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byter Carthaginiensis, qui cum omnia bene et prime et incomparabiliter scripserit, in hoe solum se reprehensibilem fecit, quod Montanum defendit, agens contra Soterem supra dicum urbis papam und c. 86 Tertullianum autem catholica hinc reprehendit auctoritas, quod animam ex anima nasci dicit et defendit Montanum et Priscam et Maximillam contra fidem catholicam et contra Apollonium episcopum orientis et contra Soterem papam urbis Romae, ut supra diximus, dum Cataphrygas detegeremus geht die Ansicht der Gelehrten, soweit es sich um Soter (166/7-174/5) als Bestreiter der Montanisten handelt, auseinander. Meistens wird dies Zeugnis verworfen (vgl. die Citate bei VOIGT, Eine verschollene Urkunde, Leipz. 1891 p. 73 Anm. 3). VOIGT sucht einen berechtigten Kern herauszuschälen: „Prädestinatus fand irgendwo, dass schon Soter den Montanismus verdammt habe (Tertullianistas olim a Sotere papa Romano damnatos legimus c. 53). Er fasste dies auf. Sein Irrtum bestand nur darin, dass er aus Absagebriefen ein Buch machte. Und eine Ungenauigkeit war es, dass er für Montanisten oder Kataphryger Tertullianisten sagte. Diese Ungenauigkeit wird am besten durch die Annahme, dass er von Aeusserungen Tertullians ausging, erklärt.* Ueber die Abfassungszeit (circa 213) vgl. ROLFFS, Urk. aus dem antimont. Kampfe des Abendl., Leipzig 1895, p. 94 (Texte und Unters. XII, Hf. 4).

Die griechische Abfassung des Werks. Hiefür kommt in erster Linie als beweisend in Betracht, dass Hieronymus an folgender Stelle das Werk mit griechischem Titel citiert (de vir. ill. c. 40): Tertullianus sex voluminibus adversus ecclesiam quae scripsit negi έxστάoɛws, septimum proprie adversum Apollonium elaboravit, in quo omnia, quae ille arguit, conatur defendere. Mit dieser äusseren Thatsache steht im Einklang, dass sich dieses Werk vornehmlich gegen griechisch schreibende Autoren, besonders gegen Apollonius (ungefähr um 200, vgl. HARNACK, Geschichte der altchristl. Litt. 1, 241) richtete, also für die morgenländische griechische Welt bestimmt war. Schon der Herausgeber Tertullians Pamelius hat sich daher mit Recht für die griechische Abfassung des Werks ausgesprochen. HARNACK, Texte, Bd. VIII H. 4 p. 7 Anm. 1; ZAHN, Gesch. des neutestamentl. Kan. 1, 49; VOIGT, Eine verschollene Urk. p. 10, der die Gründe unvollständig aufzählt.

Benutzung des Werks. Epiphanius hat haeres. 48, 2—13 eine Schrift gegen den Montanismus benutzt, die sich unter anderem gegen die Ekstase richtete. VOIGT (Eine verschollene Urk.) hat die Hypothese aufgestellt, dass diese Schrift wahrscheinlich Rhodon zum Verfasser hatte und gegen die sechs ersten Bücher Tertullians ¬ɛgì éxoráoɛws gerichtet war. Dagegen betrachtet ROLFFS, Urk. aus d. antimont. Kampfe p. 99 Hippolyt als Verf. der antimont. Schrift.

7. De Aaron vestibus. Das Priestertum wurde bei den Israeliten aus dem Stamme Levi genommen und war fest gegliedert. Die Mitglieder der Familie Aaron standen als eigentliche Priesterschaft den Nichtaaroniten oder Leviten im engeren Sinne gegenüber. Unter den Aaroniten hob sich wieder der Hohepriester ab. Auch äusserlich machte sich der Unterschied geltend und zwar in der Kleidung. Die nichtaaronitischen Leviten bedurften keiner eigentlichen Amtskleidung, dagegen war eine solche den Aaroniten, sowohl den einfachen Priestern als dem Hohepriester notwendig.1)

Hieron. ep. 65, 23 ad Fabiolam: fertur in indice Septimii Tertulliani liber de Aaron vestibus, qui interim usque ad hunc diem a me non est repertus. NOELDECHEN (Gebhardt und Harnack, Texte 5, 157 Anm. 1) meint, dass es möglich sei, dass adv. Marc. 4, 13 (p. 127 0.) die Worte „duodecim gemmas in tunica sacerdotali Aaronis" sich auf dieses Werk beziehen. 8. Liber ad amicum philosophum. Noch von einer Schrift gibt uns Hieronymus Kunde, und zwar soll sie Tertullian in seiner Jugend verfasst haben. Das Thema waren die angustiae nuptiarum".

