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a pastoral life, migrate from their father with a certain allotment of cattle, and go to seek a new habitation. The youngest son, therefore, who continues longest with the father, is naturally the heir of his house, the rest being already provided for. And thus we find that, among many other northern nations, it was the custom for all the sons but one to migrate from the father, which one now became his heir.“

Endlich bildet auch auf der Stufe des Hirtenlebens, gerade so wie auf der vorausgegangenen Stufe, noch immer die Frau, nicht der Mann, die eigentliche Arbeitskraft der Familie. Der Mann besitzt nur das Vermögen.

S. z. B. Pallas, „Reise durch verschied. Provinzen etc." III p. 45 über die Ostjaken: „Die Weiber sind mit aller Hausarbeit überhäuft und werden von dem Manne mehr als Sklavinnen denn als Hausgenossen angesehen." Derselbe a. a. O. III p. 70 über die Samojeden: „Bei den Samojeden ist das arme Weibervolk noch unglücklicher und schlechter gehalten als bei den Ostjaken. Neben dem steten Hin- und Herwandern dieses Volkes müssen die Weiber alle Hausarbeit verrichten, die ihnen obliegt, auch allein die Hütte aufschlagen und abbrechen, von den Schlitten ab- und aufpacken und sich bei dem allen noch ihren Männern höchst sklavisch zu Dienst stellen.“ Derselbe a. a. O. I p. 314 und „Samml. etc." I p. 125 u. 144 über die Kalmücken: „Die häusliche Arbeit liegt bloss dem weiblichen Geschlechte ob. Die Männer bemühen sich in nichts, als in der Ausbesserung und Verfertigung der Hütten. Ihre übrige Zeit bringen sie bei der Heerde, auf der Jagd oder mit Lustbarkeiten zu. Dahingegen muss das Weibervolk für das Melken des Viehs, für die Zurichtung der Tierfelle, für das Nähwerk und alle übrigen häuslichen Geschäfte sorgen. Das Weibervolk muss die Hütte abnehmen, alle Sachen aufpacken, und auch die Hütte wieder aufstellen. Sogar muss das Weib dem Manne das Pferd satteln und vor die Hütte führen, wenn er verreisen will.“ selbe, „Samml. etc." I p. 138: „Die Bereitung aller Speisen und Getränke, das Melken des Viehs, das Auf- und Abnehmen der Hütten ist, sowie alle Näharbeit, ein Geschäft der kalmückischen Weiber. Ihre Arbeit ist es auch, allerlei Felle und Lederwerk zu gerben.“ Radloff a. a. O. I p. 286 über die Kalmücken: „Ausser der Beaufsichtigung der Herden, die sich nur darauf beschränkt, dass man einige Male im Laufe des Tages zu den Herden reitet und sie auf eine Stelle zusammentreibt, fällt den Männern im Sommer noch das Melken der Stuten zu, das einigen Mut verlangt." Derselbe a. a. O. I p. 295 ebenfalls über die Kalmücken: Während man die Männer in der Jurte stets faulenzen sieht, und sich wundert, wie sie es aushalten können, so ohne jede Beschäftigung das Leben zu verbringen, sind die Frauen im Hause einer rast

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losen Thätigkeit hingegeben. Auf ihnen ruhen alle häuslichen Sorgen, die Pflege der Kinder, die Herstellung der Speisen und Mundvorräte, die Kleidung der Familie, die Verfertigung aller Hausgeräte aus Leder die Besorgung des Viehs, ja sogar die

Anschaffung der nötigen Brennmaterialien."

Prschewalsky,,,Reisen in d. Mongolei" p. 50: „Unbegrenzte Faulheit ist ein Hauptcharakterzug der Nomaden; das ganze Leben dieser Menschen vergeht in Nichtsthun, das durch die Bedingungen des wandernden Hirtenlebens begünstigt wird. Die Pflege der Herde bildet die einzige Sorge des Mongolen und diese nimmt durchaus nicht seine Zeit in Anspruch. Das Hüten der Kühe und Schafe ist eine Obliegenheit der Frauen oder der herangewachsenen Kinder; das Melken der Herde, das Sammeln der Sahne, Butterung, Kochen und die anderen häuslichen Arbeiten gehören fast ausschliesslich zu den Pflichten der Hausfrau. Die Männer thun gewöhnlich nichts und reiten von morgens bis abends von einer Jurte zur anderen, um Thee oder Kumys zu trinken und mit dem Nachbar zu plaudern. Die Jagd, welche die Nomaden bekanntlich leidenschaftlich lieben, dient bis zu einem gewissen Grade dazu, die Langeweile zu vertreiben.“

Wlangali, „Reise nach der östl. Kirgisensteppe“ in „Beiträge zur Kenntnis d. russ. Reiches" ed. v. Baer u. Graf Helmersen, 20. Bd. (1856) p. 77: „(Bei den Kirgisen wird) alle Arbeit von den Weibern verrichtet."

