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7. Jahrhunderts), denn er stellt das Band zwischen den naturhistorischen Studien Suetons und denen des Mittelalters dar.

Ueber das Fortleben Suetons im allgemeinen vgl. REIFFERSCHEID p. 473. Ueber das Fortleben der historischen Schriften vgl. Rотн p. XVI; RANKE, Analekten p. 345; W. SCHMIDT, De Romanorum imprimis Suetonii arte biographica, Marburg, 1891 p. 46 (in Bezug auf die Komposition).

Die Excerpte aus den Kaiserbiographien. RоTH hat drei Exemplare beschrieben: 1. die Leipziger Excerpte s. XIV; 2. die Pariser n. 8818 s. XI; 3. die Excerpta von Notre-Dame 188 s. XIII. Nr. 1 und 2 enthalten dieselben Excerpte; Nr. bietet reichlichere Excerpte (ROTH p. XXXII).

Versifikationen nach Sueton. Wir haben gesehen, dass die historischen Werke Suetons zu metrischen Uebungen benutzt wurden, Ausonius nahm sich die vitae Caesarum vor, Paulinus das Werk de regibus. Aber auch das Pratum bot geeigneten Stoff zu Versübungen dar. So wurden die Namen der Tage, der Monate in Verse gebracht (vgl. die Zusammenstellung bei REIFFERSCHEID p. 297, auch hier finden wir Ausonius thätig). Selbst in das Mittelalter erstreckten sich diese Uebungen hinein. Am wichtigsten sind die Hexameter über die Winde, weil uns hier der Suetonische Ursprung überliefert ist durch den Titel: versus de XII ventis Tranquilli physici. Dieses metrische Exercitium fand Oehler in dem Brüsseler Codex n. 10721 s. XII. Zuerst publizierte die Verse RITSCHL, Rhein. Mus. 1 (1841) p. 130 = opusc. 3, 835; ihm folgte BECKER, Isidor de nat. rerum p. XVIIII und REIFFERSCHEID p. 304. Neumann fand nach einer Mitteilung von Götz (Fleckeis. Jahrb. 117 [1878] p. 768) in einem Venetus s. XV (class. XII cod. 69) dieselben Verse.

2. P. Annius Florus.

537. Bellorum Romanorum libri duo. Augustin spricht einmal von Historiken, deren Ziel gewesen sei, nicht sowohl die Kriege des römischen Volkes zu erzählen, als das römische Reich zu loben. Er hat Florus im Auge. Sein Buch ist in der That kein Geschichtswerk, das diesen Namen verdient, sondern ein Panegyrikus. Gewiss musste jeden Römer die grossartige Geschichte seines Volkes, das von kleinen Anfängen aus sich die Herrschaft über die Welt errungen hatte, mit hoher Bewunderung erfüllen. Bisher hatten die römischen Historiker jedoch ihre Aufgabe darin erblickt, die Leserwelt zu unterhalten und zu belehren; jetzt tritt ein Mann auf, der seine Leser begeistern und zum Staunen hinreissen will. Auf die Grossthaten des römischen Volkes ist daher sein Blick vor allem gerichtet, und als Grossthaten betrachtet von jeher der grosse Haufe nicht die stille segensreiche Arbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft, Kunst und der staatlichen Institutionen, sondern die siegreichen Kriege. Des Florus Geschichtswerk musste daher im wesentlichen eine Geschichte der von den Römern geführten Kriege werden. Aber ein Panegyrikus braucht einen Helden. Unser Panegyriker schuf sich einen solchen in dem populus Romanus. Er sagt also nicht, der oder jener Konsul hat diesen oder jenen Sieg erfochten, sondern der populus Romanus hat unter dem oder jenem Konsul da oder dort glorreich gesiegt. Und so sehr beherrschte den Autor sein Held, dass dieser nicht selten als selbstverständliches Subjekt einer Schilderung angesehen wird. Aber noch mehr. Jedem, der auch nur einen Blick in die römische Geschichte geworfen, musste der Auf- und Niedergang in derselben vor Augen treten. Auch unserem Florus waren diese Wandlungen nicht entgangen, und er zog daraus die Konsequenzen für seine Helden. Er vermenschlichte seinen populus Romanus noch mehr und gab ihm Kindheit, Jünglingsalter, Mannesreife und Greisenalter. Die Kindheit des populus Romanus ist

