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daß ihm ihrer Sechstaufend den für den Kaiser und ihn selbst geforderten Eid verweigerten. Im Grunde war Juda unter ihm doch nur ein schön geschmücktes Grab, das er, fortwährend von Argwohn gegen die Seinigen und andere gequält, auch im Alter noch mit Mord und Modergeruch erfüllte. Die Zeit war für Israel, war aber auch für die übrigen Völker erfüllt. In Jesu von Nazareth war der Sproß Davids erschienen, der der Welt das Leben geben sollte; so konnte die Hülle, aus der es hervorgebrochen war, der Verwesung anheimfallen.

Mit Augustus Bewilligung folgten nach Herodes Tode, a. 4 v. Chr., drei seiner Söhne: in Judäa und Samarien als Ethnarch Archelaus, welcher roh und gewaltthätig wie sein Vater regierte; in Galiläa als Tetrarch Antipas, der Erbauer von Tiberias, welcher der Herodias wegen seine erste Gemahlin verstieß, Johannes den Täufer (nach Jos.) in Machärus hinrichten ließ und gegen seinen Schwiegervater Aretas Krieg führte; in Batanea Phi= lippus ebenfalls als Tetrarch, der Erbauer von Cäsarea Philippi und Bethfaida Julias. Den Archelaus entfeßte Augustus aber schon nach zehnjähriger Regierung (6 n. Chr.), um Judäa durch Einverleibung in Syrien nun auch äußerlich völlig abhängig zu machen. Syrien gehörte zu den dem Kaiser, nicht dem Senat unterstehenden Provinzen, und zwar zu denjenigen, die von gewesenen Konsuln (nicht von gewesenen Prätoren) verwaltet wurden. 8-6 v. Chr. (zur Zeit von Chrifti Geburt, Tertull. c. Marc. 4, 19) war Q. Sentius Saturninus, a. 6-4 (biz nach Herodes Tod, Jos. Arch. 17, 9, 3; 10, 1, 10) war P. Quintilius Varus Statthalter gewesen. Jezt (a. 6-10) wurde es (nicht zum zweiten, sondern zum erstenmal, gegen Zumpt, Mommsen u. a.) P. Sulpicius Quirinius. Dieser hatte, wahrscheinlich als außerordentlicher Kommissarius (Tac. Ann. 3, 48), schon 11 Jahre früher eine Katastrierung in Palästina veranstaltet (Luk. 2, 2) und führte nun den die Empörung des Galiläers Judas veranlassenden Census, Akt. 5, 37, durch. Judäa erhielt bei dieser Einverleibung seine eigenen Prokuratoren (Landpfleger), römische Ritter, die für gewöhnlich in Cäsarea residierend vor allem auf Ausbeutung des Landes bedacht waren. So unter Augustus mehrere, welche schnell wechselten; unter Tiberius auf längere Zeit Valerius Gratus, sodann (26-36) Pontius Pilatus, der die Juden besonders stark verhöhnte und mißhandelte, ihnen jedoch die Kreuzigung Christi nachgab. Im allgemeinen befand sich das Volk unter der unmittelbaren römischen Verwaltung nicht schlechter. Der syrische Statthalter Vitellius entfekte a. 36 Pilatum, ließ a. 37 den Antipas fallen und zeigte fich den Juden auch sonst gefällig. Sein Nachfolger Petronius unterstüßte ihren Widerstand gegen die Aufrichtung des Standbildes des Caligula im Tempel a. 40. Auf einige Jahre verwilligte Rom sogar noch einmal den Schein einer gewissen Selbständigkeit. Der in Rom erzogene Agrippa I., Sohn des Aristobul, Enkel des Herodes und der Mariamne, Bruder der zuerst mit einem Herodes, dann mit Antipas vermählten Herodias, hatte von Caligula die Tetrarchie des Philippus mit dem Königstitel, dann auch Galiläa erhalten und erlangte nun auch noch von Claudius, der ihm sehr befreundet war und um seinetwillen die Juden überall begünstigte, Judäa und Samaria (a. 41), so daß er das ganze Reich seines Großvaters noch einmal vereinigte. Er strebte nach der Volksgunst, lebte daher streng pharifäisch, verfolgte aber auch die Christen (Jakobum und Petrum, Akt. 12, 1 ff.), bewies überhaupt

