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Heidengötter für schädliche Engelmächte, wofür die Grundlage schon in Jes. 24, 21 gefunden werden kann. In Tob. 3, 8; 6, 15 u. a. ist speziell von einem Dämon Asmodi, im B. Bar. und bei Josephus von Dämonen im allgemeinen die Rede, die man durch ordinäre Zaubermittel unschädlich machen und ver= scheuchen zu können meinte.

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b. Vom Menschen und seiner Pflicht. Während in der palästinensischen Anschauung in Beziehung auf die Schöpfung keine Neuerung vorkommt, in 2 Makk. 7, 28 vielmehr bestimmt die Schöpfung aus nichts hervortritt denn è ov× övtwv kann hier auf den Zusammenhang gesehen im Unterschied von éz μi övtov nur aus Nichtvorhandenem“ (Vulg. ex nihilo) heißen (so auch Grimm zu d. St.), schwächt die alexandrinische Theologie, durch die griechische Lehre von einer v2ŋ beeinflußt, die Schöpfung zu einer Bildung der Welt aus einem qualitätslosen Stoffe, & auóogov vλrs Sap. 11, 17 ab. Philo läßt daher den Menschen ein Geschöpf gemischter Natur sein, in welchem von vornherein neben den höheren Elementen auch niedere entgegengesezte vorhanden sind, welche die bei der Schöpfung Gen. 1, 26 mitwirkenden Engel hinzugebracht haben (de opific. mundi). Der Sündenfall aber, dessen auch Eir. 25, 24 und Sap. 2, 24 gedacht wird, bedeutet ihm nichts anderes, als daß die Sinnlichkeit (die vom Weibe vertreten wird), durch die Lust gereizt, über den vous (den der Mann repräsentiert), den Sieg davonträgt. Dennoch aber sind die Vorstellungen vom gegenwärtigen sittlichen Zustande und Vermögen überall wesentlich dieselben. Der Moralismus ist hier wie da zu mächtig, als daß nicht die Freiheit und das Vermögen zum Guten überall sehr bestimmt, ja fast zu stark geltend gemacht werden sollten, Sir. 15, 14. Der Salomo der Sap. kennt zwar seine Sünde, 12, 2; 15, 1-3, rühmt sich aber 8, 19, eine gute Seele und einen unbefleckten Leib bekommen zu haben, und obwohl er weiß, daß er ohne Weisheit seinen Lebenszweck nicht erreichen und Weisheit nur durch Gebet von Gott erlangen kann, 8, 21 ff., so ist er doch mit genügender Empfänglichkeit dafür begabt. Denn die yevéres (die Anfänge oder die Arten der Menschen; jedenfalls geht der Sah auf die Gegen= wart) find owrygio, zur Förderung des Lebens dienlich, und ein pάquaxov des Verderbens ist nicht in ihnen. Nur Schwäche und Nachahmungssucht wird von Sir., nur eine in der Endlichkeit begründete, durch sittliche Anstrengung zu überwindende Disharmonie wird im B. der Weish. zugestanden.

Die Pflichtenlehre Sirachs zeichnet sich durch Vielseitigkeit und Vollständigkeit, 10, 28. 29; 6, 7; 25, auch durch Freisinnigkeit aus. Er verteidigt die Freuden des geselligen Lebens, auch die der Musik, 35, 4-6, verbindet aber mit echt religiösen Motiven triviale Klugheitsrücksichten, obwohl dabei in Betracht kommt, daß er bei seiner gnomenartigen Vortragsform oft nur die eine Seite einer Sache oder Wahrheit hervorhebt, ohne darum die andere auszuschließen. Am höchsten steht in sittlicher Beziehung die Sap. Schön gezeichnet und an Jes. 53 erinnernd ist das Ideal des von den Bösen gehaßten, geschmähten und verfolgten, aber zur Ehre durchdringenden Gerechten in 2, 15 ff. und besonders bemerkenswert der dabei hervortretende ethische Begriff des Sohnes Gottes, 2, 13 ff. besonders v. 18. Während sich die Gottlosen durch ihre Thorheit den (geistlichen) Tod zuziehen, erlangt der Gerechte durch wahre Weisheit Gottesgemeinschaft und aytagoía, zu der der

