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matischen Begriffe anstrebte, der in streng syllogistischer Weise vorging, der auch die Psychologie in den Kreis seiner Forschungen zog. Legte er auch den höchsten Wert auf die Erkenntnis der religiösen Dinge, so war ihm damit doch keineswegs genug gethan. Die Dogmen sind ihm nicht bloss eine Sache der Erkenntnis, sondern noch mehr, lebendige Faktoren seines Lebens. Man wird selten Glaubenserkenntnis in so hohem Grade mit Glaubenswärme verbunden finden. Bergen seine Werke auch viel Bizarres und Schrullenhaftes, Irriges und Abstruses, so hat er doch noch immer genug reines, lauteres Gold zutage gefördert, das die Zeit von den Schlacken gereinigt.

Eine gute Charakteristik Tertullians gibt HAUCK p. 407. Ueber seine grosse theologische Bedeutung vgl. HARNACK, Dogmengeschichte 3, 12.

Monographien über Tertullians Lehren. HAUSCHILD, Die rationale Psychologie und Erkenntnistheorie Tertullians, Leipz. 1880; G. ESSER, Die Seelenlehre Tertullians, Paderb. 1893; G. LUDWIG, Tertullians Ethik, Leipz. 1885; F. NIELSEN, Tertullians Ethik, Afhandling, Schönberg 1879. H. RÖNSCH, Das Neue Testament Tertullians, Leipz. 1871 (vgl. noch Zeitschr. f. wiss. Theol. Bd. 28 [1885] p. 104); J. KOLBERG, Verf., Cult. u. Disziplin der christl. Kirche nach d. Schriften Tertullians, Braunsberg 1886; LEIMBACH, Tert. als Quelle f. d. christl. Archäol., Ztschr. f. d. hist. Theol. Bd. 54 (1871) p. 108, 430; ders., Beitr. z. Abendmahlsl. Tertullians, Gotha 1874; Fr. BARTH, Tertullians Auffassung des Ap. Paulus u. seines Verhältn. z. d. Urapost., Jahrb. f. prot. Theol. Bd. 8 (1882) p. 706; K. H. WIRTH, Der Verdienst begriff bei Tert., Leipz. 1893. Vgl. ausserdem die oben S. 241 zitierten Schriften, wozu noch gefügt werden kann FREPPEL, Tertullien, Paris 1872.')

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Ueber Tertullians Wortschöpfung vgl. HAUSCHILD, Grundsätze und Mittel der Wortbildung bei Tertullian, Leipz. 1876 und 1881; KELLNER, Ueber die sprachl. Eigentümlichkeiten Tertullians in der Tübinger Theol. Quartalschr. 58 (1876) 229 (allgemeine Uebersicht der hauptsächlichsten Erscheinungen).

704. Fortleben Tertullians. Von Cyprian berichtet uns Hieronymus, dass er Tertullian seinen Meister nannte und keinen Tag vorübergehen liess, ohne etwas in Tertullian zu lesen. Und in der That zehrt Cyprian auch in seinen Schriften von den Ideen Tertullians. Ja ein nicht unwesentliches Verdienst Cyprians besteht darin, dass er es verstanden, die originellen Ideen seines Vorgängers dem gemeinen Verständnis zu erschliessen. Auch die folgenden kirchlichen Schriftsteller benützen Tertullian. Als Novatian sein Buch de trinitate schrieb, zog er Tertullians Schrift adversus Praxean zu Rate. Auch Lactanz hat Tertullian zitiert; dass diesem der Sprache Ciceros nachstrebenden Autor der Stil Tertullians nicht gefallen kann, ist leicht begreiflich. 2) Aber niemand hat häufiger Tertullian angezogen als der Kirchenvater Hieronymus. Augustin dagegen zitiert ihn nur gelegentlich. Selbst die Christen griechischer Zunge, die doch sonst lateinische Produkte bei Seite schoben, wurden auf den Autor aufmerksam; der Apologeticus wurde sogar ins Griechische übersetzt. Mit der Zeit wurde aber Tertullian zurückgedrängt und schliesslich ganz vergessen. Zwei Ursachen mögen hier mitgewirkt haben, einmal war der Afrikaner nicht völlig orthodox, 3) dann schreckte gewöhnliche Leser die Dunkelheit seines Stils. Mit dem Erwachen der Wissenschaften feierte auch Tertullian seine Auferstehung. Die Humanisten lasen wieder den Autor, infolge

