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kommen. So brauchen wir uns daher nicht zu wundern, wenn Cyprian bis Augustin der massgebende Schriftsteller der Kirche in lateinischer Zunge geblieben ist. Schon der bald nach Cyprians Tod verfasste Panegyrikus des Pontius zeigt uns seine wachsende Bedeutung. Wie stark aber Cyprians Ruhm in verhältnismässig kurzer Zeit stieg, beweist nichts so schlagend, als das Mommsen'sche Verzeichnis, das die cyprianischen Schriften neben die Bibel stellt. Sie gehörten also zur gangbarsten christlichen Lektüre. Aber auch eine Reihe von Schriftstellern der lateinischen Kirche vermochte sich dem Einfluss Cyprians nicht zu entziehen. Der Dichter Commodian hat cyprianische Werke, besonders aber die testimonia ausgiebig benutzt; Lactantius fühlte sich durch die glänzende Darstellung Cyprians angezogen, 1) dagegen war er nicht recht mit dem spezifisch christlichen Charakter der Schriften einverstanden; Lucifer von Cagliari benützte, wenn man von einem Citat Tertullians und Lactantius absieht, neben der Bibel keinen andern Schriftsteller als Cyprian. 2) Der spanische Dichter Prudentius flocht dem Cyprian einen Ehrenkranz, indem er ihn für die ganze christliche Welt in Anspruch nimmt und ihn „die Zierde und den Lehrer des Erdkreises" nennt, der fortleben wird, so lange es Menschen gibt" (Peristeph. 13).

Dum genus esse hominum Christus sinet et vigere mundum,
dum liber ullus erit, dum scrinia sacra litterarum,

te leget omnis amans Christum, tua, Cypriane, discet.
spiritus ille dei, qui fluxerat autor in prophetas,
fontibus eloquii te caelitus actus inrigavit.

Auch der Zeitgenosse des Prudentius Pacianus von Barcelona beruft sich in seinem Briefwechsel mit dem Novatianer Sympronianus auf Cyprian; ja selbst der Gegner sucht sich auf Cyprian zu stützen; man sieht, Cyprian wird Autorität für die Feststellung der Glaubenslehre; Ambrosius hatte keinen Anlass auf Cyprian einzugehen, sein jüngerer Zeitgenosse dagegen, Hieronymus, verrät eine sehr eingehende Bekanntschaft mit dem afrikanischen Bischof, auch überliefert er uns manche Notizen über denselben. Eine grosse Rolle spielte Cyprian in den donatistischen Streitigkeiten. Die Donatisten erkannten die Gültigkeit der Ketzertaufe nicht an; sie konnten sich auf Cyprian und auf das bekannte Konzil berufen. Allein Augustin trat, so gut es gehen wollte, als Verteidiger Cyprians auf; seine gewichtige Stimme erhielt ihm den Ruhm eines orthodoxen Kirchenlehrers, allein Cyprians Gestirn begann doch zu erbleichen; in Augustin war ein neues, viel heller leuchtendes in der Kirche aufgegangen; neue Probleme waren formuliert, neue Lösungen versucht worden, für diese veränderten geistigen Regungen reichte die Kraft der cyprianischen Schriften nicht mehr aus. Doch zählt Cyprian stets zu den Zeugen der reinen Glaubenslehre im Abendlande.) Im Orient sind selbstverständlich seine Spuren bei weitem geringer, doch ist er auch hier nicht ganz ohne Einwirkung geblieben. Eusebius beschäftigt sich mit unserem Kirchenvater. 4) Wir sehen aus seinen Angaben, dass manche Briefe Cyprians auch in den Orient gelang

1) div. inst. V 1 und V 4.

2) Götz, Gesch. der cypr. Litt. p. 49.
3) Vgl. das sogenannte Decretum Gela-

sianum de libris recipiendis et non recipiendis.

4) hist. eccl. VI 43 VII 3.

ten. Auf dem Konzil von Ephesus wurden Aussagen Cyprians als eines Zeugen der Wahrheit angerufen. Selbst in das griechische und in das syrische Kirchenrecht ist manches von Cyprian eingedrungen. Übrigens trübt sich vielfach das Bild Cyprians im Orient, da seine Persönlichkeit mit der des Magiers Cyprian von Antiochien zusammenfliesst. 1)

Eine richtigere Würdigung Cyprians hat die Neuzeit gewonnen, indem sie die Bedeutung desselben in seiner praktischen Wirksamkeit richtig erkannt hat. Die Idee der kirchlichen Einheit und die damit im Zusammenhang stehende Auffassung des Episkopats ist zu einem nicht geringen Teil sein Werk.

