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Gesellsch. der Wissensch. 37. Bd. [1891] p. 85. Mit dieser Wendung, welche die Streitfrage durch Hartel nahm, war das eigentliche Problem die Zeit des Min. Felix" im Grunde genommen bei Seite geschoben. Allein dasselbe kam nicht zur Ruhe. Der berühmte Theologe KEIM ging in seiner Schrift „Celsus' wahres Wort", Zürich 1873 auch auf unsere Sache ein und behauptete (p. 154), die ganze Situation bei Minucius trage die Spuren der Marc Aurel'schen Zeit. Auch PAUL DE FELICE, Étude sur l'Octavius de Minucius Felix, Blois 1880 ist für die Priorität des Octavius und setzt den Dialog noch vor die zweite Apologie Justins ins Jahr 160. Wie Felice so stellten sich noch viele andere Gelehrte auf Seite Eberts (vgl. KEIM p. 153). Allein im Jahre 1880 wurden bei Cirta Inschriften entdeckt, welche von einem M. Caecilius Q. f. Natalis handeln (DESSAU, Hermes 15 [1880] p. 471), welcher im Anfang des 3. Jahrh. n. Ch. eine angesehene Stellung in Cirta einnahm, und das höchste Gemeindeamt, das Triumvirat, bekleidet hatte. Dessau identifiziert ohne stichhaltigen Grund diesen Caecilius Natalis mit dem Caecilius Natalis unseres Dialogs und schliesst weiter, dass der Dialog frühestens gegen Ende der Regierung des Caracalla, vermutlich etwas später entstanden ist. Für die spätere Abfassung des Octavius trat bald darauf auch SCHULTZE, „Die Abfassungszeit der Apol. Octavius des M. F.", Jahrb. f. protest. Theol. 7 (1881) p. 485 ein", indem er auf Grund seiner Untersuchungen die Behauptung aufstellte, der Octavius sei in den Jahren 300 bis 23. Febr. 303 abgefasst worden. Allein der eine Umstand, dass Schultze, um seinen Ansatz zu ermöglichen, gezwungen ist, Cyprians Schrift de idolorum vanitate, welche den Octavius voraussetzt, für unecht zu erklären (vgl. MÖLLER, Jahrb. f. protest. Theol. 1. c. p. 757), lässt seine Arbeit als eine verfehlte erscheinen. In methodischer Weise griff P. SCHWENKE die Frage wieder auf (Ueber die Zeit des M. F., Jahrb. f. protest. Theol. 9 [1883] p. 263); er stellt zuerst die Priorität des Minucius vor Tertullian fest und spricht weiterhin den Satz aus (p. 288), dass der Octavius nicht wohl über die letzte Zeit des Antoninus Pius hinauf und nicht über Commodus herabgerückt werden darf (auch RECK, Theol. Quartalschr. 68 [1886] p. 64 spricht sich für die Priorität des Minucius vor Tertullian aus). Allein auch Schwenkes vortreffliche Arbeit vermochte die Frage nicht zur Ruhe zu bringen. Ein französischer Gelehrter, L. MASSEBIEAU (L'Apologetique de Tertullien et l'Octavius de M. F. Revue de l'histoire des religions, 8 Jahrg., 15. Bd. [1887] p. 316), plaidiert wieder für die Priorität des Tertullianischen Apologeticus und nimmt für die Abfassung des Octavius die Jahre 238-246 in Anspruch. Diese Abhandlung fand Zustimmung bei sehr angesehenen Gelehrten. K. J. NEUMANN, Der röm. Staat und die allgem. Kirche, I. Bd., Leipz. 1890, p. 241 sagt die Priorität Tertullians vor M. F. halte auch ich jetzt durch die Untersuchung von Massebieau gesichert"; er modifiziert dagegen etwas den chronologischen Ansatz Massebieau's, indem er von der Voraussetzung ausgeht (p. 251), dass der Octavius nach der maximinischen Verfolgung, nur vor Decius geschrieben ist und dass demnach derselbe ins Jahr 248 oder wenigstens in die Zeit unmittelbar vorher, in der die Jubelfeier des tausendjährigen Reiches bereits geplant war, weist. Etwas schwankender äussert sich HARNACK (Gesch. der altchristl. Lit. 1, 647); fest steht ihm, dass M. F. nicht von Tertullian benutzt ist, er stellt aber zugleich als wahrscheinlich hin, dass das Umgekehrte stattgefunden, er setzt den Autor ins 3. Jahrh. Das im Text Vorgetragene habe ich zuerst in einem Aufsatz (Rh. Mus. Bd. 50 p. 114) dargelegt und näher behandelt, gegen meine Ansicht polemisiert WEYMAN, Beil. zur Allg. Zeitung 1895 nr. 144 (120) p. 5.

