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Hälfte des 7. Jahrhunderts. Enthält sehr viele haggadische und halachische Erläuterungen.

3. Thargum Jerufchalmi II zum Pentateuch; auch das Fragmenten-Thargum genannt, weil nur zu einzelnen Stellen des Pent. erhalten. Dies Thargum, nicht das jüngere Th. J. I, wird im jerus. Thalmud und im Midrasch Rabba mehrfach zitiert (Gronemann S. 9, Anm. 2); es enthält viel Haggadisches, aber gleich dem Th. O. wenig Halachisches (Gr. S. 6. 157-164).

4. Thargum Jonathan zu den Propheten; so genannt, weil dem Jonathan ben Ussiel, welcher nach bab. Megilla 3a ein Thargum zu den Propheten verfaßt hat, zugeschrieben. Diesem Thargum angehörige Stellen werden im Thalmud nicht selten unter dem Namen des R. Joseph bar Chija († 333) zitiert: derselbe mag ein altes wirklich von J. b. 11. herrührendes Thargum überarbeitet haben. Nicht so wörtlich wie Onkelos, namentlich in den prophet. Weissagungsbüchern viel Haggadisches. Manche spätere Zusäße. 5. über andere Thargume zu den Propheten oder einzelnen Stellen derselben haben wir fast nur aus gelegentlichen Citaten (Zunz, G.V. 77–79) und aus Randnoten im Reuchlinschen Koder (Bacher, 3DMG. 1874, S. 3-28) einige Kunde.

6. Die Thargume zu den Hagiographen find von verschiedenen Verfassern und alle aus späterer Zeit. Zu Esra-Neh. und Daniel-gibt es kein Thargum, zum Buche Esther dagegen zwei. In dem Th. zu den fünf Megilloth wird die übersehung fast zum Haggadischen Kommentar. Das Th. zu den Sprüchen ist eine jüdische Bearbeitung des Peschittha-Tertes (Nöldeke in Merr' Archiv 246–249), ähnlich wohl auch das zu den Psalmen.

2. Zunz, Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden, Berlin 1832 (S. 61–83 „Targumim“). Abr. Geiger, Urschrift und Übersetzungen der Bibel in ihrer Abhängigkeit von der inneren Entwickelung des Judenthums. Bresl. 1857, 500 S. [auch viel über LXX u. Samar. Scharfsinnig und gelehrt, aber reich an unbewiesenen und unwahrscheinlichen Vermutungen). G. B. Winer, De Onkeloso ejusque paraphrasi chaldaica, Leipz. 1820. 4°. | G. D. Luz zatto, Philoxenus sive de Onkelosi chaldaica Pentateuchi versione, auch mit dem Tit. 8, Wien 1830. || Rud. Anger, De Onkelo chaldaico quem ferunt Pentateuchi paraphraste et quid ei rationis intercedat cum Akila graeco Vis Ti interprete, Leipz. 1845. 46, 4° (I. De Akila; II. De Onkelo). || Abr. Geiger, Das nach Onkelos benannte babylonische Thargum zum Pentateuch, Jüd. Ztschr. IX (1871), S. 85-104. || Abr. Berliner, Die Massorah zum Targum Onkelos, Leipz. 1877, 143 S. Sal. Singer Onkelos und das Verhältniß seines Targums zur Halacha, Frkf. a. M. 1881, 60 S. J. W. Etheridge, The Targums of Onkelos and Jonathan ben Uzziel on the Pentateuch; with the fragments of Jerusalem Targum: from the Chaldee, London 1862 (580 S., Gen., Er.). 1865 (688 S., Lev., Num., Deut.).

