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aufweisen würde. Allein dass dies nicht der Fall ist, zeigt schon eine flüchtige Vergleichung der beiden Reden; es weht in beiden eine verschiedene Luft. Dieser allgemeine Eindruck wird durch Einzelbeobachtungen bestätigt.1) Wir werden daher für diese nachgetragene Rede einen unbekannten Verfasser statuieren müssen.

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Geschichte der Frage. Zuerst hat Livineius (Lievens) in seiner Ausgabe der Panegyriker (1599) auf innere Kriterien hin die Reden 8 V, 6: VII und 5 VIII dem Eumenius zugeschrieben. Dieses Resultat wurde von AMPÈRE, Histoire de la France avant le XII. siècle 1, 192 bestritten und für Eumenius nur die Rede 9 IV in Anspruch genommen, jedoch die Reden 6 VII und 5 = VIII einem und demselben Verfasser beigelegt. Ausführlich sucht S. BRANDT, Eumenius von Augustodunum, Freiburg 1882 die Ansicht des Livineius zu widerlegen, er statuiert für die Reden 8 V, 6 VII und 5 VIII drei verschiedene Verfasser (vgl. p. 22 und p. 37) und meint, dass die ganze Sammlung nur Reden verschiedener Autoren enthalte. Eine ganz andere Lösung der Frage gab SEECK, Fleckeis. Jahrb. 1888 p. 713; er stellt den Satz auf, dass alle acht Reden, welche die zweite Hälfte bilden, dem Eumenius angehören. Brandt und Seeck stehen sich also schroff gegenüber, jener will soviel Verfasser als Reden, dieser nur Eumenius als den einzigen Verfasser der acht Reden der zweiten Sammlung. Eine vermittelnde Stellung zwischen diesen beiden Extremen nimmt SACHS ein (de quattuor panegyricis qui ab Eumenio scripti esse dicuntur, Halle 1885), indem er erweisen will, dass ausser 9 IV nur noch 5 VIII von Eumenius stammt. Auf die Seite Brandts stellt sich dagegen GOETZE, Quaest. Eumen., Halle 1892, dessen Dissertation das Ziel verfolgt, die singuläre Stellung der dem Eumenius sicher angehörenden Rede gegenüber den anderen in Bezug auf die Sprache darzuthun. Bezüglich der Reden 10 = II und 11 = III suchte RÜEHL, De XII panegyricis latinis propaedeumata 1868 p. 18-31 nachzuweisen, dass sie nicht von einem Verfasser herrühren, was sicherlich unrichtig ist, vgl. SEECK 1. c. p. 715.

591. Charakteristik der Panegyriker. Bei der Beurteilung dieser Gruppe von Rednern haben wir die verschiedenen Gesichtspunkte, die hier in Frage kommen, auseinander zu halten. Nimmt man die Panegyriker als eine historische Quelle, so ist zwar nicht zu leugnen, dass dieselbe vielfach trüb ist und daher grosse Vorsicht des Forschers nötig macht, allein trotzdem sind diese Redner für die Kenntnis ihrer Zeit nicht unwichtige Zeugen und selbst ihr Schweigen ist für uns oft ein sehr beredtes. 2) Prüft man die Reden auf die Sprache hin, so muss man anerkennen, dass dieselben in reinem, klassischen Latein geschrieben sind und eine blühende Diktion aufweisen. Allein diese Sprache ist ein Kunstprodukt und deutet auf die Schule, daher ihre Gleichförmigkeit; wir erhalten kein lebendiges Latein, wie es damals gesprochen wurde, sondern ein aus Büchern, besonders aus Cicero und Plinius geschöpftes. Legen wir den Massstab der Rhetorik an diese Reden an, so müssen wir ihren Verfassern zugestehen, dass sie ihren rhetorischen Kursus mit Erfolg absolviert haben, denn sie sind mit allen Regeln der Kunst vertraut, sie machen ihre Dispositionen, wissen von den rhetorischen Figuren Gebrauch zu machen, sie verstehen die captatio benevolentiae, kurz das ganze rhetorische Handwerkszeug steht ihnen zu Gebot. Aber trotz der reinen Sprache und des künstlerischen Aufbaues ihrer Produkte können sie den Leser nicht fesseln, weil sie keinen gesunden Inhalt darbieten. Das Adulatorische tritt in allem so sehr hervor, dass auch starke Nerven Überdruss und Eckel bei längerer Lektüre empfinden. Es ist unglaublich, was nicht alles diese Panegyristen an ihren Helden zu bewundern haben. Schon auf ihre 2) Vgl. SEECK, Comment. Woelffl. p. 29.