1) Hier sei noch bemerkt, dass P. 241 im Passus,Ueber seinen Namen etc." noch beizufügen ist J. JUNG, Zu Tertullians ausw. Beziehungen, Wiener Studien Bd. 13 (1891) p. 231.

2) Instit. V 1, 23.

3) Zuerst hat Augustin den T. in den Katalog der Ketzer gestellt (HARNACK, Berl. Sitzungsber. 1895, p. 557).

dessen wurde er abgeschrieben und unsere Handschriften stammen daher zum grössten Teil aus dieser Zeit. Es folgten dann die Ausgaben, zum Teil durch hervorragende Gelehrte besorgt. Doch dauerte es lange, bis wir einen methodisch gesichteten Text erhielten. Über die hohe Bedeutung Tertullians ist heutzutage die gelehrte theologische Welt einig. Seine Worte sind mehrfach durch Analysen dem Verständnis näher gebracht. Aber noch immer fehlt uns eine systematische Darstellung des theologischen Systems Tertullians.

HARNACK, Tertullian in der Litteratur der alten Kirche, Sitzungsber. d. preuss. Akad. 1895 p. 545.

Die Ueberlieferung Tertullians. Wir unterscheiden zwei Familien. Die ältere wird repräsentiert durch drei Codices, den Parisinus 1622 s. IX, von seinem früheren Besitzer Agobardinus genannt, den Montepessulanus 54 s. XI, von seinem früheren Besitzer P. Pithoeus Pithoeanus genannt, endlich den Seletstadtiensis 88 s. XI. Diesen wenigen alten steht eine Schar jüngerer Handschriften aus s. XV gegenüber, welche auf einen Archetypos zurückgehen. Der Apologeticus hat noch eine von den Gesamtschriften getrennte Ueberlieferung. Wertvolle verschollene Handschriften werden uns ersetzt durch die Ausgabe des B. Rhenanus vom J. 1521 und 1539, die Pariser Ausgabe von 1545 (Joannes Gangneius), die Ausgabe des Gelenius vom J. 1550, die Ausgabe des Pamelius (1579) und des Junius (1597). Nur auf Ausgaben beruhen die Schriften de baptismo, de ieiunio und de pudicitia.

Ueber den cod. Agobardinus (A) vgl. MAXIM. KLUSSMANN, curarum Tertull. particulae tres (Gothae 1887) p. 6; REIFFERSCHEID Ausg. 1 p. VI (der Codex hat durch Feuchtigkeit stark gelitten, bes. in lib. II ad nationes (HARTEL, Patrist. Studien, 2. Heft, Wiener Sitzungsbericht 121 [1890] p. 1). Ueber die durch die Ausgaben repräsentierten Codices vgl. Proleg. zu REIFFERSCHEIDS Ausg. 1 p. IX; HARTEL, Patrist. Studien, 1. Heft p. 3 (Wiener Sitzungsber. 120); KROYMANN, Quaest. Tertull. crit., Innsbruck 1894 p. 5; H. GоMPERZ, Tertullianea, Vindob. 1895 p. 1; (M. KLUSSMANN, Excerpta Tertullianea in Isidori Hispal. Etymologiis coll. et explan. Progr., Hamb. 1892).

