Page images
PDF
EPUB

3. Dankrede für die Karthager, im Senat gehalten. Unverständliche Reste haben sich im Palimpsest Palatinus-Vaticanus 24 erhalten (p. 260).

Ausser diesen politischen Reden gab es von ihm auch Gerichtsreden; wir haben von folgenden Spuren:

4. Die Rede für die Bithyner. Ueber den Inhalt gibt Fronto Aufschluss p. 184 dixeram et prae me tuleram, satis me diligenter in ista oratione coniecturam, quae in crimine mandatae caedis verteretur, divisisse argumentis ac refutasse. Die Rede wurde später umgearbeitet und erweitert p. 183 in oratione Bithyna, cuius partem legisse te scribis, multa sunt nova addita, ut arbitror, non inornate: locus in primis de acta vita, quem tibi placiturum puto.

5. Rede für die Einwohner von Ptolemais vgl. CHARISIUS, GL. 1, 138, 11.

6. Rede gegen Herodes Atticus. Marcus kam diese Streitsache sehr ungelegen und er schrieb in dem Sinn an Fronto „uti quam honestissime negotium istud odiosissimum transigatur“ (p.41); dieser verspricht wenigstens nihil extra causam de moribus et cetera eius vita (se) dicturum (p. 42). Aber von der causa kann er natürlich nicht absehen: dicendum est de hominibus liberis crudeliter verberatis et spoliatis, uno vero etiam occiso; dicendum est de filio impio et praecum paternarum immemore; saevitia et avaritia exprobranda; carnifex quidam Herodes in hac causa est constituendus (p. 42). Illa ipsa de lesis et spoliatis hominibus ita a me dicentur, ut fel et bilem sapiant; sicubi graeculum et indoctum dixero, non erit internecivum (p. 43). Auf diese Sache beziehen sich die Briefe 2, 3, 4, 5, 6 des III. B. ad M. Caesarem.

[ocr errors]

7. Die Rede für Demonstratus Petilianus. Fronto schickte sie dem Verus. Da der Rhetor vernommen hatte, dass Asclepiodotus, der in dieser Rede angegriffen wurde, bei Marcus und Verus beliebt sei, hätte er sie gern unterdrückt, allein iam pervaserat in manus plurium quam ut aboleri posset (p. 111 und p. 137).

8. Reden für Saenius Pompeianus (p. 86). Saenius Pompeianus in plurimis causis a me defensus.

9. Rede gegen Pelops. Apollin. Sidon. epist. 8, 10 p. 188 Mohr. M. Fronto cum reliquis orationibus emineret, in Pelopem se sibi praetulit.

Dass aber Fronto auch noch in anderen Prozessen thätig war, ergibt sich aus (p. 169): adeo ut etiam duas amicorum causas non minimi laboris apud te tutatus sim.

Die Schrift Frontos gegen die Christen, die Minucius Felix bekämpft, hatte ebenfalls die Form der Rede. Minuc. Fel. c. 9 id etiam Cirtensis nostri testatur oratio; c. 31 Fronto non ut affirmator testimonium fecit, sed convicium ut orator aspersit. Ob die Rede allein die Anklage gegen die Christen zum Gegenstand hatte oder in eine andere Rede eingewoben war, lässt sich nicht mit voller Sicherheit entscheiden. Die erste Alternative ist die bei weitem wahrscheinlichere.

Ein grösseres Fragment einer Rede schreibt Marcus in einem Briefe (p. 14) ab; es handelt sich hier um die Frage, ut testamenta omnia ex longinquis transmarinisque provinciis Romam ad cognitionem tuam (d. h. der kaiserlichen) deferantur, was Fronto bekämpft. Auf Cicilien bezieht den Fall Niebuhr, indem er ad Anton. Pium 8, 5 (p. 169) vergleicht.

Apokryphe Schriften. Ohne Grund wurde von Parrhasius dem Fronto beigelegt das Schriftchen de nominum verborumque differentiis (BECK de differentiarum scriptoribus lat. p. 18); denn in der einzigen Handschrift, dem Neapolitanus s. VII/VIII ist kein Autor genannt (KEIL, GL. 7, 519). Missverständlich wurden auch die exempla elocutionum des Messius Arusianus dem Fronto zugeschrieben.

