Page images
PDF
EPUB

zurechtzufinden.') Besonders zu beachten ist es, dass die römische Kirche im Jahr 250 noch nicht im stande war, offizielle Schreiben im korrekten Schriftlatein abzufassen.

Diese Briefe sind eigens ediert von MIODONSKI in seiner Schrift Anonymus adversus aleatores p. 114. Vgl. über die Briefe auch HARNACK, Der pseudocypr. Traktat de aleatoribus p. 47. Der 8. Brief (mit der Antwort Cyprians nr. 9) ist recensiert und erläutert von HARNACK, Theol. Abh. zu Ehren Weizsäckers p. 6.

Auf den 8. Brief weist der 9. (Cyprians) mit den Worten hin: (c. 2) legi etiam litteras, in quibus nec qui scripserint nec ad quos scriptum sit significanter expressum est, eine Ueberschrift fehlt dem 8. Brief; vgl. HARNACK 1. c. p. 6 und 25, der auch eingehend über die Bedeutung der Schreiben des röm. Klerus aus dieser Zeit gehandelt hat.")

7) Apokryphes.

728. Übersicht. Mit den echten cyprianischen Schriften hat sich eine Reihe unechter oder zweifelhafter Schriften verbunden. Der berühmte Name Cyprians diente als Sammelpunkt für dieses herrenlose Gut. In einem Teil der Handschriften ist Cyprian als Autor genannt, in anderen sind die Stücke anonym überliefert. In die Hartel'sche Sammlung sind folgende Stücke aufgenommen: 1. de spectaculis; 2. de bono pudicitiae; 3. de laude martyrii; 4. ad Novatianum; 5. de rebaptismate; 6. de aleatoribus; 7. de montibus Sina et Sion; 8. ad Vigilium episcopum de Iudaica incredulitate; 9. adversus Iudaeos; 10. oratio I; 11. oratio II; 12. de XII abusivis saeculi; 13. de singularitate clericorum; 14. de duplici martyrio ad Fortunatum; 15. de pascha computus; 16. vier epistulae; 17. sechs Gedichte. Diese Gedichte sind a) Genesis; b) Sodoma; c) de Iona; d) ad senatorem ex Christiana religione ad idolorum servitutem conversum; e) de Pascha; f) ad Flavium Felicem de resurrectione mortuorum.

Von diesen Produkten sind von uns hier zu behandeln die vorkonstantinischen. Es sind dies 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 9 und 15.

Allein damit sind nicht alle Apokryphen erschöpft (HARNACK, Gesch. der altchr. Litt. I p. 691). So ist auch der Traktat Exhortatio de paenitentia unter dem Namen Cyprians überliefert. Vorkonstantinisch ist derselbe nicht (vgl. WUNDERER, Bruchstücke einer afrik. Bibelübersetzung, Erlangen 1889 p. 34, der den Traktat dem Ende des 4. oder Anfang des 5. Jahrh. zuweist); derselbe ist also später zu besprechen. Ueber den angeblichen Anteil Cyprians an den notae Tiron. vgl. SCHMITZ, Symb. philol., Bonn p. 540.

Zur Ueberlieferungsgeschichte der pseudocyprian. Schriften vgl. HARNACK, Texte und Unters. XIII (1895) 4b p. 55.

729. De spectaculis (gegen den Besuch der Schauspiele von seiten der Christen). Nachdem der Briefschreiber im Eingang gesagt, dass er jede Gelegenheit, bei der er mit den Adressaten in Verkehr treten könne, mit Freuden ergreife, geht er gleich zum Gegenstand seines Briefes über; er hatte nämlich vernommen, dass manche für den Besuch der Schauspiele sogar die heilige Schrift ins Feld führen, indem sie nicht nur geltend machen, dass dort jener Besuch der Schauspiele nirgends verboten sei, sondern sogar noch positive Momente wie das Tanzen Davids vor der Bundeslade und den „Wagenlenker" Helias anführen. Scharf tadelt der Briefschreiber ein solches Vorgehen der Christen und meint, dass es besser sei, völlig schriftunkundig zu sein, als einen solchen Missbrauch von der Schrift zu machen; die vorgebrachten Beispiele seien in ganz anderer nicht einmal eine mittlere Bildung genossen

1) Mit Recht sagt HARNACK p. 9: „Der Schreiber (des 8. Briefs) verrät noch mehr durch seinen hilflosen Satzbau als durch die Verstösse gegen die Formenlehre, dass er

hat.
2) Es sind sonach alle Briefe herange-
zogen, ausgenommen 61, 62, 64, 65, 66.