Ausgaben. Ausser den genannten ist besonders die des Nic. RIGALTIUS (Paris 1634) hervorzuheben. Wenig Lob verdient die von FR. OEHLER vol. I Leipz. 1853, vol. II (Leipz. 1854); vol. III (1854) enthält Dissertationes verschiedener Autoren zu Tertullian. Kleinere Ausg. Leipz. 1854. Eine neue Ausgabe im Wiener Corpus scriptorum ecclesiasticorum gibt uns erst eine kritische Grundlage; von derselben liegt der erste Band vor (Wien 1890), enthaltend de spectaculis, de idololatria, ad nationes, de testimonio animae, Scorpiace, de oratione, de baptismo, de pudicitia, de ieiunio, de anima. Die Recension stammt aus dem Nachlass Reifferscheids, für den Druck vorbereitet wurde sie von Hartel und Wissowa, welch letzterer die übrigen Schriften bearbeiten wird. Spezialausgaben. Ad nationes ed. JAC. GOTHOFREDUS 1625 (editio princeps dieser Schrift); vergl. HARTEL, Patr. Stud., 2. H. (Wiener Sitzungsber. 121) p. 2; de Pallio ed. SALMASIUS Par. 1622, Leid. 1656; apolog. et ad nationes ed. ŎEHLER Halle 1849; de spectaculis ed. E. KLUSSMANN, Leipzig 1876; de praescriptione von E. PREUSCHEN Freiburg 1892; von demselben de paenit. de pudic. Freib. 1892; de praescr., ad mart., ad Scap. ed BINDLEY Oxford 1894; das Kap. 19 des Apolog. von LAGARDE Gött. Abh. Bd. 37 (1891) p. 73. — J. van der VLIET, Studia ecclesiastica: Tertullianus I. Critica et interpretatoria. Leyden 1891.

Uebersetzungen. Sämtliche Schriften sind übersetzt von KELLNER Köln 1881 (3 Bde.). Auswahl von Kellner in der Bibl. der Kirchenväter (I. Bd. Kempten 1871 Apolog, de testim. animae, de praescr., de spectac., de patientia, de poenit., de orat., ad ux., de corona; II. Bd. Kempt. 1872 de anima, de carne Christi, de resurrectione carrnis, de baptismo).

4. Thascius Caecilius Cyprianus.

705. Quellen zum Leben Cyprians. Wir haben eine vita Cyprians aus seiner Umgebung, nämlich von dem Diakon Pontius. Für die Beurteilung dieser vita ist es durchaus notwendig, sich von der Absicht des Verfassers eine klare Darstellung zu machen; er setzt sich nicht das Ziel, das gesamte äussere Leben Cyprians zur Darstellung zu bringen, sondern er verfolgt vielmehr einen panegyrischen Zweck, nämlich den Bischof als ein ungewöhnliches Muster christlichen Lebens und Wirkens der Nach

welt zu empfehlen. Dieses Ziel schliesst ein näheres Eingehen auf die heidnische Zeit aus; dagegen muss der Verfasser natürlich die christlichen Tugenden Cyprians in den Vordergrund stellen; damit steht das Bestreben des Panegyrikers im Einklang, die Flucht Cyprians in der Verfolgung als eine weise, von der Vorsehung bestimmte That hinzustellen. Pontius ist von der höchsten Begeisterung für seinen Helden erfüllt, er trägt daher stark auf und ergeht sich in Überschwänglichkeiten. Mit der Tendenz steht auch der Stil im Einklang, er ist aufgedunsen, greift gern zu rhetorischen Fragen und wird nicht selten unklar und verschwommen. Auf der anderen Seite ist aber auch zu erwägen, dass der Verfasser als Zeitgenosse, ja als Begleiter Cyprians während dessen letzter Lebenszeit berichtet, und dass er über das frühere Leben Cyprians Erkundigungen von älteren Personen einzog. Eine noch wichtigere Quelle für das Leben Cyprians, und zugleich eine wichtige Quelle für die Kirchengeschichte jener Zeit sind seine Schriften, besonders aber sein Briefwechsel, in dem sich auch Schreiben anderer Persönlichkeiten finden. Endlich kommt hinzu das Kapitel bei Hieronymus.