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etwas von dem blutdürftigen Charakter des herodianischen Geschlechts (durch die Gladiatorenschlachtung in Berytos, Arch. 19, 7, 5) und starb am Wurmfraß, vgl. Aft. 12, 2s (fchon a. 44). Seine Herrschaft war aber bloß Sache einer persönlichen Vergünstigung gewesen. Sein Sohn Agrippa II. erhielt nur das kleine Fürstentum Chalcis im Libanon, und zwar erst a. 49, statt dessen a. 53 Batanea und die Herrschaft des Lysanias mit dem Königstitel; in Judäa bekam er blos die Tempelvogtei mit dem Recht, die Hohenpriester zu ernennen. Seine sittenlosen Schwestern, Berenice und Drusilla, von denen die erstere mit ihm in unerlaubtem Umgang lebte, die lettere sich zulezt an Felix hingab, Akt. 24, 24, erhöhten nicht sein Ansehen. Er stand auf seiten der Römer, auch Vespasians, und lebte nach der Zerstörung Jerusalems noch bis gegen 100. Judäa hatte seit 44 wieder Prokuratoren, zuerst den wohlgesinnteren Fadus, unter welchem Theudas aufstand (Arch. 20, 5, 1), und den Tiber. Alexander, einen Verwandten Philos, dann von 52 ab Felix, einen grausamen, willkürlich schaltenden, kaiserlichen Freigelassenen, gegen den sich die Sicarier erhoben (Akt. 21, 38 f.; 23, 26), von 60 oder 61-63 den vergleichsweise gerechten Festus, Akt. 25, 1, nach dessen Tod der Hohepriester Ananus, ein grausamer Sadduzäer, Jakobus den Gerechten hinrichten ließ (falls die von Schürer in Zweifel gezogene Stelle Jos. Arch. 20, 9 echt ist). Sodann Albinus, der jede Art von Schlechtigkeit verübte und das Land besonders schamlos aussog, endlich Geffius Florus, gegen den selbst Albinus wie ein Ausbund von Güte erschien. Florus trieb das Volk mit Gewalt in die Empörung hinein, weil er nur so der Aufdeckung seiner Schandthaten zuvorzukommen hoffen konnte. Neben der Verzweiflung wirkte aber auch die durch die Unentschloffenheit des syrischen Statthalters, Cestius Gallus, genährte Verblendung mit. 3m 3. 66 kam es zum offenen Kampf. Cestius Gallus jah ruhig zu, als zuerst in Cäsarea, dann auch in andern Städten blutige Mezeleien entstanden, die Tausenden das Leben kosteten. Als er endlich Joppe erobert und bei Gibeon, wo er hart angegriffen wurde, ein Lager bezogen hatte, drang er in Bezetha ein, stürmte auch die Nordseite des Tempels; statt aber energisch durchzugreifen und dem Krieg ein Ende zu machen, kehrte er plöglich um und ging fast zu Grunde. Vespasian, der darauf von Nerv mit der Kriegführung betraut wurde, wandte sich nicht direkt gegen Jeru= falem, sondern zuerst (a. 67) gegen Galiläa, wo ihm in der Festung Jotapata Flavius Josephus in die Hände fiel, Johannes von Giscala aber entging; sodann im folgenden Jahre gegen Peräa. Erst als er Kaiser ge= worden war, ließ er den Titus mit etwa 80000 Mann vor Jerusalem rücken (a. 70). Die friedlich Gesinnten, besonders die Christen, waren bereits abgezogen (nach Pella); aber Jerusalem war dennoch wegen des nahenden Passa übervoll von Menschen. Die Zeloten hatten auch idumäische Hülfstruppen in den Tempel aufgenommen und sogar transeuphratensische Hülfsvölker an sich gezogen. Der eine Teil der Zeloten stand unter Eleazar, ein anderer unter Johannes von Giscala; die nichtzelotische Bevölkerung hatte den Bandenführer Simon von Gerasa an ihre Spite gestellt. Diese drei Parteien waren nur im Gegensatz gegen die Römer einig. Titus kam zunächst bei einer Refognoszierung fast um; die 10. Legion, die am Ölberg ihr Lager aufschlug, wurde fast aufgerieben; als die Römer die erste, ja auch schon die zweite

