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2. v. Stolberg, Geschichte der Religion Jesu (Bd. 1-4 alttest. Gesch.), Hamburg 1806 ff. [voll Glaubensinnigkeit, aber freilich ohne kritische Methode gearb.].

J. L. Bauer, Handb. der Gesch. der hebr. Nation, Nürnb. 1800-1804, 2 Bde.

De Wette, Kritik der isr. Gesch. [Beitr. zur Einl. ins A. Test.]. 2 Teile, Halle 1807. H. Leo, Vorlesungen über die Gesch. des jüd. Staates, Berl. 1828.

Ch. Th. Engelstoft, Hist. populi Jud. bibl. usque ad occupat. Palaestinae ad relationes peregrinas examin. et digesta, Havniae 1832.

F. L. Zahn, Das Reich Gottes auf Erden, 3. Aufl. Mörs 1838.

Chr. H. Kalkar, Die bibl. Gesch. in Vorträgen für Gebildete, Kiel 1839, 2 Bde.

J. F. A. Ziegler, Hist. Entwicklung der göttl. Offenb. Nördl. 1842.

E. Bertheau, Zur Gesch. der Israeliten, zwei Abhandlungen, Göttingen 1842.

H. Ewald, Gesch, des Volkes Israel, 7 Bde., Gött. 1843 ff.; 3. Ausg. 1864-68 [gibt zu: gleich eine Einl. in die hist. Bücher des A. Test.s und in einem bes. Bande die Archäol ist voll breiten Räjonnements, aber geht von warmer Liebe zum A. Test. und hoher Ve geisterung für die gr. Gestalten desselben aus].

C. v. Lengerke, Kenaan, Volks- und Relig.-Gesch. Israels [nur Teil 1 bis zum Tode Jofuas ist erschienen). Königsberg 1844.

J. H. Kurt, Gesch. des Alten Bundes, 1. Bd., Berl. 1848, 3. Aufl. 1864; Bd. II, 2. Aufl. 1858 [reicht nur bis zu Moses Tod; etwas zu weitschichtig angelegt, von Hofmannschen Gedanken ausgehend, überall in die Tiefe strebend]. Ein Anhang (Bd. III) behandelt den altt. Opferkultus, Mitau 1862.

G. Baur, Sechs Tabellen über die Gesch. des isr. Volkes, Gießen 1848.

K. A. Menzel, Staats- und Religionsgesch. der Königreiche Israel und Juda, Bresl. 1853 Eisenlohr, Das Volk Israel unter der Herrsch. der Könige, 2 Tle., Leipz. 1855 f. [für das Studium sehr brauchbar].

Is. da Costa, Israel und die Völker, aus dem Holländ., Frankf. a. M. 1855.

Marc. v. Niebuhr, Gesch. Affurs und Babels seit Phul, Berlin 1857 [nach dem A. T., Be: rosus, d. ptol. Kanon und d. griech. Schriftstellern, auch für die Gesch. Israels immer noch wichtig].

Bost, L'Époque des Maccabées, Strassbg. 1862.

De Ehrmann, Gesch. der Isr. u. s. w. bis auf die Gegenwart, 2 Tle., Brünn 1862. Hasse, Geschichte des Alten Bunds, Leipz. 1863.

Milman, The history of the Jews, 3. edit. Lond. 1863, 3 vol.

Weber u. Holzmann, Gesch. des Volkes Israel und die Entstehung des Christenth., Leipz. 1867, 2 Bde.

F. Hizig, Gesch. des Volkes Israel, Leipz. 1869, 2 Teile [sich besonders auf chronol, und andere äußerl. Fragen einlassend, ohne den rechten theol. Geist].

E. W. Hengstenberg, Gesch. des Reiches Gottes unter dem A. Bd., Berlin 1870 f., 2 Tle. [für praktische Theol. empfehlenswert, weil für die erbauliche Betrachtung sehr ausgiebig'. Weiß, Zur Gesch. der jüd. Tradition, Teil I, Wien 1871.

