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9. Pomponius Porphyrio.1)

602. Der Horazkommentar Porphyrios. Neben Vergil war Horaz schon im Altertum ein viel gelesener Schriftsteller, es machte sich daher das Bedürfnis der Erklärung bei ihm geltend. Wir haben bereits den berühmten Grammatiker der hadrianischen Zeit, Terentius Scaurus als Horazkommentator kennen gelernt, ihm folgte Acro. Allein diese Gelehrte werden vorzugsweise die wissenschaftliche Seite ins Auge gefasst haben. Horazens Dichtungen, besonders die Satiren und die Episteln, haben soviel Beziehungen zur Zeit, dass ein genaueres Studium der Epoche zum Verständnis notwendig ist. Diese reale Horazerklärung ist aber nicht das Ziel Porphyrios, er steckt sich ein viel bescheideneres, eines, wie es der gewöhnliche Schulunterricht erfordert. Um Feststellung des Sinnes, der grammatischen Konstruktion, der dichterischen Schönheit, auch der Vortragsweise ist es ihm zu thun. Zur Erkenntnis der realen Seite des Altertums trägt sein Kommentar nicht viel bei, dagegen gibt er uns ein Bild von der schulmässigen Interpretation des Horaz im dritten Jahrhundert; denn in diese Zeit werden wir den Kommentar zu setzen haben. Der Kommentar liegt uns jetzt in einem Corpus vor. Allein ursprünglich, scheint es, war derselbe einem Horazexemplar beigeschrieben. Als späterhin diese Erläuterungen aus dem Horazexemplar herausgehoben und zu einem selbständigen Ganzen vereinigt wurden, konnte es nicht fehlen, dass die redigierende Hand sich bemerkbar machte. Sie scheint besonders Kürzungen vorgenommen, auch manches ganz gestrichen zu haben, namentlich gegen das Ende zu, vom zweiten Buch der Satiren an. Auch Störungen der Ordnung waren hiebei nicht zu vermeiden. Der Kommentar ist daher nicht in unversehrter Gestalt auf uns gekommen. Allein er hat in der Überlieferung trotz aller Unbilden, welche die Zeit dem Schriftwerk hinzufügt, seine Individualität gerettet. Dies kam daher, dass derselbe viel weniger gelesen wurde als die sogenannten pseudoacronischen Scholien. Gleichwohl lebte er in denselben fort, denn er lieferte diesen Scholien die Grundlage. Ausser Horaz kommentierte vielleicht Porphyrio auch den Lucan. Die Ueberlieferung des Porphyrio beruht auf dem Vaticanus 3314 s. IX (eng verwandt mit ihm ist der Monacensis Lat. 181 s. X).

Kritische Ausgaben von W. MEYER Leipz. 1876 und A. HOLDER Innsbruck 1894. Lücke im Kommentar. Sat. 2, 3, 103 springt der Kommentar gleich anf 141; ferner 2, 6, 72 werden die Verse bis zum Schluss der Satire (117) übersprungen.

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Unvollständigkeit des jetzigen Kommentars. Zu Sat. 1, 9, 23 De Visco infra dicetur. Es sollte die Rede von ihm sein S. 1, 10, 83. Allein hier lesen wir absolut nichts über Viscus. Die Acronischen Scholien (7) dagegen bieten eine Note über Viscus, so dass es wahrscheinlich ist, dass den Acronischen Scholien Porphyrio noch vollständiger vorlag. (KIESSLING, De personis Horat. p. 6; WESSNER, Quaest. Porphyr. p. 186.) S. 1, 6, 41 heisst es: patre libertino natum esse Horatium et in narratione, quam de vita illius habui, ostendi. Es geht dem Kommentar eine Vita voraus, die beginnt mit den Worten: Q. Horatius Flaccus poeta lyricus libertino patre natus. Auf diese Angabe kann Porphyrio unmöglich mit ostendi hinweisen (VAHLEN, Hermes 130 (1895) p. 23). Weiterhin ist zu beachten, dass von dem zweiten Buch der Satiren an die Scholien anfangen spärlich zu werden. Vgl. das Verzeichnis der Stellen, zu denen in dieser Partie Erklärungen fehlen, bei WESSNER p. 185. Ueber die Entstehung des Kommentars vgl. WESSNER p. 161 (S. 1, 9, 52). Quellen. Von den Horazkommentatoren nennt Porphyrio Claranus S. 2, 3, 83, Scaurus S. 2, 5, 92 und Acro S. 1, 8, 25. Auch Sueton wird einmal genannt (E. 2, 1

