Kämpfer, der im 9. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts mehrere Jahre im südlichen Persien lebte, unterscheidet sehr scharf zwischen der gepflegten, von ihm Palma hortensis genannten, und der wilden, Palma silvestris, welch' letztere stets niedrig und struppig sei, härtere Blätter habe und daher besonders zu Flechtwerk verwendet werde; ihre Früchte seien ungeniessbar, der Araber nenne sie daher »den Ignorant en«, leite aber die veredelte Dattelpalme von ihr her (S. 4).

Indem sich somit der Verfasser an Grisebach anschliesst, der gleichfalls eine Einführung der Dattelpalme aus der Fremde nach der Sahara leugnete, fragt er: wo ist dieser Baum zuerst veredelt worden? Jedenfalls im Osten der Sahara, vielleicht in Aegypten? Den alten Aegyptern diente der Palmbaum, weil er angeblich jeden Monat ein neues Blatt ansetzt, zur Bezeichnung des Jahrescyclus mit den Monaten. Schon tief im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung war der Dattelbaum in Aegypten ein edler Fruchtbaum: wir finden ihn unter den Hieroglyphen. Die Nachahmung von Palmenstämmen und Palmenblättern und -früchten in den Säulen der altägyptischen Tempel ist wohl davon abzuleiten, dass ursprünglich die Tempelsäulen aus wirklichen Palmenstämmen bestanden, wie von Mohammed berichtet wird, dass er als die ersten Säulen der Moschee zu Medina Palmenstämme in einer Erdmauer aufrichtete. Auch

*) Erschienen 1847 im XIII. Bande seines »Asien«, 98 S. umfassend.

das Dachgesims erscheint, namentlich bei älteren Bauten, meist als Nachahmung einer Reihe dicht nebeneinandergestellter Palmblätter. Auf zahlreichen Darstellungen in Theben, deren Zeit freilich nicht sicher bestimmt ist, sehen wir die Dattelpalme mit mächtigen Fruchttrauben beladen von. den Aegyptern gepflegt und bewässert. Auch Dattelbrode und getrocknete Datteln hat man in den Gräbern von Theben gefunden (S. 5). Jedenfalls aber war die Dattel nur in dritter Linie Nahrungszweig, keineswegs in erster, wie Buckle behauptet hat, der auf diese massenhafte und billige Nahrung die Verdichtung der Bevölkerung und die ganze Culturentwicklung Aegyptens zurückführen möchte (History of civilization in England I p. 78). Palmwein kam aus Mesopotamien nach Aegypten und feine Datteln aus den Oasen der libyschen Wüste, besonders aus Siuah, welche Oase die der Amu d. i. Palmen genannt ward. In ganz Unterägypten und namentlich im Delta gediehen die Datteln schlecht, vorzüglich dagegen in der Thebais, und hier wieder am besten auf einer Nilinsel, welche ehemals den Königen, später den römischen Statthaltern gehörte und grosse Revenüen abwarf (S. 6).

Was Assyrien und Chaldäa betrifft, so hat man in dem uralten Ur (Mugheir) in Chaldäa Gefässe mit Dattelkernen in den Gräbern gefunden. Diese Dattelkerne kommen nur zusammen mit Stein- und Bronzewerkzeugen vor und sind vielleicht dem 3. Jahrtausend v. Chr. zuzuschreiben. Dattelpflückende Frauen sind auf den babylonischen Deukmälern abgebildet. Viel jünger sind die Skulpturen von Kujundschik, wo Gastmähler dargestellt sind, bei denen Büschel reifer Datteln aufgetragen werden; ferner eine Landschaft, wie es scheint am unteren Euphrat, wo fruchtbeladene Dattelpalmen von den Kriegern umgehauen werden. Diese Darstellungen sind nicht älter als aus dem Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. Etwas älter, nicht viel nach dem Jahre 1000 v. Chr., sind Kujundschiker Skulpturen, welche dattelpalmenumgebene Tempel und einen königlichen Dattelhain des Asshur-bani-pal zeigen. Xenophon's 10,000 Griechen fanden in den babylonischen Dörfern, westlich vom heutigen Bagdad, wo jetzt unbewohnter Sumpf und Steppe sich ausdehnt, Datteln und Dattelwein die Fülle. Auch Strabo erwähnt Mesopotamien als Dattelpalmenland (S. 7); ebenso war Mesopotamien zur Zeit Ammian's noch ganz voll von Palmen und man fand Honig und Wein von Palmen und Reben im Ueberfluss; Weinreben umrankten die Palmen. Doch kam die Dattelpalme auch in Mesopotamien als Nahrungsmittel entschieden nach dem Getreide in Betracht (S. 8).