Weise zu interpretieren; auch das Schweigen der heiligen Schrift über den Gegenstand dürfe nicht missdeutet werden. Die heilige Schrift verdammt allen Götzendienst und damit auch die Schauspiele; denn beide Dinge hängen aufs innigste zusammen. Die Idololatrie ist die Mutter aller Spiele. Die Schauspiele sind eine Erfindung der Dämonen; da der Getaufte den bösen Geistern entsagt hat, so muss er auch den Schauspielen entsagen. Dann muss den Christen schon das, was in den Spielen geboten wird, vom Besuch desselben abhalten, so die dort zur Darstellung kommende Grausamkeit und das sich breit machende nichtige Treiben der Zuschauer. Durch die Unzucht hindurch führt der Weg zu den Spielen. Der Brief schildert dann die Obscönitäten und Frechheiten der scenischen Spiele, die eine wahre Pflanzschule der Unzucht sind. Hier ist doch wahrlich für den Christen kein Platz; denn er lernt das Schändliche thun, während er sich daran gewöhnt, dasselbe zu schauen. Nicht bloss die Gegenwart muss den Darstellungen das hässliche Material liefern, auch die Vergangenheit wird nach solchem abgesucht. Auch in den Artistenproduktionen findet der Verfasser eitles Wesen, mit dem der Christ nichts zu schaffen hat. Dem Christen sind bessere Schauspiele beschieden; da ist die Welt mit ihren zahllosen Schönheiten; auch in der heiligen Schrift findet der Christ würdige Schauspiele, die Schöpfung der Welt, die Belohnung der Guten und die Bestrafung der Bösen, grosse Wunderthaten und endlich das letzte Gericht.

Die Echtheitsfrage. WÖLFFLIN hat in seinem Archiv f. lat. Lexicogr. VIII p. 1 die Echtheit dieser Schrift nachzuweisen versucht. (Vgl. dagegen HAUSSLEITER, Theol. Litteraturbl. 13. Jahrg. 1892 p. 431.) WEYMAN (Historisches Jahrbuch XIII [1892] p. 737; vgl. auch XIV [1893] 330) legt diese Schrift wie die de bono pudicitiae dem Novatian bei. Völlig überzeugend ist keine der beiden Ansichten. Doch ist die durch feine Beobachtungen begründete Ansicht Weyman's die wahrscheinlichere. Dieselbe wurde weiter ausgeführt von DEMMLER in der Tübinger Quartalschrift 1894 p. 223, wozu noch zu vergleichen WEYMAN, Wochenschrift f. kl. Philol. 1894 p. 1027 und HAUSSLEITER, Theol. Litteraturbl. 15. Jahrg. 1894 p. 481.) Ich finde keine echte Aktualität in beiden Schriften; sie gleichen zu sehr Schulübungen. An Cyprian als Autor zu denken, hindert mich schon der Umstand, dass die zweimalige Abwesenheit des Bischofs von seiner Gemeinde mit Christenverfolgungen zusammenhängt; wie ist es nun aber denkbar, dass Cyprian die Verfolgungen bei diesem Gegenstand nicht erwähnte? Das Gleiche gilt von Novatian, der auch während einer Verfolgung diesen Brief geschrieben haben müsste (WEYMAN p. 747).

730. De bono pudicitiae. Bestrebt, seine Gläubigen in jeder Beziehung auf dem Wege des Heils zu fördern, glaubt der Autor sie auch zur Bewahrung der Keuschheit ermuntern zu müssen; er richtet daher dieses Schreiben an seine Gläubigen, von denen er getrennt ist und mit denen er nicht in persönlichen Verkehr treten kann; er weiss, dass sie den Schmuck der Keuschheit an sich tragen, es ist also eigentlich kein Lob derselben notwendig. Allein trotzdem preist er die Keuschheit, indem er ihr Wesen in überschwänglicher, rhetorischer Weise bestimmt, dann mit gleichem Wortschwall die Unkeuschheit ausmalt und das hässliche Bild der Unkeuschheit dem lieblichen Bild der Keuschheit gegenüberstellt. In der Keuschheit, fährt der Verfasser fort, sind drei Grade zu unterscheiden, den höchsten bietet die Jungfräulichkeit, den niedersten die Ehe dar; zwischen beiden steht die freiwillige Enthaltsamkeit. Das Gebot der Keuschheit ist alt, es ist so alt als das Menschengeschlecht, er begründet