1) Der neueste Herausgeber HOLDER schreibt Porfyrio; ich behalte die Schreibung

Porphyrio bei, vgl. MOмMSEN, das griechische in lat. Schrift Hermes 14 (1879) p. 72.

p. 368 H.). Aber oft werden seine Quellen nur in unbestimmter Weise eingeführt mit quidam (die Stellen verzeichnet HOLDER in seiner Ausgabe p. 610) oder mit qui de personis Horatianis scripserunt (vgl. zu Acro p. 150, 3).

Kommentar zum Lucan. Commenta Lucani 1, 214 USENER, Puniceus Rubicon Porfurion puniceum' interpretatus est quasi feniceum. Nach dieser Glosse scheint Porphyrio auch den Lucan kommentiert zu haben.

Litteratur. KELLER, Symb. Philolog. Bonnens p. 491; VRBA, Meletemata Porphyrionea, Wien 1885 (gegen dessen Methode, aus der Sprache Kriterien für die Abfassungszeit des Kommentars zu gewinnen, sich WESSNER wendet Quaest. Porphyr., Dissert. 1892 (im V. Bd. der Comm. Jenenses p. 155).

Die Zeit Porphyrios muss vornehmlich aus Charisius bestimmt werden. Dort heisst es (GL. 1, 220, 27): sarcte pro integre. sarcire enim est integrum facere. hinc ,sarta tecta uti sint' opera publica [publice] locantur, et ut Porphyrio ex Verrio et Festo ,in auguralibus, inquit,,libris ita est, sane sarcteque'. Es ist wahrscheinlich, dass diese Notiz Porphyrios in dem vollständigeren Kommentar zu Ep. 1, 3, 31 (male sarta) stand. Aus dieser Stelle folgt einmal, dass Porphyrio vor Charisius gelebt. Zur Bestimmung der Lebenszeit des Charisius dient am besten Hieronymus zu 358 nach Ch. Euanthius eruditissimus grammaticorum Constantinopoli diem obiit, in cuius locum ex Africa Charistus adducitur, wo kaum zweifelhaft ist, dass Charisius zu lesen ist (USENER, Rh. Mus. 23, 492). Also lebte Porphyrio vor 358. Aber wir kommen noch weiter zurück, wenn wir annehmen, dass Charisius jene Worte, wo Porphyrio vorkommt, seiner Quelle entnommen hat. Diese Quelle ist Julius Romanus für den Abschnitt de adverbio (190, 8 bis 224, 22). Es ist nicht wahrscheinlich, dass Charisius eine so gelehrte Notiz selbst hinzugefügt.) Es wäre also Porphyrio nicht bloss vor Charisius, sondern auch vor Julius Romanus anzusetzen. Wir hätten also die Reihe Porphyrio-Julius Romanus-Charisius. Leider ist die Zeit des Julius Romanus auch nur durch Kombination zu ermitteln. Die jüngsten Autoren, die er citiert, sind Apuleius und Gellius. Das Ende dieser Männer muss in die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts fallen; es wird daher Julius Romanus dem dritten Jahrhundert angehören. Da nun Porphyrio den Sueton und Acro citiert, von Gellius aber nicht citiert wird, also wohl nach dessen Tod geschrieben hat, so werden wir Porphyrio in den Anfang des dritten Jahrhunderts zu rücken haben (WESSNER, Quaest. Porphyr. p. 187). Zu dem dritten Jahrhundert wird auch eher passen als zu dem vierten (C. 1, 5, 12): videmus hodieque pingere in tabulis quosdam casus, quos in mari passi sint, atque in fanis marinorum deorum ponere. Sunt etiam qui vestem quoque ibi suspendant, diis eam consecrantes. (WEYMAN, Sitzungsber. der Münchner Akad. 1893 II 385.)

