40 Der das Asyl aufthat, der Genoß lupercalischer Räuber, Hütten genügten den Bürgern annoch, als, tristig den Enkeln Und dann kehrten sie heim, still, zu dem Rindergespann. 55 Rüstigem Alter noch troff abhärtender Schweiß; doch schienen Unter dem greisen Gelock Runzeln der Stirn Diadem. Drum auch liebte die Alten der Sterblichen Zeuger und Weltherr, Weil sie im Abglanz Ihn stellten am würdigsten dar. Oft zwar drängte sie Noth, doch jene verzweifelten nimmer, Denn die geheiligte Scheu wandte von ihnen die Furcht. Mit der Gefahr wuchs jedem der Muth; sich für Alle dem Tod weihn 60 Schien einfältige Pflicht ihnen in bäurischer Brust. Wollust preisen für Tugend, die Weisheit klügelnder Griechen Schuf dem Fabricius Grau'n, nicht das gewaltige Thier. 65 Wacht, und bewahrt, o Römer, die Zucht! Nach Zeiten, da Troß euch Veji in's Antlig bot, kommen gefährlichere. Bald wird eure Geschicht' Ein einziger langer Triumphzug, Und der ermüdete Blick zählt das Eroberte kaum. Euch reift Ernte des Ruhms: euch hat Carthago gewuchert, So will's euer Geschick: selbst nur erlieget sich Rom. Bildniss' im Vorsaal euch; immer entartetere Söhne sich zeugt das verderbte Geschlecht. Ohnmächtige Vorsicht, 70 75 80 85 90 Die dem entnervenden Strom Schranken entgegengestellt! Alles ja folget dem Strudel; das Recht wird falsches Gewebe, Freiheit wildes Gelüst, Larve die Religion. Was dem Gemüth einprägten die biederen Bräuche der Vorzeit, Sind Buchstaben in Erz, dennoch erlöschet die Schrift. Was wohl dürfte bestehn, wenn römische Tugend und Freiheit Niedergestürzt? Nichts bleibt unter dem Menschengeschlecht. Auch so fielen sie groß. Als Bürgerentzweiung in Roms Blut 95 Tauchte das römische Schwert, sah die besudelte Welt Alles gebändigt, nur nicht die erhabene Seele des Cato; War frei leben versagt, sterben doch lehrten sie frei. Solcherlei Trümmer entkamen der Tugenden Schiffbruch: nirgends 100 Hat sich die Stoa wie hier würdige Schüler gestählt. Immer noch will sich bewähren der Thatkraft mächtiger Nachdruck, Im ausschweifenden Thun kühner Gedanken Entwurf. Dies Zeitalter, entwöhnt der Bewunderung, buhlt um Erstaunen, Aus den Gemüthern hinaus flüchtet sich Roms Majestät 105 Jego in Forum und Circus, Theater und Hall' und Triumphthor, Jegliches edle Gebild griechischer Architectur. JIO Zwischen die Säulen und Giebel nun drängen sich marmorne Athmender Statuen Volk dienet, gefangen geführt. Denn es versammelt die einzige Stadt, was Länder geziert hat: Was, anmuthigen Hauch leihend, der Grieche geformt; Was, tiefdenkend und ernst, der Aegyptier; wachend am Tempel Liegt der basaltene Löw' und die granitene Sphinr. Aus äthiopischem Steinbruch einst von Sesostris entboten, Weit von Syene herab, lernte der Sonn- Obelisk 115 Ueber die See hinfluten, den Nil für den Tiber vertauschen, Mit nachahmendem Strahl grüßen ein fremdes Gestirn. Heute noch spricht er umsonst in verborgenen Hieroglyphen, Aber er macht auch kund, wer zu vernehmen es weiß, Vom Umschwunge der Zeit, urweltlichen Menschengedanken, Herrlicher Reich' Einsturz, und der Lebendigen Nichts. Doch dies Nichts schwellt an zum Giganten die rasende Willkür, Was wohl bliebe zurück, nicht von Despoten versucht ? Jene, die Rom brandmarkten mit allbeistimmender Knechtschaft, Haben den Abgrund ganz lüsterner Frevel enthüllt. 125 Weihrauch dampften Altäre der Brut unholder Dämonen, Bis sie der Schmach hinwarf plößlich entgötternder Mord. 120 Freilich, es wegt unmenschlich das Volk an den eigenen Sitten Tobt Wehklagen und Wuth, und der bejubelte Tod. Nicht für die Freiheit mehr, noch der Verbündeten Schuß, Gegeneinander gestellt, schlägt Legion Legion. Ob sie das Reich ausbieten, die prätorianischen Banden, Jezt mißtraun sie dem Muth hinter verschanzendem Wall. 130 135 140 145 150 155 Aber den sandigen Spuren des Hufs folgt hungrig der Schakal, 160 Doch kein Marius naht! Aber ein bleiches Gespenst 165 Schwebt in des Heers Nachtrab, winkt hin zu den nordischen Haiden 170 Varus, er ist's!— wo er einst diese Verderber erprobt. Rom soll fallen, so ward's in der Himmlischen Nathe beschlossen, Und vollziehn ihr Gericht soll das germanische Schwert. Attila schreckte von fern, doch würdigt' er nicht zu erobern; Deutsche begehrt' er in Bund, Römern gebot er Tribut. Aber es schickt Carthago vandalische Flotten dem Liber; So weit hat sich des Glücks rollende Nabe gewandt. Was schon Scipio dort, anschauend die eigne Verwüstung, Als in der Nacht, graunvoll, krachte der Flamme Ruin, 175 Und in den Wolken des Dampfs aufschlug Frohlocken und Wehruf, 180 Aus dem heroischen Lied ahnenden Sinns prophezeit : Einst wird kommen der Tag, da das heilige Ilion hinsinkt, Priamos auch, und des speerschwingenden Priamos Volk;" Jego geschieht's: kaum hebet ihr Haupt aus den rauchenden Trümmern, Schmucklos, bang und betäubt, ach! die Monarchin der Welt. Roma, der Pallas Gespielin, ihr ähnlich am Schild und der Lanze, Leichter gegürteten Gangs nach Amazonengebrauch, |