die Königszeit, das Jünglingsalter die Zeit von der Vertreibung der Könige bis zur Unterwerfung Italiens; die Mannesreife umschliesst die Epoche von der Eroberung Italiens bis auf Augustus; es sollte dann das Greisenalter folgen, allein die Kaiserzeit stellt der Panegyriker nicht mehr dar. Hier war für seinen populus Romanus kein Platz mehr, an seine Stelle hätte jetzt der imperator treten müssen und wirklich sehen wir bei den Kriegen des Augustus, wie der Held von der Bildfläche verschwindet und durch den imperator ersetzt wird. Aber es wäre doch eine grosse Rücksichtslosigkeit gegen den Herrscher gewesen, dessen Regierung in die senectus einzureihen. Er macht ihm daher das Kompliment, dass nach einem langen Hinsiechen der populus Romanus jetzt sich wieder verjünge. Wer ist dieser Kaiser? Es ist Hadrian, denn Florus rechnet von (der Geburt des) Augustus (63 v. Ch.) bis zum Jahre, in dem er das Werkchen schrieb, etwas unter 200 Jahre. Damit kommen wir etwas vor 137 n. Ch. Und damit stimmt, dass Traians Regierung als abgeschlossen erachtet wird.

Das Büchlein hat in den Quellen eine verschiedene Einteilung erfahren, die Heidelberger zählt vier Bücher, die Bamberger zwei. Die letztere ist die richtige, denn sie kann als eine von dem Autor gewollte aufgezeigt werden. In dem ersten Buch stellt er nämlich die infantia und adulescentia ganz dar, aus der iuventus aber nur die auswärtigen Kriege bis auf Pompeius und Cäsar, dem zweiten Buch weist er die inneren Unruhen dieses Zeitraums zu, beginnend mit den Gracchen, und gibt noch als Anhang die von Augustus geführten Kriege. Den Schluss des Panegyricus bildet die Überreichung der römischen Fahnen durch die Parther, die Schliessung des Janustempels und der Hinweis auf die Konsekration des Augustus.

Auch der Titel des Werkchens wird in den beiden Quellen nicht identisch überliefert. Keine der beiden Überlieferungen ist authentisch. Am wahrscheinlichsten erscheint nach der oben angezogenen Stelle Augustins der Titel: Bellorum Romanorum libri duo.

Die Ueberlieferung, die wir gleich hier behandeln müssen, weil ihre Kenntnis für das Folgende von Wichtigkeit ist, beruht vorzugsweise auf zwei Quellen, dem Bambergensis s. IX und dem Nazarianus s. IX in Heidelberg. Die grosse Schar der übrigen Handschriften hat man bisher als zu getrübte Quellen vernachlässigt, in jüngster Zeit hat man angefangen, auch diesen Aufmerksamkeit zuzuwenden; allein diese Untersuchungen sind noch nicht zu einem befriedigenden Abschluss gebracht. Vgl. J. W. BECK, Comment. Wölffl. p. 161; Observ. crit. et palaeogr., Groningen 1891; SCHMIDINGER, Fleckeis. Jahrb. Suppl. 20 p. 806.

Der Titel des Werkes ist im Bambergensis: epithoma Juli Flori de Tito Livio. Bellorum omnium annorum septingentorum libri n. duo; im Nazarianus: L. Annei Flori epitoma de Tito Livio in vier Büchern. August. de civit. dei III 19 secundo autem bello Punico nimis longum est commemorare clades duorum populorum tam longe secum lateque pugnantium, ita ut his quoque fatentibus, qui non tam narrare bella Romana quam Romanum imperium laudare instituerunt, similior victo fuerit ille qui vicit. Danach meint SPENGEL p. 334 Anm. 1, dass Augustin den Titel, welchen die Bamberger Handschrift trägt, epitoma bellorum omnium annorum DCC kannte; MÜLLER, Fleckeis. Jahrb. 1871 p. 568 vermutet als Titel: historia bellorum Romanorum annorum DCC. Richtig wohl WACHSMUTH, Einleit. in die alte Gesch. p. 610: Beliorum Romanorum libri duo.

Die Abfassungszeit ergibt sich aus der Stelle Praef. 8: a Caesare Augusto in saeculum nostrum haut multo minus anni ducenti, quibus inertia Caesarum quasi consenuit

atque decoxit, nisi quod sub Traiano principe movit lacertos et praeter spem omnium senectus imperii quasi reddita iuventute reviruit (Nazar.: revirescit). Wir können daher nicht GOSSRAU beipflichten, welcher die Entstehung des Werkchens unter Traian ansetzte (De Flori qua vixerit aetate, Quedlinb. 1837), auch nicht UNGER, der es unter Marcus Aurelius (um 167) entstanden sein lässt (Philol. 43, 443). Die absurde Ansicht Titzes, dass die Schrift unter Augustus verfasst und durch spätere Zusätze entstellt sei, verdient kaum eine Erwähnung. Vgl. MIODÓNSKI, Anz. d. Krakauer Akad. 1891 p. 219.