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ep. 22, 22 ad Eustochium: Et in principio libelli praefatus sum me de angustiis nuptiarum aut nihil omnino aut pauca dicturum. et nunc eadem admoneo, ut si tibi placet scire quibus molestiis virgo libera, quot uxor adstricta sit, legas Tertullianum ad amicum philosophum et de virginate alios libellos. Advers. Jovin. 1, 13: non est huius loci nuptiarum angustias describere certe et Tertullianus, cum esset adhuc adolescens, lusit in hac materia.

1) P. SCHEGG, Bibl. Archäologie, Freib. 1887 p. 542.

Die letzte Quelle endlich, die uns verlorene Schriften Tertullians anzeigt, ist der Index Agobardinus, d. h. das dem Codex des Bischofs Agobard von Lyon vorausgeschickte Inhaltsverzeichnis. Der Codex umfasste 21 Werke Tertullians; allein der letzte Teil des Codex ging verloren. Dadurch sind uns die zweite Hälfte der Schrift de carne Christi und ausserdem die acht folgenden Schriften abhanden gekommen; von diesen letzteren sind uns drei, nämlich de virginibus velandis, de patientia und de paenitentia in anderen Quellen erhalten. Dagegen sind uns fünf Werke nicht anderweitig aufbewahrt worden, de spe fidelium und de paradiso, über welche wenigstens einzelne Notizen bei Tertullian übrig sind. Dagegen fehlt jede weitere Kunde von folgenden Werken des Index:

9. De carne et anima.

10. De animae submissione.

11. De superstitione saeculi.

Ausserdem sind uns verloren gegangen die griechischen Bearbeitungen von drei Themata, während uns die lateinischen derselben erhalten sind. 12. De spectaculis. Der Gebrauch der griechischen Sprache wird mit den Rücksichten auf die karthagischen „suaviludii“ motiviert.

de cor. mil. 6 sed et huic materiae propter suaviludios nostros graeco sermone quoque satisfecimus. Vgl. über die Stelle ZAHN, Gesch. des neutest. Kanons 1, 49 Anm. 1; RÖNSCH, Das N. Test. Tertullians, p. 19 Anm. 6.

13. De baptismo. Hier war die Frage behandelt, ob die Ketzertaufe giltig sei. Tertullian verneint dieselbe. Die Häretiker stehen ausserhalb der Kirche, sie können daher nicht erfüllen, was der Kirche aufgetragen ist. Wenn auch die Häretiker taufen, so ist doch ihre Taufe eine andere als die der Kirche, wie auch ihr Gott ein anderer ist. Diese Erwägungen führen daher zu dem praktischen Resultat, dass ein Häretiker, wenn er zu der Kirche zurücktritt, von neuem zu taufen ist.

de bapt. 15 non debeo in illis cognoscere quod mihi est praeceptum, quia non idem deus est nobis et illis, nec unus Christus, id est idem, ideoque nec baptismus unus, quia non idem; quem cum rite non habeant sine dubio non habent nec capit numerari, quod non habetur; ita nec possunt accipere, quia non habent. sed de isto plenius iam nobis in Graeco digestum est. HAUCK, Tertullian p. 102.

14. De virginibus velandis. Die griechische Bearbeitung war der lateinischen vorausgegangen.

c. 1 der lat. Schrift heisst es: proprium iam negotium passus meae opinionis Latine quoque ostendam virgines nostras velari oportere, ex quo transitum aetatis suae fecerint, hoc exigere veritatem, cui nemo praescribere potest, non spatium temporum, non patrocinia personarum, non privilegium regionum.

Wir kommen nun zu den Schriften, die mit Unrecht Tertullian zugewiesen worden sind.