G. V. Winer, De Jonathanis in Pentateuchum paraphrasi chaldaica, Erlangen 1823. H. Petermann, De duabus Pentateuchi paraphrasibus chaldaicis, Berlin 1829, P. I: De indole paraphraseos quae Jonathanis esse dicitur. || S. Gronemann, Die Jona than'sche Pentateuch-Übersetzung in ihrem Verhältnisse zur Halacha, Leipz. 1879, 164 S. 3. Frankel, Einiges über die Targumim, 3tschr. f. die relig. Interessen des Judenth. III (1846), S. 110-120. | S. Seligsohn u. J. Traub, über den Geist der Übersehung des Jonathan ben Usiel zum Pentateuch und die Abfaffung des in den Editionen dieser Übersetzung beigedruckten Targum jeruschalmi, Frankels Monatsschrift VI (1857), S. 96 bis 114. 138-149. || Seligsohn, De duabus Hierosolymitanis Pentateuchi paraphrasibus. Breslau 1858.

Franc. Tayler, Targum Hierosolymitanum in quinque libros legis e lingua chaldaica in latinam conversum, London 1649, 110 S. 4o.

3. Frankel, zu dem Targum der Propheten, Breslau 1872, 48 S. || W. Bacher, Kritische Untersuchungen zum Prophetentargum. Nebst einem Anhange über das gegenseitige Ver

hältniß der pentateuchischen Targumim. 3DMG. XXVIII (1874), S. 1-72 [Anh. . 59-72]. Zusäße, das. XXIX (1875), S. 157-161. 319-320.

C. W. H. Pauli, The Chaldee Paraphrase on the prophet Jesaiah, London 1871, 226 S. W. Bacher, Das Targum zu den Pfalmen, Gräz' Monatsschrift 1872, S. 408-416. 462 bis 473 [fei so gut wie gewiß von dem Verf. des T. zu Hiob; wegen 108, 11, wo in handschriftlichem Terte beide Hauptstädte des geteilten Weltreiches genannt werden, vor 476]. W. Bacher, Das Targum zu Hiob, Gräß' Monatsschrift XX (1871), S. 208-223. 283. 284 [Palästina, im 4. oder 5. Jahrh.].

Franc. Tayler, Targum prius et posterius in Estheram.. in linguam latinam translatum, London 1655, 4°. | J. Reis [so], Das Targum scheni zu dem Buche Esther. Verhält= niß des edirten Tertes desselben zu dem eines handschriftlichen Codex, Gräz' Monatsschrift XXV (1876), S. 161-169. 276-284. 398-406. J. Reiß [fo], Zur Textkritik des T. sch., das. XXX (1881), S. 473-477. || 2. Munk, Targum scheni zum B. E., nebst variae lectiones nach handschriftl. Quellen erläutert u. mit einer literarhistor. Einleitung versehen, Berlin 1876, 37+45 6. P. Caffel, Das Buch Esther. Erste Abtheilung, Berlin 1878, S. 239-298 [Deutsche Überf. des 2. Thargums).

M. Rosenberg u. K. Kohler, Das Targum zur Chronik, Geigers Jüd. 3tschr. VIII (1870), . 72-80. 135-163. 263-278 [Palästina; Beck habe eine Recension aus dem 8., Wilfins eine aus dem 9. Jahrh. veröffentlicht].

Ausgaben. Thargumim, nicht stets dieselben oder gleich viele, find abgedruckt in den Rabbini schen Bibeln und in den Polyglotten. über andere Ausgaben vgl. z. B. Le Long-Masch [ob. S. 180], Steinschneiders Cat Bodl. [f. S. 180], Nro. 1075 ff. und Petermanns Linguae chald. gramm. [f. unt. C. 202], S. 83--88. Das Thargum zur Chronik edierte zuerst M. Beck, Augsburg 1680. 83. 4°; besser ist: Paraphrasis Chaldaica in librum priorem et posteriorem Chronicorum.. ed. Dav. Wilkins, Amsterd. 1715, 4o. || Außerdem vgl.: Prophetae chaldaice. Paulus de Lagarde e fide codicis reuchliniani edidit, Lpz. 1872 [ohne Vokale]. Hagiographa chaldaice. P. de L. edidit. Lpz. 1873. [Verbesserter Abdruck des Thargumtertes in der von Felix Pratensis besorgten Rabbin. Bibel; Chronik nach dem v. Beck benußten Koder. Ohne Vokale.] Eine kritische gut vokali: fierte Ausgabe fehlt noch.