Die Gliederung des Stoffs. Prooem. 5 prima aetas sub regibus fuit prope per annos quadringentos, quibus circum urbem ipsam cum finitimis luctatus est. haec erit eius infantia. sequens a Bruto Collatinoque consulibus in Appium Claudium Quintum Fulvium consules centum quinquaginta annis patet, quibus Italiam subegit. hoc fuit tempus viris armis incitatissimum, ideoque quis adulescentiam dixerit. deinceps ad Caesarem Augustum centum et quinquaginta anni, quibus totum orbem pacavit. hic iam ipsa iuventus imperii et quasi robusta maturitas. a Caesare Augusto in saeculum nostrum haut multo minus anni ducenti, quibus inertia Caesarum quasi consenuit atque decoxit, nisi quod sub Traiano principe movit lacertos et praeter spem omnium senectus imperii quasi reddita iuventute reviruit (Naz.: revirescit). Die infantia wird 1, 2 durch eine anacephalaeosis abgeschlossen; die adulescentia 1, 17. Es beginnt die iuventus; 1, 34 heisst es: si quis hanc tertiam eius aetatem transmarinam, quam ducentorum annorum fecimus, dividat, centum hos priores, quibus Africam, Macedoniam, Syriam, Hispaniam domuit, aureos, sicut poëtae canunt, iure meritoque fateatur, centum sequentes ferreos plane et cruentos et si quid immanius. Auf das bellum Parthicum (47) folgt eine anacephalaeosis; hier heisst es: posteri centum (anni), quos a Carthaginis, Corinthi Numantiaeque excidiis et Attali regis Asiatica hereditate deduximus in Caesarem et Pompeium secutumque hos, de quo dicemus, Augustum. Dessen auswärtige Kriege werden dem zweiten Buch zugewiesen. Weiterhin sagt er am Schluss des Kapitels: hos omnis domesticos motus separatos ab externis iustisque bellis ex ordine persequemur. Damit macht er einen festen Einschnitt. Das zweite Buch hebt an mit den gracchischen und anderen Unruhen und geht zu den Bürgerkriegen über, die 21 beendet werden: hic finis armorum civilium: reliqua adversus exteras gentes; 22 behandelt das bellum Noricum.

538.

Charakteristik. Florus darf nicht als Historiker beurteilt werden; sein Werkchen hat zur Voraussetzung die römische Geschichte, aber es ist keine eigentliche Darstellung derselben. Vorwiegend die Ruhmesthaten des römischen Volkes sind die Welt seines Buches. Aber da diese Welt keine Welt der Erkenntnis sondern der Bewunderung ist, liegt dem Autor an der genauen Feststellung des Thatsächlichen sehr wenig, historische Schnitzer hat er in Hülle und Fülle verbrochen. Entlegene Quellen wurden von ihm natürlich nicht aufgesucht, für seine Ziele genügten die landläufigen Geschichtsbücher, vor allem Livius, vielleicht sogar nicht einmal im Original, sondern in einem Auszug.1) Allein es ist nicht seine einzige Quelle und wenn in der Überlieferung sein Panegyrikus als eine Epitoma de Tito Livio genannt wird, so entspricht diese Bezeichnung weder den thatsächlichen Verhältnissen, noch den Intentionen des Verfassers. Diese ist vielmehr nur daraus zu erklären, dass Livius in den späteren Zeiten als der Geschichtschreiber der republikanischen Zeit angesehen wurde. Ausser Livius hatte er auch Sallust gelesen; dass er weiterhin Senecas des Vaters Werk über den Bürgerkrieg benutzte, ist wahrscheinlich, denn auch bei Seneca fand sich die Betrachtung der römischen Geschichte nach Lebensaltern, wenngleich in etwas anderer Fassung. Selbst Dichter mussten dem wenig skrupulösen Mann Material liefern, wie Lucanus. Also dem Geschichtsforscher bietet unser Werkchen wenig oder nichts. Sein litterarischer Wert ruht lediglich in der Darstellung. Und diese verrät den geistreichen, poetisch angehauchten, aber

1) WACHSMUTH, Einleit. in die alte Geschichte p. 610.