702. Unechte Schriften. In das Corpus der tertullianischen Schriften sind auch solche eingedrungen, die nicht von ihm herrühren.

1. Fragmentum Vaticanum (de execrandis gentium diis). Joseph Maria Juarez fand in einem Codex der vatikanischen Bibliothek, der die Chronik des Beda und einiges andere enthielt, ein Excerpt aus einer christlichen Apologie; er verglich das Stück mit Tertullian und, obwohl ihm die Stilverschiedenheit nicht entging, glaubte er dasselbe doch dem Tertullian beilegen zu können; er publizierte das Fragment in Rom im Jahre 1630.

Dass das Stück einer christlichen Apologie entnommen ist, kann nicht zweifelhaft sein. Zweck derselben ist, an Juppiter zu zeigen, welche unwürdige Vorstellungen die Heiden von der Gottheit haben. Der Verf. erzählt daher die Geburt des Juppiter mit Angabe der Zeit, die zwischen der Erschaffung der Welt und der Geburt liegt, seine Erziehung auf Creta, seine Kämpfe mit seinem Vater Saturnus und seine übrigen Schandthaten, die, wenn sie heutzutage begangen würden, die Sühne des Gesetzes herbeiführen würden. Die Schrift hat nichts mit Tertullian zu thun, da sie keine seiner Stileigentümlichkeiten an sich trägt. In welche Zeit sie gehört, lässt sich nicht bestimmen.

Abgedruckt ist das Fragment bei OEHLER II 766. Der Codex, aus dem dasselbe Juarez genommen, ist noch vorhanden; es ist der codex Vaticanus 3852 s. X.

2. Fragmentum Fuldense. Im Jahre 1597 gab Franciscus Junius den Tertullian heraus. Als der Druck abgeschlossen war, erhielt er von CASPAR SCHOPPE (Scioppius) neues handschriftliches Material. Dasselbe war von Franciscus Modius vorwiegend aus einem Fuldaer Codex entnommen worden, kam dann in die Hände des Augsburger Patriziers Marcus Welser, der es dann dem genannten Schoppe überliess. Dieser Fuldaer Codex, den Modius verglichen hatte, enthielt Tertullians Apologie und seine Schrift gegen die Juden; derselbe ist jetzt verschollen. Dies ist um so mehr zu bedauern, als dieser Codex einen längeren Traktat enthielt, der im 19. Kapitel des Apologeticus nach dem Worte adserere eingeschoben ist. Dieser Traktat handelt über den hohen Wert der heiligen Schriften. Dieser beruht einmal auf dem hohen Alter, das denselben zukommt. Moses lebte ungefähr 300 Jahre, ehe Danaus nach Argos kam, 1000 Jahre vor dem trojanischen Krieg; er ist folglich auch älter als Saturnus, der 320 Jahre vor dem Fall Trojas Krieg mit Juppiter führte. Selbst der jüngste Prophet, Zacharias, ist mit Thales, Krösus und Solon gleichzeitig. Es könne daher die heidnische Litteratur manches aus den heiligen Schriften geschöpft haben. Doch noch einen höheren Wert verleiht den heiligen Schriften die eingetretene Erfüllung der Prophezeiungen, welche dort gegeben wurden. Diese Erfüllung gibt den Christen Gewähr, dass sich auch die übrigen Weissagungen noch erfüllen werden.

Dies ist der wesentliche Inhalt des Stücks. Dass dasselbe aus einer Apologie des Christentums entnommen ist, kann nicht zweifelhaft sein. Darauf deutet, dass öfters die Anrede mit der zweiten Person vorkommt.') Merkwürdig ist, dass die Vergleichung des Fuldaer Fragments mit dem 19. Kapitel des Apologeticus, in das es eingeschoben ist, die gleiche Gedankenfolge ergibt, so dass man auf dieselbe Quelle, wenigstens in dieser Partie schliessen muss.