Ad. Mery, Bemerkungen über die Vocalisation der Targume (Verhandlungen des 5. internat. Orient. Congr. II, 1, S. 142–188).

II. Die samaritanische Fentateuchübersehung.

Die samarit. Pent.-Übers. darf nicht verwechselt werden mit dem samarit. Pent., welcher zwar mit samarit. Buchstaben, aber in hebräischer Sprache geschrieben ist. Beide weichen mehrfach von dem bei den Juden kanonischen Terte ab; gegenwärtig stimmt man hinsichtlich der meisten Varianten darin überein, daß letterem der Vorzug gebühre [Deut. 27, 4 haben die samarit. Terte Garisim statt Ebal]. Den Pentateuch erhielten die Samaritaner wohl zu Nehemjas Zeit durch Manasse oder andere jüdische Priester (Jofephus, Archäol. XI, 7. 8, vgl. Neh. 13, 28). Wenn das bei Kirchenvätern des 3. und 4. Jahrh. erwähnte Zauageirixóv wirklich eine griechische Version der samar. Übersetzung ist, so haben wir für die Entstehung der letteren einen terminus

ante quem.

Jo. Morinus, Exercitationes (f. ob. S. 128) und Opuscula Hebraeo-Samaritana, Pariz 1657. 12°. [Inhalt: p. 1-93 Grammatica Samaritana, 94-196 Annotationes in translationem Samar., 197-258 De legis secundum Samaritanos distinctionibus majoribus et periodicis etc.; p. 1--86 Variae lectiones textus Hebraeo-Samaritani ex antiquis codd. collatae etc., 87-224 Dialecti Samar. lexicon].

. Gesenius, De Pentateuchi Samaritani origine, indole et auctoritate, Halle 1815, 4°. G. B. Winer, De versionis Pentateuchi Samaritanae indole, Leipz. 1817. | Sam. Kohn, Samaritanische Studien. Beiträge zur samar. Pentateuch-Übers. u. Lexikographie, Breslau 1868, 114 S.

E. Rohn, zur Sprache, Literatur und Dogmatik der Samaritaner. Lpz. 1876, 237 S. [Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes V, 4].

Ausgaben. Beide samaritanische Terte stehen in der Pariser und in der Londoner Polyglotte.

Den hebr. samar. Pentateuchtert druckten mit hebr. Buchstaben B. Kennicott (Bibelausgabe, f. ob. S. 179, mit Varianten aus 15 Handschr.) und B. Blayney (Pent. Hebr. Samarit, Orford 1790). || über „alte Handschriften des samarit. Pentateuch" s. Rosen, ZDMG. XVIII (1864), S. 582-589. || Die vom massorethischen Terte abweichenden Lesarten des samar. Pent. stellte H. Petermann zusammen in: Versuch einer hebr. Formenlehre nach der Aussprache der heut. Samaritaner, Leipz. 1868.

A. Brüll, Das samarit. Targum zum Pent., 1873-75, 5 Teile mit zus. 248 S.; dazu 1875. 1876 zwei Anhänge, 57 + 67 S. H. Petermann, Pentateuchus Samaritanus. Ad fidem librorum manuscrr. apud Nablusianos repertorum. I. Genesis, Berlin 1872, 128 S.; II. Exodus, 1873, S. 129—260; III. Leviticus, quem ex recensione Petermanniana typis describendum curavit C. Vollers, 1883, S. 261 −348. || J. W. Nutt, Fragments of a Samaritan Targum, London 1874.

