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Gisela.

Und siehst das Feuer brennen auf dem Herd
Und siehst die Kinder spielen vor der Thür;
Mußt du nicht schamroth werden vor dir selbst,
Daß du so leblos durch das Leben gehst?
Warst du nicht selber einst ein Rittersmann?
Hast du nicht einen Forst, nicht eine Burg?

1295

Hast du nicht einen Herd und haft ein Kind, 1300 Das du verlassen so unväterlich?

1305

Und wenn dich nicht die Lust des Lebens lockt,
Weißt du nichts mehr von Ritterpflicht und That?
Ist keine Unschuld mehr bedrängt? Ist kein
Unglücklicher, der tapfern Arms bedarf?
Irrt nicht dein Herzog, dem den Vater du
Erschlagen, irrt er hilflos nicht umher,
Geächtet, ohne Burg und ohne Herd?
O! läge nicht der Eid vor meinem Mund,
Wär nicht verschüttet mein lebend'ger Quell,
Wär nicht gebunden meiner Liebe Kraft,
Ich wollte mit dir ringen, finstrer Geist,
Und wie die Sonn' ins Mark der Erde dringt
Und aus dem Boden treibt die grüne Saat,
So wollt' ich dich ergreifen, todtes Herz,
Und bersten sollte mir dein starres Eis.

Adalbert.

Bin ich verwandelt? Wie ist mir geschehn?
Hat mich ein Zauberstab berührt? Bin ich
In einen Wunderbrunnen eingetaucht?

1310

1315

(Ab.)

Was nicht der Oelberg, nicht das heil'ge Grab, 1320 Was nicht des Jordans hochgeweihte Flut

An mir gethan, das hat dies Weib vermocht.
Ja, Gott kann Wunder wirken überall;
Der Schuld, die mich zermalmte, bin ich los,

Das Thor der Gnade schließt sich leuchtend auf,
Dem Hoffnungslosen ist ein Weg gezeigt.
Nicht das entsühnte meine Mörderhand,
Daß ich sie wund gerungen im Gebet;
Nein, hülfreich sei dem Sohne sie gereicht,
Dem sie den Vater freventlich geraubt!

1325

1330

Soll ich gegeißelt sein, so sei's für ihn!

Mein Blut, für ihn vergossen, wascht_mich_rein,
Mein Geist, für ihn verhaucht, schwebt himmelan,
Und mein Geschlecht, das ich verflucht gewähnt,
Noch kann es blühen; bis ins fernste Glied
Bin ich gesegnet. Heil sei diesem Weib!

1335

(Ab.)

ARGUMENT TO ACT IV.

Sc. I. Ernest is sleeping in the lap of his friend Werner, at the foot of the Castle of Falkenstein, in the Black Forest. Adalbert ap

pears, and entreats the fugitive but reluctant Ernest not to deny to the unhappy slayer of his father the opportunity of making some atonement to him, by affording to him in his outlawry the shelter and protection of his castle. A body of troops with Warin, a Swabian noble, at their head, approach in mournful procession; they are the remnant of the army with which Hermann, Ernest's younger brother, made Duke of Swabia in his stead, had been sent by Konrad into Italy. After brilliant victory, Hermann with many of his men has died of the plague, first charging Warin, his standard-bearer, to take the banner of the army, the Swabian ducal banner, to his brother Ernest, for whom alone he had accepted it in charge. Warin and his followers beg to be led to battle, before they too are carried off by the pestilence. Under such sombre auspices Ernest resumes his dignity as Duke, and rouses himself to fresh exertion.

Sc. II. Count Mangold is advancing upon the Castle of Falkenstein. He is visited in his camp by Bishop Warmann, who now that Hermann is dead stirs up anew his nephew's hopes of himself receiving the Duchy of Swabia. Werner now boldly presents himself before Mangold (who is a kinsman of his own), reproaches him for having sold his honour and his independence, and urges him to return to the service of freedom and of his rightful lord. Mangold is stirred to shame and compunction, but declares that it is too late to go back, and Werner leaves him with the warning to beware of him when they meet in battle.

Sc. III. Werner returns to the castle with the news that they are encompassed, and that their only choice is between surrender or famine, and a desperate fight, for which they accordingly prepare. Adalbert brings his young son and devotes him to Ernest's cause. Werner, now equipped again as a knight, resumes his place at Ernest's side, and strives to relieve somewhat the gloom of the occasion by telling the story of the Count of Abensberg and his thirty-two sons. Ernest, wearing the mantle his murdered father had worn, and carrying the shield borne by his brother Hermann, is hailed by his followers as their lord, and goes forth to battle.

Vierter Aufzug.

Erste Scene.

Schwarzwald. Auf der Höhe die Burg Falkenstein.

Im Vorgrund Werner; den schlafenden Ernst im Schooße.
Kriegsleute, umhergelagert.

Werner.

Er schläft in meinem Schooß, er schläft so sanft;
Vertrauend hat er sich mir angeschmiegt.

O! nur zu sehr hat er mir stets vertraut!
Die Eiche, die ihm sollte Schuß verleihn,
Hat auf sein Haupt den Wetterstrahl gelenkt.
Sein Leben war so schön, so morgenhell,
Bis ich sein Freund und sein Verderber ward.
Ich bin's, der in den wilden Streit ihn riß,
Ich warf ihn ins Gefängniß, ich hab' ihn
Geächtet, ich sein Liebesglück zerstört,
Mein Werk ist er, wie er hier vor mir liegt.
Doch er ist immer freundlich, immer treu;
Kein andrer Vorwurf ward mir je von ihm,
Als diese Blässe seines Angesichts

Und dieser Schmerzenszug in seinem Schlaf.
O könnt' ich ihn mit diesen Armen weit
Hinübertragen in ein glücklich Land,
Wo Friede wohnet und wo Freude blüht,

1340

1345

1350

Wo dem Erwachenden sein schweres Leid
Verschwunden wäre wie ein böser Traum!

Adalbert tritt auf.

Adalbert.

Da liegt er. Ha! wie er dem Vater gleicht,
Als der Erblaßte mir im Arme lag!

Werner.

1355

Tritt sacht auf, Pilger! Weck' nicht meinen Freund!

Adalbert.

Laß mir die Wacht bei diesem Schlafenden!

Ich hab' ein altes Recht, die Herzoge

Im Arm zu halten.

1360

Werner.

Wunderlicher Mann!

Wenn man dir tiefer in die Runzeln schaut,
Bist du der Adalbert vom Falkenstein.

Adalbert.

Wenn du die Locken von der Stirne streichst, 1365 Bist du der Werner, der von Kiburg stammt.

Werner.

Was willst du hier?

Adalbert.

Den Herzog sucht' ich auf.

Werner.

Weißt du, daß er gebannt, geächtet ist?

Adalbert.

Wer solchen Fluch getragen hat wie ich,

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