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Weitere Litteratur: FABER, De M. F. comm., Progr. Nordhausen 1872; ROEREN, Minutiana i. e. annotationes... praemissa commentatione de ipsius scriptoris aetate, Progr. Bedburg, Köln 1859; GASTON BOISSIER, L'Octavius de M. F. (im Anschluss von Kühns Abhandlung) Journal des savants 1883 p. 536--553. La fin du Paganisme I p. 305-338.

657. Charakteristik des Dialogs. Nachdem Frontos Rede gegen die Christen veröffentlicht war, hätte Minucius Felix seine Widerlegung in der Weise schreiben können, dass er Punkt für Punkt aus der Schrift seines Gegners hernahm nnd die Nichtigkeit eines jeglichen aufdeckte. Damit hätte er eine einfache Streitschrift geliefert. Allein Minucius Felix hatte höhere Ziele im Auge; er wollte ein anmutiges Kunstwerk liefern; er wählte daher die Form des Dialogs, nicht des platonischen, sondern des aristotelischen, d. h. er liess zuerst den Vertreter des Heidentums seine Rede halten und stellte ihr alsdann die Rede des Christen gegenüber. Beide Reden entsprechen sich genau in der Weise, dass die Verteidigung in Bezug auf Anordnung des Stoffes dem Angriff folgt. Dadurch erhalten wir Bild und Gegenbild; Angriff und Verteidigung kommen

in völlig gleicher Weise zum Worte, das Gefühl, als sei parteiisch verfahren worden, kann nicht aufkommen. Der Autor ging noch weiter, er konstruierte sich nicht selbst den Angriff auf das Christentum, ein solcher Fall wird niemals völlige Unbefangenheit gewähren; er schrieb seine Verteidigung auf eine thatsächlich vorgekommene Bestreitung des Christentums; er legte seinem Heiden die Rede des Fronto in den Mund. Freilich konnte er dies nicht ohne eine einschneidende Änderung thun. Das Gesetz, das den Alten für ein Kunstwerk Einheit des Stils vorschreibt, nötigte ihn, das Produkt Frontos in seinen Stil, in seine Darstellungsform umzusetzen. Was die Personen des Dialogs anlangt, so wurde Caecilius als Sprecher der Frontonischen Gedanken gewählt, weil er ein Landsmann des Rhetor war, zum Verteidiger des Christentums machte der Autor seinen Jugendfreund Octavius. Der künstlerische Dialog verlangt auch eine Scenerie; der Verfasser zaubert uns eine reizende Scene aus dem Strand von Ostia vor. Dass die Unterredung nicht wirklich stattgefunden, sondern nur erfunden wurde, bedarf nach dem Gesagten keiner weiteren Darlegung. Doch ist möglich und wahrscheinlich, dass ihm Tage, die er mit Octavius am Badestrande in Ostia verlebt hatte, in angenehmer Erinnerung blieben und dass er dem verstorbenen Freund ein Denkmal der Liebe mit seiner Schrift setzen wollte. Sich selbst hat Minucius Felix nur eine bescheidene Rolle zugeteilt, er will den Schiedsrichter machen, allein da der Heide durch den Christen umgestimmt wird, ist ein Eingreifen von seiner Seite nicht nötig; doch gibt er nach dem Vortrag des Caecilius bedeutsame Winke über den jammervollen Zustand der Redekunst in seiner Zeit.