III. Die Beschitthå.

Der Name sr, d. i. die einfache, findet sich nicht erst, wie gewöhn= lich angegeben wird, bei Bar Hebräus, also im 13. Jahrh., sondern schon in dem Heraemeron-Kommentar des 913 gestorbenen Mose bar Kephas (Martin S.101) und in syrischen massorethischen Handschriften des 9. und 10. Jahrh. (Nöldeke, ZDMG. XXXII [1878], S. 589; Eb. Nestle, Lit. Centralbl. 1879, Sp. 1148). Er soll vermutlich die hier in Rede stehende Übersetzung qlz eine im Verhältnisse zu anderen den einfachen Wortsinn schlicht wiedergebende, weder buchstäbelnde noch mit paraphrastischem Beiwerk und anderen Zuthaten überladene bezeichnen (vgl. J. P. P. Martin, Introduction à la critique textuelle du Nouveau Testament. Partie théorique Paris 1883, 4o, S. 98 ff.). Die P. ist nicht jüdischen, sondern christlichen, vermutlich judenchriftlichen Ursprunges (gegen Geiger, Perles, Prager u. a.). Ihre Entstehung wird man in das 3. oder 2. Jahrh. sezen dürfen. Die zahlreichen Berührungen mit der Arbeit der LXX mögen zum Teil durch direkte Benutzung derselben während des übersehens zu erklären sein; zum Teil haben sie ihren Grund wohl in späteren Änderungen nach der genannten griechischen übersetzung. Nur selten dürfte den Autoren beider übersehungen ein von dem massorethischen abweichender Bibeltert vorgelegen haben. Wie aus dem verschiedenen Charakter der Übersetzung der einzelnen Bücher sich ergibt, rührt die P. von mehreren Übersehern her. Die übersehung der Chronik ist von der aller andren Bücher wesentlich verschieden. Ob dies damit zusammenhängt, daß die Nestorianer, zum Teil auch die Monophysiten die Chronik, wie auch Esra-Neh. und Esther nicht in ihrem Kanon hatten (Nöldeke, Die Alttest. Literatur, S. 263, und Gött. Gel. Anzeigen 1868, S. 1826)? Von Aphraates oder Jakob von Mar Matthai (2. Viertel des 4. Jahrh.) freilich wissen wir, daß sein Kanon_ganz genau mit dem der hebr. Bibel übereinstimmte, speziell auch die Chronik mit umfaßte. || Die Apokryphen bilden keinen Bestandteil der eigentlichen P., sondern sind ihr erst später, allerdings schon in alten Handschriften (z. B. im Ambrosianus), hinzugefügt worden. || Die fog. Versio Karkaphensis oder Montana ist weder eine selbständige Übersetzung noch eine besondere Rezension der P., sondern wie P. Martin, Tradition Karkaphienne ou la massore chez les Syriens, Paris 1870, gezeigt hat eine massorethische Arbeit über das Alte und Neue Test. und die bedeutendsten orthodoxen Kirchenväter.

2. Hirzel, De Pentateuchi versionis syriacae indole, Leipz. 1825. || K. A. Credner, De prophetarum minorum versionis syr. quam. Pesch. vocant indole, Gött. 1827. || N. Wifeman, Horae syriacae, Rom 1828. | Jos. Perles, Meletemata Peschitthoniana, Bresl. 1859, 56 S. || Ge. Janich, Animadversiones criticae in versionem syr. Pe

schitthonianam librorum Koh. et Ruth, Breslau 1871, 39 S. || J. Prager, De Vis Ti
versione syr. quam Peschittho vocant quaestiones criticae, I, Göttingen 1875, 76 S.
S. Fränkel, Die syr. ubersehung zu den Büchern der Chronik, Jahrbb. f. prot. Theol. V
(1879), . 508-536. 720-759.

Die P. zur ganzen Bibel steht in der Pariser und (besser) in der Londoner Polyglotte,_zum A. .: Vetus Test. syriace. . . . ad fidem codicum mss. emendavit, edidit S. Lee, London 1824, 4o [ohne Apokr.], und: Translatio syra Pescitto Vis Ti ex codice Ambrosiano scc. fere VI photolithographice edita curante A. M. Ceriani, Mailand 1876-79, 3 Lieff. fol. [die Noten fehlen noch]. || Libri Vis Ti apocryphi syriace e recognitione Pauli Ant. de Lagarde, Leipz. u. London 1861.