Die vita Cypriani von Pontius. Die Autorschaft. In mehreren Handschriften ist uns eine vita Cyprians überliefert, die von einem Mann herrührt, welcher der ständige Begleiter Cyprians während seines letzten Exils bis zu seinem Tode war. c. 12 p. CIII H.,eo enim die, quo in exilii loco mansimus' (nam et me inter domesticos comites dignatio caritatis eius delegerat exulem voluntarium, quod utinam et in passione licuisset),apparuit mihi, inquit, iuvenis ultra modum hominis enormis'. Nun sagt Hieronym. de vir. illustr. c. 68. Pontius diaconus Cypriani usque ad diem passionis eius cum ipso exilium sustinens egregium volumen vitae et passionis Cypriani reliquit. Danach müssen wir als Verfasser der vita den Diakon Pontius betrachten. Von einem Diakon Pontius lesen wir zwar in den Briefen Cyprians nicht, allein wir wissen, dass Cyprian nicht ohne geistliche Begleiter in seinem Exil war. Was TEUFFEL, Gesch. der röm. Litt. $382,1 von der Schrift sagt „Die den Namen des Pontius tragende vita Cyprians ist mindestens stark verfälscht" ist völlig unbegründet.

Die Tendenz der vita des Pontius spricht der Verf. c. 1 mit den Worten aus: placuit summatim pauca conscribere, non quo aliquem vel gentilium lateat tanti viri vita, sed ut ad posteros quoque nostros incomparabile et grande documentum in immortalem memoriam porrigatur et ut ad exemplum sui litteris dirigantur.

Ueber Pontius Quellen gibt uns c. 2 Aufschluss. si quibus eius interfui, si qua de antiquioribus comperi, dicam. Auch die Martyrerakten Cyprians kennt er (c. 11). Als Augenzeuge berichtet Pontius über die Verbannung und die passio Cyprians, über die frühere Zeit scheint er meistens sich auf die Erzählungen anderer Zeugen gestützt zu haben.

Die Ueberlieferung der vita beruht auf dem cod. Reginensis 118 s. X, Vindob. 798 s. XV, Monac. 18203 s. XV u. a., Hauptausgabe von HARTEL in seinem Cyprian III p. XI. Das Zeugnis des Hieronymus de vir. illustr. 67 lautet: Cyprianus Afer primum gloriose rhetoricam docuit, suadente presbytero Caecilio, a quo et cognomentum sortitus est, Christianus factus omnem substantiam suam pauperibus erogavit, ac non post multum temporis allectus in presbyterium etiam episcopus Carthaginiensis constitutus est. Huius ingenii superfluum est indicem texere, cum sole clariora sint eius opera. Passus est sub Valeriano et Gallieno principibus persecutione octava eo die, quo Romae Cornelius, sed non eodem anno. 706. Biographisches. Über Ort und Zeit der Geburt Cyprians, der sich mit vollem Namen Thascius Caecilius Cyprianus nennt, fehlen uns genauere Notizen. Sicher ist jedoch, dass Afrika seine Heimat ist, denn es liegt das ausdrückliche Zeugnis des Hieronymus hiefür vor. Seine Eltern, über die wir ebenfalls nichts genaueres wissen, liessen ihm zweifelsohne eine gute Erziehung zu teil werden; denn er konnte später den Unterricht in der Rhetorik als Lebensberuf sich erwählen. Von seiner rhetorischen Ausbildung legen seine Schriften ein sprechendes Zeugnis ab.