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1) TEUFFEL-SCHWABE 1. c.

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Abstammung wird ein Glorienschein geworfen; 1) die Väter werden bis in den Himmel erhoben, und öfters wird hinzugefügt, dass die Söhne das leibhafte Ebenbild der Väter sind. 2) Die Hoheit der äusseren Erscheinung der Kaiser wird in drastischer Weise ausgemalt. 3) Doch den Gipfelpunkt erreicht die Schmeichelei, wenn die Reden auf die Thaten der Kaiser kommen. Da gibt es nichts in der Welt, was mit denselben verglichen werden könnte. Die Übertreibungen sind oft so stark, dass sie lächerlich wirken. So wird das kaiserliche Dekret, durch das Eumenius zum Vorsteher der Mänianischen Schulen ernannt wird, mit dem wundervollen Gesang des Amphion verglichen. 4) Das goldene Zeitalter unter Saturn währte nur kurze Zeit, das goldene Zeitalter unter den Kaisern dauert ewig. 5) Der Übergang des Maximian über den Rhein wird dem Übergang des Scipio, des Siegers über Hannibal, nach Afrika an die Seite gesetzt.") Die Vierzahl der Kaiser wird als eine Art Naturnotwendigkeit angesehen und durch den Hinweis auf die vier Elemente, die vier Jahreszeiten und das Viergespann Sonne und Mond mit dem Morgenstern und Abendstern illustriert.) Als Diocletian und Maximian durch Mailand fuhren, sollen sich, wie der Redner gehört hat, beinahe die Dächer der Häuser bewegt haben. 8) Was die Kaiser thun, geht über das menschliche Mass hinaus; wenn sie eine Reise machen, vollzieht sie sich mit einem divinus impetus.") Ihnen ist die gesamte Natur dienstbar; wo sie sich zeigen, ist heller Sonnenschein und Frühlingswehen, selbst wenn anderswo alles in tiefem Eis liegt. 10) Diese Auswahl könnte beliebig vermehrt werden. Eine Folie zu diesen masslosen Lobhudeleien bilden die Schmähungen, welche auf die unglücklichen Gegenkaiser gehäuft wurden. Sie erscheinen als wahre Ungeheuer in Menschengestalt, und der Ingrimm der Redner ist anscheinend so gross, dass sie gewöhnlich nicht einmal die Namen dieser unglücklichen Besiegten über den Mund bringen wollen.

Es sind unerfreuliche Produkte, die uns in diesen Reden geboten werden, die einen sind es mehr, die anderen weniger. Aber wir dürfen nicht zu streng mit denselben ins Gericht gehen; wir müssen vielmehr die Zeit anklagen, unter deren Druck die Redner stehen. Nicht diese Schriftsteller sind in erster Linie die Schuldigen, sondern die, welche sich solches Lob bieten lassen. Der Herr findet immer seine Knechte.

Die Ueberlieferung beruht auf den drei Abschriften des verlorenen Maguntinus ; die erste ist der Upsaliensis 18; derselbe war früher im Besitz des Joh. Scheffer und kam nach seinem Tode in die Universitätsbibliothek von Upsala, er ist grösstenteils geschrieben von der Hand des Joh. Hergot (1458). Das zweite Apographon aus dem Maguntinus machte sich 1433 Joannes Aurispa, dasselbe ist verloren und muss aus verschiedenen ital. Handschriften rekonstruiert werden (Vaticanus 1775, Vaticanus 1776 u. s. w.); das dritte ist der Harleianus in London 2480 (BÄHRENS, Rhein. Mus. 30, 464). Verloren ist der codex Bertiniensis; eine von Fr. Modius gemachte Kollation benutzte Jo. Livineius in seiner Ausgabe. Die Lesarten stimmen meistenteils mit denen des Maguntinus überein; Bährens glaubt, dass er aus derselben Quelle wie der Maguntinus stammte (praef. p. XX).

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Ausgaben von GEORG. CUSPINIANUS (1513), B. RHENANUS (Basel 1520), LIVI NEIUS (Antwerpen 1599, ein Meisterwerk), DE LA BAUNE (Ven. 1728), SCHWARZ (Altorf 1739-48), JÄGER (Nürnberg 1799 2 Bde.), ARNTZEN (Utr. 1790-95 2 Bd.). Die massgebende kritische Ausgabe ist die von BÄHRENS Leipz. 1874.