E. H. Palmer, A history of the Jewish nation etc. Lond. 1874.

F. de Sauley, Sept siècles de l'histoire judaique (v. 588 an), Par. 1874.

A. Köhler, Lehrbuch der bibl. Gesch. des A. Test.s, Erl. 1875 ff. [noch unvollständig; gründlich, aber zu antikritisch].

Seinecke, Gesch. des Volkes Jsr. I (bis zur Zerstörung Jeruf. durch die Chaldäer), Gött. 1876 [selbst nach Stades Urteil in der literarischen wie hist. Kritik gleich zuchtlos].

May Dunker, Gesch. des Alterth. 5 Bde. Berl. 1880. 81 [in den ersten Bänden die Geschichte Israels und der andern orient. Völker behandelnd, sehr vollständig und reichliche Benugung wegen der ägypt., assyr. u. s. w. Denkmäler wertvoll].

J. Wellhausen, Gesch. Israels I. Berlin 1878 (2. Aufl. 1883).

B. Stade, Gesch. des Volkes Jr., 1881 [in der allg. Gesch. von W. Oncken; bisjezt nur
Hft. 1. Standpunkt noch hyperkritischer als der des vorigen].

Ménard, L'histoire des Israélites d'après l'Exegèse biblique, Paris 1883.
L. v. Ranke, Weltgeschichte, Leipz. 1881 [im ersten Bande die Gesch. Jsr.s].

E. Meyer, Gesch. des Alterthums, Leipzig 1883.

Jüdische Darstellungen: J. M. Jost, Gesch. der Israeliten seit der Zeit der Maccab. bis auf unsere Tage, Berlin 1820-47, 10 Bde. [seicht und reformjüdisch). J. Salvador, Gesch. der Römerherrschaft in Judäa und der Zerstörung Jerusalems, deutsch v. Eichler, Bremen 1847, 2 Bde. L. Herzfeld (Rabbiner), Gesch. des Volkes Jr. von der Zerstörung des ersten Tempels bis zur Einsehung des Mace. Schimon, Braunschweig 1847-57, 3 Bde.. Auszug daraus Leipzig 1870 [ohne künstlerische Gestaltung des Stoffs, mit vielen, durch jüdische Gelehrsamkeit schäzenswerten Erkursen]. Sal. Friedländer, Gesch. des israel. Voltes, von der ält bis a. d. neueste Zeit, Lpz. 1848. H. Gräß, Gesch. der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Leipz. 1854-75, 11 Bde. [in Beziehung auf

