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Man hüte sich, diesen 1162 und 1175 schreibenden Burchard mit dem 1280 schreibenden Brocardus von Strassburg zu verwechseln, der z. B. von Clericus Amst. 1707 edirt ist und von Robinson Palästina I, XXII, aufgeführt wird. Ich kenne von dem Burchard-Gerhard jetzt die Genter und Berliner Handschrift, aber beide enthalten nur eine Art von Auszug.

Hamburg.

J. C. M. Laurent, Dr.

Bibliothek chronik und Miscellaneen.

Das Amt eines ersten Directors der Königl. Hof- und Staatsbibliothek in München ist dem dortigen Rector des Maximiliansgymnasiums Dr. Halm unter gleichzeitiger Ernennung desselben zum ordentlichen Professor der Philologie an der Universität übertragen worden.

Der als Schriftsteller im Fache der musikalischen Litteratur rühmlichst bekannte Herr C. F. Becker in Leipzig (früher Organist an der Nicolaikirche und Lehrer am Conservatorium der Musik daselbst) hat seine ausgezeichnete musikalische Bibliothek der hiesigen Stadtbibliothek unter einigen leicht zu gewährenden Bedingungen geschenkt, und es wird dieselbe in diesen Tagen übernommen werden. Gewiss werden die vielen Freunde und Kenner der musikalischen Litteratur, welche in ihren Studien von dem bisherigen Besitzer dieser reichen und schönen Sammlung oft so liberal unterstützt worden sind, sich freuen, dass Herr Becker noch bei Lebzeiten dafür gesorgt hat, dass die mit vielen Opfern und Mühen zusammengebrachte Bibliothek nicht zerstreut werde. Unter die eben erwähnten Bedingungen der Ueberlassung der Sammlung gehört auch die, dass ein Katalog gedruckt wird.

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Robert Naumann. Verleger: T. O. Weigel. Druck von C. P. Melzer in Leipzig.

SERAPEUM.

eitschrift

für

Bibliothek wissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Litteratur.

Im Vereine mit Bibliothekaren und Litteraturfreunden

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über einige von Johann Christoph Wolf nicht beschriebene Briefsammlungen der hamburgischen Stadtbibliothek, sowie über eine dort aufbewahrte Abschrift des Briefwechsels von Stephan Pighius.

Von

Dr. Friedrich Lorenz Hoffmann.

Die hamburgische Stadtbibliothek verdankt den Besitz ihrer grossen Briefsammlung den Brüdern Wolf, Johann Christoph und Johann Christian. Der erstere, von 1712 bis zu seiner Erwählung zum Pastor an der St. Catharinen Hauptkirche in Hamburg, 1716, Professor der orientalischen Sprachen am dortigen Gymnasium, gestorben den 25. Juli 1739, kaufte nach dem 1734 erfolgten Tode des frankfurter Bibliophilen Zacharias Conrad von Uffenbach den von demselben gesammelten ansehnlichen Briefvorrath, welchen Schelhorn einen Schatz nennt, um den ihn Könige beneiden könnten, nebst mehren litterargeschichtlichen und bibliographischen Handschriften, nachdem er schon früher etwa zwanzig Bände dieser Collectionen erworben hatte. Des Verstorbenen Bruder Johann Friedrich von Uffenbach, der mit ihm die grossen wissenschaftlichen Reisen, deren Beschreibung Schelhorn 1753 und 1754 in drei Bänden herausgegeben, unternommen, und Wolf's Freund war, scheint den Ankauf XVII. Jahrgang.