Das Material liefert in reicher Weise HARNACK, Geschichte der altchristl. Litteratur 1,701. Eine Bearbeitung des Materials gibt K. Görz, Geschichte der cyprianischen Lit teratur bis zu der Zeit der ersten erhaltenen Handschriften, Basel 1891 (Marburger Dissertation).

Die handschriftliche Ueberlieferung Cyprians ist eine sehr umfangreiche. Wir können hier nur eine kurze Uebersicht geben. Für die Traktate hat HARTEL benutzt Seguerianus-Parisinus 10592 s. VI/VII (teilweise verstümmelt); Taurinensis s. VI, Aurelianensis 131 (olim Floriacensis) s. VII; den verschollenen Veronensis, über dessen Lesarten wir aber unterrichtet sind (vgl. HARTEL p. X); von den jüngeren Codices zog HARTEL besonders in Betracht den Wirceburgensis theol. 145 s. VIII/IX; den Sangallensis s. IX, den Parisinus 13047 (olim Sangermanensis 841) und (für die testimonia) den Sessorianus 58 s. VIII IX. Für die Briefe ist der älteste und wichtigste Codex der Bobiensis s. VI, von dem ein Teil in Turin, ein Teil in Mailand ist; ausserdem wurden von HARTEL drei Familien in den Vordergrund gestellt: a) Laureshamensis-Vindobonensis 962 s. IX; Casinas 204 s. X; Parisinus 1647 A s. IX/X; b) Monacensis 208 s. IX; Trecensis 581 s. VIII/IX; Reginensis 118 s. X; c) Reginensis 116 s. IX; Corbeiensis 720 = Parisinus 12126 s. IX. Vgl. MIODONSKI, Dissert. class. philol. acad. lit. Cracov. t. XVI p. 393 ff. — P. CORSSEN, Der cyprian. Text der acta apostolorum (Progr.) Berlin 1892; J. WORDSWORTH, Old latin biblical texts No. II, Oxford 1886; M. MANITIUS, Zu Cyprian, Zeitschr. f. österr. Gymn., Bd. XXXIX (1888).

Ins Griechische wurden übersetzt die sententiae episcoporum, sowie die Briefe Cyprians an Quintus u. Fidus (71, 64); aus dem Griechischen ins Syrische im Jahr 687; vgl. P. DE LAGARDE, Reliquiae iuris ecclesiastici antiquissimae graece 1856 p. 37 und Reliquiae iur. eccles, antiq. syriace 1856 p. 62; MARTIN in Pitra, Anal. sacra T. ÏV.

Ausgaben Cyprians. Vgl. HARTEL III p. LXX. Die editio princeps ist eine Romana vom Jahre 1471, besorgt von Joannes Andreas episcopus Aleriensis, der dann andere folgten. Die Emendation des Schriftstellers auf Grund handschriftlichen Materials nahm Erasmus in Angriff in der Basler Ausgabe vom Jahre 1520. Einen Fortschritt in der Emendation begründete die Ausgabe, welche bei Paulus Manutius in Rom 1563 erschien. Auf einer neuen handschriftlichen Grundlage ruht die editio Moreliana (Paris 1564). Einen Rückschritt machte die editio Pameliana (Antwerpen 1568). Vortrefflich ist wieder die Ausgabe des Nic. Rigaltius vom Jahre 1648. Weiter ist zu nennen die Oxforder Ausgabe vom Jahre 1682, deren Herausgeber Fell und Pearson waren. Nicht zu Ende kam mit seiner Ausgabe St. Baluzius, der viel handschriftliches Material gesammelt hatte; sie vollendete nach dem Tod des Baluzius (1718) Prud. Maranus. Von den folgenden Editoren verdient Erwähnung nur Krabinger, der einzelne Schriften Cyprians herausgab. Tüb. 1853. 1859. Die massgebende Ausgabe ist jetzt die von W. HARTEL in Corpus script. eccles. latin. vol. III (Wien 1871). Es sind 3 Teile, I enthält die Traktate; II die Briefe; III die Apokryphen, die Indices und die umfangreiche Praefatio. (Zu vgl. die eingehende Recension von P. DE LAGARDE, abgedr. in den Symmicta, Götting. 1877 p. 65). De cath. eccles. unitate ed. HYDE, Buckington 1853. Uebersetzungen. Auserlesene Schriften Cyprians von KRABINGER Augsb. 1848 und von UHL u. A. in der Bibl. der Kirchenväter, 2 Bde. 1869-79.