552. Charakteristik Frontos. Fand man in den entdeckten Fragmenten nicht das, was man erwartete, eine Fülle historischer Nachrichten, wichtige Züge aus dem sozialen Leben, interessante Mitteilungen aus der Litteratur, war nach dieser Seite die Enttäuschung eine völlig berechtigte, so fand man doch etwas, was trotzdem den Fund wertvoll machte, ein Spiegelbild vom Geiste jener Zeit. Wie entkräftet muss eine Epoche gewesen sein, wenn ein Mann wie sich Fronto in dem Briefwechsel uns darstellt, die Bewunderung der Zeitgenossen erregen konnte, wenn ein solcher Mann zum Prinzenlehrer erkoren wurde! Welche ernste Aufgabe konnte ein Geschlecht noch in Angriff nehmen, das in Wortkrämerei eine würdige Lebensaufgabe erblickte? Wie tief muss eine Litteratur gesunken sein, die ihr Heil in thörichter Wiedererweckung einer abgestorbenen Phraseo

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII. 3. Teil.

6

logie suchte! Es ist ein trauriges Bild, das uns die Fragmente entrollen, aber es ist ein völlig klares, das einer anderen Auffassung keinen Raum gibt. Frontos geistige Richtung steht für alle Zeiten fest. Das Höchste im menschlichen Leben ist ihm die Kunst der Rede; sie ist ihm die wahre Herrin des Menschengeschlechts, sie gebietet über Furcht, Liebe, Energie, sie besiegt die Frechheit, sie ist unsere Trösterin und Lehrerin (p. 122). Dem Herrscher ist das Wort die mächtigste Waffe; selbst der Feldherr ist ohne das Wort machtlos (p. 123. 128). Wenn es daher sein höchster Stolz ist, die beiden Thronfolger in diese edelste Disziplin eingeweiht zu haben (p. 95), so ist es andererseits auch seine unablässige Sorge, das Interesse der Prinzen für dieselbe wach zu erhalten (p. 155) und Regungen, welche der Redekunst feindlich entgegenstehen, niederzukämpfen. Als Marcus Aurelius der rhetorischen Tändeleien satt sich der Philosophie zuwandte (p. 75), geriet der alte Redemeister in eine grosse Erregung, und er ward nicht müde, ihm den Abgrund, vor dem er stehe, mit grellen Farben auszumalen. Was kann der Philosoph mit seinen gehörnten Trugschlüssen, mit seinen Häufelschlüssen uns bieten (p. 146)? Diese Quälgeister ruhen nicht, bis sie die schlanke Tanne auf den Boden herabgedrückt haben (p. 148). Wunderliche Leute (p. 184) diese Philosophen, sie reden so dunkel, dass sie ihre Schüler zwingen, fortwährend sich von ihnen Aufschluss zu erholen, und sie dadurch zu ewiger Knechtschaft verdammen (p. 152). Die Rhetorik, spottet er mit einem Anklang an die platonische Apologie, ist allerdings nur menschliche Weisheit und muss den Anspruch, eine göttliche zu sein, der Philosophie überlassen (p. 174); allein welche Schätze vermag die Beredsamkeit ihren Jüngern darzubieten? Was geht über ein schönes Prooemium, eine gelungene Narratio? Welche herrliche Beschäftigung ist es doch nur z. B. Synonyma zu sammeln, saftige Ausdrücke aufzuspähen, Lateinisches ins Griechische zu übertragen (p. 150)! Wäre es echte Beredsamkeit, so könnte man die überschwengliche Begeisterung Frontos für seine Kunst sich gefallen lassen. Allein es ist ein elendes Zerrbild, das sein Sinnen und Trachten erfüllt; denn die Frontonianische Rhetorik sieht fast ganz von der Sache ab und setzt den Schwerpunkt in den Kultus der Phrase; sie betrachtet als das Hauptgeschäft des Redners, Jagd nach Worten zu machen. Will nämlich der Redner, mochte Fronto sich denken, Eindruck auf den Zuhörer machen, so darf er nicht mit Worten und Wendungen operieren, welche sozusagen Gemeingut geworden sind, das Alltägliche erzielt keine Wirkung, er muss etwas Apartes, etwas Pikantes bringen. Hatte man früher allen Wert darauf gelegt, durch scharf zugespitzte Gedanken das Publikum für sich zu gewinnen, so sollten es jetzt die Worte thun. Wo aber solche finden? An geniale Neuschöpfungen dachte natürlich ein Mann wie Fronto nicht, auch die lebendige Volkssprache konnte für ihn keine Fundstätte sein, denn seine Welt waren die Bücher. Es blieb der bequeme Weg, hier abgestorbene Worte aufzuspüren und mittels derselben der Rede einen altertümelnden Anstrich zu geben. Zu dem Zwecke mussten natürlich die alten Autoren durchgelesen werden. Dadurch lebte eine Welt, die fast ganz vergessen war, wieder auf; von den Dichtern wurden besonders Plautus,

Accius, Lucretius und Ennius, von den Prosaikern Cato, Sallust und Gracchus studiert.