Seine Aufgabe löste der Autor mit hohem Sinn. Sein scharfes Auge hatte erkannt, dass Frontos Angriff eine Abwehr unbedingt notwendig mache. Aber er erkannte zu gleicher Zeit auch den richtigen Weg der Abwehr. Fronto und ohne Zweifel die ganze damalige gebildete Gesellschaft sah mit Verachtung auf die Christen als eine ungebildete, rohe Masse herab. Wollte man dem Christentum zu Hilfe kommen, so musste man vor allem dieses Vorurteil brechen. Minucius Felix lieferte durch sein Büchlein den nachhaltigen Beweis, dass auch das Christentum mit der Kultur vereinbar sei; er schöpfte daher aus dem Born der nationalen Litteratur und Bildung; besonders ist es Ciceros Schrift über das Wesen der Götter, die er fleissig herangezogen hat. Er gebraucht die Philosophie, welche auch die Gegner anerkennen müssen, als schneidige Angriffswaffe; er tritt mit Wärme für den Monotheismus ein, auf dem die Philosophie bereits erfolgreich dem Christentum vorgearbeitet hatte. Aber auch die Darstellung bekundet die hohe Bildung des Verfassers; er schreibt einen lebendigen blühenden Stil, die rhetorischen Kunstmittel sind ihm geläufig, den urbanen Ton weiss er vortrefflich anzuschlagen, die buntscheckige alte Lappen sich umhängende Manier der Frontonianer ist seinem Griffel fremd, er verabscheut sie und legt gegen sie Protest ein. So kämpft unser Autor einen doppelten Kampf gegen Fronto, nicht bloss dem Christenverächter, sondern auch dem archaistischen Schriftsteller tritt er mutig entgegen. Welchen Eindruck mag das Schriftchen bei seinem Erscheinen gemacht haben? In der heidnischen gebildeten Bevölkerung wird es

sicherlich eine nachhaltige Bewegung hervorgerufen haben. Ob auch bei den Christen, ist zweifelhaft. Ihnen war noch nicht die Erkenntnis gekommen, dass auch das Christentum des Schmuckes der nationalen Bildung nicht entbehren könne. Diese Erkenntnis war einer späteren Zeit vorbehalten. Dann aber trat dem Autor hinderlich sein Schweigen über die christlichen Dogmen in den Weg. Cyprian setzt ein anderes Werk (Quod idola dei non sint) an seine Stelle, in dem er ihn zwar benutzt, aber auch zugleich durch eine christologische Partie ergänzte. Auch Lactanz beklagt (div. inst. 5, 1), dass der Dialog nicht christlich genug sei. Tertullian benutzt ihn im Apologeticus, doch nennt er ihn nicht mit Namen; vielleicht polemisiert er stillschweigend gegen ihn de praescr. haeret. c. 7. Hieronymus nennt ihn mit hoher Achtung (ep. 70, 5). Als das Christentum siegreich durchgedrungen war, und die dogmatischen Streitigkeiten die Gemüter beherrschten, konnte das Interesse an dem Schriftchen nur mehr ein geringes sein; es ist daher kein Wunder, dass es sich nur in einer einzigen Handschrift zu uns herübergerettet hat. Wir preisen aber dankbar das Geschick, dass es uns diesen Schatz erhalten, und freuen uns bei jeder Lektüre des goldenen Büchleins.

Ueber die Komposition vgl. die Abhandlung von EBERT p. 341 (sorgfältige Gliederung des Stoffes, enge Verknüpfung aller Teile, inniger Zusammenhang der beiden Hauptabschnitte). Ueber die geschickten Uebergänge KüнN p. 3 Anm.; über den urbanen Ton vgl. KÜHN p. 6; über die rhetorischen Darstellungsmittel vgl. Kühn p. 10. Ueber die Sprache vgl. BÄHRENS Ausg. p. III Anm. Ueber die Nachwirkungen seiner Lektüre vgl. BÄHRENS Ausg. p. VIII; MASSEBIEAU, Revue de l'histoire des religions, 15 (1887) p. 319 u. 322.