masslosen und durch keinen reinen Geschmack ausgezeichneten Stilisten. In Bildern soll die römische Geschichte vor den Augen des Lesers vorüberziehen. Diese Bilder recht wirksam zu gestalten, ist sein vorzüglichstes Ziel. Er braucht daher Anschaulichkeit, und um diese zu erzielen, ist ihm der Vergleich ein notwendiges Hilfsmittel. Die Metaphern durchziehen das ganze Werkchen und verleihen der Erzählung ein dichterisches Kolorit. Aber nicht bloss bilderreich ist Florus' Darstellung, sondern auch sehr oft epigrammatisch zugestutzt. Wendungen wie hodie Samnium in ipso Samnio requiratur (1, 11, 8) werden noch in unseren Tagen gern nachgeahmt. Auch die Wärme und die Begeisterung thut uns wohl, mit der der Historiker seinen Stoff erfasst hat; er kennt nichts Höheres als das römische Reich, das er sich nur durch das Zusammenwirken der Virtus und der Fortuna entstanden denken kann. Aber trotz seines Enthusiasmus für Rom und seine Geschichte wahrt er sich doch das Recht, Ereignisse vom höheren Standpunkt der Sittlichkeit aus zu beurteilen; er teilt auch Tadel aus und — obwohl die Römer in seinen Augen in der Regel die Angegriffenen waren und ihnen ihre Kriege aufgezwungen wurden entfährt ihm doch einmal das Geständnis von der Schuld der Römer. Diese Eigenschaften würden sicherlich ausreichen, den Panegyrikus zu einer recht fesselnden Lektüre zu machen; allein sie treten in den Schatten durch die Masslosigkeit des Autors, dem der Sinn für das einfach Schöne verschlossen blieb. Seine Bilder häuft er in einer Weise, dass sie nicht mehr die Anschaulichkeit, sondern die Ermüdung des Lesers hervorrufen, und manche Bilder wie die Kriegsfackel sind stationär geworden; selbst seine sprachlichen Mittel hetzt er zu Tode, so hat man ihm nachgerechnet, dass er in der kleinen Schrift nicht weniger als 125mal quasi und 75mal quippe gebraucht.) Seine Aperçus sind oft zu spitzig und verfehlen dadurch des Eindruckes. Die Sucht, geistreich zu sein, führt ihn häufig auf die Bahn der Geschmacklosigkeit. Sein Enthusiasmus für seinen Helden hindert den ruhigen Fluss der Erzählung, indem er fortwährend seine Ergüsse der Bewunderung einstreut, und gestaltet sich zu einer Quelle zahlloser Übertreibungen. Endlich sind auch nicht selten seine Urteile wie über die Tribunen, die Gracchen, Livius Drusus schief, weil sie nicht aus der Tiefe historischer Erkenntnis gewonnen sind. 2)

So stehen sich Licht- und Schattenseiten bei diesem Schriftsteller gegenüber und man begreift, dass die Beurteilung desselben zwischen Lob und Tadel schwanken konnte. Allein kein Zweifel, die Schattenseiten sind stärker als die Lichtseiten.

Gelesen wurde das Schriftchen viel, Orosius und Jordanes haben daraus geschöpft, selbst die Byzantiner wie Malalas 3) sind nicht an ihm vorübergegangen, die Zahl der Handschriften ist daher sehr gross.

Die Lebensalter des röm. Volkes bei Lactantius. Inst. div. 7, 15, 14 non inscite Seneca Romanae urbis tempora distribuit in aetates. primam enim dixit infantiam sub rege Romulo fuisse, a quo et genita et quasi educata sit Roma; deinde pueritiam sub ceteris regibus, a quibus et aucta sit et disciplinis pluribus institutisque formata: at vero Tarquinio regnante, cum iam quasi adulta esse coepisset, servitium non tulisse et reiecto

1) SPENGEL p. 326.

2) SPENGEL p. 333.

3) 8 p. 211, 2 Bonner Ausg.