dies, soweit die Ehe in Betracht kommt, durch Stellen aus der heiligen Schrift. Das Höchste bleibt aber doch die Virginität; es folgt ein rhetorischer Preis derselben. Nach dieser allgemeinen Betrachtung werden zwei leuchtende Beispiele für die Reinheit vorgeführt, der ägyptische Joseph und Susannna; es wird erzählt, wie beide ihre Keuschheit vor den Anfechtungen bewahrten. Dann wird wiederum in der bekannten rhetorischen Manier ihre That gefeiert. Der Verfasser kehrt wieder zur Betrachtung der Keuschheit zurück und legt dar, welch herrlichen Sieg der Mensch durch dieselbe über sich selbst feiert, und dass für diesen Sieg nur der feste Wille von uns notwendig ist; er setzt weiterhin auseinander, wie sich die Keuschheit zu bethätigen hat; er findet mit derselben die ängstliche Sorge um das Äussere des Körpers und den Schmuck nicht vereinbar und verwirft die künstlichen Schönheitsmittel und den lästigen Putz. In eine Paränese läuft der Traktat aus; er verkennt nicht die grossen Gefahren, denen die Reinheit durch die Begierden des Fleisches ausgesetzt ist und bei denen der böse Feind seine Hand im Spiele hat, allein trotzdem soll der Mensch nicht verzagen und den Kampf mit dem Leibe mutig aufnehmen, für welchen der Verfasser eine Reihe von Verhaltungsmassregeln gibt.

Dies der Inhalt der Schrift, die wenig Gedanken, aber um so mehr Worte enthält.

Ueber das Ziel der Schrift vgl. die Schlussworte: ego pauca dictavi, quoniam non est propositum volumina scribere, sed adlocutionem transmittere.

Die Echtheitsfrage. Die Schrift fehlt in dem MOMMSEN'schen Verzeichnis, auch in der vita des Pontius finden wir keine Anspielung auf den Traktat. Hieronymus und Augustin zitieren sie ebenfalls nicht. Fest steht, dass der Verfasser in Sprache und Gedanken sich vielfach mit Cyprian berührt. Die Frage ist also nur, ob diese Uebereinstimmungen nicht auch aus Nachahmung erklärt werden können. MATZINGER (Des hl. Thascius Caecilius Cyprianus Traktat „de bono pudicitiae" Nürnberg 1892) entscheidet sich dafür, dass diese Uebereinstimmungen auf denselben Verfasser hinweisen, dass also der Traktat de bono pudicitiae ein Werk Cyprians sei. Anders WEYMAN, er erklärt (Hist. Jahrb. 13 [1892] p. 737) die Uebereinstimmungen aus der Nachahmung und hält, wie wir bereits gesagt, für den Verfasser Novatian, indem er 1. sprachliche Parallelen zwischen den Schriften Novatians und der unsrigen aufdeckt; 2. indem er auf die bekannte Thatsache hinweist, dass Novatian sich auch an Cyprian als Vorbild angeschlossen. Schwierigkeiten macht, dass der Brief zu wenig aktuell ist; er lässt keinen klaren Anlass erkennen, wie man solchen bei Männern, die so tief mit dem kirchlichen Leben verflochten waren, zu erwarten berechtigt ist. So fällt dem Leser auf, dass der Briefschreiber seine Adressaten als Muster der pudicitia hinstellt, also mit einer ganz merkwürdigen captatio benevolentiae beginnt (c. 2). Ich weiss nun nicht, ob die feine Beobachtung WEYMAN's als ausreichend befunden wird, dass diese Komplimente trefflich in die Feder des ehrgeizigen Führers der Rigoristen passen, der auf die Erhaltung und Vermehrung seiner Partei ängstlich bedacht sein musste (p. 747). (Vgl. HAUSSLEITER, Theol. Litteraturbl. 13. Jahrg. 1892 p. 431.)