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(1735) zuvorkommend erleichtert zu haben. Von Uffenbach's Erben hatten einen kurzabgefassten Katalog der Sammlung drucken lassen mit der Ueberschrift: Apparatus epistolicus bibliothecae Uffenbachianae, ohne Haupttitel, 14 unbez. SS. 8".; auf 10 SS. sind die Volumina epistolarum a viris eruditione et fama clariss. scriptarum (65 Bände in Folio, 51 in Quarto, vol. 52 in Octavo und n. 54 ein Convolut), auf den übrigen 4 SS. die Manuscripta varia ad historiam literariam et librariam spectantia verzeichnet. Zugleich mit der Briefsammlung erhielt Wolf zwei von dem früheren Besitzer abgefasste und eigenhändig geschriebene Verzeichnisse in Folio: Indicis Epistolarum MSStarum in Bibliotheca Uffenbachiana Pars I, exhibens nomina cl. v. a quibus scriptae, ordine alphabetico digesta. Pars II, exhibens nomina eorum ad quos scriptae sunt epistolae serie alphabetica digesta, 1241 und 947 SS. Von Uffenbach hat auf diese Arbeit einen bewunderungswürdigen Fleiss verwandt. Wolf entschloss sich sofort einen ausführlichen raisonnirenden Katalog zu bearbeiten und zu veröffentlichen, um den Männern der Wissenschaft die Kenntniss und Benutzung des umfangreichen Briefmaterials zu ermöglichen, da er sich überzeugt hielt, dass Berufs- und andere gelehrte Arbeiten ihm selbst nur in beschränkter Weise gestatten würden, es genügend auszubeuten. Aber recht sollte es gebraucht werden, wie er ausdrücklich erklärt, hinzufügend: „Hunc vero rectum usum appello, qui non ad lacerandam defunctorum memoriam, aut laedendam superstitum famam, quod utrumque epistolarum άvezdótwv ope fieri frequenter solet, sed ad locupletandas artium scientiarumque copias, refertur." M. s. die Vorrede zu seinem Verzeichnisse, welches, Johann Friedrich von Uffenbach dedicirt, bereits 1736, 14 unbez. und 464 bez. SS., 8"., unter dem Titel:

Conspectus supellectilis epistolicae et literariae manu exaratae quae exstat apud Jo. Christophorum Wolfium, Pastorem ad D. Cathar. Hamburgensem, observationibus variis et epistolis nondum editis distinctus. Accedit in calce Clavis epistolarum Philippi Melanchthonis ad Joach. Camerarium et Index epistolarum B. Lutheri latinarum, tum editarum omnium, tum aliquot άvezdóTov. Hamburgi, sumtibus Felginerianis.

érschien. Die Bände sind nach dem Formate zusammengestellt und mit Nummern versehen, die Zahl der in jedem Bande enthaltenen Briefe ist in der Regel verzeichnet, die Namen der bedeutendsten Verfasser oder Empfänger sind genannt, oft ist der Inhalt, stets ob sie Originale oder Copien, angegeben. Einige Briefe hat Wolf vollständig abdrucken lassen, aus andern Bruchstücke geliefert. Die Zahl der Foliobände ist 71, die der Quartbände 62, die Beschreibung derselben füllt die Seiten 1 bis 260. Dann folgt der Index apparatus

qui historiae literariae et librariae inservit, der auf dem Titel angeführte Schlüssel zu Melanchthon's Briefen an Camerarius, sowie das Register zu Luther's lateinischen Briefen (die damals ungedruckten, die Wolf bewahrte, sind durch einen Asteriscus kenntlich gemacht -) nach ihren Anfangsworten, darauf ein alphabetisches Verzeichniss der Namen der Personen, von denen die Briefe der von Uffenbach-Wolf'schen Sammlung geschrieben sind, ein zweites derjenigen, an welche eine grössere Anzahl von Briefen gerichtet ist, ein drittes der im Conspectus zuerst gedruckten und zuletzt ein Sach- und Namenregister. Wolf's Arbeit ist eine ungemein sorgfältige und von wenigen Briefsammlungen öffentlicher Bibliotheken möchte eine ähnliche gedruckt aufzuweisen sein; ohne sie wäre die hamburgische Collection ein kostbarer Schatz, aber ein vergrabener, schwer zu hebender, geblieben. Es ist in der Stadtbibliothek ein Exemplar dieses Conspectus vorhanden, welches Wolf selbst handschrifllich berichtigt und hin und wieder mit kleinen Zusätzen vermehrt hat, ein zweites in meiner Büchersammlung, dem diese Berichtigungen und Zusätze in treuer Abschrift beigefügt sind.

Bot sich eine günstige Gelegenheit dar, so unterliess Wolf nie, dieselbe zur Vermehrung seines Vorrathes zu benutzen; so ist z. B. auf dem Vorsatzblatte des erwähnten Exemplars des Conspectus bemerkt:

His epp. Voluminibus addi debet:

1. Vol. epistolis variorum Gruteri, Scaligeri, Casauboni, Grotii aliorumque apographis refertum in 4.

2. Volum. epp. multarum Lud. Henrici Lomenii et Pet. Chanuti.

3. Epp. et Excerpta earum, quae ad Eliam Putschium datae

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4. Epp. ad Jo. Dantiscanum et aliae aliorum. 4.