Das Verhältnis des Fragments zum Apologeticus. PAUL DE LAGARDE hat zuerst (Gött. Gesellsch. der Wissensch., Hist. philol. Klasse XXXVII [1891] 77) diese Vergleichung vorgenommen. Er streift auch die Frage nach dem Verfasser und denkt an Victor und an Apollonius. Die Hauptsache für ihn ist, dass das Stück der verlorenen Quelle des Minucius Felix und des Tertullian angehört. Doch ist diese Ansicht nicht wahrscheinlich, da der Partie haec persequendo nichts in dem Fragment entspricht und sonach die Annahme einer neuen Quelle für diesen Abschnitt notwendig wäre.

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1) Z. B. alii prophetae vetustiores litteris vestris; spes nostra, quam ridetis; habetis et vos.

3. Libellus adversus omnes haereses. In mehreren Handschriften findet sich als Anhang zur Schrift de praescriptione haereticorum ein Anhang, welcher sich gegen die Häretiker richtet. In demselben werden die Ketzer von Dositheus bis auf Praxeas behandelt. Dass die Abhandlung nicht von Tertullian sein kann, ist zweifellos. Man hat vermutet, dass Victorin von Pettau der Verfasser ist. Die Quelle des Traktats scheint Hippolyts Syntagma zu sein.

Ueberliefert ist die Schrift in Cod. Seletstadtiens. 88 s. XI und jüngeren Hand

schriften.

Litteratur. A. HARNACK, Zur Gesch. der marcionit. Kirchen, Ztschr. f. wiss. Theol. 1876 S. 115; ders., Zur Quellenkritik d. Gesch. d. Gnosticismus Leipz. 1873; LIPSIUS, Quellen der ältesten Ketzergeschichte 1875.

Die Werke de trinitate und de cibis iudaicis, die auch unter dem Namen Tertullians kursieren, gehören dem Novatian an. Auch die Gedichte adversus Marcionem, de Sodoma, de Jona und de genesi werden in manchen Handschriften dem Tertullian beigelegt. Ueber de iudicio domini vgl. OEHLER, Tert. II p. 776.

703. Charakteristik Tertullians. Nicht leicht prägt sich bei einem Autor seine Individualität in seinen Schriften in so klarer Weise aus, als dies bei Tertullian der Fall ist. Man braucht nur einige Seiten zu lesen, um in Tertullian eine der leidenschaftlichsten Naturen 1) kennen zu lernen, die je gelebt haben. Was er einmal erfasst hat, das erfüllt seine ganze Seele. Alles Halbe, Verschwommene und Vermittelnde hat bei ihm keinen Platz. Wer nicht für ihn ist, der ist wider ihn. Durch diesen Grundzug seines Wesens ist sein Leben ein Leben des fortwährenden Kampfes. Als er mit aller Innigkeit sich dem Christentum angeschlossen hatte, war für ihn jede Konzession an das nationale Wesen ausgeschlossen; selbst in indifferenten Dingen will er eine undurchdringliche Scheidewand aufgerichtet wissen. Die Lehren, die dem von ihm erkannten Christentum gegenüberstehen, bekämpft er in leidenschaftlicher Weise bis zum Ende seines Lebens. Ja selbst der Kirche, für die er einst gestritten und gekämpft, trat er mit den Waffen in der Hand gegenüber, seit die extremen Anschauungen der Montanisten seinen Sinn gefangen genommen hatten. Einen Streit in sachlicher Weise durchzuführen, ist diesem heissblütigen Menschen eine Unmöglichkeit. Er braucht durchweg das Persönliche. Mit Vorliebe wühlt er den Schmutz aus dem Privatleben seiner Gegner auf; mit Schimpfnamen werden sie in geschmackloser Weise beworfen. Ein Kampf ohne eine zu bekämpfende Persönlichkeit ist ihm ein Scheinkampf. Das Persönliche ist ihm so sehr Bedürfnis, dass er selbst, wenn der Stifter einer von ihm bestrittenen Häresie gar nicht mehr am Leben ist, doch gegen den stillen Mann die Waffen schwingt, wie dies bei Marcion und Praxeas geschehen ist. In seiner Kampfeslust geht er nicht immer offen und ehrlich vor. Sophistische Beweisführungen laufen ihm massenhaft unter; auch schiebt er gern dem Gegner einen Einwand unter, für den er die Widerlegung schon bereit gehalten.")

1) Der Autor kennt sich selbst, vgl. den Eingang zum Schriftchen de patientia.