Die Ueberlieferung des Schriftchens beruht auf einer einzigen Handschrift, dem Parisinus 1661 s. IX wo es als achtes Buch von Arnobius Adversus nationes erscheint; denn die zweite Handschrift des Minucius, welche sich in der burgundischen Bibliothek zu Brüssel befindet, (Bruxellensis s. XVI) ist nur eine Abschrift des Parisinus.

Ausgaben. Die editio princeps des Faustus Sabaeus Brixianus erschien Rom 1543; hier ist der Octavius, wie bereits § 654 erwähnt, noch das achte Buch von Arnobius. In der Ausgabe des Franciscus Balduinus (Heidelberg 1560) wurde zum ersten mal der Octavius losgelöst von Arnobius mit dem wahren Namen seines Verfassers publiziert. Der Ausgabe ist eine wichtige Abhandlung Prolegomena in M. Minucii Felicis Octavium vorausgeschickt, abgedruckt bei ELMENHORST in der Hamb. Ausg. von 1612 p. 31, Migne (Patrol. tom. III p. 201) und sonst noch. Es folgten die Ausgabe von Fulvius Ursinus (Rom 1583) in Verbindung mit Arnobius, die von Joh. Wowerius (Basel 1603) in Verbindung mit Cyprian de idolorum vanitate. Die Ausgabe Elmenhorsts (Hannover 1607) erhielt nur durch die Erläuterungen und die Citate ihren Wert. Hervorragend sind die Editionen des Desiderius Heraldus, mit Tertullians Apologeticus (Paris 1613) und des Nicolaus Rigaltius, mit Cyprians liber de idolorum vanitate (Paris 1613). Eine Ausgabe cum notis variorum ist die des Jacob Ouzelius (Oisel aus Danzig), der Julii Firmici Materni de errore profanarum religionum beigegeben ist; eine solche auch die von Jacob Gronovius, mit der verbunden ist Cyprianus de idolorum vanitate und Firmicus Maternus de errorum profanarum religionum (Leyden 1709). Die vollständigen Anmerkungen Rigaults und ausgewählte anderer Autoren enthält die Ausgabe von Jo. Davisius (Cambridge 1707, 1711 u. 1712). Joh. Gottl. Lindner publizierte den Dialog (mit Cyprian de idolorum vanitate) Langensalza 1760 u. 1773. Beigegeben ist die wichtige epistola Jo. Dan. ab Hoven ad Gerh. Meermann, worin die Priorität des Minucius vor Tertullian zum erstemal nachgewiesen ist (2. Ausg. p. 261). Für die Kritik ist einschneidend der III. Excursus (2. Ausg. p. 317), worin die Umstellung von 22, 8 Saturnum 23, 6 scimus nach 21, 4 gentem verlangt wird. Neuere Ausgaben: von MURALT, Zürich 1836. Im wesentlichen Abdruck der Pariser Handschrift; MIGNE (vgl. oben); J. H. B. LÜBKERT (Leipz. 1836) mit deutschen Noten und einer Uebersetzung; H. A. HOLDEN, Cambridge 1853 mit englischen Noten, beigegeben Cyprian de idolorum vanitate. Grundlegend HALM (mit Julii Firmici Materni de errore profanarum religionum) Wien 1867 (Wiener Corpus script. eccles. lat. vol. II). Handausgaben mit krit. Noten von J. J.

CORNELISSEN Leyden 1882, E. BÄHRENS Leipz. 1886 (durch willkürliche Konjekturen ent stellt). Lat. Text mit Uebersetzung von B. DOMBART (2. Ausg. Erlang. 1881).

