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„O König, schöner König
Mit deinem goldnen Haar,
Mit deinen blauen Augen,
Gefangner stolzer Aar!
Wie Renos Welle schallet
Dein Lied so lustig und frei;
Im Kerker und in Banden
Bricht nicht dein Herz entzwei?"—
Im Kerker und in Banden
Blieb Lust und Hoffen mir treu,
Und ob sie den Leib mir umwanden
Mit Ketten, die Seele blieb frei.
Noch leuchtet am Himmel die Sonne,
Die Sterne, sie glänzen noch hell,
Noch trägt mein Vater die Krone,
Der rettet, der rettet mich schnell."
„O König, schöner König,
Wirf Lust und Hoffen ins Meer!
Die Sonne leuchtet am Himmel,
Die goldene Sonne nicht mehr!
Laß alle Schleusen springen
Des Schmerzes blutigroth!
Dein Vater ist gestorben,

Der Kaiser, der Kaiser ist todt."-

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"

König, schöner König,

Wirf Lust und Hoffen ins Meer!
Die Sterne, die glänzen am Himmel,

Die hellen Sterne nicht mehr.

Die Brüder sind gefallen
In heißer, blutiger Schlacht;

Du bist die leßte Trümmer

Von deines Hauses Pracht."—

„Und sind gestürzt aus den Höhen Die Sterne so feurig und klar,

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So will ich mit Staub mich besäen,

Mit Asche dies goldene Haar.

Wie ein Sohn um seine Mutter,

Ums Kind die Nachtigall,

Will in blutigen Thränen ich klagen
Um meines Hauses Fall.

Doch wird's auf den Auen luftig
Und schallet der Vögel Gesang,
So hall' im Thurm auch wieder
Aufs neue der Freude Klang!
Mein Vater stieg in den Himmel,
Die Brüder sanken ins Grab;
Doch Freund und Harf und Liebe,
Das ist's, was ich noch hab'.

Zwei Sonnen, der Liebsten Augen,
Sie schmücken das Kerkerhaus
Mit himmlisch hellen Strahlen
Zum Königssaal mir aus.
Des Freundes Muth verschönet
Den Bund beim rosigen Wein,
Und lustiges Harfenspiel tönet
Ins blühende Land hinein.“.

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