Euch blühn sechs liebliche Töchter. Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, Jezt, da er dem Sänger ins Auge fah, Und Alles blickte den Kaiser an, Und erkannte den Grafen, der das gethan, Schiller. 18 Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. Auf der Burg zu Germersheim, Und er spricht: Ihr guten Meister! Und die Meister sprechen: „Herr, Wohl noch heut erscheint die Stunde." 5 ΙΟ Freundlich lächelnd spricht der Greis: ,,Auf nach Speier, auf nach Speier!" Blast die Hörner! bringt das Roß, Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" Und das Schlachtroß wird gebracht. Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden," Jezt den Herrn, den lebensmüden !” Weinend steht der Diener Schaar, Als der Greis auf hohem Roffe, 15 20 25 Rechts und links ein Kapellan, Zieht, halb Leich', aus seinem Schloffe. Trauernd neigt des Schlosses Lind' 30 Vor ihm ihre Aeste nieder, Mancher eilt des Wegs daher, Sieht des Helden sterbend Bild, Aber nur von Himmelslust Spricht der Greis mit jenen zweien, 35 Lächelnd blickt sein Angesicht, Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen. Weinend ihm entgegenwallen. In den hohen Kaisersaal Ist er rasch noch eingetreten ; ,,Reichet mir den heil'gen Leib!" Spricht er dann mit bleichem Munde; Da auf einmal wird der Saal Glocken dürfen's nicht verkünden, Nach dem Dome strömt das Volk, Justinus Kerner. 5 IO 19 Der Landgraf von Thüringen. (1307) Der edle Landgraf Friederich In seinen Adern heiß ihm rollt Darum ihm Papst und Habsburg grollt, Der Kaiser Albrecht, Rudolfs Sohn, Die Wartburg, auf den Fels erhöht, Der edlen Freiheit Wiege steht In ihren stolzen Zinnen. Doch droht des Hungers Uebermacht Die Burg zu übermannen. Drum führt der Landgraf still bei Nacht Sie reiten über Stock und Stein, Zu fliehn des Kaisers Ketten. Sein liebes Kind zu retten. Er trägt ihn selbst auf seinem Arm, Vom starken Ritt wird ihm so warm, „Fort, fort! dort weht das Reichspanier, 25 30 Der Kaiser ist's, voll blut'ger Gier, Mit seinem ganzen Heere!" Und wären's mehr, als Sand am Meer, Vor einem schlechten Bauernhaus 35 40 Derweil umwendet er sein Pferd Mit grimmen Zornesflammen, Und wo er hinschlägt mit dem Schwert, Die Seinen schaaren voller Wuth 45 Daß von dem hier vergoßnen Blut Denn mehr als tausend Feinde sind Bis sich des Landgrafs junges Kind Wolfgang Menzek. 50 |