Mauer von Nord-Westen her durchbrochen hatten, mußten sie mit großem Verlust zurück. Obwohl der Hunger in der Stadt bereits groß war, wiesen die Juden daher doch alle Friedensvorschläge ab. Es war, als ob ihre Verblendung hätte möglichst groß werden sollen, damit nur ja auch ihr Untergang ganz vollständig würde. Titus ließ eine Umwallung aufführen und steigerte dadurch die Hungersnot aufs äußerste. Im Juli eroberte er durch nächtlichen Überfall die Antonia; im August, am 10. des 5. Monats, des Los oder Ab, B. J. 6, 4, 5, an demselben Tage, an welchem einst die Chaldäer Jerusalem und den Tempel zerstört hatten, Jer. 52, 12; vgl. 2 K. 25, 8, wurde, noch ehe es zum Sturme kam, der Tempel verbrannt. Drei Wochen später wurde auch die obere Stadt erobert. über 1 Million Menschen kamen um. Johannes und Simon wurden in Rom im Triumph aufgeführt. Masada und Machärus fielen zwei Jahre später. Als Entflohene in Alexandrien Unruhen anstifteten, wurde auch der Tempel in Leontopolis geschlossen. Es war Gottes Gericht, wie sowohl Josephus als auch Titus erkannte, was sich an den Juden vollzog. Ihre Geschichte war für jezt zu Ende. Der Aufstand unter Barkochba in Hadrians Zeit 132-135 war nur noch das Zucken eines schon lange im Sterben Liegenden.

Zur israel. Geschichte der nacheril. Zeit:

Suringar, De causis mutati Hebraeorum ingenii post reditum e captivitate Babylonica, Lugd. Bat. 1820. Gerritzen, Comm. de quaestione, cur Hebraei ante exilium se ad cultum idolorum valde propensos, postea autem vehementer alienos ostenderint (Traiect. ad Rh., s. a.). Hengstenberg, Gesch. des R. Gottes unter dem A. Bd., II, 2, 266 ff. H. Ewald, Geschichte der Ausgänge des Volkes Israel (Israelit. Gesch., 3. Ausg. Bd. VII), Göttingen 1868. F. Hizig, Gesch. des Volkes Israel, Leipz. 1869 (2. Hälfte). F. de Sauley, Sept siècles de l'histoire judaique (von 588 an), Paris 1874. E. Schrader, Die Dauer des zweiten Tempelbaues (Th. Stud. u. Kr. 1867, S. 460 ff.). Rödiger, Art. „Esra“ in Ersch u. Grubers Encykl. Ders. Art. in PRE.* Delizich, Der Esra der Pentateuchkritik 2. (Ztschr. f. d. gef. luth. Theol. u. K., 1877, S. 445 ff. Droysen, Gesch. des Hellenismus, 2 BB., Hamb. 1836-42. K. B. Stark, Gaza und die philistäische Küste, Jena 1852 (S. 339 ff.). Bost, L'époque des Machabées, Par. 1862. W. Grimm (1853) u. C. F. Keil in ihren Comm. zu den BV. der Maktab. Vgl. E. Curtiss, The name Maccabée, Leipz. 1876. || Zur Epoche der Herodeer u. der Römer vgl. die Lit. zur NTI. Zeitgeschichte (Hdb. I, B). Jüdische Darstellungen von L. Herzfeld (1847 ff.), Mor. Raphall (The postbiblical history of the Jews, 1856), J. Salvador (1847), Jastrow (1865), Hecht (5. A., bearb. v. Kayserling (Leipz. 1884); auch Jost, Gräß u. Geiger in ihren größeren Werken.

Israelitische Archäologie.