superbae dominationis iugo maluisse legibus obtemperare quam regibus, cumque esset adulescentia eius fine Punici belli terminata, tum denique confirmatis viribus coepisse iuvenescere. sublata enim Carthagine, quae diu aemula imperii fuit, manus suas in totum orbem terra marique porrexit, donec regibus cunctis et nationibus imperio subiugatis, cum iam bellorum materia deficeret, viribus suis male uteretur, quibus se ipsa confecit. haec fuit prima eius senectus, cum bellis lacerata civilibus atque intestino malo pressa rursus ad regimen singularis imperii reccidit quasi ad alteram infantiam revoluta. amissa enim libertate, quam Bruto duce et auctore defenderat, ita consenuit, tamquam sustentare se ipsa non valeret, nisi adminiculo regentium niteretur. Die Einteilungen des Lactantius und die des Florus decken sich, wie man sieht (vgl. VoSSIUS, De hist. 1 c. 30), nicht. Manche Gelehrte halten trotzdem an der Ansicht fest, dass Lactantius nur irrtümlich Seneca genannt habe, und dass seine Einteilung die des Florus ist. So Salmasius, SPENGEL p. 346, UNGER, Philol. 43, 439. Allein da eine Verwechslung des Seneca und Florus dem Lactantius schwer zuzutrauen ist, werden wir doch daran festhalten müssen, dass zuerst Seneca der Vater (vgl. 334 p. 200), dann Florus jenen übrigens sehr naheliegenden Vergleich in Anwendung gebracht hat (ROSSBACH, Bresl. Stud. 2 Bd. 3 H. p. 165).

Ueber Florus als Historiker: HEYN, De Floro historico, Bonn 1866; RIESE, Ueber die Glaubwürdigkeit des Florus, Korrespondenzbl. der Westd. Zeitschr. 9, 216; SPENGEL p. 340; REBER, Das Geschichtswerk des Fl. p. 18 (historische Verstösse des Autor); EUSSNER, Philol. 37 (1877) p. 132.

Zu den Quellen gehört in erster Linie Livius: KÖHLER, Qua ratione T. Livii annalibus usi sint, Gött. 1860; (TRAUBE, Rhein. Mus. 40, 154). Ferner sind Lucanus (WESTERBURG, Rhein. Mus. 37, 35) und wahrscheinlich auch Seneca der Vater, vgl. ROSSBACH 1. c. benutzt. Ueber das Verhältnis des Florus zu Sallust vgl. MAURENBRECHER, Sall. hist. rel. p. 38, p. 42.

Ueber die Darstellung des Florus vgl. SPENGEL, Ueber die Geschichtsbücher des Florus (Abh. der Münchn. Akad. 9 Bd. 2. Abt. p. 319); REBER, Das Geschichtswerk des Florus, Freising 1865 (bes. 4. Stilistische Form des Werks p. 41); EUSSNER, Philol. 37 (1877) p. 133; WACHSMUTH, Einl. in die alte Gesch. p. 610. Eine Uebersicht der Beurteilungen des Florus gibt REBER p. 33.

539. Der Dichter Florus. Der Biograph Hadrians Spartianus berichtet von einem Dichter Florus, welcher scherzhafte Gedichte mit dem Kaiser wechselte. So schrieb er einst dem Kaiser: „Ich möchte nicht der Kaiser sein, nicht durch Britannien wandern und nicht die skythische Kälte aushalten“. Hadrian entgegnete: „Und ich möchte nicht Florus sein, nicht durch die Schenken wandern, nicht in den Kneipen mich verstecken, nicht die runden Mücken leiden". Durch Grammatikerzeugnis lernen wir den vollständigeren Namen dieses mit Hadrian verkehrenden Dichters kennen, er wird Annius Florus genannt. In der lateinischen Anthologie begegnet uns ebenfalls ein Florus, an einer Stelle werden von ihm 26 Tetrameter, an einer anderen 5 Hexameter angeführt. Es ist kaum zweifelhaft, dass der Florus der Anthologie der Hadrianische Dichter ist. Wir kennen wenigstens keinen anderen Dichter Florus als diesen. Die trochäischen Tetrameter, welche von ihm die Anthologie aufbewahrt hat, sind zierlich; es sind grösstenteils allgemeine Gedanken über das Leben. Vom Weib sagt er, dass es in seiner Brust ein Gift verborgen hat und dass, mag die Rede noch so süss sein, doch das Innere verdorben ist. Die Menschen sind in seinen Augen sämtlich gut von Natur aus, erst der Umgang macht sie bös. In einem andere. Gedicht verkündet er uns, dass es gleich schlimm ist, Geld zu haben und kein Geld zu haben, gleich schlimm stets zu wagen und stets bescheiden zu sein, gleich schlimm viel zu schweigen und viel zu reden, gleich schlimm die Freundin draussen und das Weib zu Hause, und, obwohl jedermann dies Alles weiss, handle doch niemand danach. Das Römertum stellt er sehr hoch; ein Kato ist ihm lieber als dreihundert Sokratesse. Ein Ehrenplatz gebührt dem Dichter. Neue Konsuln und Prokonsuln, heisst

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