Geboren wurde Cyprian als Heide, und sein Leben blieb auch den Lastern des Heidentums nicht fremd.) Er trat später zum Christentum über, vornehmlich auf die Anregung eines karthagischen Priesters mit Namen Caecilianus hin.) Als Christ scheint er sich dem neuen Leben mit allem Ernst hingegeben zu haben; er wurde Presbyter und später (im Jahre 248 oder 249) Bischof. Seine Wahl zum Bischof erfolgte nicht ohne Kampf; ein Teil des Klerus machte Opposition; allein das Volk verlangte stürmisch seine Erwählung. Als Bischof hatte Cyprian die Stellung gefunden, in der er sein entschiedenes organisatorisches Talent aufs schönste entfalten konnte. Allein seiner Thätigkeit wurde ein grausames Ende durch die Christenverfolgung, welche einige Monate nach dem Regierungsantritt des Decius ausbrach, bereitet. Cyprian floh und lebte an einem nicht näher bezeichneten Orte in Verborgenheit vom Anfang des Jahres 250 bis etwa April 251. Diese Flucht Cyprians hat stets eine geteilte Beurteilung er fahren. Der römische Klerus z. B. sprach in einem Schreiben an den karthagischen Klerus sehr anzüglich darüber. Allein Cyprian rechtfertigte seine Flucht mit Rücksichten auf seine Gemeinde; er glaubte, dass sie durch seinen Martyrertod führerlos den grössten Gefahren entgegengehen werde, und dass er auch von seinem Exil aus die Gemeindeangelegenheiten leiten könne. Und in der That blieb er in fortwährendem brieflichen Verkehr mit seiner Gemeinde; sein Eingreifen war nicht selten notwendig, da die Behandlung der während der Verfolgung Gefallenen und das Schisma des Felicissimus grosse Wirren hervorgerufen hatte. Es war Zeit, dass Cyprian zu seiner Gemeinde zurückkehrte, denn die ganze Kirche wurde durch das novatianische Schisma erschüttert. Zu Rom wurde nach der Sedisvakanz, welche vom 21. Januar 250 bis Anfang März 251 dauerte, Cornelius zum Bischof gewählt, ihm entstand ein Gegner in dem hochgebildeten und der strengen Richtung huldigenden Novatianus, der sich zum Gegenbischof wählen liess. Mit Energie, jedoch zugleich mit Vorsicht, trat Cyprian in diesem Kampf für Cornelius ein. Auch die Sache der lapsi und das karthagische Schisma machten neue Massregeln notwendig. Da zeigten sich wieder die Vorboten einer neuen Christenverfolgung. Eine furchtbare Pest, die wahrscheinlich noch unter Decius ausgebrochen war und dann viele Jahre hindurch das römische Reich verwüstete, hatte wieder den Hass gegen die Christen erregt, da man sie für das hereingebrochene Unglück verantwortlich machte. Unter dem Nachfolger des Decius, Gallus (251253) erschien ein Edikt, durch welches zur Abwendung der Not Opfer vorgeschrieben wurden. Diejenigen, welche an denselben nicht teil nahmen, galten als Verächter der Götter d. h. als Christen. Auch gegen Cyprian kehrte sich wieder die Volkswut. Allein es kam zu keinem weiteren Akte. Anders gestaltete sich die Sache in Rom. Dort wurde Cornelius nach Centumcellae (Civita Vecchia) geschickt, wo er Mitte Juni 253 starb.3) Sein Nachfolger war Lucius, der nur 8 Monate den römischen Bischofsstuhl inne hatte. Ihm folgte Stephanus (254-257). Mit diesem führte Cyprian

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den erbitterten Streit über die Giltigkeit der Ketzertaufe. Im Jahre 257 brach eine neue Verfolgung der Christen aus, welche von dem Kaiser Valerian eingeleitet wurde. Cyprian wurde vor den Prokonsul Paternus zum Verhör geführt und, da er sein Christentum bekannte, ins Exil nach der in Africa proconsularis gelegenen Stadt Curubis verbannt. Es geschah dies im September 257.1) Allein die Christen liessen sich auch durch die Verfolgung nicht entmutigen; in Rom, wo Stephanus bald nach dem Ausbruch der Verfolgung starb, ward sogar ein neuer Bischof in der Person von Xystus II. (257-258) gewählt. Es erschien ein neues, schärferes Dekret. Noch ehe dasselbe nach Afrika gelangt war, wurde Cyprian jetzt von Galerius Maximus, dem Nachfolger des Paternus wegen Fluchtgefahr aus der Verbannung zurückgerufen und erhielt als Aufenthaltsort seine Gärten angewiesen. Als Cyprian vernommen hatte, dass er nach Utica, wo sich der Prokonsul damals befand, gebracht werden sollte, entwich er; denn er wollte, wie er in seinem letzten Brief seiner Gemeinde mitteilte, in ihrer Mitte den Martyrertod erleiden. Als der Prokonsul wieder in Karthago war, kehrte Cyprian in seine Gärten zurück. Am 13. September 258 wurde er verhaftet. Am andern Tag wurde er zur Verhandlung geführt, zum Tode verurteilt und sofort hingerichtet.

