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verlorene ist und dass die Gegner selbst, mit denen es Apuleius zu thun hat, verächtliche Leute sind. Danach bestimmt sich der Ton der ganzen Rede; es ist der Ton des Hohnes und der tiefsten Verachtung, welcher durch die ganze Rede sich hindurchzieht. Es ist dem Redner nicht bloss darum zu thun, die Nichtigkeit der Anschuldigungen zu erweisen, sondern zugleich mit der Auflösung der Lüge ein heiteres Spiel zu treiben; er spannt die Kläger so lange als möglich auf die Folter; er geht daher oft nicht direkt auf die Sache los, er betrachtet den Gegenstand erst von verschiedenen Seiten, er macht eine Digression, er führt nebensächliche Momente an, um endlich zu einem entscheidenden Schlage auszuholen. In diesem Spielen mit dem Stoff liegt die grosse Anziehung, welche die Rede auf uns ausübt. Dass die Rede nicht so gehalten wurde, wie sie vorliegt, kann keinem Zweifel unterliegen. Man sieht, der Redner ist in Sicherheit, er kann in vollem Behagen sich gehen lassen, er braucht nicht mehr den Ausgang des Prozesses zu fürchten, er hat jetzt nur das Ziel vor sich, den Glanz seiner Redekunst zu zeigen.

Titel der Apologie. Die Subscriptio des Rezensenten Salustius lautet: Apulei Platonici Madaurensis pro se aput Cl. Maximum procons. de magia lib. I.

Zeit der Apologie. Sie wurde vor dem Prokonsul Africas Claudius Maximus gehalten (vgl. p. 86 Anm.); sein Prokonsulat kann nur vermutungsweise bestimmt werden; er war der unmittelbare Nachfolger des Lollianus Avitus, der Cos. ord. des Jahres 144 war. Da nun zwischen dem Konsulat und dem Prokonsulat in den Senatsprovinzen ein Zwischenraum von 10-13 Jahren lag, so wäre Lollianus Avitus Prokonsul gewesen 154 bis 157, folglich Claudius Maximus Prokonsul 155-158 (ROHDE, Rh. Mus. 40 [1885] p. 67). Auf die Regierungszeit des Antoninus Pius weist hin c. 85 ante has imperatoris Pii statuas. Der Ort der Gerichtsverhandlung ist Sabrata. Vgl. c. 59 hic Sabratae, welche Worte man mit Unrecht ändern wollte. Dass die Rede weder in Karthago noch in Oea gehalten wurde, geht schon daraus hervor, dass Apuleius sich in einem „hospitium“ aufhält (c. 63) und dass er von Karthago (c. 96) und von Oea (c. 59) so spricht, dass man sieht, er befindet sich nicht dort. In Sabrata war also ein conventus, in dem der seine Provinz béreisende Prokonsul Gerichtstage abhielt. Vgl. BossCHA zur Apol. p. 525 (HILDEBRand 1 p. XLI).

Gliederung der Rede. Der Eingang der Klage lautete (c. 4) accusamus apud te philosophum formosum et tam graece quam latine disertissimum; die Kläger gingen also zuerst auf die persönlichen Verhältnisse ein, und der erste Teil der Apologie bezieht sich auch auf dieselben. Mit c. 25 beginnt der eigentliche Gegenstand der Rede: aggredior iam ad ipsum crimen magiae. Nach einer allgemeinen Betrachtung der magia macht er folgende divisio (c. 28): primum argumenta eorum convincam ac refutabo, nihil ea ad magiam pertinere: dein etsi maxime magus forem, tamen ostendam neque causam ullam neque occasionem fuisse, ut me in aliquo maleficio experirentur. ibi etiam de falsa invidia deque epistulis mulieris perperam lectis et nequius interpretatis deque matrimonio meo dentillae disputabo, idque a me susceptum officii gratia quam lucri causa docebo. Der erste Teil, der jede Handlung der Zauberei ableugnet, reicht von c. 29-65; der zweite Teil, welcher jegliches Motiv für Zauberei bestreitet, von c. 66 bis Schluss.