Die griechischen Übersekungen.

IV. Die alexandrinische Übersehung und ihre Töchter.

1. Die alexandrinische übersehung. Der gewöhnliche Name Septuaginta, LXX, abgefürat aus κατὰ τοὺς ἑβδομήκοντα, κατὰ τοὺς o, secundum septuaginta interpretes, erklärt sich aus den Sagen über ihre Entstehung. In dem (zweifellos unechten) Briefe des Aristeas, eines Offiziers der Leibwache des Ptolemäus Philadelphus, wird berichtet, der genannte König habe, durch seinen Bibliothekar Demetrius Phalereus veranlaßt, an den Hohen= priester Eleasar in Jerusalem die Bitte gerichtet, derselbe möge ihm zu einer übersehung des Pentateuchs verhelfen. Darauf seien 72 jüdische Gelehrte, 6 aus jedem Stamme, mit einer prächtigen Thorarolle zu ihm gesandt worden und hätten gemeinsam in 72 Tagen auf der Insel Pharos das Werk vollendet. Spätere lassen die 72 in 72 verschiedenen Zellen wörtlich gleichlautende Übersegungen liefern und dehnen das anfangs nur vom Pentateuch Erzählte. auf die ganze Bibel aus.

Ergebnis der bisherigen Forschungen. Die in Rede stehende Übersetzung ist in Ägypten und zwar höchst wahrscheinlich in Alexandrien gefertigt (Buch Esther in Jerusalem? Vgl. den Schluß der griech. Übs.). Man begann mit dem übersetzen jedenfalls schon unter den ersten Ptolemäern; der Enkel des Jesus Sirach (132 v. Chr.) kennt und benußt den dreiteiligen hebräischen Kanon in der griechischen Übersetzung. Die einzelnen Übersetzer haben sehr ungleichartig und sehr ungleichwertig gearbeitet. || Die Pentateuch übersehung ist zwar nicht das Werk Eines Mannes, zeugt aber im ganzen von Sorgfalt und Kenntnis der hebräischen Sprache. Von den prophetischen und den poetischen Büchern sind etliche geistlos, mit sklavischer Wörtlichkeit, etliche mit vielen willkürlichen Abweichungen vom Original übersetzt. Vom Buche Daniel brauchte man schon seit Irenäus und Hippolytus die genauere Übersetzung des Theodotion.

Die alexandr. Übersetzung hat nicht nur für die Geschichte des Schriftverständnisses Bedeutung, sondern sie besitzt auch realen Wert, da sie uns das Verständnis manches seltenen Wortes aus noch nicht erloschener lebendiger Kenntnis der hebr. Sprache vermittelt und manche Fehler des massorethischen. Tertes zu berichtigen die Möglichkeit gewährt. Freilich muß man bei solchen Korrekturen sehr behutsam verfahren; denn 1) ist, wie schon erwähnt, der Wert der Übersetzung fast jedes Buches ein anderer, 2) hat der Tert der LXX man= nigfache Schicksale durchzumachen gehabt und ermangeln wir noch immer einer wirklich guten kritischen Ausgabe, 3) muß man stets erwägen, daß die alten Alexandriner gewiß nicht mit der Absicht übersetzt haben, uns ein Hilfsmittel

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zur Vornahme kritischer Operationen zu liefern und daß die Anforderungen welche man im Altertum an die Wörtlichkeit einer übersehung stellte, ganz andere waren, als sie jezt sind.