5. Novatianus.

740. Biographisches. Unter dem römischen Klerus war zur Zeit Cyprians ohne Zweifel Novatian die bedeutendste Erscheinung. Selbst sein Gegner

1) ZAHN, Cyprian von Antiochien, Erlangen 1882.

Cyprian muss ihm eine hohe philosophische und rhetorische Bildung zuerkennen. Und das Wenige, das von ihm erhalten ist, bestätigt vollkommen dieses Urteil; besonders lassen die zwei Briefe, die er im Namen des römischen Klerus an Cyprian richtete, den feingebildeten Mann erkennen. Seine Bedeutung scheinen auch die massgebenden kirchlichen Kreise Roms frühzeitig erkannt zu haben; denn obwohl er nur die klinische Taufe erhalten, wurde er doch zum Presbyter ordiniert, also zu seinen Gunsten von dem Herkommen abgewichen. Eine Christenverfolgung veranlasste ihn zur Flucht, doch auch in seinem freiwilligen Exil hielt er die Beziehungen mit Rom aufrecht und richtete Schreiben gegen die Juden dahin; eines derselben, über die jüdischen Speiseverbote (de cibis Iudaicis), ist uns erhalten; in demselben fällt die gewinnende und einschmeichelnde Art, mit der er sich zu den Adressaten in Beziehung setzt, auf. Wir erkennen leicht den ehrgeizigen Mann, der sich einen Anhang zu verschaffen sucht. Diesen Anhang muss er auch gewonnen haben; denn als nach der bekannten Sedisvakanz des Jahres 251 Cornelius zum Bischof der römischen Gemeinde erwählt worden war, machte er diesem den Bischofsstuhl streitig und liess sich durch drei Bischöfe Italiens weihen. Damit war Novatianus Schismatiker geworden. Das Schisma erschütterte die Kirche nicht wenig, und Cornelius konnte nur mit Mühe seine allgemeine Anerkennung durchsetzen. Die Trennung war noch dadurch kompliziert, dass auch eine dogmatische Frage, die Wiederaufnahme der Gefallenen in die Gemeinschaft der Gemeinde, hereinspielte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Novatian, um seiner Trennung von der Kirche ein glänzenderes Relief zu geben, in dieser Streitfrage sich im Gegensatz zu früheren Anschauungen auf die Seite der Rigoristen stellte; er erschien jetzt als der sittenstrenge, an der alten Disziplin festhaltende Bischof gegenüber dem laxen Cornelius. Und das mag der Grund gewesen sein, dass sogar ruhmreiche und standhafte Bekenner auf seiner Seite standen. Auch hatte ein von Cyprian exkommunizierter Presbyter Novatus mit Novatian gemeinsame Sache gemacht und selbst eine Schwenkung zum Rigorismus in der Frage der lapsi nicht gescheut. An gegenseitigen Beschimpfungen fehlte es natürlich in dem Kampfe nicht; die Gegner warfen sich die schlimmsten Vergehen vor. Allein der Kampf endete mit dem Siege des Cornelius, auch hier hatte sich gezeigt, dass die Mittelstrasse, welche die Kirche so oft eingeschlagen, in der That die goldene Strasse war. Eine Kirche der Heiligen zu schaffen, erwies sich als eine Unmöglichkeit, mochte Novatian noch so sehr auf das Evangelium hinweisen. Die Kämpfe gegen die Novatianer können noch längere Zeit hindurch verfolgt werden. Wir haben in der cyprianischen Sammlung einen Traktat gegen die Novatianer (§ 732), der die Frage der lapsi behandelt; Reticius, Bischof von Autun, zur Zeit Constantins schrieb ein grosses Werk gegen die Schismatiker; der Erlass Constantins gegen die Ketzer führt auch die Novatianer auf; Pacianus, der unter Theodosius starb, schrieb contra Novatianos; es sind dies drei Briefe an den Novatianer Sympronianus.