Schwierig war das Verhältnis Frontos zu Cicero. Ganz bei Seite konnte der berühmte Autor nicht gelassen werden, dazu hatte er sich zu tief in die Herzen seines Volkes eingegraben, allein das, was man suchte, seltene und unerwartete Worte, fand man doch zu wenig bei ihm. Nur seine Briefsammlung bot manches dar und ihre Lektüre konnte empfohlen werden. Ein absprechendes Urteil wagte der Rhetor dem berühmten Mann gegenüber nicht, ja er musste sogar ihn hie und da loben, allein man fühlt trotzdem, dass Cicero nicht sein Mann ist; dagegen tritt Fronto offen mit seiner Abneigung gegen Seneca vor, dessen geistreiche Manier, dem Gedanken eine Spitze zu geben, dem Wortkrämer nicht zusagen konnte (p. 155 fg.). Das Ergebnis der Lektüre der alten Autoren ist die in einem Heft niedergelegte Phrasensammlung. Ein solches Heft (p. 34, 253) war die Fundgrube für den Schriftsteller, dasselbe gewährte ihm die Mittel, der Rede colorem sincerum vetustatis appingere (p. 152). Selbstverständlich war mit der Anbringung solcher alten Worte das Werk des Stilisten nicht beendigt, es kam auch auf die Stellung der Worte an (p. 152); ferner waren auch die Kadenzen ins Auge zu fassen, so war Fronto bestrebt, in den gerichtlichen Reden die Sätze in der Regel schroff und abgebrochen zu schliessen (p. 211). Dann waren schöne Bilder und Vergleiche (eixóves) notwendig. Auch von Bildern legte man sich Kollektaneen an (p. 45). Endlich waren schöne Sentenzen (gnomae) kein zu verachtendes Mittel, um Eindruck zu machen (p. 106). Eine Vorübung hiefür war die Variierung desselben Gedankens (p. 48).1) Aber trotz alledem ist es Fronto nicht gelungen, sich einen originellen Stil zu bilden; denn die verschiedenen Mittelchen, die er in Anwendung brachte, reichten hiefür nicht aus, auch der Stil verlangt, um originell zu erscheinen, Geist; diesen hatte aber Fronto nicht. Seine Korrespondenz bietet uns daher ein Gerede ohne Saft und Kraft und ein abschreckendes Muster der Geschmacklosigkeit, ohne Spur einer scharf ausgeprägten Individualität. Einen noch schlimmeren Eindruck als die Briefe machen die in die Korrespondenz eingestreuten rhetorischen Produkte. Wer lächelt nicht über das Lob des Rauchs, des Staubes, der Nachlässigkeit ? Nicht mehr lächeln, sondern nur noch grollen kann man, wenn der armselige Rhetor auch noch der Geschichte ins Handwerk pfuschen will. Selbst griechische Exerzitien spendete er, allein diese stehen im Inhalt so tief wie die lateinischen, seine Kenntnis der griechischen Sprache ist keine lebendige, wenn er auch gern selbst in seine lateinischen Arbeiten Griechisches geschmacklos einstreut.2)

Ist das Bild, das wir aus den Fragmenten von Fronto gewinnen, nach der geistigen Seite hin kein erfreuliches, so wird es besser, wenn wir den ethischen Massstab zu Grund legen. Wie der Rhetor sich in

1) Ein Verzeichnis der yvμat bei Fronto siehe bei SCHWIERCZINA p. 9.

