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1.

Sammlung

zur Kenntnifs der Gebirge

von und um

Karlsbad

angezeigt und erläutert

von

Herrn Geheimerath von GOETHE in Weimar *).

Von der Sammlung, welche Joseph Müller,

Wappen- und Edelsteinschneider in Karlsbad, den Freunden der Geognosie hiemit anbietèt, ist in dem Intelligenzblatt der Jenaischen Lite

*) Der geneigten Mittheilung des verehrten Verfassers verdanke ich den gehaltreichen Beitrag. Es ist zwar dieser Aufsaz im Laufe des Jahres auch besonders abgedruckt in Karlsbad erschienen, er kam aber nicht in den Buchhandel, sondern hat blofs zu einem Privatzwecke gedient.

d. H.

raturzeitung Nro. 94 des Jahres 1806 Erwäh rung geschehen. Man hat gegenwärtig die dort schon eingeführte Ordnung im Ganzen beibehalten, und nur in einzelnen Nummern einige Veränderung beliebt, wobei jedoch die Zahl derselben auf Einhundert festgesezet bleibt. In den vorliegenden Blättern suche man keine Beschreibung, welche ohne das Anschauen der natürlichen Körper einen deutlichen Begriff geben könnte; vielmehr wird vorausgesezt, dass man in- oder ausserhalb Karlsbad die Sammlung als einen Text vor Augen habe, wenn man aus diesem Kommentar einigen Vortheil ziehen und sich in den Stand sezen will, des Verfassers Absichten zu erkennen und zu be

nuzen.

Die Felsen und Berge, von denen man sich in Karlsbad umgeben sieht, bestehen, was ihre Gipfel betrifft, sämmtlich, die meisten aber auch bis zu ihrem Fufs herab, aus Granit, welcher feinkörnig (1.2.) und grobkörnig (3. 4.) in mancherlei Abwechslung vorkommt.

Grosse Theile rhombischen Feldspathes zeigen sich auffallend in der grobkörnigen Art, Sie deuten sowohl ihrer innern Struktur, als äus

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sern Form nach auf eine Krystallisation, welche sich bald entschiedener ausspricht. Denn es giebt grofse Massen des Karlsbader Granits, worin man vollkommene Krystalle, und zwar von sehr komplicirter Bildung antrifft (5.). Es sind Doppel-Krystalle, welche aus zwei in- und übereinander greifenden Krystallen zu bestehen scheinen, ohne dafs man jedoch den einen ohne den andern einzeln denken könnte. Ihre Form ist durch Beschreibung nicht wohl vor die Einbildungskraft zu bringen, man kann sich solche aber im Ganzen als zwei ineinander gefügte rhombische Tafeln vorstellen (6. 7. 8.).

Die grössten, welche wir aufgefunden, sind drei Zoll lang, und drittehalb Zoll breit, die kleinsten etwa von der Länge eines Zolls und in gleichem Verhältnisse breit; wiewohl auch bei gröfseren und kleineren öfters Länge und Breite mit einander übereinkommt. Sie sind in den Granit innig verwachsen, und in sofern er nicht verwitterlicher Art ist, geben sie den Platten desselben, dergleichen hier als Trittsteine vor den Häusern liegen, ein schönes porphyrartiges Ansehen, besonders wenn sie vom Regen abgespült worden. Will man sie in den Granitblöcken kennen lernen, so steige

man hinter dem Hammer den Dorf- und Waldweg hinauf,

Von ihrer eigentlichen merkwürdigen Bildung aber würden wir keinen deutlichen Begriff haben, wenn der Granit, der sie enthält, nicht manchmal dergestalt verwitterte, dafs die Umgebung zu Sand und Gruss zerfiele, die Krystalle selbst aber fest und unverändert zur Freiheit kämen; wobei jedoch zu beobachten ist, dafs sie bald aufgelesen werden müssen, weil auch sie durch Zeit und Witterung zerfallen, wenigstens brüchig werden.

Kennen wir sie nun in ihrer einfachen Doppelgestalt, so finden wir sie auch miteinander auf vielfache Weise verbunden. Theils ist Tafel auf Tafel aufgewachsen, theils sind mehrere unregelmässig zusammengehäuft. Manchmal sind zwei solcher Doppel-Krystalle in Kreuzform innig vereint. Sehr selten erscheinen sie zu weisser Porzellanerde verwittert. Auch die kleinern Bruchstücke, die man von ihnen findet, behalten noch immer das Ansehen und die Eigenschaften des Feldspathes.

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Hierauf legen wir, um mehrerer Mannigfaltigkeit willen, Musterstücke entfernterer Granitarten bei, als von Fischern (9.), von

Dallwitz (10.) und eine sonstige Abänderung (11.),

Nach diesem zieht ein feinkörniger Granit, der an mehreren Orten des hiesigen Gebirges vorhommt, unsere Aufmerksamkeit an sich. Er hat eine röthliche Farbe, die an den Lepidolith erinnert, und zeigt auf dem frischen Bruche kleine braunrothe Flecken (12.).

Beobachtet man diese näher und an mehreren Beispielen, so wird man bald gewahr, dafs auch hier eine Krystallform angedeutet ist. Verwittert nun gar das Gestein bis auf einen gewissen Grad, so findet man, indem man es auseinander schlägt, völlig ausgebildete Krystalle, jedoch mit der Eigenheit, dass sie nur mit einem Theile aus dem Gestein hervorragen, der andere aber in demselben fest verwachsen bleibt (13); wie uns denn kein völlig loser, vollständiger Krystall der Art jemals vorgekommen.

An Gestalt gleichen sie jenen ersterwähnten Doppel-Krystallen des Feldspathes; nur überschreiten sie selten einen Zoll, die gewöhnlichsten erreichen kaum einen halben.

Ihre Farbe ist ursprünglich braunroth, die sich auch wohl aufserlich gegen das Violblaue zieht; doch gehn sie öfters in eine weisse Por

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