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561. Die Florida des Apuleius. Seinen grossen Ruhm verdankt Apuleius den Prunkreden, die er auf seinen Wanderungen in verschiedenen Städten hielt. Diese Vorträge führten ihm ein grosses Publikum zu und trugen ihm die reichsten Auszeichnungen, Statuen und Ehrendekrete ein (p. 24 K). Von diesen Reden muss es eine Sammlung gegeben haben, welche leider nur in Auszügen auf uns gekommen ist. Ein Unbekannter in unbekannter Zeit hatte diese Sammlung vor sich, las in derselben und schrieb sich Stellen, welche ihm besonders gefielen, heraus. Durch seine Excerpte werden wir in den Stand gesetzt, uns auch von dieser Seite der apuleischen Schriftstellerei ein Bild zu machen. Ein Prinzip, welches den Epitomator bei der Auswahl geleitet hätte, ist nicht nachzuweisen. In Bezug auf den

Umfang sind die Auszüge sehr ungleich. Bald sind es einzelne Stellen, bald grössere Partien. Der Epitomator ging sehr gewissenhaft zu Werk, er erlaubte sich keine Änderungen, sondern gab die ausgehobenen Stellen lieber lückenhaft; dies ist besonders am Eingang der Excerpte der Fall. Auf diese Weise brachte er 23 Stücke zusammen, die er Florida nannte. Den Titel wählte er, nicht um auf eine blühende Diktion hinzuweisen, sondern er meinte damit das, was man heutzutage „Lichtstrahlen“ nennt, d. h. er bezeichnete damit bedeutende Stücke. Merkwürdigerweise sind die 23 Stücke in vier Bücher eingeteilt, so zwar dass Stück 1-9a das erste, 9b-15 das zweite, 15-17 das dritte und 18-23 das vierte Buch umfassen. Diese Bucheinteilung ist bei dem geringen Umfang, den die Auszüge einnehmen, ein Unding; da man sich kaum einen genügenden Grund denken kann, aus dem erst ein späterer Leser die 23 Stücke in den Rahmen von vier Büchern gebracht, werden wir vielmehr annehmen müssen, dass der Epitomator die Bücherzahl seiner Vorlage beibehielt. Danach hätte also die Sammlung der Apuleischen Deklamationen vier Bücher umfasst. Unter den einzelnen Stücken ziehen zunächst die unsere Aufmerksamkeit auf sich, welche eine annähernde Datierung zulassen. Nr. 9 gedenkt des aus der Provinz abgehenden Prokonsul Severianus, der seines Amtes, wie es scheint, zwischen 161 und 169, d. h. in der Regierungszeit von M. Aurel und L. Verus, gewaltet hat.) Im 16. Ausschnitt haben wir den Anfang der Rede, in welcher Apuleius für die ihm während seiner Abwesenheit von den Karthagern zuerkannte Statue dankte; er gedenkt dabei des für diese Ehrenbezeugung besonders thätigen Aemilianus, seines ehemaligen Studiengenossen, der jetzt als Konsular die nächste Anwartschaft auf das Prokonsulat Afrikas hat; Konsul suff. war aber Aemilianus im Jahre 156. Das Fragment nr. 17 redet den Prokonsul Scipio Orfitus an, auf den er ein Gedicht gemacht hatte; Scipio Orfitus bekleidete sein Amt im Jahre 163.2) Wir wenden uns zu den nicht datierbaren Stücken. Nr. 18 beginnt mit einer Lobrede auf die Karthager und leitet einen Hymnus auf Aesculapius ein, welchen er den Karthagern vortragen will. Im Stück 21 haben wir den Anfang einer Rede, die Apuleius in einer Stadt, die er auf seiner Reise berührte, hielt; auch nr. 1 ist einer solchen Wanderrede entnommen. Tritt in diesen Stücken der Charakter der Rede klar und deutlich hervor, so zeigen andere Stücke einen verschiedenen Charakter; wir finden Äusserungen berühmter Männer, wie nr. 2 (des Sokrates), nr. 4 (des Flötenspielers Antigenidas), nr. 7 (des Königs Alexander); Erzählungen wie nr. 19 über den Arzt Asclepiades, nr. 22 und 14 über den Cyniker Crates, nr. 3 über Marsyas' Wettstreit mit Apollo; Ethnographisches wie nr. 6 über die Inder; Geographisches wie nr. 15 über Samos; Naturhistorisches wie nr. 12 über den Papagei. Man könnte auf den ersten Blick daran zweifeln, ob auch diese Ausschnitte Deklamationen angehören. Allein wenn man sieht, wie in Stücke, deren rednerischer Charakter nicht zweifelhaft

1) Denn Apuleius redet p. 13 von dem favor Caesarum (vgl. ROHDE p. 71) in Bezug

auf den Sohn des Prokonsul, Honorinus.