die bibl Zeit furz gehalten; dabei von unhaltb. krit. Voraussetzungen ausgehend n. jüdisch tendenzios]. M. Raphall, Rabbi-Preacher, Postbiblical history of the Jews, London 1856, 2 vol. Zastrow, Rabbiner, Vier Jahrh. aus der Gesch. der Juden, von der Zerstörung des ersten Tempels bis zur Macc. Tempelweihe, Heidelb. 1865. A. Geiger, Das Judenth. u. seine Gesch., Brežl. 1864–71, 3 Abt. [skizzenhaft, reformjüdisch). Chronologische Hilfsmittel, und zwar allgemeinere: J. Scaliger, De emendatione temporum, Par. 1583. Seth Calvisius, Opus chronologicum, Lips. 1650. Dion. Petavius, Opus de doctr. temporum, Par. 1627, 2 vol. ed. et auxit J. Harduin, Antwerpen 1723, 3 vol. J. Marsham, Canon chronicus aegypt. ebr. et gracc. Lond. 1672. Alf. des Vignoles, Chronol. de l'histoire s. et des hist. étrang. Berl. 1738, 2 vol. [für seine Zeit sehr gründlich). Speziellere: Jac. Usserius, Chronol. s. Ox. 1660 u. Anuales V. et N. Test. Brem. 1686. Joach. Hartmann, Systema chronologiae, bibl. Rostock 1757. Camp. Vitringa, Hypotyposis hist. et chron, édit. s. n. Havniae 1774. Alb. Bengel, Ordo temporum, 1741, ed. 2. cur. Fr. Hellwag, Stuttg. 1770 Tiele, Chronologie des A. T.s bis zum ersten Jahr des Koresch, Bremen 1839. A. Archinard, La chronologie s. basée sur les découvertes de Champollion, Par. 1841. H. Brandes, Abhandlungen zur Gesch. des Orients im Alterthum. Halle 1874. Wellhausen, Die Zeitrechnung des Buches der Könige in Jahrbb. für deutsche Theol." 1875. E. Krey, Zur Zeitrechnung des Buches der Könige in Hilgenfelds Zeitschr. f. w. Theol. 1876. G. Rösch, Art. Zeitrechnung in PRE. Mery, Art. Chronologie in Schenkels B. Ler. Oppert, Salomon et ses successeurs, Paris 1877 [eine Hauptgegenschrift gegen Schraders chronolog. Ansäße) Wider Opperts Annahme einer Lücke von 47 Jahren in der Eponymenliste (a. 792 -745) vergl. Brandes Abhandlungen zur Gefch. des Orients im Alterth., Halle 1874. Raska, Die Chronol. der Bibel, Wien 1878 (unkrit.). Bertheau, in d. JBB. f. deutsche Theol. 1878, E. 657 ff. Al. Schäfer, Bibl. Chronologie, Münster 1879. Fr. Hommel, Bab.-asfyr. und isr. Gesch. in Tabellenform. Leipzig 1880. Mazat, Chronol. Untersuchungen zur Gesch. der Könige v. Juda u. Jsr., 1880. Floigl, Die Chron. der Bibel, des Manetho u. Beros. Leipz. 1880. Von dems. sind auch die vorwiegend chronol. Schriften: Cyrus u. Herodot, nach den neugefundenen Keilinschr. Leipz. 1881, u. Gesch. des semit. Alterth. Leipz. 1882. C. L. Parel, Forschungen über die wahrscheinlichste Weltära zur Klärung der bibl. u. weltgesch. Chron. Tüb. 1882. Kessler, Chronologia judicum et primorum regum, Leipzig 1882 (für die Autorität der masorethischen Zahlen). Dillmann, Sizungsberichte der Verl. Academie 1883, S. 323 ff. (gegen die Autorität der major. 3. vergl. Genesis S. 106). Kamphausen, Die Chron. der hebr. Könige, Bonn 1883. König, Beiträge zur bibl. Chronl., in Ztschr. für kirchl. Wissensch. u. s. w. 1883, VI ff.

5. Die Urzeit.

Die erste Menschheitsgeschichte in Gen. 1-11 ist eine Geschichte der Sünde und Gottentfremdung, und der Boden, der dadurch für die Folge= geschichte gewonnen wird, ist derjenige eines großen, Gottes Strafenergie in ewig denkwürdiger Weise darthuenden Gerichts. Auf diesem Boden erscheint die Erwählung sei's der Patriarchen sei's Israels um so mehr als Gnade. Vom Sündenfall der ersten Eltern ist es mit schnellen Schritten immer tiefer abwärts gegangen zu Mord und Mordlust bei den Kainiten, zu Wollust und Gewaltthat bei den Gottesföhnen. Die Sündflut hat daher schließlich die ganze Menschheit bis auf die eine Noachische Familie vertilgt, und an den Nachkommen der letztern hat sich Gottes Gericht, als sie sich durch eine ihm widerstrebende Vereinigung stark machen wollten, ebenfalls vollzogen, wenn auch nun in einer nicht mehr vernichtenden, sondern vorbauenden Weise.

a. Das Paradies. Wie schon an der Schöpfungsgeschichte in Gen. 1, ist auch an den Erzählungen dieser ersten Menschheitsgeschichte zwischen dem äußeren Gewande und dem inneren Kern zu unterscheiden. An dem ersteren mag sich manches finden, dessen Geschichtlichkeit nicht erwiesen werden kann, für den leztern spricht die höchste Wahrheit selbst, Gottes Absolutheit und