5. Der Deklamator Calpurnius Flaccus.

592. Die Auszüge aus den Deklamationen des Calpurnius Flaccus. Die Beredsamkeit hatte sich in der Kaiserzeit aus dem Leben in die Schulstube zurückgezogen; damit trat die Declamatio an Stelle der Oratio. Da es sich jetzt nur noch um fingierte Fälle handelte, so waren alle Bestrebungen darauf gerichtet, der Sache irgend eine pikante Seite abzugewinnen und mehrere gute Treffer zu machen. Und diese Treffer waren es, welche die Zuhörer anlockten, nicht die unnatürlichen ersonnenen Fälle. Ein gelungenes Schlagwort, ein unerwartetes Argument, ein durchschlagendes Beschönigungsmittel wurde mit Applaus aufgenommen und zirkulierte von Mund zu Mund. Es ist daher nicht zu verwundern, dass der ältere Seneca, ein Mann mit starkem Gedächtnis, uns eine ganze Blütenlese aus den Vorträgen der Deklamatoren geben konnte. Aber auch bei schriftlichen Deklamationen lag es sehr nahe, das Charakteristische herauszuheben. Solches geschah mit den Deklamationen des Calpurnius Flaccus. In mehreren Handschriften sind uns Auszüge aus 53 derselben 1) überliefert. In mehreren derselben werden sie eingeführt mit den Worten: Incipit ex Calpurnio Flacco Excerptae. Excerpta decem rhetorum minorum. Die Excerpta aus Calpurnius stehen also in irgendwelcher Verbindung mit Excerpta aus zehn rhetores minores. Zu diesen wird Calpurnius Flaccus gehört haben. Da im Montepessulanus auch Seneca mit den Worten eingeführt wird hic iam incipit Seneca decem rhetorum", so war auch dieser ein Bestandteil dieses Corpus. Es wurde also bei jedem Rhetor der Gesamttitel wiederholt.) Es wäre interessant, wenn sich näheres über dieses Corpus feststellen liesse.3) Wer war der Calpurnius Flaccus? Es sind zwei Persönlichkeiten in Betracht gezogen worden, ein M. Calpurnius Flaccus und ein C. Calpurnius Flaccus. Der erste war Konsul suff. im Jahre 96 und ist wahrscheinlich identisch mit dem Calpurnius Flaccus, an den ein Brief des jüngeren Plinius (5, 2) gerichtet ist.) C. Calpurnius Flaccus war Legat von Lusitanien unter Hadrian. Dieser Calpurnius Flaccus wird mit dem identifiziert, der in den Digesten vorkommt. 5) Da

1) Nach der Mitteilung Dessauers, meines ehemaligen Schülers, der auf meinen Rat hin ausgedehnte handschriftliche Studien über die grösseren Quintiliandeklamationen und über Calpurnius Flaccus gemacht hat und von dem wir Ausgaben dieser Autoren zu erwarten haben, enthält der Chisianus 53 Stücke, während die Ausgaben nur 51 haben.

2) Ich hatte früher § 484 Anm. 2 p. 443 mit Teuffel-Schwabe angenommen, dass der allgemeine Titel dem Spezialtitel Ex Calpurnio Flacco Excerptae vorauszugehen habe, und dass die zehn rhetores minores erst mit Calpurnius Flaccus begannen. Ich folge jetzt der Ansicht Dessauers.

3) Eine Spur führt noch auf Antonius Julianus vgl. p. 121. Ein von J. A. Campanus erwähnter „Codex vetustus" liess auf Seneca die Excerpta ex Calpurnio Flacco, nach welchen finis excerptarum stand, und die Titel Antonii Juliani und extemporaneae Quintiliani folgen (RITTER, Quintil. declam. p. XIII).

4) MOмMSEN, Index Plin. s. v.

5) 40, 5, 34, 2 servus legatus erat Calpurnio Flacco; 37, 9, 8 Divus Hadrianus Calpurnio Flacco rescripsit; 40, 1, 8, 2 Divus Pius Calpurnio rescripsit; 4, 4, 22 Calpurnio Flacco Severus et Antoninus rescripserunt.

ein Praenomen bei den Excerpten leider nicht angegeben wird, so ist eine sichere Entscheidung nicht möglich. Doch scheint der Rhetor mehr zu dem erstgenannten zu passen.

Ueber die Persönlichkeit des Calpurnius Flaccus handelt BORGHESI, oeuvres, Paris 1864 3, 387; er entscheidet sich für den M. Calpurnius Flaccus als Autor der excerpierten Deklamationen.

