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sein. Κράτιστε Διόγνητε giebt Heinzelmann durch „mein verehrtester Diognet" wieder und bemerkt Anm. 58: „Koάtiote, sonst auch amtliche Anrede an hochgestellte Personen, so Act. 23, 26; 24, 3; 26, 25; hier mehr freundschaftliche Anrede wie Luc. 1, 3." Letzteres erscheint mir unzutreffend, desgleichen jenes auch". Ich verweise auf Blass' Adnotatio zu Act. 23, 26: „xoάtioтos est usitata appellatio hominum dignitate praestantium, cf. 24, 3; 26, 25: hinc xoátɩote Oɛógiλɛ Lc. 1, 3, ut etiam apud profanos in librorum principiis (Dionys. Hal. de orat. ant. praef. noάtiore Auμaie, al.)." Auch dieser bezieht sich auf Otto's Beispielsammlung in s. Ep. ad Diogn. ed. Lips. S. 53 ff. In Anm. 66 weist der Verf. auf die Aehnlichkeit des Briefes an Diognet mit dem Beginn der Rede des Demosthenes εgì tov oteqávov „und in Pseudojustins Cohort. ad. gentes" hin sollte heissen: Apollinarios' von Laodicea Λόγος παραινετικὸς πρὸς Ἕλληνας, was ich in dieser Zeitschrift noch einmal zu begründen hoffentlich nicht nötig habe. S. 19, Anm. 85 hält der Verf. zový als die bessere, einzig gesicherte Leseart" fest. Mit der Sicherheit der Ueberlieferung ist es nur schwach bestellt. Ich sehe mit Overbeck in Maranus' schöner Vermutung xoitηy die richtige Lesart, was ich auch in meiner Schrift (S. 137, Anm. 1) begründet habe. Wenn der Verf. S. 24, Anm. 166 bei dem grössten άngoσdózytov, der Vergebung unsrer Sünden, „in der es sich zeigt, dass Gott grösser ist als unser Herz", A. Ritschl das Verdienst zuschreibt, in seinem epochemachenden Werke von der Rechtfertigung und Versöhnung" auf die hier in Betracht kommende Stelle 1 Joh. 3, 19-22 aufmerksam gemacht zu haben, so halte ich das mindestens für recht überflüssig. Die Stelle ist längst vor Ritschl von anderen gebührend gewürdigt und wird es fort und fort von solchen Lehrern und Geistlichen, die tiefere Blicke in das Wesen der göttlichen Liebe gethan haben. Dem vierten Abschnitt (S. 30-32), worin der Verf. sein „Schlussurteil" abgiebt, werden alle, die es mit christlicher Wissenschaft und christlichem Leben ernst nehmen, unbedingt zustimmen. Der Brief an Diognet gehört so schliesst der Verf. auch unsrer Zeit an, welche ähnliche apologetische Aufgaben zu erfüllen hat, wie die altchristliche Zeit. Zur Erfüllung dieser Aufgabe wird weder ein rein dogmatisches Christentum geeignet sein, welchem die christliche Religion in erster Linie Lehre, nicht Thatsache ist, aber auch nicht ein rein historisches Christentum, dem das Christentum etwas der Vergangenheit Angehöriges ist, noch endlich ein sogenanntes undogma

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tisches Christentum, welches unter dem Vorwande der Bestreitung veralteter Dogmen den eigentümlich religiösen Gehalt des Christentums streicht und schliesslich nur hausbackene Moral zurückbehält, sondern allein das auch im Diognetbrief zu uns redende lebendige, echt apostolische Christentum, welches allezeit den Thatbeweis der Wahrheit liefert durch das persönliche Glaubenszeugnis des Geistes und der Kraft, indem es das Christentum als die höchste, allen Kulturfortschritt der Zeiten beherrschende und überdauernde Realität zur Geltung bringt". Darin hat Heinzelmann unbedingt recht, und dennoch, nach meinem Gefühl fehlt hier etwas. Es tritt auch an dieser Stelle eine gewisse Einseitigkeit seines Standpunktes hervor, die schon im ersten Abschnitt sich mir fühlbar machte. Ist denn die Kirche nur Heils gemeinschaft, die das Heil in Christo allein durch das keinem Wechsel unterworfene Wort Gottes gewährleistet", und nicht auch Heilsgemeinde, die in persönlicher Verbindung ihrer Glieder den Glauben derselben durch das Bekenntnis des Wortes und der That kundgiebt"? Die Aufgabe ist demnach jetzt doch noch eine etwas andere, als sie in Heinzelmann's Worten zum Ausdruck kommt. Mit der alten lutherischen Predigtkirche kommen wir nun einmal in unsrer Zeit keinen Schritt mehr vorwärts, wir sind, Gott sei's geklagt, schon weit genug zurückgekommen. Ich erlaube mir darum den Verf. auf einen Bahnbrecher auf diesem Gebiete, meinen verehrten Freund, den Pastor Nicolai von Ruckteschell in Hamburg-Eilbeck hinzuweisen und ihm dessen geist volle, tiefdurchdachte und das lebendige Leben der Eilbecker Gemeinde in vielen Stücken getreu wiederspiegelnde Schrift „Personalgemeinde oder Localgemeinde" (Sonderabdruck aus der Zeitschr. f. d. evangelisch-lutherische Kirche in Hamburg, Bd. I) zu ernster Beachtung dringend zu empfehlen. Um zu der von Heinzelmann gekennzeichneten Aufgabe noch ein Wort aus Nicolai von Ruckteschell's Schrift hinzuzufügen, verweise ich u. a. auf S. 21. Die Kirche bleibt ihrem Bekenntnis treu, wenn sie die Aufgabe ihrer Weltwirksamkeit weder in einer falschen Vermischung himmlischer und irdischer Interessen, noch in einer falschen Trennung, vielmehr bei aller reinlichen Sonderung in derjenigen Verbindung derselben erkennt, welche der freiwillige Dienst brüderlicher Liebe in der Diakonie gemeinde herstellt und in welcher in, mit und unter der irdischen Dienstgemeinschaft die ewige Heilsgenossenschaft sich auswirkt. In diesem Sinne ihr Wesen zu begreifen, ist, wie uns scheinen will, die durch die Leiden unserer Zeit von Gott der Kirche ge