Heiligkeit, welche solche Anfänge, wie sie hier gelehrt werden, zu statuieren nötigt. Eine Paradieses-Gegend ausfindig zu machen, welche den Andeutungen in Gen. 2 über die Lage der ersten Heimat der Menschen entspräche, will nicht genügend gelingen. Da vom Paradiesesstrom deutlich gesagt ist, daß von ihm vier Flüsse ausgingen, so muß er in einem Hochlande gedacht sein; unter jenen vier Flüssen sind uns aber nur der Euphrat und Tigris sicher. Was nach Friedr. Delitzsch 1. c. und Schrad. KA S. 40 f. nach Babylonien weist. ist noch zu zweifelhaft. Die Hauptsache ist, daß es auf geographische Richtigkeit nicht ankommt. Das Wesentliche, das mit dem rechten Gottesbegriff selber zusammenhängt, ist ein zunächst gutes und glückliches „Kindesalter der Menschheit“ (vergl. Zöckler, Urstand 2c., S. 329). Es besteht besonders darin, daß die ersten Eltern fündlos und mit der Fähigkeit, das Böse abzuweisen, obwohl im Guten noch nicht fest und fertig, geschaffen wurden, daß sie zunächst in Verhältnissen lebten, die sie in Zufriedenheit und Dankbarkeit immer inniger an Gott hätten fesseln sollen, die aber auch ihre Selbstentscheidung herbeiführen mußten und demnach etwas Versuchliches hatten, daß fie aber schon früh genug in Sünde und demgemäß auch in Not und Tod geraten find und daß sich ebendaraus die Allgemeinheit der Sünde und des Todes erklärt. Was von diesem Kern in das Gebiet der Wissenschaft ̧ hineinreicht, wird von ihr eher bestätigt, als widerlegt. Was die Abstammung des Menschengeschlechts von einem einzigen Elternpaar betrifft, so steht über der Verschiedenheit der Rassen die Einheit wenigstens der Spezies fest. Die Anschauung, daß die Menschen von Anfang an wahrhaft menschlich beschaffen gewesen sind, und daß sich z. B. die Redefähigkeit in ihnen sofort wie unwillkürlich geltend gemacht hat, hat das für sich, daß sich nicht die Rohheit, sondern die Kultur als das frühere zu erkennen gibt, sofern die erstere immer nur mit Hilfe der schon vorhandenen letteren überwunden wurde, und daß die Sprachen, je weiter zurück, desto reicher waren. Das Mystische, ja Wundersame, das der Garten mit seinem Erkenntnis- und Lebensbaum, besonders auch mit der redenden Schlange und dem sich in ihm ergehenden Jehova hat, ist wenn einerseits die Poesie der kindlichen Darstellung und andererseits das Einzigartige der vorsündlichen Verhältnisse genügend in Anschlag gebracht wird, weniger wunderbar als es zunächst scheint. - Wie die Paradiesessagen der anderen Völker zu beurteilen, ob sie auf eine gemeinsame Ursage oder bloß auf gemeinsame Grundanschauungen zurückzuführen sind, muß dahingestellt bleiben. Sie sind der biblischen jedenfalls nur äußerlich ähnlich, denn sie entbehren der Hauptsache, des Sündenfalls, welchen das Heidentum wenigstens im strengeren Sinn des Wortes nicht kennt.

b. Kain und die Kainiten. Die Art, wie die Geschichte Kains und der Kainiten in Gen. 4 ausgestaltet ist, scheint damit zusammenzuhängen, daß es in den östlicheren Gegenden, nach denen Kain zog, schon frühzeitig eine den Keim des Verderbens in sich tragende Kulturwelt gegeben hat, wie das aus den assyrisch-babylonischen Nachrichten erhellt. Die Namen mögen finnvoll sei's gewählt, sei's hebraisiert sein, Kain im Sinn von Erworbener und zugleich auch von Speer, Abel zunächst nach dem Assyr. = Sohn, dann aber auch Hauch, obwohl sich Lemech semitisch nicht deuten läßt. Um so besser erklärt sich dann das Ähnliche und doch auch wieder Abweichende der ebenfalls