10. C. Julius Romanus.

603. Die aqoquai des Julius Romanus. Wenn wir den Charisius aufschlagen, müssen wir uns stets erinnern, dass wir nicht diesen Grammatiker zu Rate ziehen, sondern die Schriftsteller, die er einfach herübergenommen. Zu diesen gehört der Grammatiker C. Julius Romanus. Ganze Partien gehören ihm, nicht dem Charisius. Wie bei so vielen Grammatikern, ist auch bei ihm seine Zeit nicht ausdrücklich bezeugt. Wir werden ihn dem dritten Jahrhundert zuweisen.2) C. Julius Romanus schrieb ein grammatisches Werk, dem er den Titel apoquaí gab; er wollte also nur Prinzipien, Elemente geben, die zu weiteren tieferen Studien führen könnten. Das Buch teilte er in eine Reihe von Abschnitten; da Charisius auch diese Abschnitte öfters citiert, sind wir in den Stand gesetzt, uns ein annähernd deutliches Bild von dem ganzen Werk zu machen. Die Abschnitte bezogen sich auf die Redeteile, auf die Kasus, auf die Orthographie. Das Werk wird also ein ziemlich vollständiges Gebäude der damaligen Grammatik gewesen sein. Die Methode des C. Julius Romanus bei den einzelnen Materien war die, dass er zuerst die allge

1) Ich habe früher die Ansicht (§ 265 p.93), dass der Zusatz von Charisius selbst herrührt, als die wahrscheinlichere erklärt; von dieser Ansicht bin ich jetzt zurückge

kommen.

2) Vgl. den Abschnitt „die Zeit Porphyrios".

meinen Lehren vortrug, dann alphabetisch das Wortmaterial mit den Belegstellen vorführte. Romanus hatte sich in der grammatischen Litteratur tüchtig umgesehen, er hatte Sisenna, Plinius, Sueton, Asper, Q. Terentius Scaurus, Flavius Caper, Helenius Acro, Statilius Maximus und andere zu Rate gezogen.

C. Julius Romanus bei Charisius. Es werden folgende Abschnitte des Charisius dem Julius Romanus beigelegt: 1. de analogia 116, 30-147, 16

2. de adverbio 190, 8-224, 22

3. de coniunctione 229, 3-32
4. de praepositione 236, 16-238,14
5. de interiectione 239, 1–242, 12.

KEIL, praef. p. XLV; FRÖнDE p. 568. Es kommen hinzu einzelne Stellen, vgl. KEIL 1. c., FRÖHDE 1. c. Allein es ist wahrscheinlich, dass noch andere Teile des Charisius, wo J. R. nicht genannt ist, auf diesen zurückgehen. Hier stösst die Forschung natürlich auf Schwierigkeiten. Vgl. SCHOTTMÜLLER, De Plinii libris gramm. p. 15; FRÖHDE p. 569; BOELTE, Die Quellen des Charisius 1, 15 und 17 (Fleckeis. Jahrb. 1888 p. 401). Wir kommen bei Charisius darauf zurück.

Die aqoquai. GL. 1, 230, 1 G. Julius Romanus libro aqoquor sub titulo de coniunctione; 238, 16 Julius Romanus libro aqoquor sub titulo de praepositione. Aus diesen Stellen folgt, dass J. R. ein Werk geschrieben mit dem Titel aqoquai und dass in demselben die einzelnen Teile sachliche Ueberschriften hatten. Vgl. 236, 16 G. Julius Romanus de praepositionibus libro aqoquar. Wir finden aber auch folgende Citate: 190, 8 de adverbio sub titulo dqoquor; 209, 20 de consortio praepositionum, quem (librum) adaeque sub titulo aqoquor dedimus. Obwohl diese Citierweise einigermassen gerechtfertigt werden kann, da titulus,die Aufschrift" (sowohl des ganzen Buchs als des einzelnen Kapitels) bezeichnet, so ist sie doch gegenüber der ersteren als eine ungenaue zu bezeichnen. Wir finden weiter citiert 56, 4 R. in libro de analogia (114, 1); allein hier werden wir nicht eine zweite Schrift des Romanus annehmen, sondern einen Teil der apoquai; dafür spricht, dass Charisius (116, 29) 1, 17 überschreibt: de analogia ut ait Romanus, ferner dass Char. 117, 6 sagt: quae G. J. R. sub eodem titulo exposuit (näml. de analogia).

