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gelehrte Anzeigen.

Unter der Aufsicht

her königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der dritte Band
auf das Jahr 1829.

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Gottingen,

gebrudt ben Friedrich Ernst Huth.

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1409

gelehrte Anzeigen

unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

142. 143. Stück.

Den 3. September 1829.

Rom.

M. Cornelii Frontonis et M. Aurelii imperatoris epistulae. L. Veri et Antonini Pii et Appiani epistularum reliquiae. Fragmenta Frontonis et scripta grammatica. Editio prima Romana plus centum epistulis aucta ex codice rescripto bibliothecae pontificiae Vaticanae curante Angelo Majo, bibliothecae ejusdem praefecto. In collegio urbano apud Burliaeum 1825. XXXVI und 424 Seiten in Octav. Nebst einem Bildnisse Marc Aurel's des Casars nach einer antiken Denkmünze im Königl. Museum zu Mailand. Auch ein Bilds niß des Pabstes Pius VII, und zwey Bogen mit Proben des Vaticanischen, Palatinischen und Ambrosischen Palimpsestes. Das Motto des Buchs ist aus Eumenius paneg. Const. cap. XIV: Fronto Romanae eloquentiae non secundum sed alterum decus.

Keine seiner vielen und wichtigen literarischen Entdeckungen hat der berühmte Mai mit mehr [116]

Freude angekündigt, und Badurch die Erwar tungen der Alterthumsforscher mehr gespannt, als den Fund der Werke des gelehrten und beredten Numidiers Fronto, des Erziehers und vertrauten Freundes der beiden Antonine, Marcus und Luz cius. Ein glücklicher Zufall hat nun seit der erz ften Bekanntmachung der Frontonischen Schriften zu Mailand nach einem sehr entstellten Ams brosischen Palimpseste, welcher einen Theil der Verhandlungen der Chalcedonischen Synode, und darunter außer Fronto's Werken noch eine Menge andrer unedierter Bruchstücke des Ennius, Plautus, Navius, Levius, Cácilius, Laberius, Cato, Salluftius, Suetonius, Theodorus, Chrysippus, Dionysius u. f. w. enthielt, die Freude noch sehr vermehrt, indem derselbe Gelehrte einen zweyten Palimpsest mit dem Briefwechsel Fronto's und der drey Kaiser Antoninus Piùs, Mark Aurel's und L. Verus in der Vaticanischen Bibliothek entdeckte. Beym ersten Funde hatte Mai im freudigen Eifer für seinen neuen Schriftsteller uns nur eine kurze Notiz über das Alter und die innere Beschaffenheit. des Umbrosischen Palimpsestes mitge theilt. Jeht ist nun der schuldige Bericht etwas ausführlicher, wenn auch nicht mit befriedigender. diplomatischer Genauigkeit, nachgeliefert worden. Diesem zufolge leidet es keinen Zweifel, daß der Ambrosische und Vaticanische Coder zu Einem Werke gehören, das ursprünglich aus drey Bán den bestand. Beide Handschriften sind sich nåmlich in Rücksicht auf äußere Form, auf Palãographie und Orthographie, wie auch auf die Ans zahl der Zeilen jeder Seite, und auf die Varianten und Verbesserungen am Rande völlig gleich. Beym Abschreiben der Synode sind auch in beiz den die Frontonischen Blätter umgekehrt. Endlich wird es dadurch, daß einzelne Briefe Fron

to's in beiden Palimpsesten doppelt vorkommen, wahrscheinlich, daß bey der Verfertigung der Sys node mehr als Ein Exemplar des Fronto vers braucht worden ist. - Weit besser, als die Ums brosische Handschrift, die Mai in seiner Mailån. dischen Ausgabe mit einer verhagelten Gegend vergleicht (S. CIV.), ist übrigens die Römische erhalten, deren Schönheit Mai ausdrücklich ers wähnt..

Beide Palimpseste zierten einst, wie ihre eigs nen Aufschriften bezeugen, die Bobbische Kloster Bibliothek des heil. Columbanus, und bildeten ursprünglich mit einem dritten, vielleicht noch ire gendwo in Italien (fey's in Turin, oder Padua, oder Neapel), oder in Wien, wo sich auch einige Bobbische Handschriften befinden sollen, verborges nen Stücke, ein vollständiges Ganzes, welches theils aus zusammenhängenden, theils aber auch aus einzelnen, gegen alle Ordnung herausgeriss fenen, und willkührlich wieder aneinander gefüg ten Blättern alter Klassiker bestand. Wann und wie die zahlreichen Bobbischen Manuscripte zers 'streut worden sind, steht nicht mehr auszumitteln z genug, daß es jetzt durch Mai's Forschung und durch Mazzuchelli's abermalige Vergleichung des Ambrosischen Coder außer Zweifel gesett ist, daß der Vaticanische Coder den ersten Theil des Ums brosischen bildet. Zwischen beiden ist jedoch eine Lücke von etwa sechs Seiten; wenn man sich anders auf Mai's vergleichende Angabe der Seitens zahlen der Handschriften und der Pariser Ausgabe der Synoden verlassen kann. - Schon

Oligati, der erfte Vorsteher der Ambrosischen Bibs liothek, bemerkte in seiner kurzen Notiz über jene Handschrift der Synode, daß sie anɛpaλds sey, und auch am Ende verstümmelt, indem sie in der Mitte eines Worts schließt. Daß auch das [116] *

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