=

finnvollen, mehrfach antithetischen, sethitischen Namen in c. 5. Der unantastbare Kern der Erzählung ist der, daß die Sünde, nachdem sie erst einmal eingedrungen war, in dem einen schneller, in dem anderen langsamer mächtig wurde, daß vor allem das Verhältnis zu Gott das Verhalten der Menschen zueinander bedingte und daß sich die am meisten verweltlichte Linie am ehesten in der Welt einzurichten wußte. Fraglich ist es, ob die Kainitengeschichte ohne Beziehung .auf die Sündflut ausgebildet wurde. Was von den Semiten in 4, 25 f. und c. 5, besonders von Enos, Henoch und Lemech mitgeteilt wird, stüßt sich darauf, daß es vermöge der den Menschen anerschaffenen guten Richtung eine Reaktion gegen die Sünde, ein Wandeln mit Gott und weiterhin wenigstens noch eine Sehnsucht nach Beseitigung des Fluches gab. Die Angabe der hohen Lebensalter ruht, mögen die Individuen immerhin Geschlechter repräsentieren, auf dem folgerichtigen Gedanken, daß auch eine physische Widerstandskraft vorhanden war, die nur allmählich nachließ (vgl. Zöckler, Urstand, S. 244). Die Geschichte der Söhne Gottes aber, 6, 1-4, geht davon aus, daß Gottes vernichtendes Strafgericht erst da hereinbrach, wo auch die letzten Säulen, die noch allenfalls die übrigen sichern, weil bessern konnten, hinfielen, in Zeiten, wo die Verwilderung und Gewaltthätigkeit (der Nefilim) ohnedem schon sehr allgemein geworden war.

c. Das Sündflutgericht liegt der Erinnerung der Völker schon näher. Die Geschichte desselben, c. 6, 5-c. 8, hat daher am meisten Parallelen; als eine besonders alte, die der biblischen nicht erst nacherzählt ist, ist immer die babylonische des Berossus bei Josephus vor anderen beachtenswert erschienen. Die Vervollständigung, welche dieselbe durch die Entzifferung der altassyrischen Inschriften, speziell des Jzdubar-Epos gewonnen hat, kommt der biblischen Darstellung am allernächsten. Besonders gleicht sie der jehovischen; - auch sie hat die 7 Vorbereitungstage, Gen. 7, 4, das Verschließen der Thür des Schiffes durch Gott, Gen. 7, 16, das dreifache Aussenden von Vögeln, (abweichend freilich hat sie Taube, Schwalbe und Rabe und zwar unmittelbar hintereinander), endlich die Darbringung des Opfers nach dem Aufhören der Flut; mit der elohimischen Darstellung berührt sie sich in betreff der Erbauung und Einrichtung des Schiffes. Nur läßt sie erst am Schluß durchblicken, daß der Zorn der Götter über den Frevel der Menschen die eigentliche Ursache war; in heidnischer Weise läßt sie die Vernichtung alles Lebendigen wesentlich als einen Willkürakt der Götter, besonders des Bel erscheinen; zudem beschränkt fie die Flutzeit auf ein Minimum (ihr Entstehen, Bestehen und Vergehen auf 37 Tage) und als den Landungsberg seht sie einen dem babylonischen Gesichtskreis möglichst nahen an (den Nisir, wahrscheinlich füdöstlich und östlich vom unteren Zab). Kein Zweifel, diese chaldäische Parallele beweist, daß es in betreff der Sündflut eine alte, gemeinsame Ursage gegeben hat, und infofern tritt sie für die biblische Geschichte mit ein. Die Hauptsache aber ist, daß die lettere auch hier wieder von einem durch sich selbst glaubwürdigen Gedanken ausgeht: Gott hat die erste Menschheit wegen ihrer besonders schweren Verschuldung, da sie troh reiner Anfänge dennoch fast völlig entartete, besonders schwer gestraft, und sich rettend nur einer einzigen besseren Familie angenommen. Was in der Ausführung dieses Gedankens Schwierigkeit bereitet, kann als unwesentlich dahin gestellt bleiben. So universell auch daz

Gericht nach Gottes Beschluß sein sollte, so ist es doch möglich, daß es sich nicht gleich auf einmal vollzogen hat, sich vielmehr durch die ganze Folgezeit fortseßt, indem es die alte Menschheit vor der noachischen nach Maßgabe der Ausbreitung der letteren überall rechtzeitig wegräumt.