2) CJL. VIII 24.

sein kann, Fremdartiges eingeschoben wird, so wird man auch diese Produkte als Bestandteile von Deklamationen erachten.1) Diese Deklamationen hatten ja nicht den Zweck, die Zuhörer für irgend eine Idee zu gewinnen, sondern dieselben lediglich durch die Kunst der Darstellung zu unterhalten. So führt Apuleius in einer Rede (9) aus, dass er in seinen Hervorbringungen die grösste Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit üben müsse, und das sei nicht leicht, da er mehr Geistiges hervorbringe als seiner Zeit der berühmte Hippias Mechanisches; und nun führt er in zierlicher Weise die Dinge auf, die der Sophist sich selbst angefertigt haben wollte. In einer anderen Rede (16) wird mit Haaren der Tod des Komikers Philemon herbeigezogen, um ein zierliches Kabinetstück zu erhalten; in nr. 18 lässt er in äusserst losem Anschluss an den Gedanken „ich will euch den gebührenden Lohn oder Dank spenden" zwei Geschichten folgen, von denen die erste den bekannten Streit des Protagoras mit seinem Schüler Euathlus wegen des bedungenen Honorars erzählt, die andere das Gegenbild gibt, welche noble Auffassung vom Honorar der Milesier Thales hatte. Die rhetorischen Künsteleien sind sehr gross in den Fragmenten, und daher machen sie im Ganzen keinen besonders erfreulichen Eindruck, sie belehren uns aber, dass Apuleius seinen Stil je nach der Litteraturgattung zu variieren wusste.

Ueber die Entstehung der Florida sind folgende Ansichten aufgestellt worden: Oudendorp, dem Bernhardy folgt, hielt die Florida für Gemeinplätze, welche Apuleius für seine zu improvisierenden Vorträge vorher ausgearbeitet hatte; allein dass in der Sammlung nicht bloss loci communes, sondern auch Teile von Reden mit ganz speziellen Thematen sich finden, zeigt ein flüchtiger Blick in dieselbe. Hildebrand (p. XLII) meint, sich auf nr. 9 p. 10,8 K stützend, dass die Excerpte beim Vortrag der Deklamationen stenographisch aufgenommen wurden. Allein das Ziel des Stenographen ist nicht der Teil, sondern das Ganze. Krüger behauptet, dass Apuleius eine Sammlung von Stücken veranstaltet habe, die er Florida nannte, weil sie geeignet waren, den blühenden Stil zu veranschaulichen, und dass diese Sammlung erst späterhin in ein Excerpt gebracht wurde. Allein die hier statuierte Bedeutung von Florida Beispiele für einen blühenden Stil" lässt sich nicht nachweisen. Goldbacher hält die Florida für Excerpte aus der Sammlung der apuleischen Deklamationen, der Titel „Florida“ rühre von dem Epitomator her, nicht aber die Einteilung in vier Bücher, welche erst in späterer Zeit erfolgt sei. Rohde (Rhein. Mus. 40, 73 Anm. 4) stellt folgende Hypothese auf: Es scheint, dass Apuleius aus dem reichen Vorrat seiner sophistischen Vorträge teils ganze Reden, teils (wie in c. III. VI etc.) nur einzelne abgerundete Abschnitte ausgewählt und deren bunte Zusammenstellung Florida genannt hat. Nachträglich mag dann ein Excerptor über die Florida sich gemacht und (mit Beibehaltung der gewiss von Apuleius selbst angeordneten Einteilung in vier Bücher, die nun freilich so schmal geworden sind, wie die Bücher des Trogus in dem Auszug des Justin) die eigene Auswahl des Apuleius weiter verkürzt haben; welches Excerpt uns wiederum in nicht ganz unversehrtem Zustande erhalten ist." Dass Apuleius selbst seine Reden Florida genannt, scheint mir unwahrscheinlich; auch liegt kein genügender Grund vor, schon Apuleius eine Auswahl von Abschnitten aus seinen Reden vornehmen zu lassen.