Der Text der LXX wurde bald durch zahlreiche Fehler entstellt: enthielt er doch manches, was sei es in sprachlicher sei es in fachlicher Hinsicht dem Verständnisse Schwierigkeiten bot; und wurde er doch infolge der hohen Anerkennung, welche diese Übersetzung zuerst unter allen griechisch redenden Juden, dann auch unter den des Hebräischen ja nur sehr selten mächtigen Christen fand, außerordentlich häufig abgeschrieben. An nicht wenigen Stellen wurde er wohl nach dem Grundterte korrigiert; an anderen wird die Rücksichtnahme auf die späteren griechischen Übersetzungen Veränderungen bewirkt haben. Nicht beseitigt, sondern vermehrt wurde die Verschiedenheit der LXX-Handschriften durch die Herapla des Origenes und die von dem syrischen Presbyter Lucianus († 311) und dem ägyptischen Bischof Hesychius veranstalteten Tertrezensionen. Die Herapla (và ¿şanha), durch welche nicht der LXX-Tert verbessert, sondern das Verhältnis desselben zum Grundterte mit Rücksicht auf die Polemik gegen die Juden klar gelegt werden sollte, enthielten in sechs Kolumnen den hebr. Tert mit hebr. und mit griech. Buchstaben, sowie die Übersetzungen des Aquila, des Symmachus, der LXX und des Theodotion*. Was in der LXXÜbersetzung fehlte, war in der fünften Kolumne, gewöhnlich aus Theodotion, mit Hinzufügung eines Asteriskus ergänzt; was in ihr mehr stand als im Grundtert, war mit einem Obelus als zu tilgend bezeichnet. Durch Nichtbeachtung der Zeichen des Origenes und durch Vermischung der verschiedenen Rezensionen ist der LXX-Text in schier heillose Verwirrung gekommen: weder der Tert der xový (der unrezensierten LXX) noch der einer der genannten Rezensionen ist, wie es scheint, in irgendeiner Handschrift rein erhalten. Dem alten Terte kommt nach Vielen der Koder Vaticanus am nächsten; daß etliche Handschriften den Tert des Lucianus wiedergeben, zeigte z. B. Field (Prolegg. zur Herapla-Ausgabe S. LXXXVII).

Jo. Morinus, Exercitationes biblicae (f. ob. S. 128). || Humfred Hody, De Bibliorum textibus originalibus, versionibus graecis et latina vulgata. Orford 1705 fol. Th. Studer, De versionis Alex. origine, historia, usu et abusu critico, Bern 1823. 3. Frankel, Vorstudien zu der Septuaginta, Leipz. 1841. || Ed. Böhl, Forschungen nach einer Volksbibel zur Zeit Jesu und deren Zusammenhang mit der Septuaginta-Übers setzung. Wien 1873, 224 S.

M. Schmidt, Der Brief des Aristeas an Philokrates, Merr' Archiv I, S. 241-312 [Text mit Einleitung und kritischem Kommentar).

Töpler, De Pentateuchi interpretationis Alex. indole crit. et hermeneut. Halle 1830; H. Wilh. Jos. Thiersch, De Pentateuchi versione Alex. libri III, Erlangen 1841; 3. Frankel, über den Einfluß der palästinischen Eregese auf die alexandr. Hermeneutif, Leipz. 1851. Joh. Hollenberg, Der Charakter der aler. Übersetzung des B. Josua und ihr tertkritischer Werth, Mörs 1876, 20 S. 4o [Gymn.-Progr.]. || J. Wellhausen, Der Tert der Bücher Samuelis untersucht, Gött. 1871. || über die übs. der Bb. der Kg. vgl. Thenius (Komm.), der freilich (wie der gleich zu nennende A. Scholz und viele andere) den Wert der LXX für die alttest. Textkritik überschäht. || Ant. Scholz, Tie Alexandr. Übersetzung des Buches Jesaias, Würzburg 1880, 47 S. F. C. Movers, De utriusque recensionis vaticiniorum Jeremiae.. indole et origine, Hamburg 1837, 4o; J. Wichelhaus, De Jeremiae versionis Alex. indole et auctoritate, Halle 1847; Ant. Scholz,

* Eine besondere Ausgabe ohne die hebr. Kolumnen hieß Tetrapla. Zu einigen Büchern hat Origenes noch andere griech. Übersetzungen verglichen (Quinta, Sexta, Septima); daher die Bezeichnung Cttapla (selten Heptapla; der Ausdruck Enneapla ist nicht nachgewiesen).

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