5. Vol. epp. ad J. B. Majum etc. (de quo hic num. LII. in 4. extat).

Am 23. December schreibt Wolf seinem berliner Freunde Maturin Veyssiere La Croze: „Pro apographo epistolae Tourneminianae ad cl. Vignolium scriptae, utrique vestrum hoc maiores gratias ago, quo gratius mihi accidit. Addam illud reliquis xauniois meis, quae indies magis magisque cumulandi opportunitatem nanciscor. Nactus enim nuper sum CCCC epistolas a praestantissimis illius aetatis viris ad Eliam Putschium exaratas avroyoάqovs; alias item a disertissimo Graevio ad Illustres et eruditos Danos scriptas, LXX amplius; nec ita pridem commercium epistolarum, quod inter Frid. Bened. Carpzovium, senatorem quondam Lipsiensem, qui Mercurium cum musis felici vinculo jungebat, et eruditissimos quosque per Galliam, Belgium, Italiam et Germaniam intercessit. Inter has multae sunt Nic. Heinsii, quarum bona pars ab

αὐτογράφους;

elegantissimo Burmanno tomo V Sylloges epistol. edita quidem est, sed ita mutata, ut mirari satis non potuerim. Necesse est, eum άлóyoagov nactum esse ab homine, nescio quo. Quam in rem apud ipsum inquiram. Haec volumina partem descripsi, partem, exceptis potioribus, delibavi." M. s. Thesaur. epist. Lacroz. Tom. II., S. 272. Vgl. Ch. Petersen, Geschichte der hamb. Stadtbibliothek, S. 241. In einem andern Briefe vom 8. Mai 1737 dankt er La Croze für einen ihm geschenkten eigenhändigen Brief des Cardinals de Granvelle. (Thesaur. a. a. O. S. 274.)

Johann Christian Wolf, seit 1725 Professor der Physik und Poesie am hamburgischen Gymnasium und erster Bibliothekar der Stadtbibliothek von 1746 bis 1770, gestorben den 8. Februar desselben Jahres, vergrösserte die nach dem Ableben des Bruders sein Eigenthum gewordene Sammlung mit vielen grösstentheils werthvollen Erwerbungen. Zu diesen gehört namentlich die bändereiche Correspondenz Valentin Ernst Löscher's (gestorben 1749) nebst Briefen einiger Gelehrten, die er gesammelt; Wolf kaufte sie mit andern Handschriften von dessen Erben, worauf sich des Rectors Christoph Kretschmar Worte in seiner Vorrede zum dritten Theile des Catalogus bibliothecae V. E. Loescheri, 1751, wenn er von den Handschriften, die Löscher hinterlassen, spricht: "praestantior istorum pars aliorsum translata" wohl zum Theil beziehen.

Das oben gedachte Verzeichniss von Uffenbach's ergänzten die Brüder Wolf durch Eintragung des neu Erworbenen; auf die innere Seite des oberen Theiles des Einbandes des ersten Bandes hat der Pastor Wolf, seinen Conspectus zu Grunde legend, eine Berechnung der Zahl der vorhandenen Briefe geschrieben: sie beträgt 25,696. Zugleich hat er dort bemerkt, er besässe ausser diesen Briefen noch 2000 an ihn gerichtete und 182 ex volumine Grammiano" (Hans Gram's, Bibliothekar's der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen, 1730 bis 1748) copirte. (Das Jahr dieser Notizen ist nicht angegeben.) Wolf hat ferner auf dem Vorsatzblatte desselben Bandes eine vergleichende und nachweisende Uebersicht der Briefbände geliefert: Ordo voluminum epistolarum mss. in tres classes distributus, quarum I. spectat ad Catal. hunc ms. II. ad Catalogum editum (Conspectum etc.) III. ad Repositoria omnia et singula, in quibus apud me exstant. (Auch in Wolf's Exemplare des Conspectus in der Stadtbibliothek ist der Standort der Briefbände in seiner Bibliothek am Rande bemerkt.)

Die Sammlung kam mit den übrigen Handschriften der beiden Wolf vollständig in die hamburgische Stadtbibliothek; sie erhielt von Zeit zu Zeit durch Schenkungen einen, jedoch nicht bedeutenden, Zuwachs. Der Briefwechsel einiger Ge

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