[ocr errors]

731. De laude martyrii. Die Abhandlung hat die Form der Rede, sie wendet sich an die fratres carissimi. Nach einem schwülstigen Eingang, der die Schwierigkeit der Aufgabe darlegt, gliedert der Autor das Thema in drei Teile, indem er zuerst das Wesen, dann die Bedeutung, endlich den Wert oder Nutzen des Martyriums darlegen will. Allein bei der Ausführung vermissen wir nur zu oft die strenglogische Einhaltung dieser Disposition, indem die drei Teile nicht scharf von einander abgegrenzt sind. Das Wesen des Martyriums wird in rhetorischer Weise durch eine Reihe lobender Prädikate bestimmt (c. 4-12). Die Be

deutung des Martyriums ist besonders in der Jetztzeit ersichtlich, da das Weltende droht; es ist etwas Schönes, von den Bitterkeiten dieser Welt zur ewigen Herrlichkeit einzugehen (c. 13-18). Um den Nutzen des Martyriums darzuthun, wird eine grässliche, von antiken Elementen durchzogene Schilderung der Hölle einer Schilderung des Paradieses gegenübergestellt. Die Martyrer gehen durch das Martyrium in den Ort ewiger Freude ein (c. 19-24).

So sehr sich der Verfasser Mühe gibt, so weiss er doch nicht uns für seinen Stoff zu erwärmen.

Autorscha ft. Den Traktat kennt das Mommsen'sche Verzeichnis, ja man wird wenigstens die Möglichkeit zugeben müssen, dass derselbe bereits in der vita des Pontius berücksichtigt ist. Weiterhin steht fest, dass der in der Mitte des 4. Jahrhunderts lebende Lucifer von Cagliari) unsern Traktat zu Grunde gelegt hat. 2) Es hat daher neuerdings nicht an einem Versuch gefehlt, 3) die Schrift dem Cyprian zuzuweisen. Allein nichts kann gewisser sein, als dass der Traktat nichts mit Cyprian zu thun hat. Wer nur einige Vertrautheit mit der cyprianischen Darstellung erworben hat, wird sofort fühlen, dass hier ein Schriftsteller von ganz anderer Individualität uns entgegentritt, ein Schriftsteller, der geschraubt, unklar, spitzfindig) und geschmacklos ist.") HARNACK, Texte und Unters. XIII (1895) 4b, will die Schrift dem Novatian beilegen; gegen denselben vgl. WEYMAN, Litterarische Rundschau 1895 Sp. 331.

Chronologische Anzeichen. Genauere fehlen; es wird nur auf ein grosses Sterben, auf feindliche Verheerungen hingewiesen (c. 8 p. 32 H.).

732. Ad Novatianum (gegen Novatianus' Ansicht über die lapsi). Im Jahre 1477 erschien zum erstenmal dieses Schriftchen,6) das in den Streit über die Wiederaufnahme der lapsi eingreift; es wendet sich an Novatianus und seine Anhänger, die bereits ausserhalb der Kirche stehen, ihre Gemeinschaft aber für die rechtmässige Kirche halten.") Die unheilvolle Lage der Schismatiker beschäftigt zuerst unseren Schriftsteller; er führt die Kirche unter dem Bild der Arche vor und deutet den von Noe ausgeschickten und nicht mehr zurückgekehrten Raben als ein Symbol der Schismatiker. Auch die Taube und ihre dreimalige Aussendung wird allegorisch erklärt. Die Taube, die keine Ruhestätte für ihren Fuss fand, versinnbildlicht unserem Autor die lapsi. In der ersten und zweiten Aussendung findet er einen Hinweis auf die zweifache Verfolgung der Christen in seiner Zeit, in der ersten, der decianischen, seien die lapsi zu Fall gekommen, bei der zweiten hätten sie sich wieder aufgerichtet und ihren Glauben standhaft bekannt. Dann geht der Traktat auf die Streitfrage über, ob die lapsi Verzeihung erhalten können. Novatian hatte dies geleugnet und sich hiebei auf die Schriftstelle berufen: Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Die Anwendbarkeit der Stelle auf die Sache der lapsi sucht der Verfasser dadurch abzuwenden, dass er sagt, sie bezöge sich nur auf das letzte Gericht, in dem Christus jene Worte zu den Häretikern und Schismatikern sagen wird. Diese sind es, die Christus verleugnet haben. Aber

1) In seiner Schrift moriendum esse pro dei filio.

2) Görz, Gesch. der cypr. Lit. p. 48. 3) Götz, p. 40. Früher haben schon Baronius und Bellarmin sich für die Echtheit ausgesprochen.

4) RETTBERG, p. 283: So verworren, unklar, geschraubt, affektiert, kurz so schlecht,

wie diese Schrift verfasst ist, hat Cyprian nie geschrieben."

5) c. 7 morte vitam condemnat, ut vitam morte custodiat.