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Die einzelnen Teile der dqoquai. Dadurch dass Charisius den Julius Romanus unter den einzelnen Titeln citiert, erhalten wir einen Einblick in den Aufbau des Werks. Wir können folgende Teile konstatieren:

1. de coniunctione 230, 1

2. de praepositione 238, 16 (de praepositionibus 236, 16)

3. de adverbio 190, 8 (de adverbiis 114, 28)

4. de consortio praepositionum 209, 20

5. de analogia 56, 4; 114, 1; 116, 29; 117, 6.

An diesen Stellen ist überall Romanus und der Titel genannt. An folgenden ist Romanus genannt, aber kein Titel, dieser beruht also auf Schlussfolgerung:

6. de interiectione, erschlossen aus 239, 1 G. Julius Romanus ita refert: interiectio est pars orationis etc.

7. de verbo, erschlossen aus 254, 8 sed C. Julius Romanus ea verba (nämlich do tibi, datur mihi a te u. a.) idiomata appellavit.

Es folgen endlich Citate, wo der Titel der Schrift, aber ohne Namen des Autors erscheint. Hier beruht die Zuteilung an Romanus auf der Annahme, dass die betreffende Partie des Charisius aus Romanus mit dessen eigenen Citaten herübergenommen wurde: 8. de consortio casuum (132, 31 ut de consortio casuum diximus).

9. περί ὀρθογραφίας (135, 15 quod περὶ ὀρθογραφίας congruit quaestionibus copulare)

10. de distinctionibus (229, 18 ut de distinctionibus diximus). Vgl. FRÖHDe p. 655. Litteratur: O. FROEHDE, De C. Julio Romano Charisii auctore, Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 18, 567; BÖLTE, De artium scriptoribus latinis, Bonn 1886; Die Quellen von Charisius 1, 15 und 17, FLECKEIS. Jahrb. 137 (1889) p. 401; NEUMANN, De Plinii dubii sermonis libris et Prisciani fontibus, Kiel 1881.

11. Marius Plotius Sacerdos.

604. Äussere Geschichte der Grammatik des Sacerdos. Im Jahre 1837 publizierten die Wiener Gelehrten EICHENFELD und ENDLICHER in den

Analecta grammatica aus einem Codex, der sich früher in Bobio befand, zwei Bücher eines Grammatikers M. Claudius Sacerdos. Das Werk war aber verstümmelt, es hatte durch den Ausfall von Quaternionen zwei grössere Verluste erlitten, am Anfang des ersten und im zweiten Buch. Die Wiener Herausgeber machten aber auch die Beobachtung, dass das zweite Buch des Sacerdos mit den catholica des Probus im wesentlichen übereinstimme. Weiterhin erkannten sie richtig, dass das von PUTSCHE herausgegebene Buch eines Marius Plotius Sacerdos de metris mit den zwei Büchern des M. Claudius Sacerdos im Zusammenhang stehen müsse; dies ergebe sich aus der Einleitung dieses metrischen Buchs, welches in der Einleitung die Entstehungsgeschichte eines grösseren Werkes darlegt. Der Verfasser erzählt nämlich, sein Buch, de institutis artis grammaticae habe den Beifall des vir clarissimus Uranius, dessen Sohn Gaianus dasselbe gewidmet war, gefunden; dieser vornehme Mann habe ihn auch veranlasst, ein zweites Buch „de nominum verborumque ratione nec non etiam de structurarum compositionibus exprimendis hinzuzufügen. Endlich habe er auf den Wunsch des Maximus und Simplicius auch noch ein Buch de metris geschrieben. Da nun in den drei Büchern dieselbe Sprache und dieselbe Methode - z. B. die Benutzung von Sacerdos als Paradigma herrscht, so muss die Autorschaft des Sacerdos für die drei Bücher in Anspruch genommen werden. Es fragt sich nur noch, wie wir den Autor nennen sollen, ob M. Claudius Sacerdos oder Marius Plotius Sacerdos. Da der Verfasser in der Metrik 504, 19 mit Marius als seinem Namen zu spielen scheint (wie anderswo mit „Sacerdos"), so wird die Überlieferung „Marius Plotius Sacerdos" vorzuziehen sein.