Deutsche Uebersetzungon von dem bekannten Fabeldichter MAGNUS Gottfr. LICHTWER (Berl. 1763); J. G. RUSSWURM (Ratzeburger Schulprogramm, Hamb. 1824); LÜBKERT (vgl. Ausg. p. 165); J. ALLEKER (Trier 1865); A. BIERINGER (Kempten 1871 Biblioth. des Kirchenver.), DOMBART (vgl. Ausg.); H. HAGEN, Bern 1890.

2. Der römische Papst Victor I. 189-199.

658. Die Schriftstellerei Victors. Nach den Zeugnissen des Hieronymus hätten wir als ersten christlichen Schriftsteller, der in lateinischer Sprache schrieb, den römischen Bischof Victor I. zu betrachten. Diese Angabe kann nur dann richtig sein, wenn wir an spezifisch-christliche Schriftsteller denken und Minucius Felix daher ausschliessen. Dieser Victor spielte eine hervorragende Rolle in dem bekannten Osterstreit, in dem es sich darum handelte, ob das Osterfest mit den Juden am 14. Nisan oder am darauffolgenden Sonntag zu feiern sei. Die Anhänger der ersten Ansicht, die man Quartodecimaner nannte, waren besonders in Asien stark verbreitet. Sie stützten sich auf den Apostel Johannes, während die Antiquartodecimaner sich auf Paulus berufen konnten. Schon zwischen dem Papst Anicet und Polykarp wurde über die Frage verhandelt, ohne dass es dabei zu einer ernstlichen Trennung kam. Viel heftiger wurde der Kampf, als der Quartodecimaner Blastus in Rom auftrat. Nun griff auch Victor in den Streit ein und zwar suchte er die Sache der Antiquartodecimaner zum Siege zu führen. Wir entdecken in diesem Vorgehen schon die Spuren der sich regenden päpstlichen Gewalt. Er veranlasste die Abhaltung von Synoden über die Streitfrage; sie sprachen sich gegen die Quartodecimaner aus, aber die kleinasiatische Synode unter dem Bischof Polykrates hielt an dem 14. Nisan fest. Da schloss Victor die kleinasiatische Gemeinde von der Kirchengemeinschaft aus. Allein dieser Schritt fand nicht die Billigung der anderen Bischöfe; besonders der berühmte Bischof von Lyon Irenaeus sprach sich dagegen aus.

Wir mussten ausführlicher auf diesen Osterstreit eingehen, weil von demselben die Entscheidung über die Schriftstellerei Victors abhängt. Der Papst hatte nämlich in der Angelegenheit mindestens drei Schreiben erlassen; es fragt sich daher, ob sich die Angaben des Hieronymus über den Schriftsteller Victor etwa nur auf diese Hirtenschreiben beziehen und Hieronymus sein ganzes Wissen aus Eusebius hat. Allein eine genauere Betrachtung zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Hieronymus gibt Notizen, die nicht aus Eusebius geflossen sein können und die eigenes Wissen voraussetzen. Hieronymus schreibt ihm Traktate „de religione“ zu, die zu seiner Zeit noch vorhanden waren. Der Versuch HARNACKS, die Schrift adversus aleatores unserem Victor zu vindizieren, ist missglückt.

Zeugnisse über Victor. Hieron. de vir. ill. c. 34 Victor, tertius decimus Romae urbis episcopus, super quaestione paschae, et alia quaedam scribens opuscula rexit ecclesiam sub Severo principe annis decem; c. 53 Tertullianus presbyter nunc demum primus post Victorem et Apollonium Latinorum ponitur. Chron. II 175 Sch. Romae episcopatum suscipit tertius decimus Victor ann. X, cuius mediocria de religione extant volumina (was auf die Bethätigung Victors am Osterstreit bezogen wissen will LANGEN, Gesch. der röm. Kirche bis Leo I. p. 187, 1). Chron. II 177 Sch. quaestione orta in Asia inter episcopos, an secundum

legem Moysi XIV mensis pascha observandum esset, Victor Romae urbis episcopus et Narcissus Hierosolymarum, Polycrates quoque et Hireneus et Bacchylus plurimique ecclesiarum pastores, quid eis probabile fuerit, litteris ediderunt, quarum memoria ad nos usque perdurat. Ueber diese Stellen vgl. die Erörterung HARNACKS (der pseudocyprianische Traktat de aleatoribus p. 120), der genauer untersucht, ob Hieronymus nur aus Eusebius schöpft, oder auf eigenem Wissen fusst. Er gelangt zu dem sicheren Resultat, dass Hieronymus über die Schriftstellerei Victors eigene Kunde hat. Vgl. v. SYCHOWSKI, Hieronymus als Litterarhistoriker (Münster 1894) p. 122.