6) Vgl. HARTEL, Cypr. III p. LXXIII. 7) Interessant ist der Satz (c. 1): in qua domo si perseverasses, vas forsitan et pretiosum fuisses.

der Hauptvorwurf, den der Anonymus den Novatianern macht, besteht darin, dass sie die Schriftstellen, welche die Barmherzigkeit Gottes kund thun, mit Stillschweigen übergehen. Solche Stellen werden nun in reicher Zahl angeführt und mit entsprechenden Bemerkungen, Anreden1) an Novatian und Schmähungen begleitet. Besonderes Gewicht wird natürlich auf die Reue der Gefallenen gelegt.") Auch das wird stark betont, dass Novatianus früher, solange er der Kirche noch angehörte, über die strittige Frage andere Ansichten geäussert habe; der Verfasser scheut selbst einen Vergleich Novatians mit dem Judas nicht. Es werden neue Stellen gegen Novatian vorgeführt und die Aufforderung zur Reue und Busse angeschlossen. Der Traktat bricht unvollständig ab.

Von Cyprian kann die Schrift nicht herrühren. Von vornherein ist es nicht die Art Cyprians, sich mit Schismatikern in Erörterungen einzulassen. Dann decken sich die in dem Traktat ausgesprochenen Ansichten nicht völlig mit den cyprianischen, da die Rücksichtnahme auf die den lapsi gegenüber zu beobachtende kirchliche Strenge neben der Milde fehlt. Auch in der Komposition zeigen sich zwischen unserem Verfasser und Cyprian Discrepanzen; so ist dies lange Verweilen bei der Taube kaum nach Cyprians Art.3)

Die Abfassungszeit ergibt sich aus c. 6, wo der Verfasser der decianischen Verfolgung eine zweite gegenüberstellt. Harnack betrachtet als diese zweite Verfolgung die des Gallus und Volusianus und setzt demnach den Traktat zwischen 253 und 257 (oder 258).

Autorschaft. Es war eine Vermutung HARNACK'S (Gesch. der altchr. Lit. 1, 751), dass möglicherweise Reticius, Bischof von Autun, der Verfasser der Schrift sei, da von ihm bei Hieronym. de vir. inl. 82 erwähnt werden: commentarii in Canticum Canticorum et aliud grande volumen adversus Novatianum. Diese Vermutung ist unhaltbar 1. weil der Verfasser sicherlich ein Zeitgenosse Cyprians war, Reticius aber zur Zeit Konstantins lebte; 2. weil Hieronymus von einem grande volumen spricht; unser Traktat ist zwar unvollständig, allein soweit ich sehe, ist nicht viel verloren gegangen, da in der Schrift bereits der Schluss erkennbar vorliegt. Neuerdings hat HARNACK (Texte und Unters. XIII [1895] 1) den Versuch gemacht, als Verfasser der Schrift Papst Xystus II (257--8) zu erweisen. Völlig durchschlagende Argumente hat er aber nicht beigebracht.

733. De rebaptismate. Diese Schrift stellt sich in Gegensatz zu Cyprian und verficht die These, dass die Taufe der Häretiker als gültig anzusehen sei. Es genügt, wenn Personen, welche von häretischen und schismatischen Kirchen zur allgemeinen Kirche zurückkehren, vom Bischof die Hand auferlegt wird, damit sie den hl. Geist empfangen, der nur in der Kirche ist (c. 10).

Ueber den Inhalt der Schrift vgl. J. ERNST, Zeitschr. f. kathol. Theol. 19 (1895) p. 241; nach demselben 1. c. 10 (1896) p. 193-255 (vgl. p. 360-62) ist die Schrift zwischen Herbst 255 bez. Ostern 256 und 1. Sept. 256 (p. 244), wahrscheinlich in Mauretanien (p. 251), verfasst worden.

734. Adversus aleatores (gegen die Würfelspieler). Ein Bischof ist es, der in dieser Schrift zu seinen Gläubigen spricht. Er beginnt damit, dass er es als eine Obliegenheit seines bischöflichen Amtes hervorhebt, über die ganze Gemeinde zu wachen, besonders erscheine dies angesichts des vermessenen Treibens gewisser Leute notwendig. Um darzu

1) Z. B. non legisti“ (c. 13).

2) Novatian hatte gesagt (c. 13): paenitentia lapsorum vana nec potest eis proficere

ad salutem.

8) RETTBERG p. 285.

« PreviousContinue »