Ueber die philosophische und rhetorische Bildung des Novatian vgl. Cyprian ep. 55, 24 jactet se licet (Novatianus) et philosophiam vel eloquentiam suam superbis

vocibus praedicet. Die stoische Philosophie war es, die ihm die Syllogistik lehrte. Darauf spielt Cypr. 55, 16 an: alia est philosophorum et Stoicorum ratio, qui dicunt omnia peccata paria esse et virum gravem non facile flecti oportere. Vgl. Wochenschr. f. kl. Philol. 1894, 1030.

Ueber seine hohe Wertschätzung der hl. Schrift vgl. Cyprian 44, 3 (Novatianus eiusque asseclae) se adsertores evangelii et Christi esse confitentur; 46, 2.

Das Zeugnis des Hieronymus über die Schriftstellerei Novatians lautet (de vir. inlustr. 70): Novatianus, Romanae urbis presbyter, adversus Cornelium cathedram sacerdotalem conatus invadere, Novatianorum quod Graece dicitur zadaowv dogma constituit nolens apostatas suscipere paenitentes. Huius auctor Novatus Cypriani presbyter fuit. Scripsit autem

1. de pascha. Harnack regt die Frage an, ob nicht der pseudocyprianische, im Jahre 242/43 geschriebene Traktat de pascha computus mit dieser Schrift identisch ist (Geschichte der altchristl. Lit. 1, 653);

2. de sabbato;

3. de circumcisione. Ueber das Ziel der beiden Schriften handeltNovatian de cib. iud. c. 1: duabus epistolis superioribus, ut arbitror, plene ostendi, in quibus probatum est prorsus ignorare illos quae sit vera circumcisio et quid verum Sabbatum, unter Hieronymus' Namen läuft eine ep. de vera circumcisione um (MIGNE T. XXX 188); allein dieselbe kann nicht die novatianische sein (HARNACK 1. c. p. 653);

4. de sacerdote;

5. de oratione; (vgl. BERNOULLI, Der Schriftstellerkatalog des Hieron., Freib. 1895 p. 43);

6. de cibis Iudaicis ist uns erhalten;

7. de instantia (vgl. CASPARI, Quellen, III p. 428 n. 284);

8. de Attalo multaque alia et

9. de trinitate grande volumen, quasi eniτoμǹv operis Tertulliani faciens, quod plurimi nescientes Cypriani aestimant.

Dazu kommen

10. Briefe. Es sind uns davon zwei in der cyprianischen Sammlung erhalten (ep. 30 und 36). Andere sind verloren gegangen (Hieron. ep. 10, 3 verlangt epistulas Novatiani, ut dum schismatici hominis venena cognoscimus, libentius sancti martyris Cypriani bibamus antidotum; vgl. ferner 36, 1).

Litteratur: Ueber Novatian vgl. den Artikel HARNACKS in der Theol. Realencykl. von HERZOG X 652. Ausgabe von J. Jackson Lond. 1728; MIGNE, Patrolog. curs. compl. 3, Paris 1844 p. 885.

741. Zwei Briefe Novatians. In der cyprianischen Briefsammlung finden sich einige Briefe, welche während der Verwaisung des römischen Stuhls nach dem Tode Fabians im Jahre 250 vom römischen Klerus an Cyprian gerichtet wurden. Von denselben erregen unsere Aufmerksamkeit durch die Vortrefflichkeit der Darstellung besonders die Briefe nr. 30 und nr. 36. Wir geben eine kurze Analyse dieser Briefe. Der erste Brief nimmt den Eingang von dem Gedanken her, dass, obwohl ein gutes Gewissen in allen Handlungen das Entscheidende bleiben muss, doch auch der Beifall von seiten der Brüder Gegenstand unserer Wünsche werden kann. Dieser allgemeine Gedanke findet seine Anwendung auf Cyprian, der in der Streitfrage über die lapsi sich der Übereinstimmung und Mitwirkung des römischen Klerus versichern wollte. Das Schreiben betont dann die Notwendigkeit einer strengen Zucht, wie sie von Anfang an in der Kirche bestanden, und geht dann auf die Art und Weise, wie die Bussdisziplin gegen die verschiedenen Arten der Gefallenen ausgeübt wird, näher ein; es werden auch die verurteilt, welche sich noch einen gewissen Schein der Glaubenstreue wahren wollen; mit besonderem Nachdruck wird aber die Notwendigkeit der Reue bei den Gefallenen und die Notwendigkeit der strengen Zucht von seiten der Kirche hervorgehoben. Auch die Bekenner geben, wie ihr Schreiben zeigt, denselben sittlichen Ernst in der Frage kund. Der Brief spricht dann in wärmsten Worten Cyprian den