Mensch geschaffen ist. Der Verfasser der Sapientia steht im Gegensatz zum Sadducäismus oder Epicuräismus. Aber auffällt bei ihm die schonungslose Verurteilung der Kinder, die durch Hurerei oder Ehebruch erzeugt find, 3, 12 ff. In 2 Makk. 7, 9. 11. 14. 23 blickt die Verdienstlichkeit des Märtyrertums durch; in Tob. 1, 3. 6 ff.; 2, 15; 4, 7 wird die der Mildthätigkeit sehr stark hervorgehoben. Am tiefsten steht das Buch Judith; ein engherziger Nationalismus, ja Rachegeist macht sich in ihm geltend und zudem der Grundsah, daß der Zweck die Mittel heiligt (der noch bestimmter im Testam. Ascher § 3 u. 6 ausgesprochen wird). Nur zu deutlich klingt durch alle diese Bücher die Meinung hindurch, daß die Gerechtigkeit der Frommen vor Gott ganz ausreicht, daß nur die Bösen strafwürdig sind. Von einer Schuld, die alle auf sich haben und von einem auch den Frömmeren drohenden großen Strafgericht ist keine Rede mehr.

c. Vom Endheil. Wo das Gesetz nur als eine Israel gerechtmachende (Bar. 4, 1 ff.), ja als eine zur Reinigung der ganzen Menschheit geeignete Gottesoffenbarung gekannt, wo nicht mehr der Fluch der Sünde empfunden wird, fehlt es für den Ausblick nach einer höheren Hilfe in der messianischen Zeit an der besten Grundlage. Obwohl die apokryphische Weisheitslehre schon nicht mehr bloß die allgemeinen sittlichen Lebensverhältnisse der einzelnen oder die kosmischen Ordnungen behandelt, vielmehr auch in das Gebiet von Gesetz und Prophetie übergreift und demnach auch das Reich Gottes, auch das künftige zu ihrem Gegenstand machen könnte, erhebt sie sich doch zu jenem Ausblick eigentlich nie.

Sie hat allerdings schon eine Anerkennung dafür gewonnen, daß auch die Heiden eine gewisse Erkenntnis der Wahrheit haben, da sich Gott durch seine Schöpfungswerke auch ihnen zu erkennen gegeben hat, und daß sie sehr wohl weiter gekommen sein könnten, wenn sie nicht grou, d. i. nach ihrer durch die Sünde bestimmten Natur, μáraio geworden wären. Sie hält demnach auch dafür, daß sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen sollen, ja Sirach betet sogar darum, 36, 1 ff., und Tobias (13, 6; 11, 14) freut sich mit biblischen Worten auf die Zeit, da der Herr sich Zions wieder erbarmen und auch die Heiden herbeikommen und sich zu ihm bekehren werden. Bestimmter aber ist davon nicht die Rede. Jn Bar. 4, 21-5 beschränkt sich die Hoffnung partikularistischer auf eine Zurückführung der zerstreuten Juden nach Jerufalem und die owrygía aiovios in Jud. 16, 17 ff. besteht in dem künftigen Gericht über die Heiden. Für Israel erwähnt Sirach in 48, 10-12 zwar des Elias als eines Propheten, von dem geschrieben sei, daß er wiederkommen. solle, aber des Messias gedenkt weder er noch ein anderer apokryphischer Verfasser; denn mit der Wurzel, die Gott dem David gelassen hat, Sir. 47, 22, ist nicht er, sondern das Geschlecht Davids von Salomo ab gemeint. Für die Gerechten erwartet der Verfasser der Sap. 3, 7 ff. c. 5 wohl schließlich Sieg und Reich und ewiges Leben, aber nur unbestimmter, nicht in der Form des messianischen Reichs. Philo redet (de execrat. § 9) von einer mehr göttlichen als menschlich-natürlichen Erscheinung, die, nur den Geretteten erkennbar, das aus der Zerstreuung gesammelte Israel in das heilige Land zu dem Genusse eines Glückes, wie es den Vorfahren nie zu teil geworden ist, zurückführen wird. Aber er meint nicht den Messias, sondern Gottes