10. Einleitung in die israelitische Archäologie.

Begriff. Will man das alttestamentl. Volk nach seiner dem N. T. zuführenden Entwickelung verstehen, so muß man schon die äußeren Formen, in denen sich sein Leben äußerte und darstellte, ins Auge fassen und sie sich im Zusammenhang sei's miteinander, sei's mit ihrer gemeinsamen Grundlage zur Anschauung bringen. Die Wissenschaft, die sich mit ihnen beschäftigt und an ihnen zeigt, welche Grundlagen das höhere, Israel seinem Ziele zuführende Prinzip vorgefunden, in welcher Weise und inwieweit dasselbe dann diesen Stoff durch die verschiedenen Jahrhunderte hin durchdrungen und bemeistert hat, ist die Altertumskunde. Nach der natürlichen, moralischen und religiösen Seite des Lebens teilt sie sich am einfachsten in Privat-, Rechts- und Sakralaltertumskunde. Wollte sie ihre Einteilung von den Perioden der

Geschichte Israels hernehmen, so würde das ihrer übersichtlichkeit schaden. So sehr sie auch eine historische Wissenschaft ist, so bringt sie sich doch am besten im Rahmen einer fachlichen Anordnung zur Darstellung, indem fie da in Beziehung auf das Einzelne möglichst historisch verfährt. Da im Leben Israels das niedere oder natürliche Element, welches ihm im wesentlichen mit seinen Nachbarvölkern, besonders mit den stammverwandten gemeinsam war, ebenso sehr wie das höhere, religiöse, das ihm als eigentümliches anvertraut wurde, in Betracht kam, indem das erstere nicht bloß den Boden, sondern auch den Stoff für die gestaltende Thätigkeit des lezteren bildete, so wird die Kenntnis der mit Israel zusammenhängenden alten Völfer, wenn in irgend einer Wissenschaft, grade in der Archäologie von besondrer Wichtigkeit sein. Es erhellt, wie sehr die Fortschritte, welche die neuere Zeit auf dem Gebiet der Völkerkunde gemacht hat, eine Erweiterung, wenn nicht Neugestaltung gerade unserer Disziplin zur Folge haben mußten. Zudem kam auch die neuerdings so planmäßig betriebene genauere Erforschung dessen, was sich noch etwa als eine Andeutung von Israels Lebensweise auf oder unter dem Boden Palästina's vorfindet, einigermaßen zu Hülfe.

Quellen. Unter den Quellen der Archäologie sind natürlich die hauptsächlichsten einerseits die monumentalen Zeugnisse, von denen aber nur die Überreste der Tempeleinschließungsmauer und der Bogen einer Brücke zwischen dem Tempel und Zion, der untere Teil des sog. Davidsturmes, die Wasserleitungen zwischen den Artasteichen und Jerusalem, allenfalls auch die Begräbnishöhle bei Hebron, die Abbildung der Tempelgeräte auf dem Triumphbogen des Titus in Rom, besonders die jüdischen Münzen aus der Makkabäerzeit die Zeiten überdauert haben, andrerseits die biblischen Schriften, welche je nach ihrem Alter und ihrer Art für die älteren oder späteren Zeiten in Betracht gezogen sein wollen (vgl. S. 233 f.). Zu berücksichtigen sind hier aber auch Josephus und Philo, ferner der Talmud, besonders der ältere Teil desselben, die Mischna, die Targumim und älteren rabbinischen Werke, selbst noch die des Mose Maimonides und R. Jos. Karo, eine allerdings nur sehr sekundäre und trübe Quelle, dann die S. 232 f. genannten Griechen und Römer; endlich arabische Autoren, wie Istachri, Edrisi, Ibn-Hautâl, Abulfeda, Yakut, Abdolla= tiph, Avicenna u. a., welche uns die den Israeliten so verwandten Araber und Syrer kennen lehren. Auch die Vergleichung von Koran und Zend-Avesta ist zuweilen nicht ganz fruchtlos. Dazu veranschaulichen die älteren und neueren Beschreibungen von Reisen im Oriente in betreff der Geographie und Naturkunde, Sitten und Einrichtungen Israels manches, was sonst dunkel bliebe (vergl. oben S. 63).