wiesene besondere Aufgabe. Es ist unfraglich, dass die Erfüllung dieser Aufgabe die Kirche in Stand setzen würde, ihren Beruf im Staat wie in der socialen Frage, wie auch im Gebiet ihrer eigenen Cultus- und Bekenntnisinteressen, ihre innere und äussere Mission voll und ganz auszurichten".

Wandsbeck.

Johannes Dräseke.

1. Histoire de Mar Jab - Alaha, patriarche, et de Raban Sauma éditée par Paul Bedjan, p. d. 1. m. 2o édition, revue et corrigée. Paris, rue de Sèvres 95. Otto Harrassowitz, Leipzig 1895. pp. XV + 207 S. 8. 2. Histoire de Mar-Jabalaha, de trois autres patriarches, d'un prêtre et de deux laïques, nestoriens, éditée par Paul Bedjan, p. d. 1. m. Paris, rue de Sèvres 95. Otto Harrassowitz, Leipzig 1895. XVI + 574 S. 8. 3. Histoire de Mar Jabalaha III patriarche des Nestoriens et du moine Rabban Çauma, ambassadeur du roi Argoun en Occident, traduite du syriaque et annotée par J.-B. Chabot. Ouvrage suivi de deux Appendices renfermant plusieurs documents concernant les relations du roi Argoun et du Patriarche Jabalaha avec le Pape et les princes chrétiens de l'Occident. (Avec une carte et une planche.) Paris, Ernest Leroux, éditeur, 28 rue Bonaparte 1895. (Extrait de la Revue de l'Orient latin t. I et II.) 278 S. 8.

Nach der modernen Abschrift einer Handschrift, welche inzwischen nicht mehr aufzufinden war, veröffentlichte Bedjan 1888 die sehr interessante und für die Kirchengeschichte des Orients zur Zeit der Mongolen ungemein wichtige syrische Lebensbeschreibung des nestorianischen Katholikus Jabalaha III (1281 bis 1317). Der ihm vorliegende Text war in denkbar schlechtester Verfassung, so dass er, um das Buch überhaupt lesbar zu machen, sich vielfach zu Aenderungen veranlasst sah.

Seitdem hat er vier andere Handschriften aufgetrieben und mit Hülfe derselben den Text aufs neue herausgegeben. Leider unterrichtet er uns so gut wie gar nicht über das Verhältnis der Handschriften zu einander. Die Bemerkung, dass sie sämtlich von einander abhängig zu sein scheinen, zeigt uns doch nicht die Art und den Grad der Abhängigkeit. Wir erfahren nur, dass in P das Original zu der zuerst benutzten Abschrift S gefunden ist. Warum dennoch fast durchgehends S statt P berücksichtigt wird, ist nicht einzusehen. Das Original der besten Handschrift T ist in Kodšañis im Besitze des nestorianischen

Patriarchen. A (amerikanische Mission, 1884) und L (Londinensis 1889) sind ganz jung.

Bei der Herstellung des Textes stützt sich Bedjan lediglich auf diese Handschriften. Ohne leitende Gesichtspunkte anzugeben, nimmt er aus allen die wahrscheinlichsten Lesarten auf und setzt die Abweichungen mit Angabe des betreffenden Codex unter den Text. Er hat sich der peinlichsten Sorgfalt befleissigt. Zuweilen ist er wohl gar zu kleinlich; denn auch alle Abweichungen in der Vocalisation sind angegeben, mehrmals auch Verschiedenheiten in der Setzung des Kuššaja und Rukkakha, in der Anhängung des in der 3. pl. perf. u. s. w. Nur selten finden sich kleine Versehen. An einigen Stellen fehlt die Bezeichnung der Handschrift in den Noten, zuweilen finden sich Abweichungen von der 1. Ausgabe, die nicht als solche kenntlich gemacht sind.