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Schechina, die einst das Volk durch die Wüste geleitet hatte. Von einer Wiederherstellung des Davidischen Königtums weiß er nichts. Selbst den Zemach, Sach. 6, 12 deutet er statt auf den Meffias auf den Logos (de confus. ling. § 14).

Bei alledem ist die Hoffnung auf das Kommen des Messias nicht überall aufgegeben worden. Die Septuaginta verraten sie Num. 24, . 17 und Jes. 9, 5, wenn sie hier auch den Wunderrat und Gottheld zu einem μɛɣálys Bovis ayyelos machen. Besonders ist sie wieder seit dem Auftreten des Pompejus in Palästina lebendig geworden. Der 17te der Salom. Psalmen redet von der künftigen Erweckung des Davidssohnes, der über ein geheiligtes Volk herrschen soll und dem auch die Heiden bis ans Ende der Erde huldigen. werden, ganz im tieferen ethischen Geist der alttest. Weissagungen. Die apokalyptischen Bücher, Henoch und 4 Esra, daneben auch das dritte Buch der sibyllinischen Bücher, das wahrscheinlich schon 140 v. Chr. verfaßt wurde, weissagen, wenn auch unklarer und äußerlicher dasselbe, was das N. T. als das Kommen Christi zum Gericht über die bösen, zur Sammlung und Beseligung der Frommen bei der Aufrichtung seines Reiches in Aussicht stellt. Das Buch Henoch 62, thut dies sogar so, daß es den Menschensohn, 48, 2, der der Weibessohn 62, 5, aber zugleich der Herr vom Himmel 46, 1 ist, schon immer im voraus, schon aus seiner Verborgenheit heraus für die Gerechten fund werden, also persönlich präeristieren läßt. Immerhin aber erhellt, daß eine dem N. Test. wirklich näher führende Fortbildung nicht zu stande kam. Die hätte doch nach der ganzen atl. Anbahnung, wie sie in der Gründung und Entwicklung des Gemeinschaftsverhältnisses zwischen Gott und Israel und besonders in der nacherilischen Weissagung von dem messianischen Kommen Jehovas selber gegeben war, nur darin liegen können, daß man in dem Messias den erwartet hätte, in welchem die Gemeinschaft zwischen Gottheit und Menschheit endlich in voller Verwirklichung, ja persönlich und wesenhaft hervortreten und von welchem aus sie ethisch-geistlich zu immer weiteren Kreisen, auch zu der weiten Heidenwelt durchdringen werde. Dergleichen mögen die Innerlicheren unter den Gläubigen geahnt und ersehnt haben, aber klar ausgedrückt ist es nirgends.

Auf ein ewiges Leben kommen Sirach und Baruch nirgends; die Sapientia und Philo kennen bei ihrem Gegensatz gegen die Materie, bei welchem ihnen die Trennung der Seele von dem Leibe als eine Befreiung, ein frühzeitiger Tod als ein Glück und eine Ehre erscheint, Sap. 4, 7. 10, ähnlich wie die Essener nur eine Unsterblichkeit der Geister der Gerechten, eine ag Jagoía, wenn auch als ein seliges Leben im vollen Sinn. Dagegen für den Verfasser von 2 Makkabäer (vgl. 7, 9. 11. 14. 23 u. 12, 43, wo sogar eine Entsündigung der Gefallenen noch nach ihrem Tode für möglich gehalten und vollzogen wird) steht die Auferstehung der Toten, wenn auch nur derjenigen aus Israel, 7, 14 fest. Das Buch Henoch erwartet sie für alle Menschen in der großen Zeit, wo der Messias erscheint, 51, 1 f.; 61, 5; 91, 10; 92, 3; 100, 5, der Verfasser von 4 Esra nur für die Frommen und zwar erst nach der 400jährigen Herrschaft des Messias, wenn alles, auch der Messias, gestorben ist und der Höchste auf seinem Richterstuhl offenbar wird, 5, 29 ff.