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Ueber zwei Stücke, die jetzt vor de deo Socratis stehen, vgl. p. 107. Litteratur. GOLDBACHER, De L. Apulei Madaurensis Floridorum origine et locis quibusdam corruptis, Leipz. 1867; JELITSCH, De Apulei Floridis, Breslau 1868 (über die Sprache).

3. Die philosophischen Schriften.

562. De Platone et eius dogmate. Dass Apuleius, der Platoniker sein wollte, sich mit dem Studium seines Meisters abgegeben, ist von vorn

1) Evident ist das z. B. im Stück 15 (über Samos p. 19, 20), wo „ab omnibus tuis antecessoribus" die Rede anzeigt.

herein zu erwarten; er fühlte aber auch das Bedürfnis, die Lehre des grossen Philosophen in kurzer Fassung dem Publikum vorzutragen. Er beginnt sofort mit dem Leben Platos, das schon deutlich zeigt, dass Plato bereits dem Reich des Mythus angehörte; dann wendet er sich zur Darstellung seiner Philosophie, welche der Meister zuerst dreifach gegliedert habe, indem er die Naturphilosophie, die Ethik und die Dialektik scharf unterschied und sie in einen organischen Zusammenhang brachte. Es beginnt nun die Darstellung der philosophia naturalis, welche über die Prinzipien alles Seins sich verbreitet. Dieser Prinzipien sind drei, Gott, die Materie und die Ideen. Der Reihe nach werden dieselben kurz erläutert. Dann erörtert er die vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde, Luft, welche die Welt konstituieren, und schliesst daran eine Betrachtung der Welt. Es folgt die Darlegung der Weltseele, der Zeit, die durch die Himmelskörper bedingt ist, der vier Gruppen, in welche die Geschöpfe zerfallen, der dreifachen Stufenreihe des Göttlichen. Hierauf wendet sich die Rede zur Vorsehung und dem Geschick, um daran die Gliederung der menschlichen Seele nach den bekannten drei Teilen und die Lehre von den Sinnen und vom Bau des menschlichen Leibes zu reihen. Der Autor kehrt zu den drei Teilen der Seele zurück und zeigt, dass nur in dem Fall, wenn der vernünftige Teil der Seele die Herrschaft habe, die Seele sich in gesundem Zustand befinde; zuletzt wird noch das richtige Verhältnis des Körpers zur Seele dargethan. Das Buch bricht mit einem unvollständigen Satz ab.

Das zweite Buch wendet sich an einen Faustinus; es scheint also, dass es für sich herausgegeben wurde. Hier wird die Moralphilosophie nach Plato abgehandelt. Die Darstellung beginnt mit der Lehre von den Gütern und geht dann auf die zu bildenden Menschen über, welche in ausgezeichnete, schlechte und in der Mitte stehende geteilt werden, wie auch zwischen den Tugenden und Lastern Mittelstufen angenommen werden. Hierauf legt der Autor die Entstehung des Lasters dar und stellt ihm die Tugend gegenüber, deren einzelne Teile vorgeführt werden. Es folgen Betrachtungen über die Rhetorik und die bürgerliche Kunst. Alsdann betrachtet Apuleius das Gute und das Böse nach der Seite seines Zweckes und kommt dabei auch auf die Freundschaft und auf die Liebe. Mit dem 15. Kapitel hebt eine neue Gedankenreihe an, es werden vier Gattungen schlechter Menschen erörtert und die Notwendigkeit ihrer Bestrafung. Nachdem der Gedanke seinen Ausdruck gefunden, dass unter den Menschen der Mittelschlag der häufigste ist, zeichnet er das Bild des vollkommenen Weisen. Der letzte Teil will die Ansichten Platos über den Staat geben und zwar zuerst über den vollkommenen, idealen, dann über den der Wirklichkeit angepassten.