Die handschriftliche Ueberlieferung beruht auf folgenden Codices: 1. dem Montepessulanus 126 s. X, der auf f. 116, dem letzten Blatt der Handschrift, die Dekl. 1-6 enthält; das Blatt ist aber jetzt grösstenteils nicht mehr zu entziffern; 2. dem Chisianus VIII 261 s. XV; 3. dem Monacensis 309 s. XV; 4. dem Bernensis 149 s. XVI, von Bongarsius geschrieben,

Ausgaben. Editio princeps von PITHOEUS (Paris 1560), von J. F. GRONOV (Leyden 1665), von OBRECHT (Strassburg 1698) und von P. BURMANN (Leyden 1720).

Declamatio in L. Sergium Catilinam. Diese Declamatio wurde zum erstenmale in der Sallustausgabe des Pomponius Laetus aus dem Jahre 1490 in Rom gedruckt. Der Ausgabe liegt höchst wahrscheinlich die Handschrift zu Grunde, aus welcher sich Poggio im Jahre 1451 von einem Dechanten aus Utrecht eine Abschrift dieser Rede erbeten hatte. In einem Leydener Codex aus dem 15. Jahrhundert wird die Rede dem bekannten Rhetor und Lehrer des Ovid (§ 336, 3 p. 204; § 291 p. 127) Porcius Latro zugeschrieben. In der Sallustausgabe, die zu Venedig 1491 herauskam, wurde die Rede zum erstenmale unter dem Namen des Porcius Latro gedruckt und so geschah es auch in nachfolgenden Sallustausgaben. Aber die Declamatio hat mit diesem Rhetor nichts zu thun, sie weist auf eine spätere Zeit, der ältere Seneca erwähnt sie nicht, auch stimmen nicht die Fragmente des Porcius Latro zu dem Stil der Declamatio. Höchst wahrscheinlich beruht die Zuteilung der Declamatio an den Rhetor auf einer Vermutung. Man las nämlich bei Seneca 9, 25, 24 die Phrase des Porcius Latro: Quid exhorruistis, iudices? Ganz dieselben Worte kehren auch in der Declamatio 4, 11 wieder. Daraus hat man in den Humanistenkreisen auf denselben Autor geschlossen.

Es fragt sich, ob die Rede noch als antikes Produkt zu gelten habe. Man könnte sie für ein Werk irgend eines Humanisten halten. Aber dem widerspricht, dass sie schon 1451 handschriftlich vorlag; dann enthält sie eine Gesetzesstelle aus den 12 Tafeln und eine andere aus der lex Gabinia (19, 65), ferner eine Notiz über die Saturnalien auf dem Aventin (17, 63), welche Angaben modernen Ursprung ausschliessen. In welche Zeit die Rede fällt, wird sich schwer ermitteln lassen.

Der Inhalt der Rede, welche an die Richter gerichtet ist, ist nicht bedeutend, häufig geschmacklos und weitschweifig.

Die Ueberlieferung beruht auf der editio princeps, dem Monacensis 68 s. XV und dem Leidensis 19 s. XV, der aber im 5. cap. abbricht.

ZIMMERER, Declamatio in Lucium Sergium Catilinam. Eine Schuldeklamation aus der röm. Kaiserzeit. Nach einer Münchener Handschr. des XV. Jahrh. I. München 1888.

7) Die Fachgelehrten.

1. Die Grammatiker und Metriker.

1. L. Caesellius Vindex.

593. Die Cassiodorischen Excerpte. Es ist uns ein Traktat des Cassiodorius de orthographia überliefert, welcher ein Konglomerat von Excerpten aus verschiedenen Autoren ist. An zehnter Stelle ist als Quelle des Excerpts Caesellius namhaft gemacht, an elfter Lucius Caecilius Vindex. Es ist kaum zweifelhaft, dass hier statt Caecilius zu lesen ist Caesellius. Wir hätten demnach in beiden Excerpten denselben Autor vor uns: L. Caesellius Vindex. Nun wird uns überliefert, dass Caesellius Vindex ein Werk geschrieben habe, welches alphabetisch angelegt war, so dass jeder Buchstabe ein Buch bildete. Es fragt sich, welchen Titel dieses umfassende Werk führte. Wir finden in einigen Citaten den Titel „lectiones antiquae", in anderen „Stromateus". Da aber das, was aus beiden Werken angeführt wird, gleichartig ist, so ist sehr wahrscheinlich, dass mit den beiden Titeln ein und dasselbe Buch bezeichnet wurde,