2) Ein Verzeichnis bei SCHWIERCZINA p. 18. Auch hybride Bildungen erscheinen,

wie Plautinotato, wie p. 156 richtig von HERTZ und STUDEMUND statt des überlieferten Plautinotrato hingestellt wurde.

seinen Briefen gibt, ist er kein böser Mensch, wir können ihm glauben, wenn er sagt, dass er in seinem ganzen Leben keine schimpfliche und treulose Handlung sich zu Schulden kommen liess, dass er nicht habsüchtig war und dass er sich vielen als treuen Freund, selbst in gefahrvollen Situationen zeigte, dass er die Ehrenstellen nicht durch unrechte Mittel erlangt hatte, dass er ganz seinen Studien lebte, dass er kein Prasser und Verschwender war, dass ihn das Gefühl für Wahrheit beseelte, dass er der Schmeichelei aus dem Weg ging (p. 235). Auch das Verhältnis zwischen Fronto und den Prinzen, wie es uns die Korrespondenz enthüllt, lässt Fronto nicht in ungünstigem Licht erscheinen. Vor allem ist es die innige Liebe, die Lehrer und Schüler an einander kettet und die nur erklärlich ist, wenn der Lehrer ein liebevoller Mensch war. Nur über die Überschwenglichkeit der Liebesergüsse in diesen Briefen kann der Leser ein Erstaunen nicht unterdrücken, er findet hier einen ganz unantiken, unrömischen Zug, denn die gehoorooyía ist, wie Fronto selbst sagt (p. 135, 176), nicht etwas spezifisch Römisches. Allein nicht die ethischen Beziehungen sind für den Literaturhistoriker die ausschlaggebenden, sondern die geistigen und hier wird es bei dem harten, aber wahren Urteil Niebuhrs sein Bewenden haben: Fronto war eigentlich dumm und hätte lieber ein mechanisches Gewerbe als den Beruf eines Redners und Schriftstellers erwählen sollen."1)

Frontos Nachahmung der Alten. p. 50 sagt Fronto, solitis et usitatis verbis non sum contentus. p. 63 schreibt er an Marcus über Cicero: in omnibus eius orationibus paucissima admodum reperias insperata atque inopinata verba (vgl. p. 98 verba non obvia), quae nonnisi cum studio atque cura atque vigilia atque multa veterum carminum memoria indagantur. Mit alten Münzen werden die alten Worte verglichen p. 161. Die Erläuterung, die er p. 63 hinzufügt: insperatum autem atque inopinatum verbum appello, quod praeter spem atque opinionem audientium aut legentium promitur: ita ut si subtrahas atque eum qui legat quaerere ipsum iubeas, aut nullum aut non ita ad significandum adcommodatum verbum aliud reperiat harmoniert mit der Praxis keineswegs wie auch sein Rat p. 63. Ueber die einzenen Autoren. Die besondere Empfehlung der vier Dichter ergibt sich aus p. 224 (an Marcus): ut aut te Plauto expolires aut Accio expleres aut Lucretio delenires aut Ennio incenderes. Eine grössere Liste der nachzuahmenden Dichter p. 62; eine über Verwertung der scenischen Dichtungsgattungen p. 106, 4 und p. 36 ep. 13. Bezüglich der Reden vgl. p. 54 oratores veteres, quorum pauci aut praeter Catonem et Gracchum nemo tubam inflat; omnes autem mugiunt vel stridunt potius. p. 62 M. Porcius eiusque frequens sectator C. Sallustius (vgl. p. 149, p. 36). Ein Urteil über den Stil der verschiedenen alten Dichter, Historiker und Redner siehe p. 114.

Verhältnis Frontos zu Cicero. Fronto lobt Cicero als grossen Redner (p. 63, 184), er erklärt auch alle seine Schriften gelesen zu haben (p. 63); besonders ist er für die Rede de imperio Gnei Pompei eingenommen (p. 221); allein Cicero bietet ihm zu wenig verba insperata atque inopinata vgl. p. 63 is mihi videtur a quaerendis scrupulosius verbis procul afuisse vel magnitudine animi, vel fuga laboris, vel fiducia, non quaerenti etiam sibi, quae vix aliis quaerentibus subvenirent, praesto adfutura vgl. noch oben. Am meisten lieferte noch der Ciceronische Briefwechsel p. 107: omnes Ciceronis epistulas legendas censeo, mea sententia, vel magis quam omnes eius orationes. Epistulis Ciceronis nihil est perfectius; er hatte daher auch die Briefe excerpiert (p. 107); memini me excerpsisse ex Ciceronis epistulis ea dumtaxat, quibus inesset aliqua de eloquentia vel philosophia vel de rep. disputatio: praeterea siquid eleganter (statt eleganti) aut verbo notabili dictum videretur, excerpsi. Quae in usu meo ad manum erant excerpta, misi tibi. Tres libros, duos ad Brutum, unum ad Axium describi iubebis, si quid rei esse videbitur, et remittes mihi: nam exemplares eorum excerptorum nullos feci. Allem Anschein nach meint er auch p. 190 mit: Ciceronianos emendatos et distinctos habebis: adnotatos a me leges ipse; in volgus enim eos exire quare nolim, scribam diligentius Excerptsammlungen. Allein Cicero war ihm

1) Kleine Schriften, Erste Samml., Bonn 1828 p. 326.

niemals eine völlig sympathische Gestalt und Tullianae epistulae werden den remissiores gleichgestellt (p. 23).

