Page images
PDF
EPUB

Werner.

wahrlich, nie in deinem Fürstenglanz
Erschienst du mir so herrlich, so erlaucht,
So würdig jeder tiefsten Huldigung,
Als wie du jest in freierkorner Schmach,
In deiner Selbstverbannung vor mir stehst!
Doch nein, so ganz vergessen bist du nicht.
In Schwaben, wo dein Vater Herzog war,
Wo ihn und dich ein biedres Volk geliebt,
Wo mancher jest auf seiner Veste haust,
Der unter deinem Banner einst gekämpft,

950

955

Dort muß von dir noch ein Gedächtniß sein.
Dorthin sei unser irrer Pfad gelenkt,

Des Schwarzwalds dichter Schatten nehm' uns auf!

Ernst.

Dir folg' ich, und wenn alles mich verschmäht,
Du wirst mich nie verlassen.

Werner.

960

Sichst du hier?

Der Handschuh, den ich aus dem Koller ziel',
Er ward vom Kaiser in den Staub geschleudert,
Daß er verschmähet und zertreten sei.

Der Kriegsknecht hob ihn auf und gab ihn mir,
Und dieser Handschuh liegt an meiner Brust.

(Beide ab.)

965

.

ARGUMENT TO ACT III.

Count Hugo of Egisheim is about to return to Burgundy, sent thither by Konrad to prevent any new outbreak: and Gisela, bound by her oath not to help Ernest, nor to plead for him, begs Hugo to do all he can to confirm the weak King Rudolf in adherence to the contract by which Burgundy has been assigned to the empire, to restrain Odo from his bold and ambitious plans, and to quiet and conciliate the turbulent vassals, that Ernest may not gain new adherents and again rise in active revolt. In this way she hopes that peace may be established, and that the Emperor may then be inclined to remove the sentence of outlawry from her son's head. But fresh news has just been brought to the Emperor by Count Mangold, that Swabia is again in revolt, that Ernest and Werner are ranging the Black Forest at the head of a small band of followers, and that a legendary tale has sprung up among the people about their wonderful adventures during the years when Ernest was really in prison, a story of which Gisela makes a figurative application to the actual vicissitudes of Ernest's fortunes. Konrad forthwith despatches Mangold to quell the rebellion, promising quickly to follow in person. Gisela, contemplating Mangold's sword, about to be drawn against her son, appeals in agony to the Mother of Sorrows. Moved to charity by her own trouble, she calls to her a pilgrim standing near, who reveals himself as Adalbert of Falkenstein, a Swabian noble who in the excitement of the chase had slain her former husband, Ernest I. of Swabia. Adalbert has wandered about for years as a pilgrim, doing penance, but nowhere finding peace; he believes that the murdered man still haunts him, because his last wish, conveyed by Adalbert, that Gisela should preserve her widowhood, has not been carried out. He reproaches her with the unhappy consequences to her son of her marriage with Konrad, and calls upon her to renounce it. Gisela explains and justifies her remarriage, pointing with dignified pride to the sphere of usefulness and benevolence that she fills; and indignantly shows him that the true way to deliver himself from the curse is to cease from his vain and worthless penance, and to do his duty as a knight, a father, and the loyal vassal of an exiled lord. Her words rouse him to energy and enthusiasm; he resolves to expiate his guilt towards the father by devoting himself, even to death, for the son.

Dritter Aufzug.

Palast zu Aachen, wie am Anfang des Stücks.
Gisela und Graf Hugo im Gespräch.

Gisela.

Ihr kehrt zurück nach Basel, edler Graf?

Hugo.

Dem Kaiser meldet' ich den neusten Stand
Der Angelegenheiten in Burgund. Er will,
Daß ich dort wieder gegenwärtig sei
Und mit unausgeseßter Wachsamkeit
Vorbeuge jedem neuen Friedensbruch.
Noch fehlt mir euer Urlaub, hohe Frau!

Gisela.

Befürchtet nicht, wie ihr zu fürchten scheint,
Daß ich mit Auftrag euch behellige,
Der dem, was euch der Kaiser anbefahl,
Entgegen wäre! Nein, ich bitt' euch selbst,
Verwendet euer Ansehn, euern Rath

970

975

Allwärts zur Söhnung und Beruhigung!

Mein Oheim, König Rudolf, schägt euch hoch.
O haltet sein geschwächtes Alter fest,

980

Daß er nicht wieder wanke dem Vertrag!
Und wie ihr diesen stärket und erhebt,
So stillt und sänftiget am andern Theil

Die gährenden Vasallen, dämpft den Muth
Des stolzen Odo, der Verwegnes sinnt,
Und hütet überall, daß nicht mein Sohn
Verbindung knüpft und neuen Anhang wirbt!
Hugo.

Verehrend ahn' ich eurer Worte Grund.
Indeß ihr gegen den Geächteten

985

Zu wirken scheinet, seid ihr überzeugt,

990

Sein Heil zu fördern; ist Burgund nur erst
Durchaus beruhigt und dem Reich gewiß,
Dann wird der Kaiser auch geneigter sein,
Die Acht zu nehmen von des Herzogs Haupt.
Ich aber gehe freud'ger ans Geschäft,

995

Da ich, dem Kaiser dienend, euch zugleich und eurem Sohne frommen darf.

Gisela.

Noch eins!

Wenn ihr jetzt wieder das Ottilienstift
Besucht, und Edelgard ans Gitter tritt,

Grüßt sie von mir!

Hugo.

Huldreiche Kaiserin!

I COO

Gisela.

O! schöne Hoffnungen sind mir zerknickt!
Die einz'ge Tochter, die mir Gott geschenkt,
Ein holdes Kind, in zarter Jugend schon
Dem Könige von Frankreich anverlobt,
Nicht sollt' ich sie zum Traualtar geleiten;
Die Todtenkrone statt des Hochzeitkranzes

1005

Mußt' ich ihr flechten in das blonde Haar.
Und wieder hofft' ich, daß mein Ältester
Mir eine Tochter brächte zum Ersaß.
Denn wie des Vaters Stolz darin besteht,

ΙΟΙΟ

Den Sohn gekrönt zu sehn mit Ruhm und Macht,
So ist der Mutter Wonne, wenn der Sohn
Einhertritt mit der jugendlichen Braut,

Der liebenden, die ihm das Leben schmückt.
Umsonst hab' ich die Arme aufgethan

So seligem Empfang. Lebt wohl, Herr Graf!

(Graf Hugo ab. Indem Gisela abgehen will, tritt von der andern Seite der Kaiser mit dem Grafen Mangold auf.)

Kunrad.

Verweile, Gisela, wenn nicht zu sehr
Dich anderen Berufes Eile drängt!

Gisela.

Auf dich zu hören, gehet jedem vor.

Kunrad.

Aus Schwaben ist mir Botschaft zugekommen,
Sehr unerfreuliche, womit ich gern

Dein Ohr verschonte, wenn sie anders dir
So unerwünscht, wie mir, zu hören ist.
Der Überbringer dieser Kunde selbst,

1015

1020

Graf Mangold, melde dir, was dort geschehn! 1025

Mangold.

Erlauchte Frau, laßt es den Boten nicht
Entgelten, wenn die Botschaft euch mißfällt!
Indeß der Ungar deutsche Mark bedräut,
Und wider ihn das Aufgebot ergeht,

« PreviousContinue »