Lebenszeit des Marius Plotius Sacerdos. Die gegebenen Kriterien führen zu einem sehr unbestimmten Resultat. Genannt ist der Metriker Juba (GL. 6, 546, 8). Andrerseits setzt ihn der Grammatiker Diomedes (GL. 1, 318, 7) voraus. Also ist der Grammatiker nach Juba und vor Diomedes anzusetzen. Weiter führt die Betrachtung der im Eingang des 3. Buchs genannten vornehmen Persönlichkeiten Uranius, Gaianus, Maximus und Simplicius. Von diesen erscheint Gaianus im cod. Just. an folgenden Stellen: 3, 32, 11; 5, 46, 3; 6, 42, 26; 8, 28, 18. Es sind hier Reskripte des Diocletian und Maximian an ihn gerichtet. Könnten wir nun nachweisen, dass zu gleicher Zeit auch die anderen genannten Persönlichkeiten gelebt hätten, so wäre grosse Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass wir die Zeit des Grammatikers richtig ermittelt hätten. Auch an Maximus sind Dekrete des Diocletian und Maximian gerichtet (6, 9, 5; 9, 41, 15). An Uranius ist ein Dekret des Alexander Severus gerichtet im Jahre 224 (2, 1, 6). Wurde der Sohn, Gaianus, um diese Zeit oder später geboren, so können an ihn jene Dekrete des Diokletian und Maximian gerichtet sein. Wir werden daher mit grosser Wahrscheinlichkeit die Abfassung der grammatischen Schrift in die Zeit vor Diocletian rücken.

605. Würdigung der Grammatik des Sacerdos. Das erste verstümmelte Buch enthielt nach den Elementen die Lehre von den Redeteilen, die aber in sonderbarer Reihenfolge behandelt waren, welche auf eine Störung schliessen lassen. Den Schluss bildet der besser erhaltene Teil de vitiis orationis, de schematibus, de tropis. Was zwischen der Eingangs- und der Schlusspartie in der Mitte liegt, steht nicht an seinem Platze. Aus dieser Darlegung ergibt sich, dass dieses Buch in einem Zustande uns vorliegt, in dem es der Grammatiker nicht geschrieben haben kann.

Das zweite Buch behandelt die Ausgänge des Nomens, um die De

klination und das Geschlecht zu bestimmen, ebenso werden die Ausgänge des Verbums zur Feststellung der Konjugation untersucht; zuletzt werden die rhythmischen Satzausgänge durchgenommen (de structuris). Dieses Buch stimmt, wie bereits gesagt, im wesentlichen mit den catholica Probi. Zwar haben die catholica im Eingang noch einen Abschnitt über die Deklinationen, der bei Sacerdos fehlt; allein es ist sehr wahrscheinlich, dass hier kein Zusatz in den catholica, sondern eine Lücke in unserem Buch vorliegt. Auch sonst finden sich Abweichungen, allein sie erklären sich als verschiedene Brechungen eines und desselben Lichts; beide Exemplare dienen dazu, die Urgestalt des Sacerdos zu gewinnen. Die Identität der beiden Werke ist zweifellos, die catholica führen sich ausdrücklich als der zweite Teil eines Werkes ein, dessen erster die instituta artium behandelt habe, und auf ein solches Buch weisen sowohl die catholica als Sacerdos hin. Diese Zuteilung eines Buchs des Sacerdos an Probus ist merkwürdig, wird aber auch durch die spätere grammatische Litteratur bestätigt.1)

Das dritte Buch handelt über Metrik, hier verfährt Sacerdos oft sehr nachlässig, auch legt er grosse Unwissenheit an den Tag. Das Buch enthielt eine grosse Menge griechischer Beispiele, von denen viele durch die Schuld der Abschreiber ausfielen. Auch sonst hat das Buch noch Störungen erfahren.