Ueber die Briefe Victors im Osterstreit gibt uns Eusebius Aufschluss (h. e. V 23 fg.). Den Inhalt dreier Briefe stellt fest HARNACK, Gesch. der altchristl. Lit. I 595. Ueber die Bedeutung Victors für die Entwicklung der päpstlichen Gewalt vgl. die Bemerkungen HARNACKS 1. c., dann LANGEN, Geschichte der röm. Kirche bis zum Pontifikat Leos, Bonn 1881 p. 188.

3. Quintus Septimius Florens Tertullianus.

659. Biographisches. Septimius Tertullianus oder wie er mit vollerem Namen in der Überlieferung genannt wird, Quintus Septimius Florens Tertullianus, ist ein Afrikaner, und zwar ist Karthago seine Heimat.') Sein Vater war nach dem Zeugnis des Hieronymus Centurio. Dass Tertullian als Heide geboren wurde, wissen wir aus seinem eigenen Zeugnis.2) Aber sein Geburtsjahr ist uns nicht bekannt; man nimmt gewöhnlich an, dass er um 160 das Licht der Welt erblickte. Über seine Ausbildung fehlt uns ein direkter Bericht, wir müssen sie aus seinen Schriften abstrahieren. Diese lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er den Unterricht erhalten, wie er der vornehmen Jugend in jener Zeit zu Teil wurde. Besonders ist es die rhetorische und juristische Bildung, welche in seinen Schriften mehrfach zu Tage tritt. Dass er auch die Hauptstadt des Weltreichs Rom kannte, bezeugt er uns selbst.) Aber näheres ist uns über diesen Aufenthalt nicht bekannt, nur die Kombination kann hier eingreifen. Auch über seinen Beruf steht uns nur ein nicht völlig klares Zeugnis des Eusebius zu Gebote; danach müssten wir schliessen, dass er Sachwalter war. Aus seinem Familienleben ist uns bekannt, dass seine Frau eine Christin war. Wann und wo er zum Christentum übertrat, wissen wir nicht. Auch über die Motive, welche zu Motive, welche zu diesem Übertritt führten, hat er sich in seinen Werken nicht näher ausgesprochen. Bei solchen leidenschaftlichen Naturen wie Tertullian eine war, entscheidet oft ein plötzlicher Impuls. Das Leben hatte er genossen, 4) vielleicht mag das eine Extrem zum andern geführt haben. Als Christ erlangte er das Presbyterat, jedenfalls an der karthagischen Kirche. Sein umfassendes Wirken im Dienste des Christentums werden wir aus der Darstellung seiner Schriftstellerei kennen lernen. So erreichte er im eifrigen Schaffen die Mittagshöhe des Lebens. Da trat eine entscheidende Wendung ein; er trennte sich von der Grosskirche und trat zum Montanismus über. Für seine Schriftstellerei war dieser Übertritt von der grössten Bedeutung; denn er musste jetzt die Kirche bekämpfen, für die er früher seine rührige Feder geführt hatte. Sein Kampfesmut hielt an bis zum hohen Greisenalter, das er, wie Hieronymus berichtet,

1) Apol. c. 9. Hieronymus. 2) De poen. 1 Apolog. 18.

3) de cultu fem. 1, 7 gemmarum nobilitatem vidimus Romae.

4) de resurr. carn. 59 ego me scio neque alia carne adulteria commisisse neque nunc alia carne ad continentiam eniti.

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