2) HARNACK, Quellenkritik der Gesch. des Gnostizismus, Leipz. 1873 p. 64. VOIGT, Eine verschollene Urkunde des antimontan.

Kampfs, Leipz. 1891, p. 109: „Das war ja die Eigenart dieses ehemaligen Advokaten, dem Gegner spielend zuzugeben, was schon als falsch erwiesen war, um sich dann auf einem andern Weg noch um so nachhaltiger

Die grosse Leidenschaftlichkeit führt unsern Autor nicht selten auch zur Masslosigkeit. Dann durchzucken Flammen des wildesten Hasses seine Kampfesrede. Als er gegen den Besuch der Schauspiele wetterte, verwies er den Christen auf das letzte Gericht als einen Ersatz für die entgangenen Schauspiele hin. Hiebei malte er mit einem wahrhaft grauenhaften Behagen sich das Bild der von dem Herrn Verworfenen aus. Wie seinem Leben alles Harmonische abging und nur das Extreme für ihn eine Anziehungskraft ausübte, so fehlt auch seinen Schriften das Gefühl für das Schöne und Zarte. Man spürt kaum einen Hauch der griechischen Charis in den Werken dieses wunderlichen Mannes. Nur hie und da, wie in dem Schriftchen vom Zeugnis der Seele und in der Ansprache an die Martyrer, klingen zartere Töne hindurch. Sonst fasst er uns in der Regel mit rauher Hand an und nimmt auch nicht die Rücksicht auf den Leser, dass er ihm das Gemeine und Unsaubere entweder verschweigt oder in schonender Verhüllung darbietet. Am schärfsten tritt uns der Mangel harmonischen Wesens bei dem Autor in seinem Stil entgegen. Derselbe ist geschraubt und zerhackt, unnatürlich und nach Effekt haschend, niemals einfach und durchsichtig. Spitze Antithesen, frostige Wortspiele, Reimereien 1) bilden die Würze seiner Darstellung. Das Verständnis des Autors ist daher ausserordentlich erschwert. Aber trotz aller Mängel nimmt doch Tertullian unter allen Schriftstellern, die in lateinischer Sprache über das Christentum geschrieben haben, einen der ersten Plätze, wenn nicht den ersten ein. Selbst auf die Nichttheologen übt der Schriftsteller grosse Anziehungskraft aus, denn was uns den Schriftsteller, ja den Menschen überhaupt anziehend macht, besitzt er in reichstem Masse, nämlich die Originalität. Jeder, der gern einen Blick in das Leben einer scharf ausgeprägten Individualität werfen will, wird bei diesen knorrigen Schriften nicht ohne Behagen verweilen. Für die Gestaltung der christlichen Lehre ist sein Wirken wahrhaft epochemachend. Und mit vollem Recht erweist ihm die Kirche, obwohl er in seinen späteren Lebenstagen ausserhalb ihrer Reihen stand, doch die grösste Hochschätzung. Vor ihm gab es sogut wie kein lateinisches christliches Schrifttum. Welche gewaltige Aufgabe war es, nur die Sprache für eine ganz neue Weltanschauung gefügig zu machen! Wie viele Worte mussten gebildet werden, um die neuen Begriffe auszudrücken! Nur einem Genie war es gestattet, hier schöpferisch vorzugehen und für eine ganz neue, reiche Abstraktionen einschliessende Welt den entsprechenden Ausdruck zu erringen. Alle späteren Generationen zahlen mit diesen Münzen. Aber auch die Fundamente der Theologie sind von ihm für alle Zeiten gelegt worden. Probleme, die nach ihm Jahrhunderte hindurch die Geister beschäftigten, finden bei ihm ihre erste Formulierung. Er hat die abendländische Theologie im Gegensatz zur morgenländischen begründet und ihr die führende Stellung in der Geschichte der Kirche erobert. Er war es, der scharfe Formulierung der dog

zu salvieren. Ich wüsste nicht, welcher Schriftsteller der alten Kirche in dieser Beziehung mit Tertullian verglichen werden könnte."

1) Nur ein Beispiel De anima 3: aut Platonis honor aut Zenonis vigor aut Aristotelis tenor aut Epicuri stupor aut Heracliti maeror aut Empedoclis furor.

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