dieses also den Doppeltitel Stromateus sive lectiones antiquae führte. Wie der Titel andeutet, hatte Caesellius besonders die alte Sprache zum Gegenstand seiner Forschungen gemacht. Seine Aufstellungen wurden vielfach bekämpft. So hatte Terentius Scaurus über seine Irrtümer geschrieben, auch Sulpicius Apollinaris und Gellius fanden an dem Grammatiker zu tadeln. Diese Opposition gibt uns einen Fingerzeig zur Bestimmung der Lebenszeit des Caesellius. Wir können uns schwer denken, dass sich eine so heftige Opposition gegen einen längst Verstorbenen erhoben hätte; wir verstehen dieselbe aber, wenn sie sich gegen einen Zeitgenossen richtete. Caesellius Vindex wird also der Hadrianischen Zeit angehören. Das Werk war für eine spätere Zeit, welche nach Kompendien verlangte, zu stoffreich und zu gelehrt. Man machte sich daher Auszüge; und auf zwei verschiedene Exemplare gehen, soweit wir sehen, die Excerpte des Cassiodorius zurück; denn dass dieser sein zweites Excerpt aus einer anderen Handschrift entnahm als das erste, wird nicht bestritten werden. Das erste Excerpt ist aber sehr mit jüngeren Bestandteilen versetzt. Die Auszüge des Cassiodorius werden eingeführt X ex orthographo Caesellio ista collecta sunt (KEIL, GL. 7, 202); XI ex Lucio Caecilio Vindice ista deflorata sunt (KEIL, GL. 7, 206). Handschriften: Codex Bruxellensis 9581 s. X/XI, Bernensis 330 s. X, Coloniensis

83 s. X.

Das verlorene Werk des Caesellius Vindex. Es sind folgende Punkte ins Auge zu fassen:

a) Alphabetische Anordnung. Charis.-Romanus GL. 1, 117, 13 Vindex A literae libro I notat (es handelt sich um acer); 239, 21 Caesellius Vindex libro B litterae scribit (es handelt sich um bat); 195, 26 item Caesellius Vindex libro L aegre ut docte ait posse dici.

8) Titel des Werks. Gellius 2, 16, 5 in commentario lectionum antiquarum; 11, 15, 2; 3, 16, 11 Caesellius Vindex in lectionibus suis antiquis; 6, 2, 1 in illis celebratissimis commentariis lectionum antiquarum Caesellii Vindicis; 20, 2, 2 Priscian GL. 2, 210, 7 Caesellius Vindex in stromateo; 230, 11. Ueber den Titel orgwuareis vgl. Gellius praef. 7.

Ohne Angabe des Buchs citiert Gellius den Caesellius 9, 14, 6 (auf Cicero bezüglich), 18, 11, 3 (auf den Dichter Furius bezüglich) und Priscian denselben GL. 2, 229, 10.

Allgemeines über L. Caesellius Vindex. Das Praenomen gewinnen wir aus Cassiodorius (KEIL, GL. 7, 139). Gell. 6, 2, 1 turpe erratum offendimus in illis celebratissimis commentariis lectionum antiquarum Caesellii Vindicis, hominis hercle pleraque haut indiligentis. Quod erratum multos fugit, quamquam multa in Caesellio reprehendendo etiam per calumnias rimarentur; 2, 16, 8 idcirco Apollinaris Sulpicius inter cetera, in quis Caesellium reprehendit, hoc quoque eius quasi erratum animadvertit; 11, 15, 2 Terentius Scaurus inter alia quae de Caeselli erroribus composuit.

Litteratur. LERSCH, Zeitschr. f. Altertumsw. 1841 p. 1101; KEIL, GL. 7, 138; BRAMBACH, Lat. Orthogr. p. 38; KRETZSCHMER, De A. Gellii fontibus p. 95; FROEHDE, Fleckeis. Jahrb. Supplementb. 18, 636.

2. Q. Terentius Scaurus.

594. Terentius über die Orthographie. Der hervorragendste Grammatiker der hadrianischen Zeit ist Q. Terentius Scaurus. Der Kaiser Hadrian selbst stand mit ihm in wissenschaftlichem Verkehr und erörterte mit ihm grammatische Fragen. Um so mehr ist es zu bedauern, dass sich aus der umfassenden Schriftstellerei des Grammatikers nur weniges erhalten hat. Es ist zunächst ein kleiner Traktat über die Orthographie. Derselbe ist uns aber ohne den Eingang überliefert, in dem die Widmung allem Anschein nach vorgebracht war. Jetzt beginnt das Schriftchen mit einem Satz, der durch die Konjunktion autem eingeleitet wird. Dann folgt eine in sich zusammenhängende und ganz durchgeführte

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