Verglichen mit der 1. Ausgabe bezeichnet der so entstandene Text einen gewaltigen Fortschritt. Aber es ist sehr zu bedauern, dass Bedjan nicht noch einen Schritt weiter gegangen ist und auch das Mittel der Conjectur benutzt hat. Ganz vereinzelt stehen einige Vermutungen in den Anmerkungen, aber bis auf wenige Ausnahmen hat der Herausgeber nicht nur alle bisher von anderen gemachten Vorschläge zur Verbesserung des Textes vollständig ignorirt (auch meine „Textkritischen Bemerkungen“ u. s. w., Jena 1894), sondern auch seine eigenen, fast durchgängig glücklichen Vermutungen der 1. Ausgabe jetzt wieder fortgelassen, wenn sie nicht durch die Handschriften bestätigt wurden. Da er also darauf verzichtet hat, seine in Europa vielleicht einzig dastehende Kenntnis der Sprache dem Werke zu gute kommen zu lassen, ist der Text an vielen Stellen wieder verschlechtert worden. Man ist daher gezwungen, neben der 2. Ausgabe immer noch die erste zu gebrauchen. Die Arbeit, mit allen jetzt zu Gebote stehenden Mitteln einen möglichst correcten Text herzustellen, muss noch geleistet werden.

2. Die Schrift ist wieder besonders erschienen, aber auch als das erste Glied einer ganzen Kette von Biographieen hervorragender Nestorianer, für welche wegen ihres Glaubensbekenntnisses in der grossen, von demselben Gelehrten mit erstaunlichem Fleisse veranstalteten Sammlung der syrischen Acta martyrum et sanctorum1) nach dem zu Grunde liegenden Plan kein Platz

1) Acta martyrum et sanctorum, Leipzig, Otto Harrassowitz. tom. I. 1890, II. 1891, III. 1892, IV. 1894, V. 1895, VI. 1896. Ein VII. Band soll, wie Bedjan ankündigt, auch noch in diesem Jahre erscheinen.

war.

Dass aber diese kleinere Sammlung nur als eine Ergänzung der grösseren gedacht ist, geht aus mehreren Anmerkungen hervor, in denen Bände der Acta m. et s. wie Teile desselben Werkes citirt werden. Alle diese Schriften bis auf eine werden hier zum ersten Male vollständig veröffentlicht.

Zuerst folgt die Lebensgeschichte des Patriarchen Aba1) (536-552), welcher unter Chosrau I Anôscharvân lebte. Das Bild, welches Th. Nöldeke (Aufsätze zur persischen Geschichte, Leipzig 1887, p. 114 ff.) von der Stellung dieses Fürsten zu den Christen entwirft, findet hier volle Bestätigung; denn Abā hat zwar viele Verfolgungen zu bestehen, aber immer sind seine Verfolger nur die Magier, während der König ihn zu retten sucht. Ja, dieser sendet ihm sogar in seiner letzten Krankheit seine Aerzte. Der angehängte Hirtenbrief Aba's enthält interessante Anweisungen über die Auflösung oder Duldung ungesetzmässig geschlossener Ehen.

Die darauf folgende Geschichte des Katholikus Sabrišo 2) (596-604) ist von Petrus Iḥidaja geschrieben. Der Verfasser führt sich an verschiedenen Stellen als Zeitgenossen ein, erzählt aber die unglaublichsten Wundergeschichten, darunter eine an ihm selbst vorgenommene Heilung. Bezeichnend für das Verhältnis der Christen zum Staate ist die Nachricht, dass der König Chosrau II. Parvez selber die Wahl Sabrišo's zum Katholikus gewünscht habe.

Das Gedicht über den Katholikus Denḥā (1266-1281), den Vorgänger des berühmten Jabalaha III., war bereits von Chabot im journal asiatique 1995, I, herausgegeben nach einer anderen Abschrift desselben Originals.

Die drei übrigen Lebensbeschreibungen des Grigor, Izidpanah und Giwargis sind bereits ihrem Inhalte nach bekannt durch Georg Hoffmann's Auszüge aus syrischen Acten persischer Märtyrer, Leipzig 1880. p. 78 ff. 87 ff. 91 ff.

3. Chabot's Uebersetzung will den Inhalt der von Bedjan zuerst herausgegebenen vita einem weiteren Leserkreise zugänglich machen. Er giebt darum seine Vorlage nicht philologisch genau wieder, sondern übersetzt ziemlich frei. Er benutzt mehrfach die dadurch gebotene Möglichkeit, Schwierigkeiten zu umgehen, und bringt nur den wahrscheinlichen Sinn der Stelle zum Ausdruck. Zuweilen übersetzt er auch ohne Not ungenau,

1) Vgl. W. Wright, a short history of Syriac litterature, London 1894. p. 116 ff. 2) Vgl. Wright, a. a. O. p. 133 ff.

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