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Conversations-Lexikon.

Elfte Auflage.

Fünfter Band.

Dampier bis Eschenmayer.

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1874 Nov 20.

Q

Dampier (William), der kühnfte Seefahrer des 17. Jahrh., geb. 1652 zu East-Coker in der Grafschaft Somerset, war der Sohn armer Weltern. Frühzeitig verwaist, geschah für seine Erziehung äußerst wenig. Als Schiffsjunge machte er namentlich auch eine Seereise nach Labrador. Er nahm als gemeiner Soldat Dienste, wurde aber verwundet und in das Hospital nach Greenwich gebracht. Wieder genesen, erhielt er eine Anstellung als Plantagenaufseher in Jamaica. Doch das unthätige Leben war zu sehr gegen seine Natur, als daß er lange in diesem Amte hätte aushalten können. Nach sechs Monaten schiffte er sich aufs geradewohl ein und traf zu Kingstown ein Fahrzeug, welches ihn mit nach der Bai von Campeche nahm. Dort lebte er drei Jahre als Handarbeiter und Backknecht, bis er 1683 nach London zurückkam. Im Begriffe nach Campeche zurückzukehren, fiel er unfern Jamaica in die Hände der Flibustier, welchen er sich auf die Bedingung eines Antheils an der Beute zugefellte. In ihrer Gesellschaft zog er über die Landenge von Panama und wohnte den Raubzügen bei, welche die Flotte der Flibustier, zum Theil mit schlechtem Erfolge, gegen die Küstenorte Perus unternahm. Nachher trennte er sich von denselben, gelangte nach Virginien, trat dort mit andern Flibustiern in Berbindung und erschien endlich im großen Ocean, wo er anfangs bei Manilla der Acapulco-Gallion auflauerte, später auf chines. Küstenfahrer Jagd machte und bei dieser Gelegenheit manche Infeln entdeckte. Der Verwilderung seiner Genossen schon lange müde, glaubte er in der Nähe der Nikobaren seine Flucht auf einem lecken Boote bewerkstelligen zu können, wurde aber verschlagen und halbtodt an die Küste Sumatras geworfen. Nach Herstellung seiner Kräfte begann er abenteuernd in Südasien herumzuziehen, trat in engl. Dienste, besuchte Madras, Bencoolen, Tonking, Malakka und schiffte sich endlich heimlich nach England ein, wo er 1691 ankam. Die Beschreibung seiner fast unglaublichen Abenteuer in der «New voyage round the world>> (3 Bde., Lond. 1697-1707, mit Kupfern; deutsch von Kind, 4 Bde., Lpz. 1783) erregte ungemeines Aufsehen: Dem Grafen von Orford, Lord der Admiralität, vorgestellt, wurde er nun beauftragt, eine Entdeckungsreise nach Neuholland zu machen. Am 6. Jan. 1699 fegelte er aus den Dünen ab. Er berührte Neuholland zuerst an der sterilen Küste von Eendrachtsland, fegelte von da nach Timor und entdeckte, in östl. Richtung vordringend, Neubritannien, die nach ihm genannte Dampierstraße und eine Menge kleiner Inseln und Häfen. Man verdankt ihm die erste Kenntniß jener sehr gefährlichen Weere und manche von vielem Scharfsinn und guter Beobachtungsgabe zeugende Nachrichten über die natürliche Beschaffenheit der ge= nannten Länder. Indeß haben seine Werke gegenwärtig den Werth verloren, den fie für die Zeitgenossen haben mußten. Auf der Rückkehr nach Europa erlitt er bei der Insel Ascension Schiffbruch und kam 1701 nach London. 1704 und 1708-11 unternahm er wieder als ge= wöhnlicher Steuermann Reisen nach dem Großen Ocean. Sein Todesjahr ist unbekannt. Eine von R. Brown aufgestellte Pflanzengattung, Dampiera, und mehrere nach ihm benannte Punkte Neuhollands und Australiens erhalten sein Andenken.

Dampierre (Augufte Henri Marie Picot, Marquis de), Obergeneral der Französischen Republik, geb. 19. Aug. 1756 zu Paris, widmete sich früh der militärischen Laufbahn. Als Offizier im Regiment der franz. Garden suchte er vergebens die Erlaubniß nach, in Nordamerika oder in Spanien kämpfen zu dürfen. Er ging heimlich, um sich an der Expedition gegen Gibraltar zu betheiligen, nach Spanien, wurde aber zu Barcelona verhaftet und zurückgebracht. Um wenigstens ein kühnes Abenteuer zu bestehen, machte er mit dem Erzherzog von Orléans eine Luftreise; als er indeßz kurz darauf ohne Urlaub in Lyon dieses Schauspiel wiederholte, mußte er Arrest erdulden. Er verließ daher die franz. Garden und ging auf Urlaub nach England und Deutschland. In Berlin lernte er das preuß. Militärwesen kennen und

Conversations - Lexikon. Elfte Auflage. V.

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