Dagegen in Arabien ist die Dattel Nährfrucht ersten Ranges (S. 10); hier auch hat sich die culturhistorisch so folgenreiche Thatsache der Veredlung der Palme vollzogen (S. 11).

So sehr auch die Dattelpalme von den Hebräern gepriesen wird, und obgleich schon vor der Eroberung des Landes die Eingeborenen bei Jericho Palmencultur trieben, so ist es doch ausser aller Frage, dass für

Judäa, Syrien und Phönicien der Baum im Ganzen nur mehr noch als Zierbaum figuriert. Die Gegend von Jericho mit ihren besonders fein cultivierten, delicaten Datteln war wie eine Oase. Tadmor-Palmyra, die Palmenstadt Nordsyriens, bezeichnet die Polargrenze der Dattelcultur, und dieselbe war hier viel jünger als zu Jericho (S. 12). Unter den Waaren, welche die Phönicier den Griechen zuführten, waren auch Datteln, und der Frucht folgte dann auch der Baum, wie es ähnlich mit dem Olivenöl und dem Oelbaum, dem Johannisbrodbaum, den Limonen und andern edlen Fruchtbäumen des Mittelmeergebietes geschehen ist.

[Der Verfasser meint dann gewiss mit Recht, dass der griechische Name pov für Dattel eigentlich eben die phönicische Frucht besagen wolle, und dass nicht umgekehrt die Phönicier ihren Namen von der Dattel Dattelmänner erhalten haben. Wenn er nun aber weiter den Namen der Phönicier selbst = Rothmänner auf die rothe Farbe des von ihnen bewohnten Terrains zurückführt, trotzdem er selber einräumt, dass manches andere Gebiet um das Mittelmeerbecken herum mit grösserem Rechte »Rothland« genannt werden könnte, so möchte ich ihm hierin nicht folgen. Ich glaube, dass die Phönicier von ihrer Purpurfabrikation so benannt worden sind. Vollends unglaublich ist die Behauptung (S. 15), dass dáxtulos Dattel auf das semitische nachl zurückzuführen sei. Auch dass palma aus semitischem tamar entstanden sei, würde ich nicht unterschreiben.]

Die Verbreitung der Dattelpalme von Phönicien aus über die griechisch-römische Welt wird im Anschlusse an V. Hehn besprochen, S. 14 ff.

Georg Thudichum, Traube und Wein in der Culturgeschichte. Tübingen, Laupp 1881. 106 S. 8.

Es wird behandelt 1) der Weinstock und seine Herkunft, 2) der Weinbau in Asien, 3) in Afrika, 4) in Amerika und Australien, 5) »Ob Wanderung der Pflanzen«, 6) Weinbau in Europa.

Im ersten und fünften Capitel polemisiert der Verfasser energisch gegen Hehn und die andern Anhänger der Wanderungs- und Entlehnungstheorie, und dies ist eben der interessanteste Theil des Buches. Hören wir die Meinung des Verfassers.

S. 3 ff.: Es ist eine vielverbreitete, durch die berühmtesten Namen vertretene Ansicht, dass die wichtigsten Thiere und Pflanzen aus einem einzelnen Ursprungslande die Menschen über die Erde begleitet hätten. Linnaeus leitete die ganze Vegetation der Erde von einem der höchsten Gebirge der Erde ab. Das von Humboldt bezweifelte Vorkommen wilder Arten unseres Getreides an verschiedenen Orten melden neuere Reisende und er selbst scheint es auch zuzugestehen, wiewohl er vorher ausspricht, wie die Früchte der Ceres, so seien Stier und Ross dem Menschen über den Erdkreis gefolgt. Der europäische Ochse ist zwar über viele Länder verbreitet, Oken aber glaubt ihn in asiatischen Ländern noch wild

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