Das zweite Buch des Sacerdos Catholica Probi. Dass beide Schriften im wesentlichen gleich sind, zeigt die Vergleichung. Ueber das, was die catholica am Eingang mehr haben, vergl. KEIL, GL. 6, 422, JEEP, Lehre von den Redeteilen, Leipzig 1893 p. 76. Ueber die sonstigen Verschiedenheiten zwischen beiden vergl. STEUP, De Probis p. 149. Ueber das Verhältnis der beiden sagt KEIL 6, 422: antiquior et plenior olim liber fuit, ex quo tamquam communi fonte et hic liber, quem nunc Claudii Sacerdotis nomine inscriptum habemus, et Probi catholica, quae feruntur, ita ducta sunt, ut alia apud hunc, alia apud illum servarentur. Dass das Buch nicht von Probus, sondern von Sacerdos stammt, beweist die Gleichheit dieses Buches mit dem ersten, das doch dem Sacerdos angehört. So wird Sacerdos, das in den catholica GL. 4, 4, 26; 21, 26; 32, 19; 33, 3 unter den Beispielen verwertet wird, auch im 1. B. so gebraucht (GL. 6,483, 21). Es kommt hinzu, dass sich die catholica ausdrücklich als eine Fortsetzung einführen (GL. 4, 4, 1): quoniam instituta artium sufficienter tractavimus, nunc de catholicis nominum verborumque rationibus doceamus. Das 1. B. des Sacerdos (GL. 6, 470, 21) schliesst mit den Worten: de catholicis vero nominum atque verborum latius exponemus. Auch finden wir in den catholica Verweisungen auf das erste Buch wie cath. 39, 3 sicut in institutis artium, hoc est in libro primo monstravi (Sacerd. 491, 9), cath. 40, 16 (Sacerd. 492, 26). Auch stimmt das was cath. 38, 17 von salveo sagt (Sacerd. 490, 21) mit Sacerd. 433, 7. Vgl. WENTZEL, Symb. crit., Bresl. 1858 p. 28; STEUP, De Probis p. 160; KEIL, GL. 6, 422. Ueber den Anlass, das Buch dem Probus beizulegen, siehe eine Vermutung bei JEEP p. 79. Marius Plotius Sacerdos M. Claudius Sacerdos. Das Buch de metris führt sich ein: Marius Plotius Sacerdos composui Romae docens de metris. Den Namen Marius verwendet Sacerdos auch als Beispiel (GL. 6, 504, 19). Dass der Grammatiker und der Metriker identisch sind, zeigen BERNH. TEN BRINK, Mnemos 3 (1854) p. 333, WENTZEL, Symbol. crit. p. 38, StEUP, De Probis p. 164, KEIL, GL. 6, 420. Es ist ganz dieselbe Art in den grammatischen Büchern wie im metrischen. Wie in jenen, so wird auch in diesem Sacerdos als Beispiel gebraucht (517, 24; 520, 1; 536, 13; 539, 1; 539, 15) auch stimmt was 532, 17 (über den proceleusmatischen Tetrameter) gesagt wird, mit dem, was im 1. B. bei der ectasis (452, 22) vorkommt. Dass Sacerdos in diesem Buch griechische Quellen zu Grunde gelegt hat, folgt aus seinen Worten (543, 16): in hoc libro, quem de graecis nobilibus metricis lectis a me et ex his quicquid singulis fuerat optimum decerpto composui. Die handschriftliche Ueberlieferung der zwei ersten Bücher ist eine andere als die des dritten; jene beruhen auf dem Vindob. 16 (Bobiensis s. VII/VIII), dieses auf

1) Vgl. oben § 479 p. 435.

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