Das Jahr der Erwählung zum Bischof ergibt sich aus ep. 59, 6, wo Cyprian von sich sagt: plebi suae in episcopatu quadriennio_iam probatus. Der Brief gehört dem J. 252 an. Demnach führt das quadriennium aufs J. 248 (oder falls das angefangene Jahr voll gezählt wird 249; Ostern 249 war er sicher Bischof, vgl. PETERS p. 84, FECHTRUP p. 16).

Cyprians Flucht während der decianischen Verfolgung. ep. 43, 4 non suffecerat exilium iam bienni et a vultibus atque ab oculis vestris lugubris separatio. Dieser Brief ist kurz vor Ostern 251 geschrieben. ep. 43, 1 sagt er: quorundam presbyterorum malignitas et perfidia perfecit, ne ad vos ante diem Paschae venire licuisset; ep. 43,7 persecutionis istius novissima haec est et extrema temptatio, quae et ipsa cito Domino protegente transibit, ut repraesenter vobis post Paschae diem; also er stellt seine Rückkehr nach Ostern 251 in Aussicht Die Flucht Cyprians erfolgte gleich beim Beginn der decianischen Verfolgung (ep. 20, 1 orto statim turbationis impetu primo, cum me clamore violento frequenter populus flagitasset, non tam meam salutem quam quietem fratrum publicam cogitans interim secessi, ne per inverecundam_praesentiam nostram seditio quae coeperat plus provocaretur). Die Verfolgung brach wenige Monate nach dem Regierungsantritt des Kaisers Decius aus; der römische Bischof Fabianus wurde am 20. Jan. 250 hingerichtet. Sonach werden wir annehmen dürfen, dass auch in Africa 250 die Verfolgung ausbrach und dass Cyprian von Karthago abwesend war seit Anfang des Jahres 250 bis etwa April 251, also keine zwei volle Jahre; das biennium in ep. 43, 4 ist nur eine runde Zahl.

Die valerianische Christenverfolgung. Es sind zwei Dekrete zu unterscheiden; das erste erschien im J. 257, denn in den gegen Cyprian geführten Protokollen wird das Jahr bestimmt; Imperatore Valeriano quartum et Gallieno tertium consulibus. Dionysius (Euseb. hist. eccl. VII 10) wendet auf ihn Apocal. 13, 5 an, ¿dóŋ avro éžovoia καὶ μῆνες τεσσαράκοντα δύο. Also 42 Monate wurden Valerian für seine Christenverfolgung eingeräumt. Da Valerian im Herbst 260 fiel, so kommt man, 42 Monate zurückgezählt, aufs J. 257 als Anfang der Verfolgung. Das zweite verschärfte Verfolgungsedikt, welches über die Bischöfe, Presbyter und Diakonen die Todesstrafe verhängte (ep. 80), erschien 258. (Vgl. oben p. 220.).

Ueber den Prozess des Cyprian geben die acta proconsularia (HARTEL III p. CX) Aufschluss. Von den zahlreichen Handschriften, welche dieselben enthalten, hat Hartel den Compediensis 68 (jetzt Parisinus 17349) s. X und den Monac. 208 s. IX benutzt.

Litteratur. Thascius Caecilius Cyprianus von FR. WILH. RETTBERG, Göttingen 1831; Der hl. Cyprian von Karthago dargest. von JoH. PETERS, Regensburg 1877; Der hl. Cyprian, sein Leben und seine Lehre dargestellt von B. FECHTRUP, I. Cyprians Leben, Münster 1878, dann im I. Bd. 1. Abt. (p. 375) des Werks von BÖHRINGER, Die Kirche Christi und ihre

1) vita c. 12.

Handbuch der klass, Altertumswissenschaft. VIII. 3. Teil.

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