Dank für die den eingekerkerten Christen gewidmete grosse Sorgfalt aus und kehrt wieder zum Thema zurück; er teilt mit, dass die Römer in der gleichen Sache nach Sizilien geschrieben haben. Eine definitive Entscheidung der Frage, fährt das Schreiben fort, ist zwar jetzt, solange der römische Bischofssitz verwaist ist, nicht möglich; ist der Friede der Kirche wiedergegeben, so soll die Entscheidung in einer Versammlung aller Treugebliebenen getroffen werden. Den Gefallenen wird inzwischen Geduld, Ablassen von allem Drängen, Bescheidenheit, Einkehr in sich selbst empfohlen. Sie sollen um Aufnahme in die Kirchengemeinschaft bitten, aber in aller Demut, sie sollen eingedenk sein, dass der Herr die Gnade, aber zugleich die Strafe in seinen Händen hat, dass er nicht bloss den Himmel, sondern auch die Hölle bereit hält. Vor der Einsetzung des neuen Bischofs will der römische Klerus keine Entscheidung bezüglich der Gefallenen treffen, nur denen, die sich in Todesgefahr befinden, soll, im Fall sie aufrichtige Reue zeigen, geholfen werden.

Auch der 36. Brief betrifft wieder die Sache der Gefallenen und ist eine Antwort auf einen Bericht Cyprians, der uns im 35. Briefe vorliegt. Die Gefallenen waren nämlich anmassend aufgetreten und behaupteten, sie hätten alle bereits durch den Martyrer Paulus den Frieden erhalten; sie brauchten also eigentlich gar nicht um denselben zu bitten. Cyprian ist aber, wie er schreibt, angesichts dieses Vorgehens der Gefallenen entschlossen, die Strenge des Evangeliums in Anwendung zu bringen. Die von Novatian verfasste Antwort des römischen Klerus billigt vollkommen das Verfahren Cyprians in der Streitfrage und tadelt scharf das ungestüme, anmassende Wesen der Gefallenen. Schon in der Thatsache, dass sie um den Frieden nachsuchen, liegt, wie das Schreiben dialektisch entwickelt, die Notwendigkeit, sich der Entscheidung der massgebenden Organe zu fügen. Wenn die lapsi weiterhin die Autorität der Martyrer in Gegensatz zu dem Evangelium stellen, so ergeben sich daraus die gefährlichsten Konsequenzen; das Martyrium ruht ja auf dem Festhalten am Evangelium. Die Römer halten es geradezu für undenkbar, dass die Martyrer, welche ihr Leben liessen, um nicht opfern zu müssen, die Gefallenen, welche zum Götzenopfer sich herbeigelassen, jetzt unterstützen; eine Bestätigung dieser Ansicht liege darin, dass die lapsi sich jetzt an die Bischöfe wenden. Auch in diesem Schreiben betrachtet der römische Klerus als erste Pflicht für die lapsi, ernstlich Busse zu thun, und er rät daher Cyprian an, eine zuwartende Haltung einzunehmen; zugleich sprechen die Römer ihre Überzeugung aus, dass die lapsi durch fremde Einflüsterungen zu ihrer Unbotmässigkeit verleitet wurden und spenden zugleich ein warmes Lob der karthagischen Kirche. Zuletzt wird noch eines Privatus aus Lambaesis gedacht, über den Cyprian in einem nicht mehr erhaltenen Schreiben berichtet hatte. In der Differenz, die zwischen diesem Manne und Cyprian sich gebildet, stellte sich Rom auf seite des karthagischen Bischofs und teilte mit, dass es einem Sendling des Privatus, mit Namen Futurus, der den römischen Klerus zu einer schriftlichen Kundgebung veranlassen wollte, kein Gehör geschenkt habe.

Die Autorschaft der beiden Briefe. Dass der 30. Brief von Novatian ver

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