Vgl. A. Gfrörer, Krit. Gesch. des Urchristenth. I, 1831. Dähne, Geschichtliche Darstellung der jüdisch-alex. Religionsphilosophie, Halle 1834; J. Ferd. Räbiger, Ethice librorum apocryph. Vet. Test. pars prior, Vratislaviae 1836, pars altera, Vratisl. 1838; Henge stenberg, Für Beibehaltung der Apokr. (aus der Ev. K3tg.) 1853; Langen, Das Ju dentum in Paläst. zur Zeit Christi, Freib. 1866; Franz Klasen, Die alttest. Weisheit und der Logos der jüd. aler. Philosophie, Freibg. 1878. In betreff Philos: Philonis Opera ed. Mangey 1742, Peiffer 1792, Richter 1828. Den Einfluß Philos auf das Christentum überschätzten Ballenstedt, Philo u. Johannes 1812; Großmann, Quaestiones Philoneae 1829. 1841. 1842 und Gfrörer, 1. c. Zutreffender sind: Dähne's Art. Philo in Ersch u. Gr.; Wolff, Die phil. Philosophie, Gothenb. 1859, Steinharts Art. Philo in Paulys Realencl.; Lipsius, Art. Alex. Religionsphil. in Schenkels Bibeller.; Steenberg, One Philo's Gudserkjendelse, Kjöbnh. 1870; 2. Siegfried, Philo v. Alex., Jena 1875. Speziell über Philos Logoslehre: Keferstein, Philos Lehre v. d. göttl. Mittelwesen 1846; Niedner, De subsistentia tą Jɛía Lóyw, apud Phil. Aributa, I. II. Lips. 1848. 49 (3tschr. f. hist. Theol. 1849); Mar Heinze, Die L. vom Logos in d. griech. Phil. Oldenb. 1872; Soulier, La doctrine du Logos chez Philon d'Alex., 1875. Außerdem vergl. Ritter, Gesch. d. Phil. IV; Zeller, Philos. d. Griech. u. Röm. IV, 2; überweg, Gesch. d. Phil. I. Ewald, Gesch. Jer. VI, 268-290. Dorner, Entwicklungsgesch der Lehre v. d. Person Christi, I, 21—57; Neutest. Zeitgesch. v. Schürer, ebenso die v. Hausrath. || Zur Apokalyptik: Bertholdt, Christologia Judaeorum 1811; Zeller, Theol. Jahrb. 1843; Lücke, Einl. 3. Off. Joh 1852; Hil: genfeld, Jüdische Apocalyptik 1857; von dems.: Die Propheten Esra u. Daniel, Halle 1863, u. Messias Judaeorum 1868; Öhler, Art. Messias in PRE. IX, 641; Holz: mann, Die Messiasidee z. Zeit Jesu (Jahrb. f. deutsche Theol. 1867); H. Rönsch, Das Buch d. Jubiläen 1874; James Drummond, The Jewish Messias, 1877; Ferd. Weber, System der altsynag. paläst. Theol. 1881. || 3ur Eschatologie: Gröbler, über Un sterblichkeit und Auferstehung in der jüd. Literatur der beiden lezten Jahrh. v. Chr. in Theol. Stud. u. Krit. 1879 IV; Wünsche, Vom Zustand nach dem Tode, nach Apokryphen, Talmud und Kirchenvätern in Jahrb. für prot. Theol. 1880, II. Vergl. auch Weber, Syst. der altsynag. paläst. Theol., Leipz. 1880 bes. R. 24, § 87 ff.

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