Der Ankündigung gemäss sollten die drei Teile der Philosophie im Sinne Platos behandelt werden; da im ersten Buch die Naturphilosophie, im zweiten die Moralphilosophie ihre Darstellung gefunden, ist noch der dritte Teil übrig, die Dialektik. Allein in den Handschriften, welche die zwei Bücher der platonischen Lehre enthalten, fehlt dieser Teil. Dagegen ist getrennt von denselben ein Traktat unter des Apuleius' Namen

überliefert mit dem Titel ɛоì qurrɛías, ein Abriss der formalen Logik, und dieser Traktat wurde später willkürlich mit den zwei Büchern de Platone verbunden. Allein es ist ganz unmöglich, dass diese Schrift das dritte Buch des genannten Werkes ist, denn man braucht nur den Eingang zu lesen, so erkennt man sofort, dass der Traktat nicht im Zusammenhang mit den zwei Büchern de Platone gedacht ist; schon der Umstand, dass der Verfasser es für notwendig ansieht, wieder die Dreiteilung der Philosophie vorzunehmen und sie noch den „plerique" zuzuschreiben, ist ein deutlicher Beweis, dass das Werkchen für sich dastehen will. Dafür spricht auch, dass die Darstellung eine ganz andere ist als in den zwei Büchern; dort bleibt der Autor seinem Vorsatz, über Plato zu berichten, treu und führt daher seine Sätze als Äusserungen Platos an; in der Monographie dagegen ist durchweg die direkte Darstellung herrschend, von einem Bericht nach Plato ist keine Rede mehr und kann auch keine Rede sein, denn die Lehren, welche hier vorgetragen werden, sind keine platonischen, sondern peripatetische und stoische. Es bliebe also nur noch übrig, dass Apuleius nicht zur Ergänzung der zwei Bücher über die platonische Philosophie, sondern unabhängig davon die Schrift geschrieben. Allein auch diese Annahme ist wenig wahrscheinlich; denn schrieb er die Monographie später, so musste er auf die vorhandene Lücke des platonischen Werkes aufmerksam machen; schrieb er früher, so musste er wissen, dass er in seinem Werk über Plato dieses dritte Buch nicht in der Weise wie die zwei ersten schreiben konnte, da er ja nicht im Stande war, hier Plato selbst reden zu lassen, er musste daher die indirekte Darstellung jener zwei Bücher aufgeben, wenn er ein einheitliches Werk schaffen wollte. Wir werden daher das Buch für unterschoben erachten und zwar mag den Anlass hiezu gegeben haben, dass (vielleicht zufällig) der Verfasser den Namen des Apuleius als Beispiel gebraucht (vgl. p. 261, 10 G.). Als ein Werk des Apuleius kannte das Buch schon Cassiodor; es spielte im Mittelalter keine geringe Rolle.

Die Schrift de Platone et eius dogmate ist also nicht vollendet. Wir werden uns kaum irren, wenn wir die Ursache der Nichtvollendung darin suchen, dass Apuleius selbst einsah, dass er den Schwierigkeiten nicht gewachsen war. Die zwei Bücher, die uns vorliegen, zeigen, dass Apuleius niemals gelernt hatte, philosophisch zu denken. Eine geordnete folgerichtige Gedankenentwicklung sucht man vergeblich; Schärfe der Begriffe ist ihm unbekannt. Apuleius nennt sich einen platonischen Philosophen, allein das Verständnis der platonischen Philosophie ist ihm völlig fremd geblieben. Es ist ein trübes Gemisch aus platonischen und späteren Lehren, das uns hier geboten wird.

Gliederung des Werks. 1,4 quae consulta, quae doyuata graece licet dici, ad utilitatem hominum vivendique et intellegendi ac loquendi rationem extulerit, hinc ordiemur. nam quoniam tres partes philosophiae congruere inter se primus obtinuit, nos quoque separatim dicemus de singulis a naturali philosophia facientes exordium.

Das erste Buch gibt zuerst das Leben Platos. Hier beruft er sich einmal (c. 2) auf Speusippus domesticis documentis instructus. Sonderbar ist es, wie über die Reisen gewissermassen nachträglich gehandelt wird: ceterum tres ad Siciliam adventus mali quidem carpunt diversis opinionibus disserentes, also Plato wird verteidigt (STEINHART, Platons Leben, Leipz. 1873 p. 31); die philosophia naturalis wird hauptsächlich nach dem Timaeus dargestellt.

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