Burkhardt a. a. O. p. 152: „(Bei den Beduinen ist) die einzige Beschäftigung der Männer das Füttern des Pferdes, oder abends das Melken der Kamele, und dann und wann geht er mit seinem Falken auf die Jagd, während das Weib und die Töchter alle häuslichen Geschäfte verrichten."

Doch gibt es auf der Stufe des Hirtenlebens auch schon Knechte, welche jedoch nur selten resp. nur zum geringsten Teile eigentliche Sklaven oder im Kriege gefangene oder unterworfene Fremde, meistens oder zum grössten Teil vielmehr verarmte, nur durch die Not zum Dienen gezwungene, Leute des eigenen Stammes sind.

S. (Georgi) a. a. O. p. 345 über die Koräken: „Arme dienen bei Reichen." Ders. p. 174 über die Tschukschen: ,,Die Armen sind Hirten der Reichen."

Pallas, „Samml." I p. 116 über die Kalmücken: „Ein Mann, der vor sich bestehen kann, ist unter ihnen schon der, welcher zehn Kühe mit einem Stier, und acht Stuten auf einen Hengst besitzt. Es gibt aber auch genug Arme, welche so viel nicht haben, und sich kümmerlich ernähren, den Reichen die Herden hüten.“

Prschewalsky, „Reisen in die Mongolei etc." p. 50: „Bei den reichen Mongolen, deren Viehherden nach Tausenden zählen, werden gemietete Hirten gehalten, welche selbst arm sind und keine Familie haben."

Radloff a. a. O. I p. 312 über die Kirgisen: „Jeder Arme, der sich an die Familie eines Reichen anschliesst, hält sich für ein Glied derselben. Er würde eher verhungern, ehe er einem im Befehlshabertone ausgesprochenen Verlangen des reichen Nachbarn sich fügen würde."

Wood a. a. O. p. 222 über die Kirgisen: „Slaves are not common among this people, though they have, like European families, maid servants."

Burkhardta. a. O. p. 148: „Bei den Arabern oder Beduinen haben jedes Zelt, oder je zwei oder drei Zelte einen Hirten oder eine Person, welche das Vieh hütet. Diese Stelle vertritt oft ein jüngerer Sohn, oder auch ein Dienstbote. Derselbe bekommt auf 10 Monate Lohn."

Anderson a. a. O. I p. 247: „Die Damaras zeichnen sich durch ihre Trägheit und Faulheit aus. Was die Weiber nicht machen, überlässt man den Sklaven, welche entweder die Nachkommen verarmter Familien ihres eigenen Stammes sind oder eingefangene Buschmänner. Die ersteren werden von Kind auf zu Sklaven gemacht und namentlich als Viehhirten verwendet."

Fritsch a. a. O. p. 364: „Als wirkliche Leibeigene sind eigentlich nur die Leute zu betrachten, welche im Kriege als Gefangene oder durch Uebergabe auf Gnade oder Ungnade, wie die Fingoe bei den Kaffern, in die Gewalt der Mächtigen gelangen; von solchen gibt es unter den Namaqua (Hottentotten)-Stämmen wohl nur wenige, aber unter allen südafrikanischen Eingebornen übt der Reiche einen tyrannischen Einfluss über die Unbemittelten aus, welche sich in der Hoffnung, ihren Magen zu füllen, in ein Abhängigkeitsverhältnis fügen, welches de jure nichtig ist."

Waitz, Anthr. II p. 391 über die Betschuanen: „Die Armen schliessen sich den Reichen als deren Kinder an, leben in Dienstbarkeit - aber eigentliche Sklaven sind sie keineswegs, solche gibt es vielmehr gar nicht.“

Strabo XVI. 4, 26 p. 783 C über die Nabatäer in Arabien: ολιγόδουλοι δ ̓ ὄντες οἱ Ναβαταίοι] ὑπὸ τῶν συγγενῶν διακονοῦνται τὸ πλέον.

Im übrigen besteht dagegen auf der Stufe des Hirtenlebens in der Regel noch die vollste individuelle Freiheit und Unabhängigkeit. So gründet sich auch die Macht oder der Einfluss der Häuptlinge, denen wir auf dieser Stufe begegnen, meist noch auf keinerlei amtliche Befugniss,

so wenig wie auf irgend ein angeborenes oder ererbtes Herrschaftsrecht, sondern einzig und allein auf die Persönlichkeit oder das Gewicht und Ansehen, welches unmittelbar aus der vornehmeren Abkunft, dem höheren Alter, der überlegenen Einsicht und Thatkraft und dem grösseren Reichtum erwächst. Daher diese Häuptlinge auch meist nur zu raten, nicht zu befehlen vermögen, und also auch auf dieser Stufe in der Regel noch die einzige wirkliche Gewalt oder Herrschaft die des Hausvaters ist. Wie Homer (Od. IX, 114) von den Cyklopen sagt: „Jeder richtet nach Willkür seine Kinder und Weiber und kümmert sich nicht um die Anderen."