Litteratur. Zur allgemeinen Beurteilung Frontos und der ganzen Richtung: Friedr. Roth, Bemerkungen über die Schriften des M. C. F. (Akademierede München 1817); auch in dessen Sammlung etl. Vorträge Frankf. 1851 p. 52; B. G. NIEBUHR, Kleine hist. und philol. Schriften 2, 52; ECKSTEIN in Ersch und Grubers Encyklop. 1, 51, 442; AUBé, histoire des persécutiones de l'église. La polemique païënne à la fin du IIe siècle, Paris* 1878 p. 74; MONCEAUX, Les Africains p. 211. Ueber Frontos Nachahmung der Alten handeln KLUSSMANN, Emendat. Fronton. p. 75 und STUDEMUND in seiner der Klussmannschen Schrift beigegebenen epist. crit. p. XXX; SCHWIERCZINA, Frontoniana, Bresl. Diss. 1883 (p. 3-26 de Frontone veterum imitatore; p. 26-40 de Frontone recentiorum imitatore); PRIEBE, De M. C. F. imitationem prisci sermonis latini adfectante Stettiner Programme 1885 und 1886.

2. Apuleius aus Madaura.

553. Sein Leben. Apuleius stammte aus Madaura, das an der Grenze von Numidien und Gaetulien lag. Sein Vater nahm als Duumvir eine hochangesehene Stellung in der Stadt ein. Selbstverständlich erhielt Apuleius eine ausgezeichnete Ausbildung. Nachdem er den Elementarunterricht in Madaura empfangen hatte, studierte er Grammatik und Rhetorik in Karthago; den Abschluss seiner Bildung brachte ihm Athen. Ich habe, sagt er in seinem gezierten Stil, manchen Mischkrug in Athen geleert, den benebelnden der Dichtkunst,1) den klaren der Geometrie, den süssen der Musik, den etwas herben der Dialektik, endlich den unerschöpflichen Nektartrank der gesamten Philosophie. Auch durch ausgedehnte Reisen suchte er seine Kenntnisse zu vermehren und besonders seine religiösen Neigungen zu stillen; er liess sich daher in viele Kulte und Mysterien aufnehmen. Auch nach Rom kam er von Griechenland aus und hier fand er die erste Stätte seiner Wirksamkeit. Er trat als Sachwalter auf und begann mit den Metamorphosen seine Schriftstellerei. Später kehrte er in seine Heimat zurück und schloss mit einer reichen Witwe, Aemilia Pudentilla, von Oea eine Ehe. Allein diese Verbindung zog schwere Folgen für ihn nach sich; sie trug ihm eine Klage wegen Zauberei ein; die Verwandten der Pudentilla beschuldigten nämlich den Apuleius, er habe durch Anwendung von Zaubermitteln die reiche Witwe, die so lange unvermählt geblieben, für sich gewonnen. Gegen diese Anklage verteidigte er sich in der vorhandenen Apologie. Nach seiner Darstellung war der Verlauf der Sache folgender. Apuleius machte auf einer Reise nach Alexandrien in Oea Halt, wo er seine Freunde „die Appier" aufsuchte. Als die Ankunft des Apuleius bekannt wurde, begab sich auch Pontianus, der Sohn der Witwe Aemilia Pudentilla, zu ihm, denn beide kannten sich von Athen her, wo Pontianus in seinen Studien von Apuleius sehr gefördert worden war. Pontianus bestimmte seinen Freund, in das Haus seiner Mutter zu ziehen. Diese Einladung erfolgte nicht ohne Hintergedanken. Aemilia Pudentilla hatte nämlich vor einiger Zeit sich entschlossen, ihre langjährige Witwenschaft aufzugeben und diesen Entschluss dem damals in Rom verweilenden Pontianus kund gegeben. Pontianus war deshalb in seine Heimat zurückgekehrt, um in dieser für ihn wichtigen Angelegenheit sich keiner Überraschung auszusetzen. Als nun Apuleius in Oea erschien, kam ihm der Gedanke, dass dieser der für seine Mutter geeignete

1) JAHN, Aus der Altertumsw. p. 77.

« PreviousContinue »