Geschichte. Wie bereits in der Grundlegung dargethan ist, hatte selbst das Äußerliche der hebr. Altertümer Interesse und Wichtigkeit genug, schon frühzeitig gelehrte Bearbeitungen hervorzurufen. Aber die Mittel in Beziehung auf die Erkenntnis der äußerlichen Verhältnisse waren zu gering, und das Verständnis für das Höhere, besonders für das zum Kultus Gehörige war zu äußerlich oder doch durch den alten, mechanischen Inspirationsbegriff zu beschränkt. Noch Thom. Goodwin und seine nächsten Nachfolger begnügten sich entweder mit einer ziemlich äußerlichen Darstellung des in der Bibel vorliegenden Sachverhalts oder ließen sich (wie z. B. schon Reiz in den Anmerk. zu Goodwin)

allzusehr durch die coccejanische Hermeneutik beeinflussen. Eine neue, aber wenig ersprießliche Behandlung speziell der H. Altertümer kam dann durch die Berücksichtigung der Frage nach dem Ursprung der mosaischen Institutionen in Gang. Hatte die ältere orthodore Theologie nach einer schon von Josephus angedeuteten Ansicht alles, was sich im Heidentum Gleiches oder Ähnliches fand, für eine Nachbildung des Biblischen erklärt, so leitete nun umgekehrt Spencer, auf die Autorität vieler Kirchenväter, z. B. des Chrysostomus gestützt, das Israel mit andern Völkern Gemeinsame aus dem Heidentum her. Gott hat nach ihm manche heidnische, besonders ägyptische oder szabische Gebräuche, an welche die dem Gößendienst in Ägypten ergebenen Israeliten zu sehr gewöhnt gewesen seien, als ineptiae tolerabiles in den Kultus aufgenommen, sie nur so modifizierend, daß sie sich mit dem Monotheismus notdürftig vertrugen. Das Unterschiedliche aber habe er hinzugethan, um das rohe, sinnliche Volk durch sinnliche Mittel desto mehr an sich zu feffeln. Denn vor allem laufe der Kultus wie schon Maimonides dafür hielt und auch noch später Heß und Köppen meinten, auf ein äußerliches Gepränge hinaus, das nur insofern Wert hatte, als es ein rohes und sinnliches Volk wie Israel im gehörigen Respekt vor Gott zu erhalten geeignet war. Daß bei einer solchen Ansicht, nach welcher selbst die Opfer eine Erfindung abergläubischer Vorstellungen von dem göttlichen Wesen waren, von einer liebevollen Versenkung in die tieferen Gedanken des Kultus, von einer Anerkennung seiner Wahrheiten keine Rede sein konnte, ist selbstverständlich. So traten denn allerdings zahlreiche Gegner, besonders Hermann Witsius und weiterhin Lund für eine andere Auffassung ein. Sie suchten aber nur die willkürliche, allegorische Deutungsweise zur Geltung zu bringen, welche alles möglichst neutestamentlich, ja dogmatisch erklärte. Nach ihnen sollte 3. B. schon der Name Bezaleel darauf hinweisen, daß Gott, d. i. Christus in den alttestam. Heiligtümern wie im Schatten verborgen sei; durch das doppelte Material der Bundeslade (Holz und Gold) sollte die Doppelnatur Christi, durch die Dauerhaftigkeit des Holzes die Ewigkeit seiner menschlichen Natur u. f. w. dargestellt werden. Diese typologische Deutungsweise findet sich auch, wenn auch vergleichsweise nüchtern, in dem ausführlichen und gründlichen Kommentar J. G. Carpzovs zu Goodwins Buch. Erst infolge der neueren Untersuchungen über die verschiedenen Religionen des heidnischen Altertums, besonders des orientalischen, brach sich die vor allem notwendige, geschichtliche Betrachtungsweise Bahn, welche Israels Einrichtungen und Riten mit Rücksicht auf diejenigen des Altertums überhaupt, sei's nach ihrer Ähnlichkeit, sei's nach ihrer Eigentümlichkeit zu würdigen versuchte. Aber auch jetzt noch waren. zwei verschiedene Strömungen möglich, von denen jede leicht sich einseitig und falsch gestaltete. Indem man einerseits davon ausging, daß im ganzen Altertum die Symbolik einen weiten Spielraum gehabt hatte, faßte man auch Israels Kultuseinrichtungen vor allem symbolisch und erhielt so doch im wesentlichen die typisch-allegorisierende Weise aufrecht. Nach Görres (Mythen= geschichte, Heidelb. 1810) hat der Mosaismus die Naturreligionen des Orients zu seiner Unterlage und trotz aller Divergenz hinsichtlich der Einheit und Unsichtbarkeit Gottes wie des ethischen Elementes blicke überall etwas davon durch. Tas Universum, das in den Natur-Kulten eins und alles sei, also Himmel,

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