Was der Fluch und Segen Noahs Gen. 9, 25 ff. über die Verschiedenheit der Art und des Geschicks der drei großen noachischen Menschenstämme andeutet, hat seine großartige Bestätigung in der ganzen Weltgeschichte nicht bloß bis auf den Verfasser des Pentateuch, sondern bis auf unsere Tage hin. Und was in c. 11 vom Turmbau zu Babel und der dabei zu Tage tretenden Auflehnung der neuen Menschheit wider Gottes Gedanken und Absichten erzählt wird, mag durch den alten Turm Borsippa's, welchen Nebucadnezar laut seiner Thonchlinderinschrift als einen seit fernen Tagen" vorhandenen nur vervollständigte, nicht erbaute (vergl. Schrad. KA2 S. 125), bestätigt oder zweifelhaft gemacht werden, je nachdem man in der Unvollständigkeit des Bauwerks einen Beweis von Gottes Einschreiten oder eine Veranlassung des „Mythus“ zu haben meint. Die Hauptsache ist, daß auch hier ein nicht abzuweisender Gedanke zu Grunde liegt, und zwar der, daß der äußeren Zertrennung der Völker durch Sprache und Sitte eine innere vorangegangen ist, die ihren Grund in einer Auflehnung wider Gott hatte, so daß die erstere als eine Folge, religiös als eine Strafe der lezteren anzusehen ist (vergl. Schelling, Einl. in d. Philos. d. Mythol. S. 94). Daher denn auch der Name der Stadt Babel, welche ethnographisch als der centrale Anfangsort der Völkertrennung bezeugt ist, in den Ohren jedes ernsteren Hörers immerdar nicht nach einer Gottespforte, was er ja in der Form von Bâbilu zunächst bedeuten mag (ilu appell., vergl. Schrad. S. 129, nicht Pforte des El), sondern nach Verwirrung und Zerstreuung klingen wird.

Neuere Schriften find: Bertheau, Die der Beschreibung der Lage des Paradieses Gen. 2, 10-14 zu Grunde liegenden geogr. Anschauungen, Gött. 1848. Spiegel, Ausland 1864, Nr. 16, S. 367. Zöckler, Die Urgeschichte der Erde und des Menschen, Gütersl. 1868. Ders., Die Lehre vom Urstand des Menschen, Gütersl. 1879. Friedr. Delizsch, Wo lag das Paradies, Leipz. 1881. Pressel, Art. „Paradies" in PRE! u. Geschichte und Geogr. der Urzeit, Nördl. 1883. Lenormant, Les origines de l'histoire d'après la Bible et les traditions des peuples orientaux, Par I. 1880, II. 1882 [bringt außer den babylon.-assyr. Parallelen auch ägypt., indisch-pers., kleinasiat. u. hellen. zur Erläuterung von Gen. 1-11 bei]. J. H. Oswald, Relig. Urgeschichte der Menschheit 2c., Paderb. 1871 (streng ultramont.). Kaulen, Assyrien u. Babylonien, Freib. 1883 [erkennt nicht an, daß überall babyl. Mythen zu Grunde liegen]. M. Art. „Kain u. die Kainiten" in PRE. VII S. 390.

6. Die Begründungszeit.

a. Die Vorväter. Die Kinder Israel bewahrten sich stets eine Erinnerung daran, daß ihre Vorväter nicht von vornherein in Kanaan heimisch gewesen, sondern aus der Ferne herbeigekommen seien. Wie sie denn auch schon durch ihren Namen Hebräer (freilich mehr im Munde der Fremden) als Herübergekommene bezeichnet wurden, nach einigen, weil sie den Tigris und Euphrat, nach andern (da sonst auch die Moabiter und Ammoniter so genannt sein würden) weil sie den Jordan überschritten hatten, und zwar (nach Maspéro, Die morgenl. Völker des Altertums S. 167 f.), im Zusammenhang mit einer größeren Völkerbewegung. Der wahre Gott selber war es nach ihrer überzeugung gewesen, der die Vorväter nach Kanaan gewiesen und der dies Land

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