S. Burkhardt a. a. O. p. 93: „Jeder arabische Stamm hat seinen obersten Sheikh, und jedes Lager - denn ein Stamm enthält oft mehrere Lager hat einen Sheikh oder wenigstens einen Araber von einigem Ansehen an seiner Spitze; aber der Sheikh besitzt keine merkliche Autorität über die Individuen seines Stammes, kann jedoch durch seine persönlichen Eigenschaften bedeutenden Einfluss erlangen. Seine Befehle würden mit Verachtung behandelt werden, aber seinem Rate pflegt man zu folgen." Derselbe a. a. O. p. 228: „Der Sheikh hat keine festgesetzte Autorität, sucht aber seinen Einfluss durch die Mittel zu erhalten, welche Reichtum, Talent, Mut und edle Geburt darbieten."

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,,Die verschiedenen Familien-Klans, in welche sein. Stamm zerfällt, sind voneinander unabhängig, und ihre Häupter bilden die eigentliche Beratung des Stammes, und während der grosse Sheikh es über sich nehmen kann, Fragen von geringerer Wichtigkeit zu entscheiden, so muss doch die Meinung jedes ausgezeichneten Mannes eingeholt und seine Beistimmung erlangt werden, wenn Gegenstände von allgemeinem Interesse oder von öffentlicher Wichtigkeit diskutirt werden sollen." p. 231: „Da das Amt (?) eines Sheiks unter den Beduinen bei derselben Familie bleibt, ohne dass es eben erblich ist, so ist eben dadurch die Familie des Sheikhs in den Stand gesetzt, seit undenklichen Zeiten grossen Einfluss und Macht zu erlangen."

Pallas,,,Reise durch versch. Prov." etc. I, p. 395: „Ein jeder Kirgise lebt wie ein freier Herr. Doch hat ein jeder Stamm oder Aimak sein Oberhaupt, welchem die ganze Verwandschaft einen freiwilligen Gehorsam leistet."

v. Ledebour a. a. O. II p. 460 über die Kirgisen: „I ,,Der Familienvater wird von seiner Familie verehrt, und jedes Mitglied

leistet ihm Gehorsam. Viel loser ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Familien und den Aeltesten, den Biis oder Sultanen eines Auls oder Wollost."

Radloff a. a. O. I p. 514: „Da das Nomadenvolk durchaus keine Wahl des Häuptlings kennt, so ist die BiGewalt (bei den Kirgisen) gewöhnlich eine Machtusurpation der betreffenden Persönlichkeit und nur selten eine allgemein unbedingt anerkannte."

(Georgi) a. a. O. p. 216 über die Kirgisen: „Da alle gleich freie Leute sind, und jeder, sobald er reich ist, auch vornehm ist, so machen die Geringen mit den Vornehmen wenig Umstände.“ Wood a. a. O. p. 221 über die Kirgisen: „Their Bais, or chiefs, have little power over them. In consideration of their age and blood, some deference to their opinions is shown, but nothing more."

Kennan, „Zeltleben in Sibirien“, aus d. Engl. v. Haek (Leipz. Reclam) p. 47 über die Korjäken: „Jedermann ist da sein eigener Gesetzgeber, so lange er über ein Dutzend Renntiere verfügt; er kann sich, wenn es ihm gefällt, von allen Menschen absondern und alle anderen Interessen, ausser den seinigen und denen seiner Renntiere, unbeachtet lassen.“

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Vambery, „Reise in Mittelasien" (1873) p. 288: Während meines Aufenthaltes unter den Turkmenen hat mich am meisten frappirt, dass ich keinen entdecken konnte, der befehlen, aber auch keinen einzigen, der gehorchen wollte." Der Turkmene selbst pflegt von sich zu sagen, wir sind ein Volk ohne Kopf. Wir wollen keinen haben, wir sind alle gleich, bei uns ist jeder ein König."

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Fritsch a. a. O. p. 361 über die Namaqua oder Hottentotten: „Das nomadisirende Wanderleben steht einer festen Organisation hindernd im Wege." So viel Familien an einem Orte nach Wunsch existiren können, so viel bleiben zusammen; reicht Wasser und Weide nicht zu, so trennen sie sich lieber, und das Oberhaupt der Familie ist unter solchen Verhältnissen begreiflicherweise die erste Autorität. Die Bedeutung der Häuptlinge wird dadurch beeinträchtigt und erscheint häufig fast nominell, wenn die persönlichen Eigenschaften ihm nicht eine besondere Achtung verschaffen und Wohlstand nicht zur Stärkung seiner Macht beiträgt."

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Galton, Journ. Geo. Soc. 1852 p. 159 über die Damara (Herero): „They have no government; any man with 20 cows calls himself an independent captain." Anderson a. a. O. I p. 247 über dieselben: „Im allgemeinen hat der Häuptling nur dem Namen nach Macht über seine Unterthanen." Waitz, Anthr. II p. 522: „Auch bei den Somali sind die Häuptlinge meist machtlos."

Doch gibt es in dieser Beziehung auch Ausnahmen von der Regel.

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